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Sprachvarietäten

Die spanische Sprache umfasst von Spanien über Lateinamerika ein Vielzahl von Varietäten in den Bereichen Aussprache, Grammatik und Wortschatz.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Sprachvarietäten des Spanischen

Sprachen entstehen nicht einfach und bleiben dann auf ewig gleich. Sie entwickeln sich weiter, werden durch andere Sprachen oder den Fortschritt der Gesellschaft beeinflusst. Sehr deutlich sieht man das am Englischen, das sich mittlerweile zur Weltsprache entwickelt hat. Viele englische Wörter lassen sich auch in anderen Sprachen wiederfinden. Inwiefern sich dies auch in der spanischen Sprache niederschlägt und welche Varietäten das Spanische überall auf der Welt aufweist, schauen wir uns hier zusammen näher an.

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Wie spricht man in Spanien?

Beginnen wir mit dem Spanischen an sich. Wie das Deutsche auch besteht es nicht nur aus einer einzigen Standardvariante (castellano → Kastilisch), sondern verfügt über zahlreiche Dialekte und kooffizielle Sprachen.

Kastilisch ist die offizielle Amtssprache in ganz Spanien. Sie wird von der Mehrheit der Spanier als Muttersprache gesprochen. Die kooffiziellen Sprachen, die darüber hinaus in Spanien gesprochen werden, sind:

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Diese kooffiziellen Sprachen dürfen nicht mit Dialekten verwechselt werden. Es sind eigenständige Sprachen, die teilweise nicht einmal die gleichen romanischen Wurzeln haben wie das Kastilische. Liest oder hört man Baskisch (euskera), errät man nicht, dass es im selben Land gesprochen wird wie das Spanisch, das wir in der Schule lernen. All diese kooffiziellen Sprachen waren unter Franco verboten, weswegen den Sprechern heutzutage umso mehr daran liegt, sie zu schützen und am Leben zu erhalten. Möchte man in einer bestimmten Region in Spanien arbeiten, so kann es durchaus sein, dass neben Kastilisch auch sehr gute Kenntnisse der kooffiziellen Sprache verlangt werden. So ist es zum Beispiel für Lehrerinnen und Lehrer in Katalonien Pflicht, ein C1-Level in catalán zu haben, selbst wenn dies nicht das Fach ist, das sie unterrichten sollen. Schüler dürfen dort nämlich wählen, ob der Unterricht auf castellano oder catalán gehalten wird, worauf jede Lehrkraft dementsprechend vorbereitet sein muss. Neben diesen offiziellen und kooffiziellen Amtssprachen gibt es auch Dialekte, die die gesprochene Sprache noch weiter beeinflussen. Diese unterteilt man vorrangig in Nord- und Süddialekte.

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Als nicht-offizielle Sprachen gelten das aragonés (Aragonesische Sprache) und das asturleonés (Asturleonesische Sprache), die in Aragonien bzw. nahe den Regionen Asturien und León gesprochen werden. Es ist gesetzlich festgelegt, dass sie durch Sprachgesellschaften in den comunidades besonders geschützt und gefördert werden müssen.

Varietäten im Spanischen

Wie du sicher schon weißt, wurde das Kastilische durch die 1492 einsetzende Kolonialisierung und Eroberung Lateinamerikas in weiten Teilen des Kontinents als Amtssprache verbreitet. Nach vielen Jahren hat sich dort natürlich eine eigene Varietät des Spanischen herausgebildet, die sich in vielerlei Hinsicht, vor allem in Wortschatz, Grammatik und Aussprache, von der Ursprungsvariante unterscheidet. Schauen wir uns dies genauer an.

Wortschatz

Die folgende Tabelle gibt dir einen kleinen Überblick über einige der vielen lexikalischen Unterschiede zwischen dem peninsularen und dem amerikanischen Spanisch:

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Allerdings ist auch das in Lateinamerika gesprochene Spanisch keinesfalls einheitlich. Kleines Beispiel: Was bedeutet „Bus“ auf Spanisch? In Spanien sagt man "el autobús". Und in Lateinamerika?

  • Kolumbien: el bus
  • Mexiko: el camión
  • Kuba: la guagua (In z.B. Chile bedeutet guagua wiederum „Baby“.)
  • Argentinien: el colectivo

Aber keine Sorge, mit dem Spanisch, dass du in der Schule lernst, wird man dich in den meisten Situationen trotzdem gut verstehen.

