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„Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)

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„Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)
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Grundlagen zum Thema „Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)

Weißt du, wie Fontanes Werk "Frau Jenny Treibel" entstanden ist? Der Roman war keinesfalls sofort fertig - rur Entstehungsgeschichte sind drei frühere Fassungen mit einem jeweils anderen Titel überliefert. Vor allem die Titelfigur macht in dieser Entwicklung einen erheblichen Wandel durch geplant. Finde heraus, worin sich die drei Versionen unterscheiden und lernde Fontanes Werk besser kennen! Viel Spaß beim Ansehen!

Transkript „Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)

Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel - Entstehungsgeschichte

Reale Personen aus der Familie Theodor Fontanes sind in verfremdeter Form in den Roman "Frau Jenny Treibel" eingegangen. Fontanes Tochter Martha, genannt Mete, ist eine Vorlage bzw. Patin für Corinna gewesen. Jenny Treibel geht auf Jenny Sommerfeldt zurück, die die reich verheiratete Schwester des Schriftstellers gewesen ist. Wilibald Schmidt ist in mancherlei Hinsicht ein literarisches Selbstporträt Fontanes. Allerdings erfahren die Hauptfiguren im Laufe der Entstehung des Romans immer wieder einen Wandel.

Erste Skizzen zu dem Projekt um Jenny Treibel stammen aus den frühen Achtzigerjahren. Es handelt sich hier meist um Charakteristika der möglichen handelnden Figuren. Sowohl Figuren, als auch Motive des liegen gelassenen Versuchs mit dem Titel "Allerlei Glück" fließen in die Überlegungen zu dieser Geschichte ein. Drei Entwürfe des Romans sind erhalten geblieben. Sie sind alle zwischen 1887 und 1888 entstanden und spiegeln den Entstehungsprozess.

Das wesentliche Grundgerüst besteht schon im ersten Entwurf, auch wenn dieser noch den Titel "Die Frau Bourgeoise oder 'Wo nur Herz und Seele spricht'" tragen sollte. Dieser Titel verrät, dass es bereits hier um eine Besitzbürgerin geht. Es wird aber durch den zweiten Teil des Titels angedeutet, dass die Liebe und die echten Gefühle stärker zum Tragen kommen sollten, als es dann letztendlich der Fall ist. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Fontane dies ironisch meint. Die Titelfigur heißt hier noch Jenny Conradi, aber ihr vergleichsweise schlichter Mädchenname Bürstenbinder steht bereits fest. Noch haben Titelheldin und Kommerzienrat drei Söhne, die beiden älteren sind jeweils mit einer Hanseatin verheiratet.

Im zweiten Anlauf heißt der Text "Frau Kommerzienrätin oder 'Wo sich Herz zum Herzen find't'". Hier wird Jenny als Kommerzienrätin beschrieben, also als Ehefrau eines Kommerzienrates. Diese Bezeichnung wurde zu der Zeit Fontanes herausragenden Persönlichkeiten der Wirtschaft verliehen, besonders bei sozialem Engagement.

Im zweiten Entwurf werden die beiden Hauptpersonen in den Vordergrund gestellt, wobei der alte Professor als etwas kauziger Sonderling entworfen wird. Er veranstaltet regelmäßig Versammlungen mit seinen literarischen Freunden. Bei glanzvollen Veranstaltungen ist er immer nur Zaungast. Die Kommerzienrätin wird als "dumm, unbedeutend, engherzig, menschenfreundlich” und geizig charakterisiert.

Im dritten Entwurf heißt die Familie der Titelfigur noch Treibler, aber die meisten Namen (mit Ausnahme der Schwiegertochter Ludmilla) stimmen bereits mit der Endfassung überein. Auch die Figurenzeichnungen stehen bereits fest. Der dritte Bruder fällt weg. Die Kauzigkeit des Professors bleibt weitestgehend erhalten, wird aber gemildert. Er wird als "prächtiger Kerl. Seit 12 Jahren Witwer. Original" charakterisiert. Leopold wird endgültig als "guter Kerl, aber schwach und ganz abhängig von der Mutter" beschrieben.

