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Bertolt Brecht

Als Lyriker, Dramatiker, Begründer des epischen Theaters, Schriftsteller im Exil und Gründer des Berliner Ensemble ging Bertolt Brecht in die Literaturgeschichte ein. Bis heute werden seine zahlreichen Stücke auf den Theaterbühnen gezeigt.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Wer war Bertolt Brecht?

Bertolt Brecht (1898–1956) war ein deutscher Lyriker, Dramatiker, Regisseur und Theoretiker, der wie kaum ein anderer Einfluss auf das deutsche Theater nahm. Er war einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit, einer literarischen und künstlerischen Strömung, die unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg einsetzte. Seine Bühnenstücke, Gedichte, Lieder, Romane, Tagebücher und Briefe wurden in viele Sprachen übersetzt und erfreuen sich noch immer eines großen Publikums. Er ist Begründer des epischen Theaters und seine Werke werden bis heute auf den größten Theaterbühnen der Welt aufgeführt. Zu den wichtigsten Werken gehören „Der kaukasische Kreidekreis“, „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Leben des Galilei“, „Der gute Mann von Sezuan“ und „Die Dreigroschenoper“.

Bertolt Brecht

Bertolt Brecht und seine Zeit

Brechts Leben ist wie das seiner zeitgenössischen Schriftstellerkolleg/-innen beeinflusst vom Nationalsozialismus und dem anschließenden Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion bzw. deren politischen Systemen Kapitalismus und Kommunismus. Viele deutsche Schriftsteller/-innen verließen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ihr Heimatland, um Bedrohung und Verfolgung zu entgehen. Im Ausland verfassten sie jedoch weiterhin literarische Werke – diese werden als Exilliteratur bezeichnet. Mit ihr leisteten die Schriftsteller/-innen Widerstand gegen das Dritte Reich und repräsentierten ein anderes Deutschland.

Exilliteratur

Bertolt Brechts Biografie

Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht in Augsburg geboren. Sein erstes Drama schrieb er bereits 1914; 1918 entstand die erste Niederschrift des Dramas „Baal“. Aufgrund des Ausbruchs des 1. Weltkrieges absolvierte er 1917 ein Notabitur, kurz darauf nahm er sein Studium der Medizin, Philosophie und Literatur an der Universität München auf. Sein Studium rückte allerdings in den Schatten seiner schriftstellerischen Tätigkeiten, da er sich ausschließlich dem Schreiben widmete.

Zeit seines Lebens arbeitete er mit bekannten und renommierten Künstlerkollegen und -kolleginnen zusammen. In Berlin am Deutschen Theater waren es Carl Zuckmayer sowie Max Reinhardt, aber auch Elisabeth Hauptmann oder Kurt Weill, mit dem er 1928 die „Beggar's Opera“ als „Dreigroschenoper“ im Theater am Schiffbauerdamm uraufführte.

Leben im Exil und Rückkehr nach Deutschland

Brecht galt mittlerweile als einer der bedeutendsten Autoren sozialistischer, kommunistischer und antifaschistischer Literatur, der sich in seinen Werken zunehmend den Problemen des Proletariats, also der Arbeiterschaft, widmete. Geistige Grundlage seiner Werke war der Marxismus, dem er sich stark verbunden fühlte. Brecht emigrierte 1933 zunächst über Prag und Wien in die Schweiz, weiter nach Dänemark und Schweden und später bis in die USA, von wo aus er sich mit seinen Schriften der Ideologie des Nationalsozialismus entgegenstellte. Bedeutende Werke dieser Schaffensperiode sind das Gedicht „An die Nachgeborenen“ oder das Drama „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“. Doch auch in den USA wurde Brecht kritisiert und angeklagt, da er sich zum Kommunismus bekannte. Nach der Vorladung beim Komitee für unamerikanische Tätigkeit verließ er im Jahr 1949 die USA und kehrte nach Ostberlin zurück. Dort arbeitete er weiter als Schriftsteller, gründete und leitete viele Jahre das Berliner Ensemble und wurde 1954 Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste. Brecht starb 1956 in Berlin an Herzversagen.

Berliner Ensemble

Bedeutende Werke Brechts

„Die Dreigroschenoper“

Das 1928 uraufgeführte Stück „Die Dreigroschenoper“ war eines der berühmtesten Werke der Weimarer Republik. Die Handlung spielt im Londoner Stadtteil Soho im Milieu von Verbrechern und Kleinkriminellen. Hauptfigur ist der Mörder Macheath, der im Verlauf der Handlung in Konflikt mit seiner Ex-Geliebten, Spelunken Jenny, Widersachern wie dem Bettlerkönig Peachum und der Polizei in Gestalt des Polizeichefs Brown gerät. Mehrfach wird Macheath verraten und verhaftet, dennoch gelingt es ihm nicht nur der Verhaftung zu entfliehen, er wird am Ende sogar in den Adelsstand erhoben.

