Am 2. März 1900 wird in Dessau der spätere Komponist Kurt Weill geboren. Er zählt zu den bedeutendsten Musikschaffenden des 20. Jahrhunderts. Nach einer Grundausbildung an der Berliner Musikhochschule vervollständigt Weill seine Kenntnisse bei den Lehrern Humperndinck und Busoni. Vor allem der undogmatische, allen Einflüssen offene Stil des Italieners prägt den jungen Komponisten. Kurt Weill gehört einer Generation von Künstlern an, die sich in ihrer Arbeit offen mit der politischen Situation im Deutschland der 20er Jahre auseinandersetzt und so in Gegensatz zur etablierten, entpolitisierten Kunst gerät. In der Musik geht der Trend zu neuen strukturellen Konzepten, zur leichten Muse und zum Jazz, das Cabaret und hier vor allem jener Typ, der in dem berühmten Marlene Dietrich-Film “Der blaue Engel“ charakterisiert wird, erlebt eine Blütezeit. Das zeitkritische Musiktheater, dem sich Kurt Weill ab 1926 zuwendet, vereinigt beide Elemente in sich. Zum Begriff wird sein Name aber erst, als er zusammen mit dem Schriftsteller und Dramaturgen Bert Brecht das epische Theater entwickelt. Es ist eine Synthese von zeitgenössischer Tanzmusik, traditionellem Moritatengesang und neuen, politisch aufgearbeiteten Themen. Besonders charakteristisch sind die Songs, die das Geschehen auf der Bühne kommentieren. Die Kompositionen Weills sind in einem betont einfachen, provokanten Stil gehalten. Er kommt am besten in der Interpretation von Weills Frau, Lotte Lenya, zur Geltung. Ihr klarer, schmuckloser Gesang verleiht den Werken besonderen Ausdruck. (Musik spielt) Das erste Produkt der Zusammenarbeit von Brecht und Weill sind fünf Balladen, die das Kernstück der später entstandenen Oper “Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ bilden. Der Erfolg von “Mahagonny“ wird vom nächsten Stück, der “Dreigroschenoper“, noch übertroffen. Sie ist Kurt Weills Hauptwerk. Die Handlung ist von der zwei Jahrhunderte alten “Beggar's Opera“ des Engländers John Gay inspiriert. Brecht hat sie in eine böse Satire auf die Moral der bürgerlichen Klasse verwandelt, die in abwechslungsreicher Form zwischen trivialen und grotesken Effekten, intensiven Momenten und düsterer Melancholie schwankt. Das Erfolgsduo Brecht Weill wird durch die ab 1933 einsetzende nationalsozialistische Kulturpolitik getrennt. Die Hetzkampagnen, die gegen jüdische und linksorientierte Künstler inszeniert werden, zwingen die beiden, ins Ausland zu gehen. In Paris entsteht zwar noch das Ballett mit Gesang “Die sieben Todsünden der Kleinbürger“, doch dann trennen sich die Wege. Weill geht nach New York und beugt sich den musikalischen Gesetzen des Broadway. Er komponiert zahlreiche opernhafte Stücke, darunter “Johnny Johnson“, “Knickerbocker Holiday“ und das Musical “Lady in the Dark“. Im Alter von 50 Jahren stirbt Kurt Weill im April 1950 an Herzversagen, ohne sein letztes Werk, die Oper “Huckleberry Finn“, vollendet zu haben.