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Literatur der Weimarer Republik

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Literatur der Weimarer Republik
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Grundlagen zum Thema Literatur der Weimarer Republik

Die sogenannten "Goldenen Zwanziger" Jahre folgen auf den verlorenen Krieg und den politischen Zusammenbruch der Monarchie. Es herrschen Armut und Werteverfall. Die Literatur wird mehr und mehr zur Ware und unter kommerziellen Aspekten betrachtet. Die Zensur wird zwar abgeschafft, aber dieses Bürgerrecht wird schrittweise ausgehöhlt. Es gibt mehrere literarische Strömungen der Zeit.

Transkript Literatur der Weimarer Republik

Hast Du schon einmal von den "Goldenen Zwanziger Jahren" gehört? Der schöne Schein trügt, denn am Beginn der Weimarer Republik steht die militärische Niederlage im Ersten Weltkrieg. Diese führt zum politischen Zusammenbruch der Monarchie. Das System der traditionellen Werte wird erschüttert. Ein demokratisches System wird errichtet. Armut, Arbeitslosigkeit und die Demütigungen durch die Siegermächte treffen die Deutschen schwer.

Literatur als Ware

Die Literatur der Weimarer Republik ist in vielerlei Hinsicht ein Spiegel ihrer Zeit. Die Literatur wird zur Ware. Der Schriftsteller wird immer abhängiger von einem großen Netzwerk aus Literaturproduktion und Literaturvertrieb. Verlage, Zeitschriften und andere Institutionen mit literarischer Relevanz richten sich zunehmend nach dem Markt. Die Nachfrage regelt das Angebot. Kunst wird so verstärkt unter kommerziellen Aspekten betrachtet.

Wirtschaftlichkeit im Vordergrund

Nicht der inhaltliche Anspruch, die Ästhetik und der literarische Wert stehen im Vordergrund, sondern die wirtschaftliche Verwertbarkeit. Der Autor wird so vom Künstler zum Lieferanten für den modernen Kulturbetrieb. Publikumsinteressen und Moden werden höher bewertet als je zuvor. Der Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin hat diese Veränderung erläutert in seinem Text "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" von 1936.

"Schutzverband deutscher Schriftsteller"

Die Schriftsteller reagieren auf diese veränderte Situation, indem sie sich organisieren. Besonders bedeutsam wird der bereits 1909 in Berlin gegründete "Schutzverband deutscher Schriftsteller", abgekürzt "SDS". Diese Vereinigung will "den Schutz, die Vertretung und Förderung der wirtschaftlichen, rechtlichen und geistigen Berufsinteressen seiner Mitglieder".

Wichtig sind auch der P.E.N.-Club und der BPRS, also der Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller. Der BPRS ist sozialistisch-kommunistisch. Es gründen sich aber auch völkische Verbände als Vorboten des kommenden rassistischen Faschismus. In der Weimarer Republik findet offiziell keine Zensur statt.

Die Bürgerrechte in der Weimarer Republik

Die Bürgerrechte werden aber zunehmend durch Sonderbestimmungen ausgehöhlt. Der Beginn dieser Entwicklung ist das "Gesetz zum Schutz der Republik" von 1922. Dieses Gesetz richtet sich ursprünglich gegen die radikale nationalistische Rechte, wird aber schließlich fast ausschließlich gegen Linke angewendet, also gegen Kommunisten und Sozialisten.

Antikriegs-Romane

Die Literatur gerät mehr und mehr unter den Druck neuerer Medien. Hier ist vor allem der Film zu nennen. So wird der Film "Im Westen nichts Neues" nach dem gleichnamigen Antikriegs-Roman von Erich Maria Remarque ein großer Publikumserfolg. Antikriegs-Romane gehören zu den bedeutenden literarischen Strömungen der Weimarer Republik.

Der Erste Weltkrieg in der Literatur

Der Erste Weltkrieg wird ein wichtiges Thema der Literatur. Die Autoren schildern dessen Brutalität und Sinnlosigkeit. Außerdem wächst die proletarisch-revolutionäre Literatur: Linke Schriftsteller, die sich dem Marxismus zuordnen, werden zahlreicher. Sie beschreiben die Zuspitzung des Klassengegensatzes zwischen Arm und Reich, zwischen Besitzbürgertum und Arbeiterschaft.

