Impulserhaltung bei der Kreisbewegung
- Der Drehimpulserhaltungssatz
- Drehimpulserhaltung – am Beispiel der Kreisbewegung
- Kreisbewegung und Winkelgeschwindigkeit
- Drehimpulserhaltung – Konsequenzen für einen rotierenden Körper
- Wann ist das Drehmoment null?
- Drehimpulserhaltung – Trägheitsmoment
- Drehimpulserhaltung – Trägheitsgesetz der Rotation
- Drehimpulserhaltung – die stabilisierende Wirkung des Drehmoments
- Zusammenfassung – Impulserhaltung bei der Kreisbewegung
- Häufig gestellte Fragen zum Thema Drehimpulserhaltung
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Lerntext zum Thema Impulserhaltung bei der Kreisbewegung
Der Drehimpulserhaltungssatz
Wir wollen uns den Drehimpulserhaltungssatz ansehen und so ein tieferes Verständnis der Verhaltensweisen rotierender Körper gewinnen. Die Größen Drehimpuls und Drehmoment hast du bereits kennengelernt.
Drehimpuls und Drehmoment
Für einen beliebigen physikalischen Körper, der sich mit Impuls $\vec{p} = m \cdot \vec{v}=m \cdot \dot{\vec{r}}$ bewegt, ist der Drehimpuls durch
$\vec{L} = \vec{r}\times\vec{p}$
definiert. Hierbei beschreibt $\vec{r}$ die Position dieses Körpers in einem vorgegebenen Koordinatensystem und der Punkt über dem Ortsvektor steht für die Zeitableitung, sodass der Geschwindigkeitsvektor dargestellt wird. Bei Einwirken einer äußeren Kraft $\vec{F}$ ist sein Drehmoment definiert durch:
$\vec{M} = \vec{r}\times\vec{F}$
Mit $\vec{F} = \dot{\vec{p}}$ lässt sich diese Gleichung auch als $\vec{M} = \dot{\vec{L}}$ schreiben.
In diesem Text wird zunächst der Impulserhaltungssatz formuliert. Dann betrachten wir Formel und Beispiele. Schreiben wir den Drehimpulserhaltungssatz in seiner vollen Allgemeinheit einmal auf:
Drehimpulserhaltung
Der Gesamtdrehimpuls $\vec{L}$ eines Körpers bleibt erhalten, falls sich alle wirkenden Drehmomente aufheben oder kein Drehmoment wirkt.
Es gilt dann: $\vec{L} = \text{konst.}$
Da der Gesamtdrehimpuls die Summe der Drehimpulse aller Bestandteile eines Systems ist, gilt im Fall eines aus $N$ Teilen zusammengesetzten Körpers:
$\vec{L} = \vec{L}_1 + \ldots + \vec{L}_N = \text{konst.}$
Wie du siehst, wird die Gültigkeit dieser Aussage ebenso für einen Ball behauptet, der um einen Mittelpunkt kreist, wie für ein zusammengesetztes System, z. B. das Sonnensystem mit seinen Planeten. Im Folgenden wollen wir untersuchen, warum der Drehimpulssatz manchmal auch als Trägheitsgesetz der Rotation bezeichnet wird. Der Drehimpuls hat nämlich ähnlich wie seine Masse etwas mit der Trägheit eines physikalischen Körpers zu tun.
Drehimpulserhaltung – am Beispiel der Kreisbewegung
Das Paradebeispiel für die Drehimpulserhaltung ist die Kreisbewegung. An ihr wollen wir die Konsequenzen der Drehimpulserhaltung untersuchen. Dazu wird ein Ball betrachtet, der fest auf einer Drehscheibe montiert ist, die um eine senkrechte Achse rotiert. Wie lautet sein Drehimpuls? Aus der Definition des Drehimpulses lesen wir ab
$\vec{L} = \vec{r}\times\vec{p}$,
wobei $\vec{r}$ vom Mittelpunkt der Drehscheibe zum Ball verweist. Wir gehen nun davon aus, dass der Drehimpuls dieses Balls erhalten ist. Um deutlich zu machen, dass wir dies voraussetzen, setzen wir ein kleines Ausrufezeichen über das Gleichheitszeichen.
