Zeitstruktur in epischen Texten – Erzählzeit und erzählte Zeit
Erzählzeit ist die Zeit, die benötigt wird, um eine Geschichte zu lesen oder vorzutragen, während die erzählte Zeit sich auf den Zeitraum innerhalb der Handlung bezieht. Das Verhältnis zwischen beiden, die Erzählgeschwindigkeit, kann durch Zeitraffung, Zeitdehnung oder Zeitdeckung verdeutlicht werden. Lust auf mehr? Erfahre dies und noch mehr in diesem Text!
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Grundlagen zum Thema Zeitstruktur in epischen Texten – Erzählzeit und erzählte Zeit
Erzählzeit und erzählte Zeit untersuchen
Erzählzeit und erzählte Zeit sind neben der Erzählperspektive und der Erzählsituation zwei weitere Konzepte aus dem Bereich der Erzähltheorie. Obwohl sie sehr ähnlich klingen, meinen sie ganz unterschiedliche Konzepte. Hier erfährst du anhand von Beispielen einfach erklärt, wie sich die Erzählzeit und erzählte Zeit zueinander verhalten und was die Begriffe Zeitraffung, Zeitdehnung und Chronologie damit zu tun haben.
Was ist die Erzählzeit?
Unter Erzählzeit versteht man die Zeit, die erforderlich ist, um ein episches Werk zu vermitteln, also zum Beispiel die Zeitspanne, die die oder der Lesende braucht, um eine Geschichte zu lesen. Der Begriff meint ebenfalls die Zeit, die im Theater benötigt wird, um ein Theaterstück zu präsentieren, oder die ein Film braucht, um eine Geschichte filmisch darzustellen.
Je nach Fall kann die Erzählzeit also stark variieren. Ein Film dauert in der Regel 90 Minuten, ein Theaterstück kann schon mal vier Stunden in Anspruch nehmen. Bis man ein Buch zu Ende gelesen hat, kann es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern.
Was ist die erzählte Zeit?
Im Unterschied zur Erzählzeit meint die erzählte Zeit den Zeitraum, der innerhalb der Handlung der Geschichte vergeht. Die erzählte Zeit bezieht sich also auf den Zeitraum, in dem sich das Geschehene abspielt. Das kann beispielsweise je nach Erzählung ein ganzer Tag, ein ganzes Jahr oder sogar mehrere Jahrzehnte sein. So wird beispielsweise in Bertolt Brechts Theaterstück Das Leben des Galilei eine Zeitspanne von 33 Jahren dargestellt.
In welchem Verhältnis stehen erzählte Zeit und Erzählzeit?
Das Verhältnis zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit wird als Erzählgeschwindigkeit oder auch Erzähltempo bezeichnet. Dabei kannst du zwischen drei verschiedenen Geschwindigkeiten unterscheiden:
Die Zeitraffung
Um zu verstehen, wie man eine Zeitraffung erkennt und was sie bewirkt, schauen wir uns ein Beispiel dazu an. Der folgende Ausschnitt stammt aus Charles Dickens’ Eine Weihnachtsgeschichte (1843):
Und es geschah, ja es geschah wirklich. Es schlug neun Uhr. Kein Bob. Ein Viertel auf Zehn. Kein Bob. Er kam volle achtzehn und eine halbe Minute zu spät [...].${^1}$
Das laute Lesen des Ausschnitts dauert ungefähr acht Sekunden. Die Zeit, die innerhalb des Textes vergeht, ist exakt angegeben: achtzehn und eine halbe Minute. In acht Sekunden wird erzählt, was in achtzehneinhalb Minuten geschieht. Was versteht man also unter einer Zeitraffung? Zeitraffendes Erzählen liegt vor, wenn die Erzählzeit kürzer ist als die erzählte Zeit, die Zeit wird also gerafft.
Doch warum brauchen wir die Zeitraffung? Stell dir vor, du bräuchtest für das Lesen einer Biografie genauso lange, wie die Person gelebt hat. Einen Roman zu lesen, der das Leben mehrerer Generationen erzählt, wie beispielsweise die Buddenbrooks (1901) von Thomas Mann, wäre dann unmöglich! Eine Zeitraffung macht es möglich, nur die wesentlichen Dinge auf ein paar Hundert Seiten oder in wenigen Stunden erzählen zu können. Eine Zeitraffung erkennst du besonders deutlich an Formulierungen wie Einige Monate später … oder Es vergingen drei Jahre ….