Neue Literaturströmungen

Diese Autoren wollen eine Umgestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft im sozialistisch-kommunistischen Sinne. Das geschriebene Wort wird zur Waffe im politischen Kampf. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Richtung ist Heinrich Mann. Eine andere wichtige Strömung ist die Neue Sachlichkeit. Diese Stilrichtung verpflichtet sich der nüchternen Darstellung von Realität. Sie richtet sich gegen die Ausschweifungen des Expressionismus.

Dokumentarische Romane in der Weimarer Republik

Die wirtschaftlichen Themen, die Armut, die Entfremdung in der technisierten Arbeitswelt stehen im Vordergrund. Es entstehen dokumentarische Romane und Großstadtromane. Im Zusammenhang mit wichtigen Schriftstellerinnen wie Irmgard Keun ist auch das veränderte Frauenbild jener Jahre zu nennen.

Völkische Literatur als Vorbote des Nationalsozialismus

Emanzipationsbewegungen schlagen sich literarisch nieder. Die neue Frau raucht, trägt kein Korsett mehr, sondern einen Bubikopf. Sie nimmt sich neue Freiheiten. In der völkische Literatur nehmen nationalsozialistische Tendenzen zu. Die völkisch motivierte Literatur trägt immer rassistischere Züge und gilt von daher als Vorbote des Nationalsozialismus. Sie beschäftigt sich oft mit der Landbevölkerung und vertritt eine Gegenposition zum Großstadtroman.

Politisierung der Literatur

Des weiteren findet eine Politisierung der Literatur statt. Der neue politische Impuls richtet sich gegen die Innerlichkeit. Sogar ein eher bürgerlicher Schriftsteller wie Thomas Mann wird hiervon erfasst. Robert Musils Thema im "Mann ohne Eigenschaften" ist der Orientierungsverlust des Bürgertums angesichts von Krieg, Revolution, Ideologienvielfalt und Beschleunigung der Lebensverhältnisse.

Lyrik und Prosa

In der Lyrik bricht der Gegensatz zwischen der reinen, künstlerischen Dichtung und einer politischen, engagierten Dichtung auf. Die expressionistische Lyrik eines Gottfried Benn und Johannes R. Becher entwickelt sich literarisch und politisch in unterschiedliche Richtungen . In der Prosa etabliert sich durch Erich Kästner und Kurt Tucholsky die Gesellschaftssatire.

Das Ende der Weimarer Republik

Am Ende der Weimarer Republik stehen nicht nur die nach wie vor ungelösten wirtschaftlichen Probleme. Auch die Demokratie verfällt. Grund hierfür ist nicht nur die Machtergreifung Adolf Hitlers. Die fehlende demokratische Grundüberzeugung in der Bevölkerung liefert für das Ende der Demokratie die Basis. Ebenso problematisch ist die Tatsache, dass den demokratischen Kräften und Parteien der Zusammenhalt fehlt. So konnte dem Erstarken des Faschismus in Politik und Literatur nichts entgegensetzen werden.

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Literatur der Weimarer Republik Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Literatur der Weimarer Republik kannst du es wiederholen und üben.
  • Gib Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik und den Aufschwung Hitlers an.

    Tipps

    Durch welches Ereignis auf globaler Ebene konnte Hitler schließlich an die Macht gelangen?

    Vor der Weimarer Republik war Wilhelm II. der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen.

    Lösung

    Die Gründe für das Scheitern der Weimarer Demokratie kann man in der allgemein schlechten Lage Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg ausmachen.