Brecht hat sich die Geschichte nicht selbst ausgedacht. Vielmehr bearbeitete er den Stoff der aus dem 18. Jahrhundert stammende „Beggar’s Opera“. Die Arbeit am Stück und die Proben für die Uraufführung hatten es wahrhaft in sich! Schauspieler und Schauspielerinnen schmissen hin und mussten ersetzt werden. Als sogar der Regisseur Erich Engel die Arbeit am Stück beendete, übernahm Brecht die Regie in letzter Minute selbst. Am Ende hatte sich alle Mühe gelohnt: Die Erstaufführung im Theater am Schiffbauerdamm – heute Spielstätte des Berliner Ensembles – wurde ein voller Erfolg!

Dreigroschenoper

„Der gute Mensch von Sezuan“

Zu Beginn des Stückes „Der gute Mensch von Sezuan“ beabsichtigen die Götter, einen Menschen zu finden, der gut agiert, obwohl er in einer materialistischen und egoistischen Welt lebt. Sie glauben diesen guten Menschen in der Prostituierten Shen Te gefunden zu haben und überlassen ihr Geld, damit sie ihr eigenes Leben verbessern und ihren Mitmenschen helfen kann. Doch auch Shen Te kann in dieser Welt nur überleben, indem sie immer wieder die Rolle ihres erfundenen Vetters Shui Ta einnimmt, der ihr entgegengesetztes zweites Ich ist. Brecht vermittelt damit eine ganz bestimmte Weltanschauung: Der Mensch muss sich in eine gute private und eine schlechte öffentliche Person „aufspalten“, um in einer materialistischen Welt überleben zu können. Die Götter aber ignorieren dieses Problem und stehlen sich am Ende des Stückes aus ihrer Verantwortung.

Dreigroschenoper

„Leben des Galilei“

„Das Leben des Galilei“ gehört zu den vielschichtigsten Theaterstücken Brechts. Brecht verfasste das Drama im Jahr 1939 und thematisiert darin die Konfrontation zwischen dem alten geozentrischen Weltbild und dem neuen heliozentrischen Universum von Kopernikus und Galilei. Das Stück hält sich dabei eng an die biografischen Daten Galileo Galileis und spielt im Italien des 17. Jahrhunderts .

„Furcht und Elend des Dritten Reichs“

Im Dänischen Exil verfasst Brecht das Theaterstück „Furcht und Elend des Dritten Reichs“. Es zeigt in 24 Szenen die Zwangszustände unter der Nationalsozialisten im Dritten Reich auf und stellt die Ängste und das Elend der Bevölkerung dar. Ohne künstlerische Verfremdung schildert Brecht seinem Publikum die ständige Angst vor Gewalt und die allgegenwärtige Gefahr im alltäglichen Leben. Obwohl das Stück nicht zu Brechts großen Erfolgen zählt, steht es dennoch sinnbildlich für den künstlerischen Widerstand sowie als politisches Statement Brechts gegen den Nationalsozialismus.

Brechts Theater

Brechts Theaterkonzeption beeinflusste das moderne Theater wesentlich. Nicht bloßes Mitfühlen, sondern Selbstdenken lautete bei ihm die Devise. Das ist ein typisches Merkmal des epischen Theaters. Es soll aufklären und gleichzeitig unterhalten. Brechts Theaterstücke sind wie seine Lyrik von der Ansicht geprägt, dass Literatur stets einen gesellschaftlichen Nutzen haben und zur Veränderung der Gegenwart anregen soll.

Sowohl „Der gute Mensch von Sezuan“ als auch „Die Dreigroschenoper“ sind prominente Vertreter für die von Brecht entwickelte Form des epischen Theaters. Brecht stellt sich mit seiner Theaterkonzeption gegen die aristotelische Tradition der Katharsis. Anstatt die Handlung passiv zu konsumieren, sollen die Zuschauenden aktiviert und zur Reflexion angeregt werden. Dafür bedient sich Brecht sogenannter Verfremdungseffekte, die die Distanz der Zuschauenden zur Handlung erhöhen sollen. In dieser Form erfüllt das Theater Brechts die Forderung nach einem didaktischen (erzieherischen) Nutzen des Theaters.