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„Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe)

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„Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe)
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Grundlagen zum Thema „Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe)

Was musste der junge Goethe nicht alles ertragen! Zuerst muss er sich eingestehen, dass Charlotte Buff niemals seine Frau werden kann, weil sie nun einmal mit Christian Kestner, der auch noch ein guter Bekannter Goethes ist, fest liiert ist. Dann verliebt er sich wiederum aussichtslos in Maximiliane von La Roche, während sich ein Bekannter Karl Wilhelm Jerusalem in Wetzlar erschießt. Sein Schicksal und die Erfahrungen Goethes stellen das Gerüst für seinen erfolgreichen Briefroman dar. Schau mal selbst - viel Spaß!

Transkript „Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe)

Im September 1772 verlässt Johann Wolfgang von Goethe Wetzlar, ohne sich zu verabschieden. Sein Aufbruch kommt einer Flucht gleich.

Der 22jährige Goethe muss sich eingestehen, dass seine Liebe zu Charlotte Buff aussichtslos ist. Die junge Frau ist bereits jemand anderem versprochen.

Was die ganze Sache zusätzlich erschwert: Charlottes Verlobter Christian Kestner ist auch ein guter Bekannter Goethes. Doch Charlotte hat es geschickt verstanden, mit Goethes Gefühlen zu spielen. Aber jetzt zieht er endgültig einen Schlussstrich.

An diesem Morgen seiner abrupten Abreise denkt Goethe noch nicht an einen Roman. Doch diese Dreiecksgeschichte wird als "Die Leiden des jungen Werther" in die Weltliteratur eingehen.

Ehe sich Goethe 1774 endgültig an die Arbeit macht, müssen erst noch zwei weitere einschneidende Dinge passieren: Auf dem Heimweg von Wetzlar nach Frankfurt, lernt er die 16jährige Maximiliane von La Roche kennen. Der leicht entflammbare Goethe verguckt sich prompt in das schwarzäugige Mädchen. 1774 heiratet sie jedoch den Kaufmann Peter Anton Brentano, der Goethe ziemlich bald aus Eifersucht den Eintritt in sein Haus verbietet.

Fast noch mehr betroffen als von seinem erneuten Liebeskummer ist Goethe von dem Selbstmord des Legationssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem, der sich in der Nacht von 29. zum 30. Oktober 1772 in Wetzlar erschießt. Goethe kannte Jerusalem aus Leipzig. In Wetzlar verkehrten sie in den gleichen Kreisen, befreundet waren sie aber nicht.

Christian Kestner schildert Goethe Jerusalems Schicksal. Sein Bericht wird zum Handlungsgerüst für den Werther. Wie Werther wurde Jerusalem der Zutritt zu einer Adelsgesellschaft verwehrt, er hatte Ärger mit seinem Gesandten und war unglücklich in eine verheiratete Frau verliebt.

Goethe fühlt sich an sich selbst erinnert. Oft genug stand er selbst am Rande des Freitods. Er schreibt an seinen Freund Zelter, dass es ihn Anstrengung gekostet habe” damals den Wellen des Todes zu entkommen.”

Jerusalems Freitod wird zum Auslöser für den Roman. 1774 schreibt Goethe nach eigenen Angaben den Werther in nur vier Wochen nieder. Angeblich, ohne auch nur eine einzige Zeile aus zu streichen. “Das Ganze schloss von allen Seiten zusammen”, bekennt Goethe in seiner Autobiografie "Dichtung und Wahrheit".

Er bestätigt, was vielen Zeitgenossen bereits klar gewesen ist: Der Werther ist eine Art Schlüsselroman. Goethe verarbeitet literarisch nicht nur seine unerfüllte Liebe zu Charlotte Buff, sondern auch sein bürgerliches Streben nach Selbstverwirklichung.

Der reale Bezug zu Goethes Leben machte den Werther für Goethes Zeitgenossen nur noch interessanter. Goethe wählte für seinen Text die Form eines Briefromans. Das erzeugt die Illusion, die Erlebnisse des Werther würden auf Tatsachen beruhen.

Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber im Zeitalter der Empfindsamkeit war das Lesen und die Lektüre für das Bürgertum mindestens so wichtig wie wirkliche Erlebnisse. Die Leser des Werther lasen genauso begeistert wie Werther selbst im Buch.

Letzte und wichtigste Inspirationsquelle für die Entstehung des Werther aber ist die damals vorherrschende Naturschwärmerei. In der Natur sucht und findet Goethe, genau wie sein Alterego, der empfindsame Werther, einen Ort für seine Gefühle.

Er schreibt sich seinen Liebeskummer und seine Gefühle von der Seele oder er besser um Charlotte kämpfen sollen, anstatt einen Roman zu schreiben? Heute sind wir froh, dass Goethe sich für das Schreiben entschieden hat!

„Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe) Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video „Die Leiden des jungen Werther“ – Entstehungsgeschichte (Goethe) kannst du es wiederholen und üben.
  • Beschreibe die beiden Liebesepisoden, die Goethe im Werther verarbeitete.

    Tipps

    Beide Male verliebte sich Goethe in Frauen, die bereits vergeben oder versprochen waren; die Art der Ehemänner unterschied sich allerdings stark voneinander.

    Lösung

    Goethe hatte in seinen Jugendjahren viel unter den strikten Konventionen, aber auch unter seinem emotionalen und empfindsamen Temperament zu leiden. Zweimal verliebte er sich in Frauen, die bereits vergeben waren und startete damit komplizierte Dreiecksbeziehungen.

    • Das erste Mal geschah es im Alter von 22 Jahren, als er in Wetzlar Charlotte Buff bei einem Ball kennenlernte. Diese war mit Goethes Bekanntem Christian Kestner verlobt. Goethe verliebte sich in sie, auch da sie seine Liebe teilweise erwiderte, und musste schließlich aufgrund seiner aussichtslosen Lage Wetzlar verlassen.
    • Die zweite Episode traf ihn zwei Jahre später. Auf einer Reise lernte er die junge Maximiliane de la Roche kennen. Auch in sie verliebte er sich Hals über Kopf. Ihr Ehemann Peter Anton Brentano war Goethe allerdings nicht gut gesinnt und verwehrte ihm aus Eifersucht den wiederholten Zutritt zu seinem Haus.

  • Fasse die Episode über Karl Wilhelm Jerusalem und dessen Freitod zusammen.

    Tipps

    Das Ende des Legationsrats Jerusalem war Inspiration und Auslöser für den Werther.

    Lösung

    Nachdem Goethe Wetzlar verlassen hatte, schrieb ihm sein Bekannter Christian Kestner, der Verlobte von Charlotte Buff, Neuigkeiten aus der Stadt. Es hatte sich nämlich, nur wenige Zeit nachdem Goethe gegangen war, der Legationsrat Karl Wilhelm Jerusalem in seinem Zimmer erschossen.

    • Der Mann hatte sich unglücklich in eine bereits vergebene Frau verliebt. Er hatte Ärger mit seinem Vorgesetzten, dem Gesandten. Außerdem war er unzufrieden mit seinem Stand, denn als Nicht-Adliger hatte er keinen Zugang zu den oberen Kreisen. Daher beschloss er eines Tages, sich das Leben zu nehmen.
    • Jerusalem war ein Freund Lessings und hatte einige Schriften verfasst, zu philosophischen und politischen Themen. Unter diesen Schriften befand sich auch eine Verteidigung des Freitods, damals wie heute ein Tabu.
    • Goethe kannte den Legationsrat aus seiner Leipziger Zeit. Die Geschichte nahm ihn so mit, dass er sie als Handlungsgerüst für den Werther benutzte. Die Episode gilt als Auslöser für das Verfassen des Romans.

  • Bestimme einige Parallelen zwischen der realen Vorlage und deren Verarbeitung im Werther.

    Tipps

    Die Personen der Wirklichkeit und die Figuren im Roman stammen häufig aus den gleichen Verhältnissen, zeigen ähnliches Verhalten, teilen gemeinsame Ansichten.

    Lösung

    Mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ hat Goethe es geschafft, seine eigenen unglücklichen Liebeserfahrungen zu verarbeiten; gleichzeitig hat er einer ganzen Generation Ausdruck zu einem Gefühl gegeben, nämlich dem Streben nach Selbstverwirklichung und emotionaler Freizügigkeit. Wir können daher auch viele Parallelen zwischen den Personen und Ereignissen in Buch und Realität wahrnehmen:

    • Der Ehemann von Maximiliane, Brentano, verweigerte Goethe den Eintritt in sein Haus; ebenso tat es nach einiger Zeit der um seinen Ruf besorgte Albert, Ehemann Lottes.
    • Charlotte und Lotte wuchsen beide in Großfamilien mit sehr vielen Kindern und Geschwistern auf.
    • Jerusalem war ein Freund Lessings; bei seinem und Werthers Selbstmord lag das Trauerspiel „Emilia Galotti“ auf dem Tisch.
    • Charlotte Buff und Lotte spielten beide mit den Gefühlen ihrer Liebhaber Goethe und Werther, obwohl sie die aussichtslose Lage kannten.
    • Sowohl Goethe als auch Werther werden als Rebellen beschrieben, die sich gegen Konventionen auflehnten.

  • Bestimme die verschiedenen Stationen der Entstehung des Werthers.

