„Irrungen, Wirrungen“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)
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Grundlagen zum Thema „Irrungen, Wirrungen“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)
Die Entstehungsgeschichte von Theodor Fontanes Roman „Irrungen, Wirrungen" beginnt 1882 und reicht bis 1887. In diesem Video erfährst du welche gesellschaftlichen Themen Fontane dazu bewegten, den Roman zu schreiben und welche Studien er dafür betrieb. Du erfährst auch, ob Botho und Lene auf echten Personen beruhen oder der Fantasie von Fontane entsprungen sind. Viel Vergnügen!
Transkript „Irrungen, Wirrungen“ – Entstehungsgeschichte (Fontane)
Der Roman "Irrungen, Wirrungen" begründete dereinst Theodor Fontanes Ruhm als Romanschriftsteller. [...] Entscheidend für diesen Liebes- und Gesellschaftsroman sind die gesellschaftlichen Zustände im preußischen Berlin nach der Gründung des Deutsches Reiches 1870/71.
Damals war eine Heirat zwischen Adeligen und Kleinbürgern beinahe unmöglich. Dennoch waren Verhältnisse zwischen adeligen Männern und Frauen aus der Unterschicht durchaus nicht unüblich, sie wurden gesellschaftlich weitgehend toleriert. Sie durften nur eben nicht zu einer Eheschließung führen. In diesen Zeitgeist bettet Fontane die Erzählung um die bürgerliche Lene und den Adeligen Botho ein.
Häufig sind Fontanes Romane nicht nur vom historischen Hintergrund, sondern auch von realen Persönlichkeiten und lokalen Geschehnissen inspiriert. Im Fall von “Irrungen, Wirrungen” konnte man aber eine reale Liebe zwischen einem Adeligen und einer Kleinbürgerin als Vorlage nicht nachweisen.
Gleichwohl kurz nach der Veröffentlichung eine Dame im Alter von 46 Jahren beim Autor vorsprach, die behauptete, sie sei Lene und er habe ihre Geschichte geschrieben. Dieses Ereignis belegt jedoch nicht den historischen Ursprung der Geschichte. Es spricht vielmehr dafür, mit welchem Geschick der Autor realistisch schreiben konnte. Denn die Geschichte hätte ohne Weiteres so oder ähnlich passieren können.
Nicht ohne Grund zählt man Fontanes Werk zur literarischen Epoche des Bürgerlichen Realismus. In dieser Zeit waren eine vorwiegend wirklichkeitsnahe Schilderung von Handlungen, Ereignissen, Orten und Charakteren üblich.
Die Figuren in seinen Romanen gehörten häufig dem Bürgertum an. Fontane selbst vertrat die Auffassung, dass der moderne Roman die Aufgabe habe, "einen Kreis von Menschen zu schildern, der ein unverzerrtes Wiederspiel des Lebens ist, das wir führen."
Im Jahre 1882 entwarf Fontane erstmals einen Plan für eine Novelle, den er selbst für gewagt hielt. Er arbeitete aber gleichzeitig an mehreren anderen literarischen Projekten. Im Frühjahr 1884 kam es zu einer zusammenhängenden, kontinuierlichen Arbeit an "Irrungen, Wirrungen". Im Tagebuch hielt Fontane die tägliche Beschäftigung mit dem Roman fest.
Im Mai betrieb er lokale Studien. So besuchte er z. B. auf der Jungfernheide das Hinckeldey-Kreuz, das Botho auf seinem Spaziergang im Roman besuchen wird. Außerdem sah er auch den Jacobifriedhof. Er zeichnete Skizzen und topografische Entwürfe etwa zu dem Dörrschen Grundstück in sein Notizbuch.
In der zweiten Maihälfte wohnte er in "Hankels Ablage". Dort halten sich auch Botho und Lene auf. Dass die Liaison zwischen den beiden ein gesellschaftskritisches Moment in sich trägt, dass sich mit dem Stände-Denken auseinandersetzt, schwebte ihm bereits deutlich vor. Ihm war bewusst, dass ein solcher Roman in seiner Zeit auch Anstoß erregen kann und wird.
Er beendete die Erstfassung am 24. Mai 1884. Erst Mitte 1886 und im letzen Viertel des Jahres begab er sich an die Überarbeitung. Von März bis Juni 1887 las er den Text Korrektur. Am 13. Juli fiel die Entscheidung für einen Vorabdruck in der Vossischen Zeitung.
Schluss
Fontane war sich sicher, dass das "bessere" Lesepublikum der Vossischen Zeitung in der Lage sein würde "den berlinischen 'Flavour' der Sache [...] herauszuschmecken"4. Er glaubte also, der Roman werde als realistischer Einblick in das Leben in Berlin während der Gründerjahre anerkannt. Tatsächlich wurde der Roman ein großer Erfolg.
„Irrungen, Wirrungen“ – Entstehungsgeschichte (Fontane) Übung
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Fasse die Aussagen zu Fontanes Roman „Irrungen, Wirrungen“ zusammen.
TippsDurch die Beziehung des adligen Botho von Rienäcker mit der bürgerlichen Lene Nimptsch lässt Fontane zwei Gesellschaftsschichten aufeinanderprallen. Warum macht Fontane das? Was will er kritisieren?
Fontane beschreibt in seinem Roman ganz realistisch und wirklichkeitsnah eine Liebesbeziehung zwischen einer Bürgerlichen und einem Adeligen. Auf welche Epoche weist das hin?