Die Zeitdehnung
Man spricht vom zeitdehnenden Erzählen, wenn für das Erzählen einer Sequenz mehr Zeit benötigt wird, als du beim Lesen brauchst. Das ist häufig der Fall bei der Wiedergabe von Gefühlen oder Gedanken bzw. inneren Monologen. Dabei wird das Erzählte ausgedehnt. Aber auch Beschreibungen können ausführlich erzählt werden. Ein passendes Beispiel liefert der folgende Ausschnitt aus dem Roman Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde (2015):
Ich stand am Fenster. Von hier aus blickte man auf die Zufahrt zur Notaufnahme, die in der Mitte des Gebäudekomplexes lag, wie fünf weiße Finger fächerten sich die einzelnen Flügel von dort aus auf. Nur hinter manchen Fenstern brannte Licht, ein ganzer Flügel lag im Dunkeln.${^2}$
Die Schilderung der Eindrücke dehnen die Zeit innerhalb der Geschichte. Aber welche Wirkung hat die Zeitdehnung? Mithilfe des zeitdehnenden Erzählens gewinnt die oder der Lesende tiefere Einblicke in die Wahrnehmung oder Gefühlswelt der Figuren innerhalb einer Geschichte. Durch die Zeitdehnung wird die erzählte Zeit gewissermaßen für einen kurzen Moment angehalten. So kann die oder der Lesende sich besser in die Welt der Figuren hineinversetzen.
Die Zeitdeckung
Von der Zeitdeckung ist die Rede, wenn die erzählte Zeit und Erzählzeit sich weitestgehend decken. Das finden wir häufig beim szenischen Erzählen – beispielsweise in Dramen –, in dem Gespräche unkommentiert wiedergegeben werden. Ein Beispiel dafür bietet der folgende Ausschnitt aus Friedrich Schillers bürgerlichem Trauerspiel Kabale und Liebe (1784):
Ferdinand: Du bist blass, Luise?
Luise: (steht auf und fällt ihm um den Hals). Es ist nichts! nichts! Du bist ja da. Es ist vorüber.
Ferdinand: (ihre Hand nehmend und zum Mund führend). Und liebt mich meine Luise noch? Mein Herz ist das gestrige, ist’s auch das deine noch? Ich fliege nur her, will sehn, ob, du heiter bist, und gehn und es auch sein – Du bist’s nicht.
Luise: Doch, doch, mein Geliebter.${^3}$
Den Dialog lesen wir in der gleichen oder einer ähnlichen Geschwindigkeit, wie er sich in der Geschichte zuträgt. Die Erzählzeit und die erzählte Zeit decken sich demnach.
Im Bild siehst du die Unterschiede zwischen Zeitraffung, Zeitdeckung und Zeitdehnung.
Die Chronologie und weitere Grundlagen der Erzähltheorie
Wie wir Erzählzeit und erzählte Zeit unterscheiden, wissen wir jetzt. Aber in welchem Zusammenhang stehen damit die Begriffe Chronologie, Analepse, Prolepse, Ellipse und Pause?
Chronologie liegt innerhalb einer Erzählung vor, wenn der Text eine bestimmte lineare Reihenfolge aufweist. Wenn also ein Geschehen vom Anfang bis zum Ende der Reihenfolge nach erzählt wird, spricht man von chronologischem Erzählen.
Achronologie meint genau das Gegenteil: Die Ereignisse werden nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt. Einzelne Handlungsstränge finden beispielsweise zeitlich vor anderen statt, werden aber später erzählt.
Analepse bezeichnet eine Rückwendung bzw. einen Flashback, also einen nachträglichen Einschub eines Ereignisses. Dieses Ereignis hat vor dem aktuellen zeitlichen Handlungspunkt stattgefunden.
Prolepse ist das Gegenteil zur Analepse, also die Vorwegnahme eines Ereignisses, das, chronologisch gesehen, eigentlich am Ende der Geschichte stattfinden würde, aber früher präsentiert wird.
Eine Ellipse nennt man eine Aussparung. Ein Teil des Geschehens wird also nicht erzählt.
Eine Pause liegt vor, wenn die oder der Erzählende einen Gedanken einschiebt, der die eigentliche Erzählung nicht vorantreibt.