$\vec{L} \overset{!}{=} \text{konst.}$
Kreisbewegung und Winkelgeschwindigkeit
Wir erinnern uns an die Grundlagen der Kreisbewegung.
Stell dir eine Drehscheibe vor, die sich um eine Drehachse dreht, die senkrecht durch ihren Mittelpunkt verläuft und fest ist. Betrachte darauf zwei Punkte mit unterschiedlicher Entfernung vom Mittelpunkt.
Die Wegstrecke, die der entferntere Punkt in einer bestimmten Zeit zurücklegt, wird größer sein als die des näher gelegenen Punkts. Doch der Winkel, der in dieser Zeit durchlaufen wird, ist für beide Punkte gleich. Dieser Zusammenhang wird durch die Gleichung $v = r\cdot \omega$ beschrieben, wobei $\omega$ der Betrag der Winkelgeschwindigkeit ist und $v$ der Betrag der Geschwindigkeit. Bei konstantem $\omega$ wächst $v$ proportional mit $r$.
Nun ist die Geschwindigkeit aber ein Vektor! Ihre Richtung ändert sich bei einer Kreisbewegung ständig. In vektorieller Darstellung lautet der obige Zusammenhang:
$\vec{v} = \vec{r}\times\vec{\omega}$
Da die vektoriellen Größen $\vec{r}$, $\vec{v}$ und die Rotationsachse senkrecht aufeinanderstehen, ist der Betrag der Geschwindigkeit am Punkt $\vec{r}$ gleich $v = r \cdot \omega$.
Drehimpulserhaltung – Konsequenzen für einen rotierenden Körper
Welche Konsequenzen hat es für einen rotierenden Körper, wenn sein Drehimpuls erhalten ist? Eine erste Konsequenz des Erhaltungssatzes lässt sich direkt ablesen: Der Drehimpuls ist ein Vektor, er hat also eine Länge und eine Richtung. Mit der Drei-Finger-Regel kannst du feststellen, dass die Richtung des Drehimpulses senkrecht zur Drehscheibe weist.
Aus der Erhaltung des Drehimpulses folgt, dass die Richtung des Drehimpulses sich nicht verändert, die Bewegung des Balls findet also in einer Ebene statt!
Als Nächstes werden wir den Betrag $L$ des Drehimpulsvektors untersuchen. Zunächst drücken wir ihn in Abhängigkeit von der Winkelgeschwindigkeit der Drehscheibe aus:
$L = r\cdot p = m\cdot r\cdot v = (m\cdot r^2)\cdot \omega = J\cdot \omega~~~$ mit $~~~v = r\cdot \omega$
Wir haben hier eine Größe $J$ eingeführt, die man auch Trägheitsmoment des rotierenden Körpers nennt. Warum sie diesen Namen hat, werden wir gleich sehen. Für rotierende Körper, die ihre Gestalt nicht ändern (der Ball ist fest montiert), ist $J$ eine Konstante und charakteristisch für den betrachteten Körper.
Das Trägheitsmoment eines rotierenden Körpers
Allgemein lässt sich der Betrag des Drehimpulses eines Körpers, der sich um eine feste Achse dreht, mithilfe des Trägheitsmoments und der Winkelgeschwindigkeit darstellen:
$L = J\cdot \omega$
Falls der rotierende Körper aus mehreren Teilen zusammengesetzt ist, ist das Trägheitsmoment die Summe der einzelnen Trägheitsmomente:
$J = J_1 + \ldots + J_N$
Solange die Gestalt des rotierenden Körpers sich nicht verändert, ist das Trägheitsmoment eine für ihn charakteristische Größe – ähnlich wie ein Punktteilchen durch seine Masse charakterisiert ist.