    • Die hohen Reparationszahlungen an die Siegermächte, die Deutschland zu leisten hatte, verhinderten einen Wiederaufbau des Landes und führten zu Armut und Arbeitslosigkeit.
    • Der Wegfall der Monarchie brachte auch den Verlust alter Werte mit sich. Die Menschen waren starke Führer und Könige gewohnt. Die demütigende Niederlage im Krieg ließ sie auf erneute Größe pochen.
    • Die prekäre Lage der Bevölkerung verhinderte die Ausbildung einer demokratischer Grundüberzeugung. Durch die Zersplitterung in kleine Parteien, die nicht zusammen agierten, konnte dem populistischen Vormarsch der Faschist/-innen keine Gegenkraft entgegengesetzt werden.
    • Die goldenen Zwanziger Jahre der Weimarer Republik, in denen kurzzeitig ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen war, wurden von der Weltwirtschaftskrise 1929 (verursacht durch den New Yorker Börsencrash) abgelöst. Hohe Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und teure Lebensmittel waren die Folge. Dies versetzte die Deutschen in einen Zustand von Angst und Zorn, den Hitler schließlich für seine populistische Machtergreifung nutzen konnte.

  • Stelle Merkmale und Dichter/-innen der verschiedenen Literaturrichtungen der Weimarer Republik dar.

    Tipps

    Welche Bevölkerungsgruppen, die an welchen Orten Zuhause sind, wollten die einzelnen Literaturstile insbesondere ansprechen?

    Lösung

    Nach Ende des Ersten Weltkrieges entstanden neue literarische Strömungen:

    • Der Antikriegsroman versuchte, die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs zu verarbeiten und dessen Brutalität und Sinnlosigkeit darzustellen.
    • Die Neue Sachlichkeit mit namhaften Autor/-innen wie Bertolt Brecht im Gefolge versuchte, durch nüchterne und sachliche Darstellung der Realität Armut und Entfremdung anzuprangern. Typische Genres waren dokumentarische Romane und Großstadtromane.
    • Die emanzipatorische Bewegung der Frauen, z. B. vertreten durch Irmgard Keun, schrieb über neue Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein der Frauen.
    • Die völkische Literatur war eine durch Rassismus und nationalsozialistisches Gedankengut geprägte Richtung, die vor allem die Landbevölkerung beschrieb und dort ihre Anhänger/-innen fand.
    • Die proletarisch-revolutionäre Literatur beschrieb die Zuspitzung des Klassengegensatzes. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Ungleichheit weiter zugenommen und Autor/-innen wie Heinrich Mann schrieben über eine mögliche Umgestaltung der Wirtschaft und der Politik.
  • Untersuche, was Walter Benjamin in seiner Schrift „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ darlegt.

    Tipps

    Das Buch wurde durch technischen Fortschritt zum Massenprodukt - was ziehen Massenprodukte häufig nach sich? Warum ist das im Bereich der Kunst problematisch?

    Lösung

    Walter Benjamin legte 1936 in seiner einflussreichen Schrift „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ dar, wie sich der Literaturbetrieb grundsätzlich gewandelt hatte:

    • Neue technische Entwicklungen der Buchindustrie (z. B. Druck und Vervielfältigung) ermöglichten, eine hohe Anzahl an Büchern herzustellen. Durch den damit verbundenen geringeren Preis, konnten es sich mehr Menschen leisten Bücher zu kaufen. Die Literatur war Bestandteil der Marktwirtschaft geworden: Sie wurde zum Massenprodukt. Mit einer hohen Anzahl an billig produzierten und billig verkauften Büchern konnten hohe Gewinne gemacht werden.
    • Verlage und Zeitschriften strebten danach, ein großes Publikum zu erreichen. Da dieses Publikum nicht unbedingt über einen fein ausgebildeten Geschmack verfügte, sank die Qualität der Werke. Was die Verlage sich wünschten, war gut „verdauliche“ und einfache Literatur.
    • Die Schriftsteller/-innen kamen dadurch natürlich in Bedrängnis, denn ihre künstlerische Freiheit wurde bedroht: Sie mussten nun schreiben, was von ihnen gefordert wurde. Sie konnten Ästhetik und literarischen Wert nicht mehr selbst festlegen, sondern mussten sich nach den Interessen der Verlegenden richten. Andererseits strömte eine Konkurrenz von durchschnittlichen Literat/-innen auf den Markt.

  • Ordne den Ausschnitten eine literarische Strömung zu.

    Tipps

    Achte nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf den Stil. Welche Ziele verfolgten die einzelnen Strömungen? Welche Gruppe hatten sie im Fokus?