Von Beginn der Arbeit an ist (also) die Kommerzienrätin die Hauptfigur, auch die Schlusszeile ihres sentimentalen Lieblingsliedes findet bereits früh Erwähnung. Dennoch ist die Wandlung Jennys enorm: In der endgültigen Fassung des Romans kann sie keineswegs als "dumm" oder "unbedeutend" gelten. Sie erscheint in einem milderen Licht. Vielleicht aus Rücksicht auf das großbürgerliche Lesepublikum?

Erst 1891 wird der Roman von Fontane für den Druck überarbeitet und in die endgültige Form gegossen. Er ist zwischen Januar und Juni 1892 als Fortsetzungsroman in der Deutschen Rundschau erschienen. Noch im gleichen Jahr wird die Buchausgabe, allerdings mit dem eingedruckten Erscheinungsjahr 1893, veröffentlicht. Das druckfertige Originalmanuskript aus der Hand des Autors gilt nach 1945 lange als verschollen. In den späten Siebzigerjahren ist es überraschend wieder aufgetaucht. Es wurde in bis dahin unbekannten Verlagerungsstätten in Polen gefunden und nach Berlin (Ost) zurückgebracht. Allerdings fehlen sechs der sechzehn Kapitel.

Wenn Fontane Züge der eigenen Person in Wilibald Schmidt einfließen lässt, stellt er sich auf die Seite der Bildung und gegen das oberflächliche Bürgertum seiner Zeit. Dieses hat seiner Ansicht nach nur nach Reichtum und Ansehen gestrebt. Dennoch zeigen die kreativen Veränderungen in den Entstehungsphasen des Werks, dass eine allzu starke Gleichsetzung zwischen Familienmitgliedern Fontanes und der Figuren im Werk nicht angemessen ist. Sie dienten lediglich in mancher ihrer Züge als Inspiration für den Autor.

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„Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane) Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video „Frau Jenny Treibel“ – Entstehungsgeschichte (Fontane) kannst du es wiederholen und üben.
  • Erstelle eine Übersicht zur Entstehungsgeschichte von „Frau Jenny Treibel” zwischen den Jahren 1891 und 1970.

    Tipps

    Überlege noch einmal, was im Jahre 1945 passierte.

    In der ersten Ausgabe des Buches steht 1893. Hilft dir das weiter?

    Lösung

    „Frau Jenny Treibel” hat einen holprigen Weg der Entstehung und Veröffentlichung hinter sich.

    1. Im Jahre 1891 nimmt Theodor Fontane letzte Überarbeitungen an „Frau Jenny Treibel” vor. Drei verschiedene Entwürfe hatte er zuvor erstellt.
    2. 1892 erscheint die Geschichte als Fortsetzungsroman in der Deutschen Rundschau. Das ist also die erste Veröffentlichung der Geschichte.
    3. Im selben Jahr, aber mit dem Jahr 1893 deklariert, erscheint „Frau Jenny Treibel” erstmals als Buchausgabe.
    4. 1945 verschwindet das Originalmanuskript Fontanes spurlos. Niemand weiß, wo es ist.
    5. In den 1970er Jahren taucht das Originalmanuskript plötzlich in Polen wieder auf. Allerdings sind sechs Kapitel verloren gegangen.
  • Beschreibe die wichtigsten Unterschiede zwischen der Endfassung und den Arbeitsfassungen von „Frau Jenny Treibel”.

    Tipps

    Jenny Treibel wird in der Endfassung nicht mehr als dumm portraitiert. Hilft dir das weiter?