Im Spezialfall eines einzelnen rotierenden Punktteilchens ist $J = m\cdot r^2$.
Ein Gedankenexperiment soll die Gleichung weiter erhellen. Angenommen, der Ball ist an einem Seil der Länge $r$ befestigt und du hast die Möglichkeit, z. B. über einen kleinen Motor in der Mitte der Drehscheibe, die Länge des Seils zu verändern. Was passiert, wenn du das Seil verkürzt? Bleibt der Drehimpuls weiterhin erhalten?
Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns noch einmal den Erhaltungssatz des Drehimpulses in seiner allgemeinen Form an.
$\vec{L} = \text{konst.} ~~~ \Leftrightarrow ~~~ \dfrac{\text{d}\vec{L}}{\text{d}t} = \vec{M} = 0$
Der Drehimpuls ist erhalten, wenn das Drehmoment $\vec{M}$ verschwindet!
Erinnern wir uns, dass bei einer linearen Bewegung eines Körpers die Erhaltung des Impulses dadurch ausgezeichnet war, dass keine externe Kraft wirkt:
$\dot{\vec{p}} = \vec{F} = 0$
Tatsächlich spielt das Drehmoment bei der Kreisbewegung eine ähnliche Rolle wie die externe Kraft bei der linearen Bewegung.
Das Drehmoment ist definiert als $\vec{M} = \vec{r}\times\vec{F}$ und du siehst, dass hier die externe Kraft vorkommt.
Wann ist das Drehmoment null?
Das Drehmoment ist null, wenn keine externen Kräfte wirken, aber auch wenn zwar externe Kräfte wirken, diese aber parallel zum Ortsvektor sind.
Was bedeutet das für den Ball auf der Drehscheibe? Wenn du das Seil verkürzt, wirkt die dabei aufgewendete Kraft parallel zum Ortsvektor des Balls. Das Drehmoment ist also weiterhin gleich null und die Drehimpulserhaltung wird nicht verletzt.
Jedoch ändert sich die Gestalt des rotierenden Körpers und damit auch das Trägheitsmoment! Der Effekt, der sich aus der Änderung des Trägheitsmoments ergibt, heißt auch Pirouetteneffekt.
Den Pirouetteneffekt kennen viele aus dem Eiskunstlauf: Wenn ein Eiskunstläufer sich dreht und seine Arme an den Körper heranzieht, wird er sich schneller drehen als vorher. Streckt er die Arme wieder aus, dreht er sich wieder langsamer.
Dies lässt sich an unserem Gedankenexperiment genau verstehen: Wenn der Ball herangezogen wird, werden $r$ und damit das Trägheitsmoment $J = m\cdot r^{2}$ kleiner. Damit der Drehimpuls konstant bleiben kann, muss sich also die Winkelgeschwindigkeit erhöhen.
Wird umgekehrt der Abstand des Balls von der Rotationsachse vergrößert, wächst das Trägheitsmoment und die Winkelgeschwindigkeit muss sich verringern. Wenn wir die Masse und Ausdehnung des Motors, der das Seil zieht, vernachlässigen können, lässt sich dieser Zusammenhang sogar berechnen:
$m\cdot r_1^2 \cdot \omega_1 = m\cdot r_2^2 \cdot \omega_2 ~~~$ oder $~~~ \dfrac{\omega_1}{\omega_2} = \dfrac{r_2^2}{r_1^2}$
Wir haben also drei Konsequenzen des Drehimpulserhaltungssatzes für einen Körper gefunden, der eine Kreisbewegung vollzieht:
- Die Bewegung findet in einer Ebene statt. Der Drehimpulsvektor steht senkrecht auf dieser Ebene.
- Für einen rotierenden Körper, dessen Trägheitsmoment konstant ist (er ändert sich nicht in Masse und Gestalt), bleibt die Winkelgeschwindigkeit konstant.
- Verändert sich der rotierende Körper durch radial wirkende Kräfte, wird diese Veränderung durch eine entsprechende Veränderung der Winkelgeschwindigkeit ausgeglichen.