Zusammenfassung – Erzählzeit und erzählte Zeit
Erzähltechnik | Erklärung |
---|---|
Erzählzeit | … ist die Zeit, die eine Leserin oder ein Leser zum Lesen einer Geschichte braucht oder die im Theater oder Film benötigt wird, um eine Geschichte zu erzählen. Diese Zeit kann von wenigen Stunden (Theater/Film) bis zu mehreren Tagen oder Wochen (Buch) variieren. |
erzählte Zeit | … ist die Zeit, die innerhalb der Handlung vergeht. Das können mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte sein. In manchen Geschichten ist ein kürzerer Zeitraum wie ein Monat oder sogar bloß ein einziger Tag angegeben. |
Übungen und Arbeitsblätter zum Thema Erzählzeit und erzählte Zeit findest du auf sofatutor.
Transkript Zeitstruktur in epischen Texten – Erzählzeit und erzählte Zeit
Stell dir vor, du würdest jede Minute und Stunde zusammenrechnen, die zum Lesen des letzten Romans benötigt hast – wie viel Zeit wäre dabei vergangen?
2 Stunden, 4 Stunden, eine ganze Nacht – vom ins Bett gehen bis zum Morgengrauen? Überlege dir einmal, wie viel Zeit innerhalb der Handlung des Romans vergangen ist. Waren es Tage? Wochen? Jahrzehnte?
Fällt dir dabei etwas auf? Genau! Es gibt einen Unterschied zwischen der Zeit, die du brauchst, um den Text zu lesen und der Zeit, die innerhalb der Handlung des Textes vergeht.
Die Zeit, die du zum Lesen brauchst, nennt man Erzählzeit.
Die Zeit hingegen, die während der Handlung im Text vergeht, nennt man die Erzählte Zeit – also die Zeitspanne, über die berichtet wird.
Das Verhältnis von Erzählzeit zu Erzählter Zeit wird als Erzählgeschwindigkeit oder auch Erzähltempo bezeichnet.
Dabei kannst du zwischen drei verschiedenen Geschwindigkeiten unterscheiden. Diese heißen: Zeitdeckung, Zeitraffung und Zeitdehnung.
Versuche doch einmal, die drei Beispiele aus Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“ diesen Begriffen zuzuordnen.
„Und es geschah, ja es geschah wirklich. Es schlug neun Uhr. Kein Bob. Ein Viertel auf Zehn. Kein Bob. Er kam volle achtzehn und eine halbe Minute zu spät: […]“
Konntest du das Beispiel einem der Begriffe zuordnen? Wir versuchen es gemeinsam.
Wenn du Text laut vorliest, dauert das ungefähr 8 Sekunden. Die Zeit, die innerhalb des Textes vergeht ist genau benannt: „achtzehn und eine halbe Minute“. In 8 Sekunden wird erzählt, was in 18,5 Minuten geschieht.
Die Erzählzeit ist kürzer als die Erzählte Zeit - die Zeit wird gerafft.
Doch aus welchem Grund wird überhaupt so mit der Zeit umgegangen? Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Stell dir vor, du würdest für das Lesen einer Biografie genauso lange brauchen, wie die Person gelebt hat. Einen Roman zu lesen, der über mehrere Generationen berichtet, wie bspw. die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann wäre unmöglich. Eine Zeitraffung ist daher notwendig, um nur die wesentliche Dinge erzählen zu können. Formulierungen wie „drei Jahre später“ oder „einige Jahre vergingen bis…“ sparen Zeiträume aus und zeigen eine Zeitraffung sehr deutlich. In unserem Beispiel wird die Zeitraffung durch eine Aufzählung erreicht, bei der erkennbar ist, dass dazwischen mehre Minuten vergangen sein müssen. Ein weiteres Beispiel hierfür wäre „Sie bekam ihre ersten Zähne, überlebte den Kindergarten und die Pubertät. Schließlich machte sie Abitur.“
Wir haben noch zwei Begriffe übrig: Zeitdeckung und Zeitdehnung. Hier kommt das nächste Beispiel.
