„Der Prozess“ – Personenkonstellation (Kafka)
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Grundlagen zum Thema „Der Prozess“ – Personenkonstellation (Kafka)
Die Personen in "Der Prozess" kreisen alle um Josef K. - er steht im Zentrum des Geschehens und aus seiner Sicht heraus erfahren wir etwas über die Figuren. Dabei lassen sich zwei unterschiedliche Lager ausmachen. Zum einen sind das Personen aus K.s privatem Umfeld und seinem Arbeitsumfeld. Zum anderen sind es Personen, die dem Gericht zuzuordnen sind. Welche Figuren genau wozu gehören, wird in diesem Video einfach und leicht verständlich erklärt. Viel Spaß beim Ansehen und viel Erfolg beim Lernen.
Transkript „Der Prozess“ – Personenkonstellation (Kafka)
Franz Kafka: Der Prozess - Personenkonstellation
“Jemand musste Josef K. verleumdet haben...”. So beginnt Kafkas wohl berühmtester Roman “Der Prozess”.
Gleich zu Beginn wird von einer unbekannten Person gesprochen und von dieser eine Beziehung zu Josef K. hergestellt. Wir erfahren nicht, ob es tatsächlich jemanden gab, der Josef K. verleumdet hat. Allerdings zeigt schon dieser erste Satz, dass die Beziehungen zwischen Josef K. und anderen sehr wichtig zu sein scheinen. Doch wer ist Josef K. und wer sind die Menschen, mit denen er in “Der Prozess” zu tun hat?
Josef K. arbeitet als Prokurist bei einer Bank. Sein Vater ist gestorben und seine Mutter spielt im Roman keine Rolle. Freundschaftliche Kontakte hat er - außer zu Else, seiner Geliebten, kaum. Else wird jedoch auch stets nur erwähnt, tritt selbst nie auf. Wir erfahren, dass Josef K. kein Mensch inniger Bekanntschaften ist, er wirkt eher kühl und menschenscheu.
Wir werden uns zur besseren Übersicht die einzelnen Lebensbereiche K.s einzeln ansehen und die Beziehungen zu Personen darin untersuchen. Ein besonderes Augenmerk wollen wir dabei der Verschmelzung von privatem Bereich und dem Bereich des Gerichtes werfen.
Beginnen wir mit unserer Betrachtung beim Arbeitsumfeld Josef K.s: Schon bei seiner Verhaftung sind drei untergebene Arbeitskollegen K.s anwesend. Rabensteiner, Kaminer und Kullych. Sie geleiten ihn nach der Verhaftung wieder zur Arbeit. Wir erfahren jedoch nicht, welche Aufgabe sie genau in der Bank haben. Außer, dass sie K. untergeben sind, wissen wir nichts über die Beziehungen.
Auffällig ist, dass hier die Arbeitswelt schon mit dem Gericht zusammenarbeitet. Der Direktor der Bank ist eine weitere Figur des Arbeitsumfeldes. Er ist eine Art Vaterfigur, die K. Tipps und Ratschläge gibt. Gegen Ende des Romans schickt er Josef K. zu einem Treffen mit einem unbekannten Kunden am Dom.
Bei seiner Suche nach Wissen und Hintergründen zu seiner Verhaftung trifft K. auf den Fabrikanten. Er ist Kunde der Bank und weiß etwas über den Prozess. Er glaubt, dass K. durch den Gerichtsmaler Titorelli geholfen werden könnte. Hier wird Josef K. durch die Arbeitswelt direkt auf die Welt des Gerichts verwiesen.
Das Familienumfeld K.s ist der nächste Bereich, dem wir unsere Aufmerksamkeit widmen: Eine wichtige Figur ab der Mitte des Romans ist der Onkel von K. Dieser wohnt auf dem Land und er erhält mehrere Namen. Zu Beginn wird er Karl genannt, am Ende als “Albert” angesprochen.
Trotz der Entfernung zur Stadt hat er vom Prozess Wind bekommen und will K. helfen. Erfahren wir vorher sehr wenig über die Familie, so tritt sie an dieser Stelle auch nur in Bezug auf die Welt des Gerichts in Erscheinung.
Zum Familienumfeld kann man außerdem Huld zählen, da er ein Bekannter des Onkels ist. Er ist aber auch Teil der Gerichtswelt, denn er soll als Anwalt für K. die Verteidigung übernehmen. Allerdings ist Huld krank und muss gepflegt werden. K. ist zunehmend unzufrieden mit ihm und entlässt den Anwalt bald wieder.
Eine dritte Kategorie von Figuren, sind die verführerischen Frauenfiguren: Josef K. trifft im Laufe des Romans immer wieder auf Frauen, die ihn zu verführen suchen oder zu denen er sich selbst hingezogen fühlt. Die meisten dieser Frauen lassen sich unmittelbar mit der Welt des Gerichts in Bezug setzen.