Drehimpulserhaltung – Trägheitsmoment
Warum heißt das Trägheitsmoment eigentlich Trägheitsmoment?
Du kannst es am eigenen Leib erfahren! Dazu setzt du dich auf einen Drehstuhl und versetzt dich in Rotation. Jetzt versuche es noch einmal, aber nimm diesmal einen schweren Gegenstand in die Hände. Versuche, die gleiche Winkelgeschwindigkeit zu erreichen wie vorher. Was fällt dir im Vergleich auf?
Es wird dir jetzt schwerer fallen, diese Winkelgeschwindigkeit zu erreichen. Das liegt am Trägheitsmoment! Genauso, wie die (träge) Masse bei einem linear bewegten Körper Kraft $F$ und Geschwindigkeit $v$ bestimmt, bestimmt das Trägheitsmoment, wie viel Drehmoment auf den Körper ausgeübt werden muss, um eine bestimmte Winkelgeschwindigkeit zu erreichen: $M = J\dot{\omega}$.
Das Trägheitsmoment heißt also so, weil es sich ähnlich wie die (träge) Masse bei linear bewegten Körpern verhält.
Vergleich von Translation und Rotation
Translation | Rotation |
---|---|
Masse $m$ | Trägheitsmoment $J$ |
Geschwindigkeit $v$ | Winkelgeschwindigkeit $\omega$ |
Impuls $p=m\cdot v$ | Drehimpuls $L=J\cdot \omega$ |
externe Kraft $F$ | Drehmoment $M$ |
Drehimpulserhaltung – Trägheitsgesetz der Rotation
Warum heißt der Impulserhaltungssatz auch das Trägheitsgesetz der Rotation?
Nachdem wir herausgefunden haben, dass sich das Trägheitsmoment bei der Rotation ähnlich verhält wie die Masse bei der linearen Bewegung, können wir auch diese Frage beantworten.
Ein Körper, der sich mit konstanter Geschwindigkeit geradlinig bewegt, wird sich einer Änderung dieser Bewegung widersetzen. Und ein rotierender Körper, dessen Drehimpuls konstant ist, wird sich einer Änderung der Rotationsbewegung widersetzen.
Der Widerstand wird umso größer sein, je größer bei dem einen die Masse bzw. bei dem anderen das Trägheitsmoment ist.
Drehimpulserhaltung – die stabilisierende Wirkung des Drehmoments
Es gibt viele Beispiele aus dem Alltag, in denen die Drehimpulserhaltung eingesetzt wird, um Rotationsbewegungen zu stabilisieren.
Kreisel
Ein gutes Beispiel für Drehimpulserhaltung ist der Kreisel. Der stillstehende Kreisel kann einfach umkippen, aber der rotierende Kreisel hat einen Drehimpuls. Das heißt, er wehrt sich dagegen, seinen Drehimpuls zu ändern. Da die durch Reibung mit der Tischoberfläche wirkende Kraft relativ klein ist, dauert es eine ganze Weile, bis der Kreisel überhaupt ins Torkeln kommt. Man nennt das auch eine Präzessionsbewegung. Der Kreisel steht also relativ lange stabil auf seiner Spitze – umso länger, je größer sein Drehimpuls ist.
Schwungrad
Schwungrad oder Gyroskop |
---|
Man kann einen Körper mit hohem Drehimpuls zur Stabilisierung einsetzen – zum Beispiel ein Schwungrad. Oben seht ihr ein solches Kreiselinstrument. Man nennt das auch ein Gyroskop. Wenn das Schwungrad in der Mitte einen relativ hohen Drehimpuls hat, kann das Gestell außen herum sich bewegen, wie es will. Das Schwungrad wird seine Position beibehalten. Ein Beispiel für solch eine Anwendung wäre der Kreiselkompass, dessen Rotationsachse immer parallel zur Rotationsachse der Erde ist.
