Analyse und Interpretation epischer Texte
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Inhaltsverzeichnis zum Thema
- Analyse von Texten
- Umfang einer Textanalyse
- Analyse der Zeitebenen epischer Texte
- Kontexte bei der Analyse und Interpretation epischer Texte
Analyse von Texten
Die Grundidee der Analyse von Texten besteht darin, den Text in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen, um die Art und Weise seiner Zusammensetzung herauszufinden. Die Analyse soll also bestimmen, welche Konstruktionsregeln in einem Text vorliegen, indem Relationen zwischen dessen einzelnen Elementen analysiert werden.
Dazu kann ein epischer Text zunächst in Abschnitte gegliedert werden, beispielsweise in Kapitel, Orte, Handlungselemente und Figuren. Zwischen diesen Abschnitten lassen sich Äquivalenzen (Ähnlichkeiten) und Oppositionen (Gegensätze) herausstellen, z. B. ähnliches Figurenverhalten (z. B. Suche nach Selbsterfüllung) oder komplementär dargestellte Orte (z. B. Himmel und Hölle).
Sind auf einer Ebene bestimmte Ähnlichkeiten und Unterschiede gefunden, geht es nun darum, diese Beziehungen auch auf anderen sprachlichen Ebenen (syntaktisch, narratologisch, metrisch etc.) nachzuweisen, um mögliche Homologien – traditionell als Entsprechungen in Inhalt und Form bekannt – zu bestimmen. Am Ende dieser Analyse stehen im Idealfall bestimmte zentrale Strukturprinzipien, die auf verschiedenen sprachlichen Ebenen realisiert sind und die die Bedeutung des Textes konstruieren.
Umfang einer Textanalyse
Theoretisch würde eine solche Analyse sämtliche Textebenen einbeziehen und ein komplexes Modell des Textes zum Ergebnis haben, was natürlich Fragen nach einer im Umfang angemessenen Analyse aufwirft. Bei der Frage nach der Relevanz der Analyse von bestimmtem Textmaterial gibt es vor allem zwei wesentliche Auswahlkriterien, die allgemein gefasst werden können als textdominante Merkmale bzw. als Auffälligkeiten im Text.
Zum einen sollte man sich den Rekurrenzen widmen, also den wiederholt auftretenden Strukturen auf einer Ebene, zum anderen den Abweichungen im Text. Zu letzteren zählt man beispielsweise eine Veränderung der Erzählsituation, den Wechsel des rhetorischen Stils oder ganz allgemein einen Bruch mit einer etablierten Textstruktur. Zusätzlich dienen natürlich auch bestimmte konzeptuelle Vorgaben oder Interpretationshypothesen dem Ziel, den Text auf ganz bestimmte Strukturen hin zu analysieren und sich nicht in der Menge an möglichen Zuweisungen zu verlieren.
Analyse der Zeitebenen epischer Texte
Eine Kategorie bei der Analyse und Interpretation von epischen Texten ist die Zeit. Diese lässt sich nach drei Aspekten analysieren: Ordnung, Dauer und Frequenz.
Unter der Ordnung versteht man die zeitliche Aneinanderreihung von erzählten Ereignissen und Handlungen. Sie können chronologisch hintereinander oder rückwärts erzählt werden. Oftmals findest du bei der Analyse von epischen Texten eine chronologische Abfolge wieder, mit Rückblenden (Analepse) und Vorausdeutungen (Prolepse).
Die Dauer bezieht sich auf das Verhältnis zwischen erzählter Zeit, also der Zeit, die in einem Roman vergeht (z. B. 5 Jahre), und Erzählzeit, also der Zeit, die für das Lesen des Romans benötigt wird:
- zeitraffendes Erzählen: erzählte Zeit > Erzählzeit
- zeitdeckendes Erzählen: erzählte Zeit = Erzählzeit
- zeitdehnendes Erzählen: erzählte Zeit < Erzählzeit
Die Frequenz bezieht sich auf die Wiederholung von Ereignissen oder Handlungen im Text, die beispielsweise aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden oder bei der sich Details des Ereignisses verändert haben.
Kontexte bei der Analyse und Interpretation epischer Texte
Bei der Analyse und Interpretation eines epischen Textes sind Kontexte (gesellschaftliche Verhältnisse, politische Zustände, biographische Informationen etc.) keineswegs irrelevant. Welche Elemente in einem Text in Bezug gesetzt werden und welche Äquivalenzen oder Oppositionen damit herausgestellt werden, hängt nicht nur vom Wissen über das Repertoire der Ausgangssprache ab, sondern es ist genauso wesentlich, verschiedene politische, gesellschaftliche, soziale oder ideologische Kontexte zu kennen, in denen der Text entstanden ist. Allgemein fasst man dies als sogenanntes kulturelles Wissen zusammen. Durch das gedankliche Einbeziehen solcher Kontexte können bestimmte bedeutungsstiftende Strukturen in einem Text überhaupt erst wahrgenommen und die Bedeutung des Textes erweitert werden.
So kann die Kenntnis eines bestimmten politischen Diskurses beispielsweise dazu führen, dass in einem Text die für diesen Diskurs typischen Strukturen wiedergefunden werden können, sowohl affirmativ bestärkt als auch kritisch gebrochen. Weiterhin kann sich die Bedeutung eines Textes verändern, wenn dessen Stil zum Beispiel konträr zu bestimmten literaturästhetischen Positionen seiner Zeit oder zu älteren Texten der Autorin bzw. des Autors steht.
Auch hier stellt sich wieder die Frage nach einer Angemessenheit der Auswahl von Kontexten, die zur Textanalyse herangezogen werden. Die Auswahl der relevanten Auffälligkeiten (Rekurrenzen und Brüche) muss je nach Leseinteresse oder Interpretationsvorgabe individuell beantwortet werden.
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