LösungDer Roman „Irrungen, Wirrungen“ wurde bereits nach seinem Erscheinen zu einem großen Erfolg und brachte Fontane den Durchbruch als Romanschriftsteller. Hierin beschreibt er auf sehr realistische Weise die Liebesbeziehung des adligen Botho von Rienäcker zu der bürgerlichen Lene Nimptsch. Obwohl solche Verhältnisse in der damaligen Zeit nicht unüblich waren und auch gesellschaftlich akzeptiert wurden, durften sie dennoch nicht zu einer Eheschließung führen. Fontane kritisiert dieses engstirnige Denken, weshalb „Irrungen, Wirrungen“ als Liebes-, aber auch Gesellschaftsroman eingeordnet werden kann.
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Bestimme, warum „Irrungen, Wirrungen“ dem poetischen Realismus zugeordnet werden kann.
TippsDie Realisten wollten sich klar von ihren Vorgängerepochen, der Klassik und der Romantik, abgrenzen.
Märchen sind eine typische Textgattung der Romantik. Welche Merkmale haben Märchen? Sind sie realistisch oder eher fantastisch?
LösungUm die Handlung möglichst wirklichkeitsgetreu, d.h. realistisch, zu schildern, bedient sich Fontane zum einen der Figuren des Bürgertums, die er mit der Lebensweise des Adels aufeinanderprallen lässt. Zum anderen versucht er, die Romanhandlung so detailgetreu wie möglich zu schildern, indem er lokale Studien betreibt und diese in den Roman einfließen lässt.
Der poetische Realismus wollte die hellen Seiten des Lebens darstellen, wobei er aber das Individuelle, Charakteristische und nicht – wie die Klassik – das Typische herauszuarbeiten versuchte. Im bürgerlichen Realismus wurde das Gesunde betont. ;an ließ das Hässliche und Ungemütliche zwar nicht weg, aber man ließ es nicht – wie im Naturalismus typisch – vorherrschen. Die Werke des Realismus schildern die Menschen so, wie sie sind. Man kann also von einer lebensbejahenden, optimistischen Wirklichkeitsdichtung sprechen, die deutlich zu unterscheiden ist vom späteren pessimistischen Naturalismus, der alles Negative betonte und aufsuchte. -
Beschreibe, wie das Werk „Irrungen, Wirrungen“ entstand.
TippsUm die Entstehungsgeschichte in die richtige Reihenfolge zu bringen, solltest du auf Wörter wie zunächst und dann, aber auch auf die Jahreszahlen und Monate achten.
Nachdem Fontane die Idee zu „Irrungen, Wirrungen“ kam, arbeitete er zunächst jedoch weiter an anderen Texten.
LösungAuffallend bei der Entstehungsgeschichte von „Irrungen, Wirrungen“ ist, dass sich Fontane so sehr um eine realistische Darstellungsweise bemühte, dass er nicht nur lokale Studien der Orte betrieb, die er später in dem Roman beschrieb, sondern auch Skizzen zu verschiedenen Orten des Romans in seinem Tagebuch festhielt. Außerdem stellte er seine Lebensweise um, indem er in Hankels Ablage wohnte, um sich besonders gut in die Charaktere Lene und Botho hineinversetzen zu können. Für den Roman fertigte Fontane also wahrhaft Studien an, um das Geschehen möglichst wahrheitsgetreu dokumentieren zu können.
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Arbeite Fontanes Auffassung vom Realismus heraus.
Tipps„Irrungen, Wirrungen“ ist dem Realismus zuzuordnen und zeigt mit der Figur der Lene Nimptsch auch das Leben des Bürgertums auf.
LösungFontane versteht unter einer realistischen Darstellungsweise nicht das nackte Wiedergeben von Fakten aus dem alltäglichen Leben, sondern vielmehr die Widerspiegelung des alltäglichen Lebens in der Kunst. Dabei sollen wenn möglich Personen aus allen Ständegesellschaften, das heißt auch aus dem Bürgertum, eine Rolle spielen.
Quelle des Textauszugs: Einecke, Günther (u.a.) (Hrsg.) (2009): deutsch.kompetent. Zielgerichtet zum Abitur. Stuttgart, S. 261f.
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Erläutere die Bedeutung von Skizzen für eine realistische Darstellungsweise.
TippsEine Skizze ist eine grobe, kurze Darstellung einer Sache. Hier werden die Idee, die Figuren und die Handlung festgehalten.
LösungFontane legte seinem Werk „Irrungen, Wirrungen“ nicht nur ein Gesamtkonzept zugrunde, sondern erarbeitete auch Skizzen und topografische Entwürfe, wie zum Beispiel das des Dörrschen Grundstücks. Diese Skizzen und Konzepte halfen Fontane bei der Umsetzung seiner realitätsgetreuen Darstellungsweise, die dieser Roman zweifelsohne aufweist.
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Erläutere anhand des Textauszugs den Begriff des poetischen Realismus.
TippsDer poetische Realismus wird häufig auch bürgerlicher Realismus genannt. Was sagt das über Orte und Personen des Romangeschehens aus?
Mit Lene und Botho prallen zwei unterschiedliche Standesgesellschaften aufeinander. Welchem Stand gehört Lene an, welchem Botho?
LösungDas Werk „Irrungen, Wirrungen“ ist dem poetischen Realismus zuzuordnen, da er eine wirklichkeitsnahe Schilderung der Handlung, der Ereignisse sowie der Orte und Charaktere aufweist. Damit verfolgte Fontane nach Meinung Otto Ludwigs ein höheres Ziel, nämlich das der einzig wahren Wirklichkeit. Durch eine künstlerische realistische Darstellungsweise könne nach Ludwig eine Wirklichkeit zum Vorschein kommen, die es dem Leser sogar ermöglicht, die Zusammenhänge richtig zu begreifen.
Quelle des Textauszugs: Einecke, Günther (u.a.) (Hrsg.) (2009): deutsch.kompetent. Zielgerichtet zum Abitur. Stuttgart, S. 261.
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