„Fröhliche Weihnachten, Onkel! Gott segne dich!“, rief eine vergnügte Stimme. Sie stammte von Scrooges Neffen, der so schnell hereingetreten war, dass Scrooge ihn erst jetzt gewahr wurde. „Ach was!“, sagte Scrooge. „Schwindel!“ Dieser Neffe Scrooges war trotz Frost und Nebel vom schnellen Laufen so erhitzt, dass er richtig glühte. Sein hübsches Gesicht war gerötet, seine Augen leuchteten und sein Atem dampfte noch. „Weihnachten ein Schwindel, Onkel?“, sagte der Neffe. „Das meinst du gewiss nicht im Ernst!“
Und, hast du etwas bemerkt? Die Erzählzeit des Abschnitts beträgt ungefähr eine halbe Minute. Betrachtest du den Wortwechsel ohne die Erläuterungen, dürfte der nicht länger als 10 Sekunden dauern. Die Erzählzeit ist durch Erläuterungen des Erzählers zu Scrooges Neffen länger als die Erzählte Zeit. Die Zeit wird dadurch ausgedehnt.
Es ist wichtig, die Zeit manchmal anzuhalten, um Erläuterungen wie in unserem Beispiel b) einfügen zu können. Wie sollte der Leser sonst einen Eindruck der Umstände, des Aussehens und der Gedanken und Gefühle der Figuren bekommen? Zeitdehnung wird auch genutzt, um die Spannung zu erhöhen. Bevor du erfährst, wer der Mörder ist, werden haarklein die Gedanken des Kommissars geschildert.
Jetzt bleibt nur noch die Zeitdeckung übrig. Hier ein Beispiel dazu:
Die Erzählte Zeit, also die Zeit, die eine Kirchenglocke braucht, um zu schlagen, und die Erzählzeit ist in etwa gleich. Zeitdeckendes Erzählen hilft dem Leser das Zeitempfinden der Figur nachzufühlen. Eine besonders präzise Form des zeitdeckenden Erzählens wurde mit dem so genannten Sekundenstil während des Naturalismus geprägt. Auch Dialoge ohne Einschübe werden meist zeitdeckend erzählt.
Neben dem unterschiedlichen Verhältnis von Erzählter Zeit zu Erzählzeit gibt es noch weitere auf die Zeit bezogene Gestaltungsmittel. Vielleicht kennst du es aus Filmen: Das Bild wird plötzlich unscharf und du weißt genau, dass du dich in der Erinnerung einer Figur befindest. Solche Rückblenden findest du auch in epischen Texten. Neben der Figur, die sich erinnern oder Vergangenes berichten kann, hat auch der auktoriale Erzähler die Möglichkeit, die Vorgeschichte der Handlung zu präsentieren.
Natürlich kann ebenso in die Zukunft gesprungen werden. In einer Vorausschau oder Vorausdeutung werden Ereignisse angekündigt, die erst später eintreten werden. Der Sprung kann sowohl durch den auktorialen Erzähler, als auch eine Figur selbst passieren. Vorausdeutungen durch Figuren geschehen häufig durch Träume.
Nimm dir doch zum Abschluss noch einmal deinen letzten Roman zur Hand. Kannst du Zeitraffungen, Zeitdehnungen oder Zeitdeckungen, Rückblenden oder Vorausdeutungen entdecken?
Zeitstruktur in epischen Texten – Erzählzeit und erzählte Zeit Übung
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Welche Begriffe beziehen sich auf die Zeitgestaltung in epischen Texten?
TippsZwei Antworten sind richtig.
Bei den anderen zwei Wahlmöglichkeiten handelt es sich zwar um Gestaltungsmittel von epischen Texten, diese beziehen sich aber nicht speziell auf die Zeitgestaltung.
Das Erzähltempo beschreibt das unterschiedliche Verhältnis von erzählter Zeit zu Erzählzeit.
LösungMittel zur Zeitgestaltung in epischen Texten sind die Variation des Erzähltempos sowie die Vorausschau und Rückblende.
- Die Variation des Erzähltempos ist das unterschiedliche Verhältnis der Erzählzeit zur erzählten Zeit. Man unterscheidet dabei zwischen Zeitdeckung, Zeitdehnung und Zeitraffung.
- Die Vorausschau ist ein Sprung in die Zukunft, also die Ankündigung von Ereignissen, die erst später eintreffen werden.
- In Rückblenden wird in die Vergangenheit gesprungen und es werden Vorgeschichten präsentiert.
Beim auktorialen Erzähler handelt es sich um eine Erzählperspektive, die erst einmal nichts mit der Zeitgestaltung zu tun hat, auch wenn dieser auktoriale Erzähler dann Rückblenden oder Vorausdeutungen vornehmen kann. Der Begriff Figurenrede beschreibt, wer im Text spricht. Der Text kann vom Erzähler gesprochen sein oder eben von den Figuren selbst. Auch hier handelt es sich also um ein gestalterisches Mittel, aber nicht speziell eines zur Zeitgestaltung. Die Figurenrede oder Erzählerrede kann dann aber genutzt werden, um eine bestimmte Erzählgeschwindigkeit zu erzielen.