Fahrrad
Auf einem Fahrrad ist es viel schwerer, langsam zu fahren als schnell. Je schneller sich die beiden Räder drehen, desto höher ist ihr Drehimpuls und desto schwerer ist es auch, ihn zu verändern. Das heißt, je schneller ein Fahrrad fährt, desto stabiler ist es.
Salto
Ein letztes Beispiel wäre der Salto. Ein Turner, der einen Salto macht, springt ab, rollt sich zu einer Kugel zusammen und landet dann wieder auf den Füßen. Das tut er deshalb, da er sich nur in zusammengerollter Form schnell genug drehen kann, um nach dem Abspringen wieder mit den Füßen auf dem Boden zu landen. Sonst ist sein Trägheitsmoment zu groß und er wird nicht die erforderliche Winkelgeschwindigkeit erreichen.
Zusammenfassung – Impulserhaltung bei der Kreisbewegung
- Der Drehimpuls $\vec{L}$ ist definiert als Kreuzprodukt $\vec{L} = \vec{r} \times \vec{p}$, während der Drehmoment als zeitliche Ableitung des Drehimpulses $\vec{M} = \dot{\vec{L}} = \vec{r} \times \vec{F}$ definiert ist.
- Der Drehimpuls ist eine Erhaltungsgröße. Das bedeutet, dass in einem abgeschlossenen System der Drehimpuls konstant ist. In anderen Worten bedeutet das, dass der Drehimpuls $\vec{L}$ erhalten bleibt, wenn sich alle wirkenden Drehmomente $\vec{M}$ aufheben oder kein Drehmoment wirkt. Damit wirken keine externen Kräfte auf das System.
- Für rotierende Systeme bedeutet die Erhaltung des Drehimpulses, dass die Drehbewegung weiterhin in einer Ebene stattfindet und dass das Trägheitsmoment $J$ und die Winkelgeschwindigkeit $\omega$ konstant bleiben.
- Durch die Erhaltung des Drehimpulses können Körper durch Rotation mit einem hohen Drehimpuls sich stabilisieren. Beispiele dafür sind der Kreisel, das Gyroskop, das Fahrrad oder auch Turner, die oft Salto-Bewegungen ausführen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Drehimpulserhaltung
Impulserhaltung bei der Kreisbewegung Übung
-
Fasse dein Wissen zum Drehimpulserhaltungssatz zusammen.
TippsWas bedeuten die Größen $J$, $\omega$, $L$ und $M$ bei der Rotation?
Analog gilt bei der Translation der Impulserhaltungssatz.
Ändert sich in der Formel $L=J\cdot \omega$ eine der beiden Größen auf der rechten Seite, so muss sich auch die zweite ändern, sonst ist der Drehimpuls nicht konstant.
LösungDie wichtigsten Größen zur Beschreibung eines rotierenden Körpers sind sein Trägheitsmoment $J$, seine Winkelgeschwindigkeit $\omega$ und sein Drehimpuls $L$. Darüber hinaus wirkt gegebenenfalls noch eine Winkelbeschleunigung $\alpha$, sofern ein äußeres Drehmoment $M$ am rotierenden Körper angreift.
Wirkt in einem abgeschlossenen System aber kein Drehmoment, so bleibt der Gesamtdrehimpuls erhalten. Im Falle eines Eiskunstläufers bedeutet dies, dass sich bei der Rotation um seine Drehachse (Pirouette) bei Veränderung des Trägheitsmomentes auch seine Winkelgeschwindigkeit ändert. In komplexeren Systemen mit mehreren Drehimpulsen gilt die Drehimpulserhaltung unter der genannten Voraussetzung ebenfalls. Sie ist damit analog zum Impulserhaltungssatz bei der Translation.
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Gib das Trägheitsgesetz der Rotation in Wortlaut und Formel wider.
TippsWas besagt der Drehimpulserhaltungssatz?
In welcher Beziehung stehen Drehimpuls und Drehmoment beziehungsweise Drehimpuls und Trägheitsmoment sowie Winkelbeschleunigung zueinander?