    Lösung

    • Der Titel veränderte sich von „Frau Bourgeoise oder Wo nur Herz und Seele spricht” über „Frau Kommerzienrätin oder Wo sich Herz zum Herzen find't” zum uns heute bekannten Titel.
    • Damit ging auch die Namensänderung der Hauptfigur einher. Diese hieß erst Jenny Conradi, dann Kommerzienrätin, angelehnt an den Titel ihres Mannes, dann Jenny Treibler und letztlich Jenny Treibel.
    • Erst entwarf Theodor Fontane Wilibald als kauzigen Sonderling. In der späteren Fassung erschien er weniger kauzig und als prächtiger Kerl. Wahrscheinlich ließ Fontane eigene Charakterzüge mit in die Gestaltung einfließen.
    • In früheren Entwürfen hatte Familie Treibel noch einen dritten Sohn. Dieser wurde im dritten Entwurf des Romans gestrichen.
    Du siehst, dass der Roman einige Veränderungen durchlaufen hat, bevor er zu dem wurde, was er heute ist. Theodor Fontane hat in Kleinarbeit alle Figuren ausgefeilt und auch die Betitelung des Werks durchdacht. Dabei hat er wahrscheinlich auch auf das Publikum Rücksicht genommen, da dieses zu seiner Zeit größtenteils aus dem Bürgertum stammte.

  • Deute, was die Entstehungsgeschichte über das Verhältnis Theodors Fontanes zu seiner Schwester aussagen könnte.

    Tipps

    Überlege noch einmal, welche Veränderungen die Figur über verschiedene Fassungen des Romans durchgemacht hat.

    Lösung

    Theodor Fontanes Schwester spielte in der Entstehung des Romans „Frau Jenny Treibel” eine bedeutende Rolle. Die Hauptfigur Jenny Treibel ist an sie angelehnt.

    • Jenny Sommerfeld war Theodor Fontanes Schwester und eine der wichtigsten Inspirationsquellen für seinen Roman.
    • Generell kann man annehmen, dass Fontane dem Lebensstil seiner Schwester kritisch gegenüberstand.
    • Trotzdem milderte er die sehr negative Darstellung zu Beginn der Entstehung ab.
    • Er stand dem Besitzbürgertum skeptisch gegenüber, in das sich seine Schwester eingeheiratet hatte.
    • Erst stellte er die Figur der Jenny Treibel als dumm, engherzig und unbedeutend dar, was er dann in einer späteren Version aber zum Positiven veränderte. Nichts von beidem muss zwangsläufig auf die reale Person Jenny Sommerfeld zugetroffen haben. Allgemein kann man zwar Vermutungen machen, was Theodor Fontane über seine Schwester dachte, aber eine genaue Angabe dazu haben wir nicht.
  • Ermittle, inwiefern der Roman als exemplarisch für die Epoche des Realismus gelten kann.

    Tipps

    Überlege noch einmal, was Ironie ist. Was löst sie aus?

    Im dramatischen Modus tritt die Erzählstimme in den Hintergrund, beim narrativen Modus in in den Vordergrund, d. h. man bemerkt sie als Leser/-in eher. Was glaubst du, wann es den Lesenden weniger auffällt, dass es eine/-n Erzähler/-in in dem Roman gibt?

    Lösung

    Theodor Fontane schrieb zur Zeit des Realismus. Dieser kann auch bürgerlicher Realismus oder poetischer Realismus genannt werden.

    • Der Roman „Frau Jenny Treibel” entsprach der am häufigsten verwendeten literarischen Gattung zu der Zeit: der Epik bzw. Prosa/Erzähltexte. Auch andere Werke Fontanes sind in epischer Form verfasst, wie zum Beispiel „Effi Briest” oder „Irrungen, Wirrungen”.
    • Humor war eines der wichtigsten Mittel des Realismus. In seinem Roman verwendet Theodor Fontane diesen ebenfalls, besonders wenn Wilibald mit Ironie auftritt.
    • Gesellschaftskritik stand im Realismus eher im Hintergrund. Auch dieser Roman ist eher auf den Unterhaltungswert angelegt. Es gibt einen guten Ausgang, bei dem alle eine/-n passende/-n Partner/-in finden. Es handelt sich also um eine Komödie, die wenig Anstoß zum Nachdenken geben, sondern vor allem unterhaltsam sein soll.
    • Auf übernatürliche oder göttliche Elemente verzichteten die meisten Autor/-innen im Realismus ganz. Das ist auch bei „Frau Jenny Treibel” der Fall.
    • Bei vielen realistischen Romanen soll die alltägliche Wirklichkeit erzählt werden. Dazu musste der/die Erzähler/-in bei der Vermittlung der Geschichte mehr in den Hintergrund treten und die Figuren alleine sprechen lassen. Realistische Romane weisen daher oft sehr viele Dialoge auf, wie auch der Roman von Fontane.
  • Benenne die Personen, die vermutlich als Inspiration für die Figuren in „Frau Jenny Treibel” dienten.