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Erfasse die wesentlichen Definitionen zur Zeitdarstellung in epischen Texten.
TippsDie erzählte Zeit ist die Zeitspanne, über die berichtet wird.
Beim Sekundenstil wird die volle Deckungsgleichheit von erzählter Zeit und Erzählzeit angestrebt.
LösungIm Lückentext geht es zunächst um die grundsätzliche Unterscheidung zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit. Als Erzählzeit bezeichnet man dabei die Zeit, die man zum Lesen oder Erzählen des Textes braucht. Die erzählte Zeit ist die Zeit, die innerhalb der Handlung vergeht. Das können also auch Stunden, Tage, Wochen und Jahre sein. Je nachdem, wie sich diese beiden Zeiten zueinander verhalten, besteht eine unterschiedliche Erzählgeschwindigkeit.
Die genauere Erläuterung der verschiedenen Geschwindigkeiten erfolgt im zweiten Absatz des Textes. Man unterscheidet zwischen Zeitraffung, Zeitdehnung und Zeitdeckung. Eine besondere Form des zeitdeckenden Erzählens ist der Sekundenstil, weil hier die volle Deckungsgleichheit von erzählter Zeit und Erzählzeit angestrebt wird. Vorausschau und Rückblende sind andere Mittel der Zeitgestaltung, die nichts mit der Erzählgeschwindigkeit zu tun haben.
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Ordne den Hörbeispielen die Erzählgeschwindigkeit zu.
TippsWenn innerhalb von wenigen Sekunden über einen Zeitraum von mehreren Minuten bis hin zu Jahren berichtet wird, handelt es sich um Zeitraffung.
Wenn in die ablaufende Handlung längere Erläuterungen zum Aussehen oder den Gefühlen der Figuren eingefügt werden, handelt es sich im Zeitdehnung.
Höre dir die Beispiele erneut im Vergleich an.
LösungMan unterscheidet drei Erzählgeschwindigkeiten: Zeitraffung, Zeitdeckung und Zeitdehnung.
- Die Zeitraffung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Erzählzeit kürzer ist als die erzählte Zeit. Im Beispiel erkennst du sie daran, dass innerhalb von wenigen Sekunden ein Zeitraum von 18 Minuten beschrieben wird, nämlich die Zeit, die Bob zu spät kommt. Im letzten Beispiel wird sogar ein Zeitraum von mehreren Jahren zusammengefasst, und zwar die gesamte Kindheit und Jugend. Zeitsprünge sind ein Bestandteil der Zeitraffung, es handelt sich dabei aber nicht um den übergeordneten Begriff bzw. eine Erzählgeschwindigkeit.
- Zeitdeckung ist die Erzählgeschwindigkeit, bei der sich erzählte Zeit und Erzählzeit entsprechen. Das Erzählen über den Glockenschlag im Beispiel dauert in etwa so lange wie der Glockenschlag selbst.
- Zeitdehnung bezeichnet den Fakt, dass die Erzählzeit länger ist als die erzähle Zeit. Das Gespräch aus dem Beispiel dauert eigentlich nur wenige Sekunden, aber durch die ausführlichen Erläuterungen zum Aussehen und den Gefühlen des Neffen dauert das Erzählen länger.
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Untersuche den Text auf verschiedene Erzählgeschwindigkeiten.
TippsZeitraffung wird eingesetzt, wenn die erzählte Zeit länger ist als die Erzählzeit.
Zeitdehnung findet statt, wenn die erzählte Zeit kürzer ist als die Erzählzeit.
Bei der Zeitdeckung entsprechen sich erzählte Zeit und Erzählzeit in etwa.
LösungFür die meisten Erzählungen ist es typisch, dass sich Zeitraffung von längeren erzählten Abschnitten mit Zeitdeckung und -dehnung in der Wiedergabe einzelner Szenen abwechseln.
- Bei den ersten beiden Sätzen handelt es sich um Zeitraffung, weil hier die Kindheit und Jugend der Protagonistin innerhalb weniger Sekunden berichtet wird. Die erzählte Zeit ist also deutlich kürzer als die Erzählzeit.