    Tipps

    Zwischen den beiden Liebesepisoden vergingen fast zwei Jahre. Dazwischen ereignete sich das Unglück Karl Wilhem Jerusalems.

    Lösung
    1. Die Geschichte nahm ihren Anfang wohl mit dem Ball, auf dem Goethe Charlotte Buff kennenlernte. Goethe, damals 22 Jahre alt, verliebte sich Hals über Kopf in sie, obwohl sie an einen anderen vergeben war; Goethe musste im September 1772 aus Wetzlar fliehen.
    2. Kurz darauf, im Oktober, erschießt sich der Legationsrat Karl Wilhelm Jerusalem. Goethe erfährt es durch eine Nachricht von Charlottes Verlobten und Goethes Bekanntem Kestner.
    3. Kurz bevor er mit dem Schreiben beginnt, verliebt er sich nochmals unglücklich: Auf einer Reise lernt er 1774 Maximiliane de la Roche kennen. Auch sie ist bereits vergeben. Diese zweite unglückliche Episode ist der endgültige Auslöser für den Werther: Nach nur vier Wochen Niederschrift wird der Briefroman im September 1774 veröffentlicht.
  • Nenne die großen Themen, die im Buch auftauchten und die damalige Generation beschäftigten.

    Tipps

    Goethe war ein Mitglied des Sturm und Drang, der sich gegen überrationale und gefühlsunterdrückende Strömungen der Aufklärung wandte.

    Lösung

    Goethe war ein junger Rebell, genau wie sein Werther. Sie lehnten sich gegen Konventionen auf, die von ihren Vätern festgelegt wurden und auf die sie keinen Einfluss hatten. Die Zeit stand noch ganz unter dem Stern der Aufklärung: Die Vernunft sollte dafür benutzt werden, das eigene Leben zu steuern und zu kontrollieren; Gefühle wurden unterdrückt und als Schwäche gebrandmarkt. Den traditionellen Rollenbildern sollte Folge geleistet werden.

    Die Stimmen des Sturm und Drang wandten sich dagegen mit Protest: Sie kämpften für die Erfüllung einer selbst gewählten Liebe; sie wollten sich und ihre Ideale verwirklichen; sie räumten in der Empfindsamkeit den Gefühlen einen wichtigen Platz ein und schwärmten von der Natur.

  • Erkläre, was den Sturm und Drang von der frühen Aufklärung unterscheidet.

    Tipps

    Der Sturm und Drang war keine Gegenbewegung zur Aufklärung. Die Vertreter/-innen wollten u. a. das ihrer Meinung nach vernachlässigte Gefühl und die Emotionen stärker betonen.

    Lösung

    Die Aufklärung war eine bewegende Epoche: Sie brachte viele Denker/-innen mit sich, die fast schon revolutionäre Dinge äußerten; denn die Menschen, auch das einfache Volk, sollten für sich selbst denken und sich nicht leiten lassen; sie sollten sich bilden und dadurch ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit entkommen. Bildung, Geist, Vernunft - das waren die großen Worte der Epoche.

    Doch mit diesem Übermaß an Vernunft, an Vertrauen in die Wissenschaft gab sich die aufstrebende Jugend in der Generation von Goethe, Schiller und Herder nicht allein zufrieden: Sie fühlten ihre Gefühlswelt verkümmert; sie waren der Natur beraubt; sie wollten wieder mehr Spontaneität und Freiheit in der Verfolgung ihrer Lebensziele. Um den Pflichten und programmatischen Moralvorstellungen ihrer Väter zu entkommen, lehnten sie sich im Sturm und Drang protesthaft in allen Lebensbereichen dagegen auf.

    Die empfindsame Phase leitete den Sturm und Drang ein: Man wollte Gefühlen wieder mehr Raum geben. Das Lesen von gefühlvoller Literatur kam in Mode. In der Natur fanden sie eine wichtige Inspirationsquelle für ihre Empfindsamkeiten. Natürlich inkorporierte man auch viele Meinungen der vorangegangenen Aufklärung, so z. B. deren vehemente Religionskritik.

    „Die Leiden des jungen Werthers“ befindet sich auf der Grenzfläche zwischen Empfindsamkeit und Sturm und Drang: zwischen einer „Entfaltung der bürgerlichen Familien/Freundschaft durch Gefühlskultur (Empfindsamkeit)“ und „Geistige[r] und politische[r] Emanzipation des bürgerlichen Ich-Bewusstseins (Sturm und Drang).“

    Quelle: Biermann,H./Schurf, B.: Epochenumbruch: Aufklärung - Empfindsamkeit - Sturm und Drang, in: Texte, Themen und Strukturen. Berlin 2006, S.217.

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