$\frac {dL} {dt}=M=J\cdot \alpha$
LösungNach dem Drehimpulserhaltungssatz bleibt der Drehimpuls $L$ eines abgeschlossenen Systems konstant, wenn kein äußeres Drehmoment $M$ wirkt.
Oder anders formuliert: Wirkt kein Drehmoment, so bleibt der Drehimpuls unverändert. Dies ist das Trägheitsgesetz der Rotation.
Es kann auch durch Formeln beschrieben werden. Die Drehimpulsänderung $\frac {dL} {dt}=M=J\cdot \alpha$ zeigt, dass für $\frac {dL} {dt}=0$ sowohl das Drehmoment $M$ als auch das Produkt aus Trägheitsmoment $J$ und Winkelbeschleunigung $\alpha$ Null sein muss. Da das Trägheitsmoment eine Eigenschaft des Körpers ist und nicht Null werden kann, gilt: $M=0$ und $\alpha=0$.
-
Erkläre die folgenden Beobachtungen eines Drehstuhlexperimentes.
TippsAnalog lassen sich die Pirouetten eines Eiskunstläufers beschreiben und erklären.
LösungDer Effekt ist in Durchführung und Erklärung vergleichbar mit der Pirouette eines Eiskunstläufers:
Wir haben die Rotationsbewegung eines Drehstuhls untersucht.
Dazu wurde der Drehstuhl zunächst mit einer Versuchsperson besetzt. Dann wurde der Stuhl in Rotation versetzt. Lagen die Arme der Versuchsperson dicht am Körper, so drehte sich der Stuhl schnell. Streckte die Versuchsperson ihre Arme jedoch weit nach außen, so rotierte der Stuhl langsamer. Nahm die Versuchsperson zusätzlich Hanteln in die Hände, so verstärkte sich dieser Effekt.
Das kann man so erklären: Bewegt die Versuchsperson ihre Arme, so verändert sie dadurch die Masseverteilung ihres Körpers um die Drehachse. Dadurch verändert sich das Trägheitsmoment der Person auf dem Drehstuhl. Der Drehimpuls muss jedoch erhalten bleiben. Daher verändert sich die Winkelgeschwindigkeit des Drehstuhls. Je kleiner das Trägheitsmoment wird, also je enger die Arme am Körper liegen, desto größer wird die Winkelgeschwindigkeit. Je mehr Masse von der Körpermitte weg verlagert wird, zum Beispiel durch die Verwendung von Hanteln, desto stärker ist dieser Effekt zu beobachten.
-
Erkläre, wie sich die Bahngeschwindigkeit der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne verändert.
TippsEs gilt: $L_{Erde}=\text {const.}=J_{Erde}\cdot \omega_{Erde}$.
Außerdem kann verwendet werden: $J_{Erde}=m_{Erde}\cdot r_{Erdbahn}^2$.
Die Masse der Erde bleibt konstant, der Radius der Erdbahn ändert sich. Wie verändert sich dadurch das Trägheitsmoment der Erde?
Wie wird ein kleineres oder größeres Trägheitsmoment auf den Bahnabschnitten ausgeglichen, damit der Drehimpuls immer konstant bleibt?
LösungVerändert sich der Abstand der Erde zur Sonne, so verändert sich das Trägheitsmoment der Erde: Betrachtet man die Erde in diesem Bahnabschnitt als Massepunkt auf einer Kreisbahn, so kann das Trägheitsmoment der Erde mit der Formel $J_{Erde}=m_{Erde}\cdot r_{Erdbahn}^2$ ausgedrückt werden. Die Erdmasse ändert sich nicht. Ist der Erdbahnradius klein (Sonnennähe), so ist auch das Trägheitsmoment klein. Ist der Erdbahnradius groß (Sonnenferne), so ist das Trägheitsmoment größer.