    Tipps

    Überlege noch einmal, wie Theodor Fontanes Tochter hieß.

    Wer war noch gleich Theodor Fontanes Schwester?

    Lösung

    Wichtige Inspirationsquellen für „Frau Jenny Treibel” waren vermutlich:

    • Martha „Mete” Fontane, Theodor Fontanes Tochter. Sie war nicht nur die Inspiration für Corinna, sondern auch die Vorlage anderer Figuren in seinen Büchern. Das lag nicht zuletzt an dem regen Briefwechsel der beiden.
    • Jenny Sommerfeld, Theodor Fontanes Schwester. Für ihn verkörperte seine Schwester die so genannte „Bourgeoisie”. Sie heiratete reich und sah Reichtum als sehr wichtig an. So war sie die Inspiration für Jenny Treibel.
    • Theodor Fontane selbst wurde von ihm wahrscheinlich in Wilibald verarbeitet.
    Sein Vater Louis Henry Fontane und die Mutter seiner Tochter Emilie Rouanet-Kummer waren nicht durch ähnliche Figuren im Roman vertreten. Es gibt Hinweise darauf, dass Fontane seine Tochter Mete so sehr mit Corinna in Verbindung brachte, dass er sie manchmal bei diesem Namen nannte. Trotzdem darf man, besonders bei den Veränderungen, die der Roman durchlief, nicht vergessen, dass es sich um Inspirationen und keine 1:1 Vorlagen handelt. Manche Charakterzüge hat Fontane mit Sicherheit mit Blick auf den Unterhaltungswert verändert und überzogen.

  • Entscheide, welche historischen Ereignisse Theodor Fontane beim Schreiben des Romans „Frau Jenny Treibel” beeinflusst haben könnten.

    Tipps

    Napoleon starb 1821. Hilft dir das weiter?

    Überlege noch einmal, ob Fontane gesellschaftskritische Züge in seinen Roman eingebaut hat.

    Lösung

    • Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Napoleons Herrschaft keine bedeutenden Einflüsse auf den Roman. Sicherlich hatte diese nachhaltigen Einfluss auf das gesamte Geschehen des 19. Jahrhunderts, doch ist davon in „Frau Jenny Treibel” nicht viel zu erkennen.
    • Die Märzrevolution, auch Deutsche Revolution genannt, fand 1848 und 1849 statt. Der Liberalismus hatte großen Einfluss auf das Besitzbürgertum und könnte somit eine Rolle in der Entstehung gespielt haben.
    • Auch die Industrielle Revolution ist bei der Entstehung des Romans nicht zu vergessen. Nur durch sie erlangte das Besitzbürgertum, das größtenteils aus reichen Fabrikant/-innen bestand, einen gewissen Reichtum, .
    • Die Reichsgründung 1871 könnte theoretisch Einfluss auf das Schreiben Fontanes gehabt haben. Da der Roman aber kaum politisch-gesellschaftliche Themen behandelt, ist dies eher nicht anzunehmen.
    • Auch der Deutsch-Dänische Krieg war für die Entstehung nicht wichtig. Er war geographisch auch relativ weit vom Schaffen Fontanes entfernt, da er in Preußen lebte und der Krieg in Schleswig vonstatten ging.
    „Frau Jenny Treibel” ist ein komödienhafter Roman mit gutem Ausgang. Daher ist eine große politische Botschaft eher nicht mitgeliefert. Unterschiedliche Ereignisse könnten jedoch ihren Einfluss auf die Entstehung gehabt haben.

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