    Lösung
    1. Um das „deutsche Volk“ und die deutsche Identität geht es im Ausschnitt aus dem Roman „Volk ohne Raum“ (1926) von Hans Grimm, einem Beispiel völkischer Literatur. Es zeichnet sich sprachlich durch einen sehr beschränkten Stil und Wortschatz aus.
    2. Anna Seghers war eine Autorin proletarisch- revolutionärer Literatur. Die Handlung ihres 1932 publizierten Buches „Die Gefährten“ spielt auf der ganzen Welt und lässt ähnliche Thematiken (die hier genannten Bäuerinnen als Proletarierinnen) an unterschiedlichen Schauplätzen auftauchen, so z. B. auch im Kontext des kommunistischen Chinas.
    3. Der sachliche Stil bei einer emotionalen Thematik macht das Gedicht „Sachliche Romanze“ (1928) von Erich Kästner zu einem Gedicht der Neuen Sachlichkeit.
    4. Erich Maria Remarque schrieb seinen Anti-Kriegsroman „Im Westen nicht Neues“ im Jahr 1929 und behandelte dort die schlimmen Wunden, die der Krieg hinterlassen hatte.
    5. Während der Weimarer Republik fand die emanzipatorische Bewegung eine Stimme in der Autorin Irmgard Keun. Das Buch „Das kunstseidene Mädchen“, aus dem der vorliegende Auszug stammt, schrieb sie 1932.
  • Gib einige Fakten zur Zensur in der Weimarer Republik an.

    Tipps

    Mehrere bekannte Schriftsteller/-innen hatten unter den Zensurmaßnahmen zu leiden. 1925 wurde zum Beispiel ein Roman von Johannes R. Becher verboten und gegen den Autor wurde wegen Hochverrats ermittelt. Auch das Stück „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht wurde mit einem Aufführungsverbot belegt. Welche politische Überzeugung hatten diese beiden Autoren?

    Lösung

    In der Weimarer Republik wurde die Zensur faktisch abgeschafft. Nur durch Sonderbestimmungen konnte der Staat in die Bürgerrechte eingreifen, so auch in das Recht auf freie Meinungsäußerung.

    Von diesen Sonderbestimmungen wurde sehr bald Gebrauch gemacht. 1922 wurde das Gesetz zum Schutz der Republik erlassen, vorerst, um sich gegen radikale völkische Gruppierungen von rechts zu wehren, die immer mehr Einfluss hatten. Nach und nach wurden jedoch immer mehr linke Gruppen, Marxist/-innen und Kommunist/-innen mit diesen Bestimmungen verfolgt.

  • Bestimme den Inhalt einiger der wichtigsten Werke der Weimarer Republik.

    Tipps

    Achte auf Signalwörter in den Inhaltsangaben, die auf den Titel hinweisen könnten (so wie etwa „Groschen“ und „Bettler“ zusammenpassen).

    Lösung

    Die Literatur der Weimarer Republik war sehr vielseitig. Die Stile der Werke unterschieden sich dabei stark:

    • Neben Antikriegsromanen gab es Großstadtromane wie Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“, in dem es um Franz Biberkopf geht, sowie Erich Kästners „Fabian“, ein Werbetexter auf Abwegen.
    • Kurt Tucholsky schuf am Ende der Weimarer Republik seinen Roman „Schloß Gripsholm“, in dem ein Urlaub machendes Paar in Schweden einer Heimleiterin ein von ihr misshandeltes Kind entwenden will.
    • Die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht spielt in London und dort im zwielichtigen Gebiet der Mafia und der Polizei, zwischen Verbrecher/-innen, Bettler/-innen und Beamten. Das Theaterstück ist ein berühmtes neuzeitliches Beispiel für eine Moritat.
    • „Der Untertan“ von Heinrich Mann, dem Bruder von Thomas Mann, ist ein anti-nationalistisches Buch mit deutlichem Bezug zu kommunistischen Gedanken. Der Protagonist, ein Fabrikbesitzer, wird als Mitläufer und Agitator beschrieben, der letztlich Mitschuld am Aufstieg der Nationalsozialisten trägt.
    • Und letztlich Hermann Hesses berühmtes Werk „Siddharta“, in dessen Beschreibung er der fast schon mythischen Gestalt des Buddha nachgeht, der seiner Erleuchtung entgegen schreitet.

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