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Grammatik

Der wichtigste grammatikalische Unterschied zwischen dem in Spanien und dem in Lateinamerika gebräuchlichen Spanisch ist die Verwendung der Personalpronomen. So unterscheidet man in Lateinamerika nicht zwischen vosotros (2. Person Plural, informell) und ustedes (3. Person Plural, formell) - man verwendet grundsätzlich ustedes, auch wenn man Personen im Plural duzt. Diese Besonderheit gilt für den kompletten lateinamerikanischen Raum.

Dazu kommt in manchen Ländern Hispanoamerikas wie z.B. Argentinien und zum Teil Kolumbien und Costa Rica eine alternative Übersetzung des Personalpronomens „du“. Statt wie im europäischen Spanisch für die 2. Person Singular wird in den genannten Ländern das Pronomen vos verwendet. Dieses Phänomen wird Voseo bezeichnet. Auch das darauf folgende Verb wird anders als gewohnt konjugiert:

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Wie du an dem Satz Vos comés pan erkennen kannst, wird beim konjugierten Verb die letzte Silbe betont, statt, wie im europäischen Spanisch, die erste Silbe. Doch nicht nur die Präsensform wird beim Voseo anders konjugiert, sondern auch z.B. der Imperativ:

  • Imperativ von : ¡Piénsalo bien! (Überleg es dir gut!) ¡Muévete! (Beweg dich!) ¡melo! (Sag es mir!)
  • Imperativ von vos: ¡Pensalo bien! (Überleg es dir gut!) ¡Movete! (Beweg dich!) ¡Decímelo! (Sag es mir!)

Eine weitere wichtige grammatikalische Abweichung: In Kontexten, in denen im europäischen Spanisch das Pretérito Perfecto gebraucht wird, kommt in Lateinamerika meist das Indefinido zum Einsatz:

  • Spanien: Hoy me he levantado tarde. / Lateinamerika: Hoy me levanté tarde. (Heute bin ich spät aufgestanden.)
  • Spanien: Esta semana hemos aprendido mucho. / Lateinamerika: Esta semana aprendimos mucho. (Diese Woche haben wir viel gelernt.)
  • Spanien: Este mes han escrito mucho. / Lateinamerika: Este mes escribieron mucho. (Diesen Monat haben sie viel geschrieben.)

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Ein weiterer Unterschied ist, bezogen auf Objektpronomen, jener zwischen dem in Spanien verbreiteten leísmo und dem in Lateinamerika verbreiteten loísmo / laísmo:

  • Spanien: ¿Conoces a Santiago? – No, no le conozco. (Kennst du Santiago? – Nein, ich kenne ihn nicht.) → Leísmo
  • Lateinamerika: ¿Conoces a Santiago? – No, no lo conozco. (Kennst du Santiago? – Nein, ich kenne ihn nicht.) → Loísmo

Aussprache

Nicht nur bei einigen grammatikalischen Aspekten, auch in der Aussprache unterscheidet sich das in Spanien von dem in Lateinamerika verwendeten Spanisch. Wenn du dir z.B. Sänger oder Nachrichtensprecher aus den beiden Gebieten anhörst, werden dir bestimmt schnell deutliche sprachliche Unterschiede auffallen. So wird zum Beispiel das z sowie das c vor e und i, das in Spanien wie das englische th ausgesprochen wird (gelispelt), in Lateinamerika einfach wie ein stimmloses scharfes s ausgesprochen. Auch die Buchstaben ll und y werden je nach Region auf unterschiedliche Art und Weise ausgesprochen. In Spanien klingen die beiden Laute wie das deutsche j (siehe Mallorca), in manchen Ländern Lateinamerikas (Argentinien, Uruguay) hingegen eher wie sch.

