Johann Christoph Gottsched
J. C. Gottsched hat mit seiner Poetik nicht nur Regeln für lyrische und epische Werke bereitgestellt, sondern auch für das Drama, dessen Aufgabe er in der strengen moralischen Erziehung der Deutschen sah. Hier lernst du mehr über den wohl umstrittensten Dramaturg und Schriftsteller der Aufklärung.
Inhaltsverzeichnis zum Thema
- Wer war Johann Christoph Gottsched?
- Gottscheds Kurzbiografie
- Gottscheds literarisches Schaffen und Rezeption
Wer war Johann Christoph Gottsched?
„Die Vernunft befähigt den Menschen, die Ordnung und Harmonie der Schöpfung zu erkennen. Ein Kunstwerk ist nur in der Nachahmung der Natur schön.“
Johann Christoph Gottsched galt Zeit seines Lebens als einer der einflussreichsten Dichter, Philosophen, Dramaturgen und Literaturhistoriker des 18. Jahrhunderts. Seine Auffassungen über Theater und Dichtkunst waren stets Anstoß zu kontroversen Debatten. Dabei prägten ihn vor allem die vernunftorientierten Theorien der Aufklärung eines Gottfried W. Leibnitz und Christian Wolff. Sein „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ war die wohl prägendste Dichtungstheorie seiner Zeit. Gottscheds Vorstellung nach galten die klassischen Regeln der Dichtkunst als heilig, sprich Ort, Zeit, Handlung und die Wahl des historischen Stoffes bilden eine Einheit, ganz im Sinne des aristotelischen Dramas.
Unumstritten waren seine Ansichten aber nicht. Vor allem den neu aufkommenden Vertretern des Sturm und Drang erschienen seine antiken Ansichten als längst überholt. Auch gesellschaftspolitisch ging er mit seiner Ständeklausel eher einen rückwärtsgewandten Weg. Statt der Emanzipation des Theaters und seiner Rollenverteilungen entsprachen seine Helden weiterhin den Tugenden des Hofes, nicht denen des Bürgertums. Tragödien waren den oberen Schichten vorbehalten, Lustspiele und Komödien für das einfache Volk. Demzufolge war er zwar ein Mann seiner Zeit, jedoch kein Mann des Fortschritts.
Gottscheds Kurzbiografie
Gottsched wurde 1700 in Königsberg geboren und immatrikulierte sich dort bereits mit 14 Jahren an der Albertina, um Theologie zu studieren. Im Laufe seines Lebens erlangte er neben einem Magister in Philosophie auch die Professuren der Logik, der Poetik sowie der Metaphysik. 1724 entzog er sich der Zwangsrekrutierung durch die Preußische Armee und gelang auf diesem Weg nach Leipzig - eine schicksalhafte Fügung, denn dort konzentrierte sich all sein literarisches Schaffen. Hier wurde er 1726 als Senior in den Literaturzirkel Deutschübende poetische Gesellschaft gewählt, hielt Vorlesungen ganz im Sinne der Aufklärung, war Herausgeber mehrerer Wochenzeitschriften, Theaterintendant, Publizist und vieles mehr. 1735 heiratete er Luise Adelgunde Victorie Kulmus, die ihm bei vielen seiner Arbeiten assistierte. Zwar galt er aufgrund seines unermüdlichen Schaffens als Ikone der Dichtkunst und des Theaters, verlor jedoch aufgrund seiner restriktiven Ansätze nach 1740 mehr und mehr an Ansehen. 1766 verstarb Johann Christoph Gottsched in Leipzig.
Gottscheds literarisches Schaffen und Rezeption
Klarheit und Moralität standen bei Gottsched stets an erster Stelle. Dieser Lehrsatz kam in seiner Mustertragödie „Der sterbende Cato“ am deutlichsten zur Geltung. Sein literarisches Schaffen hatte nichts weniger zum Ziel als die deutsche Dichtkunst zu reformieren und zu einen. Als Anhänger der Aufklärung wandte er sich dabei strikt gegen einen barocken Dichtungsstil und setzte somit Impulse für das Theater der Frühaufklärung sowie zum Verständnis der Dramatik des 18. Jahrhunderts.
Als Herausgeber von Zeitschriften wie „Die vernünftigen Tadlerinnen“ und „Der Biedermann“ legte Gottsched sein aufklärerisches Vernunftsideal dar. Zur Reform des Theaters errichtete er ab 1727 eine Musterbühne um die Theatergruppe Frederika Caroline Neubers und publizierte unter dem Titel „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ aus dem Jahr 1730 seine Ansichten über Poetik. Abschließend veröffentlichte er von 1741 bis 1745 in sechs Bänden die „Deutsche Schaubühne“, die er selbst als Krönung seines Lebenswerkes bezeichnete.
Doch nicht jeder war Freund seines strikten Regelwerks. Gottscheds Kontrahenten sahen in ihm einen moralisierenden Pedanten und bezeichneten ihn spöttisch als „Regelpoetiker“. Ihrer Meinung nach sollte Dichtung frei sein und nicht nur moralisieren. Seine schärfsten Widersacher waren mit Klopstock, Herder, Goethe oder auch Lessing bereits Schwergewichte ihrer Epoche, was seinem Ansehen bereits zu Lebzeiten erheblichen Schaden zufügte. Vor allem Lessing urteilte vernichtend:
„Es wäre zu wünschen, dass sich Herr Gottsched niemals mit dem Theater vermengt hätte. Seine vermeinten Verbesserungen betreffen entweder entbehrliche Kleinigkeiten, oder sind wahre Verschlimmerungen.“
Trotzdem blieb sein literarisches und philosophisches Schaffen von unermesslicher Bedeutung. Seine Dichtungstheorien prägten noch über Jahrzehnte deutschsprachige Autoren, ganz unabhängig davon, ob sie seine Theorien verfolgten oder nicht. Eine Auseinandersetzung mit Gottsched war dieser Zeit schlichtweg nicht zu umgehen.
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