- Bei den nächsten beiden Abschnitten handelt es sich um Zeitdeckung, denn das Erzählen dauert in etwa so lange wie das, was getan bzw. gedacht wird. Man könnte vor allem beim dritten Abschnitt auch vom Sekundenstil sprechen, da hier das Lesen der Gedanken genau gleichzeitig mit dem Denken passiert.
- Im weiteren Verlauf des Textes wird dann die Erzählzeit länger als die erzählte Zeit. Es findet also eine Zeitdehnung statt. Der Moment, in dem die Verzweiflung in Form des Weinens aus ihr herausbricht, wird sehr kleinschrittig beschrieben, sodass es länger dauert, dies zu lesen.
- Im letzten Abschnitt liegt dann wieder eine Zeitraffung vor, denn mehrere Tage werden innerhalb eines Satzes beschrieben.
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Begründe den Einsatz der verschiedenen Erzählgeschwindigkeiten.
TippsZeitraffung wird eingesetzt, wenn die erzählte Zeit länger ist als die Erzählzeit.
Zeitdehnung findet statt, wenn die erzählte Zeit kürzer ist als die Erzählzeit.
Bei Zeitdeckung entsprechen sich erzählte Zeit und Erzählzeit mehr oder weniger genau.
LösungDie Variation der Erzählgeschwindigkeit wird in Texten nicht wahllos, sondern mit Bedacht vorgenommen, denn die unterschiedlichen Geschwindigkeiten erzeugen verschiedene Effekte.
- Zeitdehnung, bei der eine Handlung länger beschrieben wird, als sie dauert, wird zum Spannungsaufbau genutzt, da der Leser auf den Ausgang der Handlung warten muss. Sie wird aber auch verwendet, um dem Leser die Umstände einer Handlung, das Aussehen, die Gedanken und Gefühle einer Figur näherzubringen. So werden beispielsweise Erläuterungen in Dialoge eingeschoben, um zu beschreiben, was die Figur denkt, wie sie etwas sagt und welche Handlungen sie während des Sprechens ausführt.
- Zeitraffung wird genutzt, um den Fokus auf das Wesentliche zu legen, also unwichtige Zeitabschnitte auszusparen. Es wäre sonst zum Beispiel nicht möglich, über das ganze Leben einer Figur oder gar mehrere Generationen einer Familie zu schreiben.
- Zeitdeckung wird eingesetzt, damit der Leser das Zeitempfinden der Figuren nachempfinden kann. Auf diese Weise können unter anderem Dialoge und Gedanken, aber auch Handlungen in derselben Zeit wiedergegeben werden, in der sie ablaufen.
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Bestimme die Erzählgeschwindigkeit in den Textbeispielen.
TippsDer Sekundenstil ist eine Form der Zeitdeckung, bei der sich erzählte Zeit und Erzählzeit besonders genau entsprechen.
Lösung- Die Zeitdehnung ist dadurch gekennzeichnet, dass länger über etwas erzählt wird, als es in Wirklichkeit dauert. Im Beispiel dauert das Sehen der Sternschnuppe und das ihr Folgen und sich nebenbei Gedanken über Wünsche machen nur ca. eine Sekunde, aber zum Lesen des Textes brauchst du etwas länger.
- Bei der Zeitdeckung entsprechen sich die erzählte Zeit und die Erzählzeit in etwa. Der Moment, in dem sich die Personen aus dem Beispiel sehen und begrüßen, dauert mehr oder weniger genauso lange, wie man zum Lesen des Textes benötigt.
- Der Sekundenstil beschreibt die möglichst ganz genaue Deckung von erzählter Zeit und Erzählzeit. Man findet ihn zum Beispiel in Dialogen ohne Einschübe durch den Erzähler oder in inneren Monologen, so wie im Beispiel. Mehr und mehr Einschübe und Erläuterungen der Gedanken oder Handlungen während eines Dialogs führen dann zur Zeitdeckung oder Zeitdehnung. Deshalb sind Zeitdeckung und Sekundenstil nicht leicht voneinander zu unterscheiden.
- Die Zeitraffung erkennst du relativ einfach daran, dass du, um den Text zu lesen, nur wenige Sekunden brauchst, er aber über eine Zeitspanne von einem Tag, wie in dem Beispiel, oder noch längere Zeiträume berichtet. Aufzählungen von verschiedenen Handlungen sind ein Anzeichen für Zeitraffung.
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