Hispanismen im Deutschen

Sicher hast du schon einmal bemerkt, dass wir im Deutschen viele englische Wörter benutzen oder Wörter, die zumindest englisch klingen. Vielleicht habt ihr ja auch schon einmal in der Schule darüber gesprochen. Tatsächlich benutzen wir, oft ohne es zu wissen, auch viele Hispanismen. Hispanismen sind Wörter, die im Deutschen verwendet werden, aber ursprünglich aus dem Spanischen stammen. Oft werden sie genauso oder zumindest so ähnlich geschrieben wie das spanische Ursprungswort. Der wichtigste Unterschied ist natürlich, dass Substantive im Deutschen groß geschrieben werden, während sie im Spanischen klein bleiben:

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Anglizismen im Spanischen

Als Anglizismen bezeichnet man die Übertragung englischer Wörter auf eine andere Sprache. Häufig treten sie in Bereichen des alltäglichen Lebens auf, die besonders vom interkulturellen Austausch betroffen sind, also zum Beispiel Musik, Politik oder auch Sport. Besonders auffällig ist dieses Phänomen auch in technischen und medialen Bereichen. „Chat“ und „Handy“ sind offensichtlich keine deutschen Wörter, aber jeder versteht sie. „Chat“ ist hierbei tatsächlich aus dem Englischen übernommen - „Handy“ hingegen klingt nur englisch. Wie du vielleicht weißt, heißt das damit gemeinte Mobiltelefon im Englischen mobile (phone) oder cell (phone). Auch im Spanischen finden sich viele solcher Fremd- oder Lehnwörter, die längst einen festen Platz in der Sprache eingenommen haben. Dabei unterscheidet die Real Academia Española (RAE) zwischen zwei Typen von Anglizismen:

  • 1) Anglicismos superfluos o innecesarios, also Anglizismen, die eigentlich überflüssig wären, weil es eine spanische Bezeichnung für den Gegenstand gibt. Beispiel: Anglizismus abstract, obwohl der spanische Begriff resumen existiert.
  • 2) Anglicismos necesarios o muy extendidos, also Anglizismen, die durchaus notwendig sind, weil es kein spanisches Pendant gibt oder es schwer ist, ein spanisches Äquivalent zu finden bzw. der Anglizismus in der spanischsprachigen Welt längst sehr verbreitet ist.

Die RAE lässt auch nicht zu, dass einfach jedes Wort in die spanische Sprache übernommen wird. Es gibt Fälle, in denen der Anglizismus im internationalen Gebrauch bereits so üblich ist, dass die RAE die Schreibweise und Aussprache beibehält, um Unklarheiten beim internationalen Austausch zu vermeiden (anglicismos asentados en el uso internacional en su forma original). Sie empfiehlt dennoch, den Anglizismus dann zumindest kursiv oder in Anführungszeichen zu setzen. Anglizismen, die nicht unter diese Beschreibung fallen, werden in ihrer Schreibweise und Aussprache an die spanische angepasst (adaptación de la grafía y pronunciación originarias). In der folgenden Tabelle findest du Beispiele für beide Fälle:

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Spanglisch

Als Spanglisch bezeichnet man eine mündliche Mischform der englischen und spanischen Sprache, die vor allem von der spanischsprachigen Bevölkerung in den USA angewandt wird. Sie wird auch bezeichnet als:

  • Espanglish
  • Ingléspañol
  • Espanglés
  • Pocho

Hierbei handelt es sich um eine Umgangssprache, die nicht einfach nur auf Anglizismen beschränkt ist. Sehr typisch hierfür ist das sogenannte code switching, bei dem ein Satz aus Wörtern beider Sprachen besteht, als würde dem Sprecher das richtige Wort in der Sprache, mit der er den Satz begonnen hat, gerade nicht einfallen. Vielleicht kennst du jemanden, der zweisprachig aufgewachsen ist oder es ist dir selbst schon einmal mit einer Fremdsprache passiert, die du gut beherrschst. Man benutzt dann einfach das Wort in der Sprache, die einem gerade eher einfällt. Deswegen muss nicht unbedingt eine Pause entstehen; meistens geschieht das code switching fließend.

Schnell entstehen aus dieser Vermischung auch Wortneuschöpfungen. In der folgenden Tabelle findest du einige Beispiele solcher Neologismen, die aufgrund des Einflusses beider Sprachen aufeinander entstanden sind:

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Nun weißt du schon sehr viel über den Einfluss, den die spanische Sprache auf andere Sprachen ausübt und den es selbst durch andere Sprachen erfährt. Dies ist ein spannendes Themengebiet und hoffentlich hat es dir Spaß gemacht, darüber mehr zu erfahren.

¡Te vemos!