Emilia Galotti (Lessing)
Lessing, der Begründer des bürgerlichen Trauerspiels, adaptiert eine römische Legende und stellt die Ungerechtigkeit der Machthaber in den Mittelpunkt dieses aufklärerischen Stücks.
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30 Tage kostenlos testenInhaltsverzeichnis zum Thema
- Inhaltsangabe zu Lessings „Emilia Galotti"
- Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Trauerspiels
- Interpretationsansatz und Rezeption von „Emilia Galotti"
Inhaltsangabe zu Lessings „Emilia Galotti"
Das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing ist ein Drama der Aufklärung und handelt von dem Prinzen Hettore Gonzaga, der sich in das bürgerliche Mädchen Emilia Galotti verliebt. Er schmiedet einen Plan, um sie von ihrer bevorstehenden Heirat mit dem Grafen Appiani abzuhalten.
Als der Prinz sich in Emilia Galotti verliebt, verliert er sein Interesse an seiner bisherigen Geliebten Orsina. Sein Kammerherr Marinelli teilt ihm mit, dass Emilia Galotti noch am selben Tag den Graf Appiani heiraten wird. Schockiert von dieser Nachricht berichtet er seinem Kammerherrn von seinen Gefühlen, woraufhin dieser einen Plan schmiedet, um Graf Appiani daran zu hindern, auf seiner eigenen Hochzeit zu erscheinen.
Der Plan – Erster Teil
Zunächst soll der Graf aus der Stadt geschickt werden. Dafür trifft sich Marinelli mit dem Grafen und erzählt ihm von einem Auftrag des Prinzen. Das Gespräch artet in einen Streit aus, woraufhin sich der Graf weigert, den Auftrag auszuführen.
Zur selben Zeit besucht Emilia Galotti den Gottesdienst. Der Prinz, der zuvor beschlossen hat, Emilia während des Gottesdienstes anzusprechen, findet sie in der Kirche und gesteht ihr seine Liebe. Emilia hört sich das Liebesgeständnis zitternd an und berichtet anschließend ihrer Mutter Claudia davon.
Der Plan – Zweiter Teil
Marinelli heuert Auftragsverbrecher an, die die Hochzeitskutsche überfallen sollen. Anders als geplant wird der Graf Appiani dabei getötet. Emilia wird in das Lustschloss des Prinzen gebracht und von diesem beruhigt. Erst im Schloss erfährt sie vom Tod des Grafen. Zur gleichen Zeit trifft die Gräfin Orsina im Schloss ein und erfährt, dass Emilia und ihre Mutter anwesend sind.
Sie weiß, dass der Prinz in Emilia verliebt ist und beschimpft ihn als Mörder. Als sie auf Odoardo, den Vater von Emilia, trifft, berichtet sie ihm von dem Vorfall und dem Schicksal, das seiner Tochter als Geliebte des Prinzen bevorsteht. Sie gibt ihm einen Dolch.
Odoardo möchte seine Tochter aus der Stadt bringen, wird aber von Marinelli und dem Prinzen unter einem Vorwand überredet, seine Tochter im Lustschloss zu lassen. Odoardo willigt ein, möchte aber noch einmal seine Tochter sehen. In dem Vater-Tochter-Gespräch berichtet er Emilia alle Details. Diese ist erschüttert und will sich mit dem Dolch erstechen. Odoardo hindert sie daran, woraufhin sie ihren Vater darum bittet. Im letzten Aufzug sagt Emilia:
„Ehedem wohl gab es einen Vater,
der seine Tochter von der Schande zu retten,
ihr den ersten, den besten Stahl in das Herz senkte
– ihr zum zweiten Male das Leben gab."
In Folge dessen ersticht Odoardo seine Tochter. Der Prinz und Marinelli sind über Emilias Tod entsetzt. Der Prinz beschuldigt Marinelli des Vebrechens und verbannt ihn aus der Stadt.
Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Trauerspiels
Die Entstehung von Lessings „Emilia Galotti" ist im sogenannten Zeitalter der Aufklärung zu verorten. Das Trauerspiel wurde im Jahr 1772 uraufgeführt. Lessings Quelle ist eine Erzählung des römischen Historikers Livius (59 v. Chr. - 17 n. Chr.) über Virginia, die von ihrem Vater getötet wurde, um sie vor dem damals regierenden Appius Claudius zu beschützen. Genau wie der Prinz von Guastalla verliebt sich dieser in Virginia, doch diese ist bereits vergeben. Appius macht sie zur Sklavin, woraufhin sie von ihrem Vater aus Verzweiflung erstochen wird. Das Motiv des Tochtermordes ist also aus Livius' Erzählung übernommen.
Lessing kritisiert mit seinem Werk die Willkür und die Misstände des Adels. Die absolutistischen Fürsten mussten sich zur damaligen Zeit vor keiner Verfassung rechtfertigen. Anders als in der Virginia-Quelle verzichtet er aber auf die Revolte im Volk. Bei Virginia folgte ein Volksaufstand, der zur Vertreibung des Tyrannen führte.
Interpretationsansatz und Rezeption von „Emilia Galotti"
Heute gibt es zahlreiche Interpretations - und Rezeptionsansätze zu „Emilia Galotti". Die damaligen Dichter/-innen und auch die Bevölkerung reagierten schockiert über den provozierenden Tod der Emilia. Das hinderte sie jedoch nicht daran, das Stück in einige Werke einzubauen. So integrierte Johann Wolfgang Goethe das Trauerspiel in „Die Leiden des jungen Werther". Als Werther sich erschießt, liegt das Buch „Emilia Galotti" aufgeschlagen auf seinem Pult.
Das bürgerliche Trauerspiel brachte die einfachen Menschen auf die Bühne und war ein Beispiel dafür, dass auch sie Held/-innen der Geschichte sein können. Das Schicksal der bürgerlichen Familie unterliegt aber dem Willen des absolutistischen Adels. Die absolutistische Struktur lässt sich auch in der Personenkonstellation von Lessings Emilia Galotti wiederfinden. Innerhalb der Familie ist Odoardo, der Vater Emilias, das Oberhaupt. Emilia hingegen unterwirft sich dem Willen der Eltern und versucht, ihren Erwartungen zu entsprechen. „Emilia Galotti" spiegelt also die zeitgenössischen Machtstrukturen wider und wird daher auch als politisches Stück aufgefasst.
Die Interpretationsansätze des Trauerspiels sind sehr vielfältig, beantworten jedoch noch nicht jede offene Frage. „Warum muss Emilia sterben?" ist dabei einer der zentralen Fragen und wird heute noch intensiv diskutiert.
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