Die DDR Literatur umfasst Werke, die den sozialistischen Alltag und die politischen Veränderungen in der DDR beschreiben. Lerne die wichtigsten Phasen und Autoren kennen, die diese Epoche geprägt haben! Willst du mehr wissen? Alles Wichtige findest du im folgenden Text.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland unter den vier Siegermächten Frankreich, Großbritannien, USA und Sowjetunion in sogenannte Besatzungszonen aufgeteilt. Die Sowjetunion grenzte ihre Zone zunehmend von den anderen drei ab. Während im Westen ein Demokratieprozess entstand, plante die Sowjetunion den Aufbau eines sozialistisch-kommunistischen Gebiets.
Die Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR, wurde am 7. Oktober 1949 gegründet. Im Jahr 1961 wurde eine Mauer gebaut, damit die Menschen das Land nicht mehr verlassen konnten. Um den Zeitgeist und die Merkmale der DDR-Literatur zu verstehen, ist es wichtig, die Besonderheiten sozialistisch-kommunistisch geprägter Staatsformen zu kennen.
Es herrscht eine Einparteiendiktatur, der Staat wird zentralistisch regiert.
Alle Bürgerinnen und Bürger sind gleich, individuelle Selbstentfaltung ist kaum möglich.
Freiheits- und Persönlichkeitsrechte sind stark eingeschränkt, die Meinungsfreiheit wird unterdrückt.
Um all dies durchzusetzen, werden solche Staaten zu Überwachungsstaaten ausgebaut.
DDR-Literatur – verschiedene Etappen
Die DDR bestand von 1949 bis 1990 – im November 1989 fiel die Mauer und das Staatssystem wurde 1990 aufgelöst. In dieser Zeit wurden viele Schriften verfasst und veröffentlicht, die als DDR-Literatur bezeichnet werden. Innerhalb dieser 40 Jahre wechselten sich die Schwerpunkte und Themen ab. Deshalb können verschiedene Zeiträume voneinander abgegrenzt werden.
Aufbauliteratur
Der Faschismus kennzeichnete die Zeit in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs und Rechtsextremismus sowie Rassismus herrschten vor. Die erste Phase der DDR-Literatur stellte sich gegen diese Tendenzen und sollte der antifaschistischen Umerziehung dienen.
Auch die Rückkehr einiger Autorinnen und Autoren aus dem Exil wie Bertolt Brecht, Anna Seghers und Friedrich Wolf war prägend für diese Zeit.
Zentrales Merkmal war die Vorgabe von Inhalten und Zielen durch die politische Führung, um die Menschen mithilfe der Texte umzuerziehen. Die literarischen Werke sollten
Arbeitsfreude und Optimismus übermitteln,
den sozialistischen Staat feiern und
ein sozialistisches Bewusstsein bei der Bevölkerung wecken.
Das Arbeitsleben und der sozialistische Alltag prägten die Literatur dieses ersten Zeitraums der DDR. Das Leben von frohen Arbeitsheldinnen und -helden wurde – auf Druck der politischen Führung – erzählt und positive Perspektiven für alle aufgezeigt. So sollte die sozialistische Gesellschaft aufgebaut werden.
Ankunftsliteratur
Der zweite Zeitraum folgt ungefähr ab dem Jahr 1959. Eine zentrale Parole der politischen Führung war „Greif zur Feder, Kumpel!“. Arbeiterinnen und Arbeiter sollten verstärkt zum Schreiben angeregt werden und positive Heldengeschichten aus der alltäglichen Arbeitswelt erzählen. Dieser Zeitraum wird auch manchmal als Bitterfelder Weg bezeichnet, da die Parole auf einer Konferenz in Bitterfeld 1959 beschlossen wurde. Jedoch griffen wenige Arbeiterinnen und Arbeiter zu Stift und Papier.
Gewünscht waren Geschichten, bei denen sich das sozialistische Bewusstsein der Heldin oder des Helden während der Erzählung reifte und sich am Ende ein aufgeklärter Mensch des sozialistischen Staates entwickelte. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem DDR-Regime war in minimalen Ansätzen geduldet, die Konflikte zwischen den reifenden Persönlichkeiten und der Gesellschaftsordnung mussten jedoch schlussendlich lösbar sein.
Liberalisierung und Kritik
Nach dem Amtsantritt von Erich Honecker im Jahr 1971 forderten immer mehr eine Liberalisierung des Sozialismus. In der Literatur wurden zunehmend kritische Fragen zur Selbstverwirklichung gestellt.
Eine offene Kritik am System war jedoch während der Ära Honeckerweiterhin nicht möglich, Probleme der Zeit konnten nur indirekt, beispielsweise durch Metaphern, dargestellt werden. Viele Künstlerinnen und Künstler verließen die DDR. Der bekannte kritische Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann wurde sogar vonseiten der DDR ausgebürgert und durfte nach einer Konzertreise nicht mehr in die Bundesrepublik Deutschland einreisen.
Literatur vor der Wende
Der letzte Abschnitt begann in den 1980er-Jahren und wird heute oft als Literatur vor der Wende bezeichnet. Die Kritik am System wurde immer lauter – parallel dazu nahmen die Freiheitseinschränkungen durch das politische System immer weiter zu.
Verbleibende kritische Autorinnen und Autoren arbeiteten im Untergrund – eine Veröffentlichung ihrer Werke war nicht möglich. Während dieser Zeit reifte ein neues Umweltbewusstsein in der Gesellschaft, das einige Autorinnen und Autoren aufgriffen.
DDR-Literatur – Zusammenfassung mit Beispielen
In der folgenden Tabelle werden den einzelnen Zeiträumen Beispielwerke zugeordnet.
Zeitraum
Autorin bzw. Autor und Werk
Aufbauliteratur (ab 1949)
Anna Seghers (1900–1983): Das siebte Kreuz (1942) Bruno Apitz (1900–1979): Nackt unter Wölfen (1958) Eduard Claudius (1911–1976): Menschen an unserer Seite (1951)
Ankunftsliteratur (ab etwa 1959)
Brigitte Reimann (1933–1973): Ankunft im Alltag (1961) Christa Wolf (1929–2011): Der geteilte Himmel (1963)
Liberalisierung und Kritik (ab etwa 1971)
Ulrich Plenzdorf (1943–2007): Die neuen Leiden des jungen W. (1972) Wolf Biermann (geb. 1936): Für meine Genossen (1972)
Literatur vor der Wende (ab etwa 1980)
Monika Maron (geb. 1941): Flugasche (1981) Christoph Hein (geb. 1944): Horns Ende (1985)
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