Der Bahndrehimpuls der Erde $L_{Erde}=\text {const.}=J_{Erde}\cdot \omega_{Erde}$ muss jedoch die ganze Zeit konstant bleiben. Ist das Trägheitsmoment bei Sonnennähe kleiner, so muss die Winkelgeschwindigkeit größer werden. Dadurch erhöht sich die Bahngeschwindigkeit der Erde. Umgekehrt nimmt die Bandgeschwindigkeit der Erde ab, wenn sie sich von der Sonne entfernt.
Dieses Phänomen wurde erstmals ausführlich durch Johannes Kepler beschrieben und findet im 2. Keplerschen Gesetz eine etwas andere Formulierung: Alle Flächen, die die der Fahrstrahl der Erde in gleichen Zeiten überstreicht, sind gleich groß. Muss die Erde dabei ein langes Bahnstück zurücklegen (Sonnennähe - Fläche 1), muss sie sich schneller bewegen. (siehe Abbildung)
-
Nenne typische Beispiele, die die Drehimpulserhaltung demonstrieren.
TippsAlle Beispiele beschreiben den Aspekt der Drehimpulserhaltung.
Wie wird die Drehimpulserhaltung in jedem Beispiel umgesetzt?
LösungIn allen Beispielen beeinflusst die Drehimpulserhaltung die Bewegung der Objekte.
Beim Fahrradfahren, beim Kreisel und auch bei Schwungrädern wird die Drehimpulserhaltung zur Stabilisierung verwendet. Die technischen Anwendungen sind so konzipiert, dass sie bei höheren Geschwindigkeiten einen großen Drehimpuls besitzen. Dessen Erhaltung bewirkt, dass die Konstruktionen über einen langen Zeitraum stabil in ihrer Ausgangsposition verbleiben: Das Rad kippt nicht um, der Kreisel ebenfalls nicht, Schwungräder halten Gyroskope und ähnliche Anwendungen stabil in einer Ebene.
Durch den Drehstuhl lässt sich der Pirouetteneffekt nachahmen und nachweisen: Ein höheres Trägheitsmoment hat eine geringere Winkelgeschwindigkeit zur Folge, da der Drehimpuls erhalten bleibt.
-
Leite die Formel $L=r\cdot p$ für den gezeigten Spezialfall her.
TippsWie lautet die allgemeine Formel zur Bestimmung des Drehimpulses?
Wie können die dort enthaltenen Größen umgeschrieben werden?
LösungDie Formel $L=r\cdot p$ gilt für den Spezialfall eines punktförmigen Körpers, der auf einer Kreisbahn um einen Mittelpunkt rotiert. Dabei ist $L$ der Drehimpuls, $r$ der Radius der Kreisbahn und $p$ der Impuls des Körpers.
Durch die geometrischen Besonderheiten kann man für diesen Fall die allgemeine Formel für den Drehimpuls $L=J\cdot \omega$ mit dem Trägheitsmoment $J$ und der Winkelgeschwindigkeit $\omega$ umschreiben. Das Trägheitsmoment einer Punktmasse $m$ auf einer Kreisbahn beträgt $J=m\cdot r^2$. Die Winkelgeschwindigkeit kann durch die Bahngeschwindigkeit wie folgt ersetzt werden: $\omega=\frac vr$.
Damit folgt: $L=J\cdot \omega=m\cdot r^2\cdot \frac vr=m\cdot r\cdot v=r\cdot p$.
Zeit-Bahngrößen-Gesetze der Rotation
Winkelbeschleunigung α
Drehimpuls L
Impulserhaltung bei der Kreisbewegung
Drehmoment M
Trägheitsmoment J
Rotationsenergie
Grundgesetz der Dynamik der Rotation
Corioliskraft und foucaultsches Pendel
Fliehkraft, eine Scheinkraft – Zentrifugalkraft und Zentripetalkraft
Analogien bei Translation und Rotation
8.905
sofaheld-Level
6.601
vorgefertigte
Vokabeln
7.228
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35.778
Übungen
32.540
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