Als erstes ist dies Fräulein Bürstner. Sie ist - ebenso wie Josef K. - Mieterin bei Frau Grubach. Am Abend nach der Verhaftung entschuldigt sich K. bei ihr für die Unruhe und küsst sie. Sie erzählt ihm, dass sie bald als Sekretärin in einer Kanzlei arbeiten wird. Sie wechselt also vom “persönlichen Umfeld” zum “Gerichtsumfeld”.
Eine weitere Person ist die Frau des Gerichtsdieners. Auch wenn sie keine leitende Rolle spielt, so ist sie schon Bestandteil der Gerichtswelt. Sie vergnügt sich während K.s Vernehmung mit ihrem Liebhaber in einer Ecke des Gerichtszimmers. Später versucht sie K. ihre Hilfe in seinem Fall anzubieten und ihn zu verführen.
Die dritte wichtige Frauenfigur ist Leni. Sie ist Teil von beiden Welten, da sie sich um das Wohlbefinden des Advokaten und Bekannten des Onkels, Huld, kümmert. Bei einem von K.s Besuchen dort verführt sie K. in einem Nebenzimmer. Sie scheint einiges über die Gerichtswelt und besonders über den Prozess Josef K.s zu wissen, aber behält es für sich.
Die letzte große Gruppe von Personen in “Der Prozess” sind diejenigen, die in der Welt des Gerichts verankert sind. Zuerst lernen wir die Wächter kennen. Sie sind diejenigen, die Josef K. an besagtem Morgen verhaften. Die Wächter wissen anscheinend nicht, weshalb sie ihn verhaften und dürften es ohnehin nicht sagen. Im weiteren Verlauf trifft K. die Wächter nochmals. Sie werden von einem Prügler in einem Hinterzimmer der Bank, bei der K. arbeitet, geschlagen.
Den Untersuchungsrichter trifft K. am Sonntag bei seiner Vernehmung an. Er ist sichtlich desinteressiert am Fall, anstatt sich um K. zu kümmern. Er spricht ihn mit falscher Berufsbezeichnung an und hört ihm nicht zu. Dieses Verhalten zeigt schon zu Beginn des eigentlichen Prozesses die Inkompetenz und Ineffizienz der Gerichtsbarkeit.
Der Maler Titorelli arbeitet für das Gericht und hat eine Wohnung bei den Kanzleien bekommen. Er klärt K. über seine Optionen auf und ist damit der Einzige, der K. explizit etwas zu seiner Lage sagt. K. kann sich jedoch nicht entscheiden und somit ist Titorelli am Ende doch keine Hilfe für ihn.
Ähnlich sieht es mit dem Priester aus, der sich als Gefängniskaplan vorstellt. Dieser erzählt K. die Torhüterparabel “Vor dem Gesetz”. Darin ist K.s Situation metaphorisch erklärt. Doch auch hier kann K. keine Schlüsse für sich herausziehen.
Am Ende wird K. von den Vollstreckern abgeführt. Diese sind fett und tragen Zylinder. Sie sind offensichtliche Karikaturen. Somit ist die Reihe der Figuren abgeschlossen.
Die meisten Figuren stehen in keiner wirklichen emotionalen Beziehung zu K. Sie erfüllen jeweils einen Zweck und treiben somit die Geschichte voran. Zunehmend versinkt K.s Umwelt in der Welt des Gerichtes und K. mit ihr.
Josef K. selbst erhält jedoch nie Hilfe oder Hinweise, die er produktiv umsetzen könnte. Seine soziale Veranlagung verändert sich also nicht. Er ist und bleibt allein.
„Der Prozess“ – Personenkonstellation (Kafka) Übung
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Analysiere die Personenbeschreibung des Josef K. aus Kafkas Werk Der Prozess.
TippsWelche Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen von K. führen dazu, dass er immer abhängiger von der anziehenden Macht des Gerichts wird? Wie sieht sein soziales Umfeld aus?
LösungJosef K. ist der Protagonist des Romans. Schon von weitem kann man einige autobiographische Bezüge zu Kafka selbst sehen: Beide Nachnamen fangen mit K. an, beide arbeiten im juristischen Bereich, beide sind 30 Jahre alt, haben ein zerrüttetes (oder irrelevantes/nicht beschriebenes) Verhältnis zu ihrer Familie. Beide plagen unbestimmte und unbegründete Schuldgefühle.
Inwiefern andere Eigenschaften des K. auf Kafka zu übertragen sind, bleibt ungewiss. Sicher sind nur einige Thesen:
- K. ist ehrgeizig, er verbringt viel Zeit mit und in der Arbeit, was zu einer gewissen Verarmung seiner sozialen Kontakte führt. Seine Menschenscheue zeigt sich im beschränkten privaten Umfeld zu Elsa und einem Stammtisch.
- In den Frauengeschichten ist K. eher Opfer (der Aktion der Frauen oder seiner Gefühle) als selbstbestimmt.
- In einigen Situationen zeigt sich Josefs fehlende Entschlusskraft, der Macht des Gerichts tatsächlich zu entfliehen (z. B. beim Maler). Außerdem zeigt er sich angezogen vom Gericht, da er (wie der Mann in der Türhüterparabel) ohne Erfordernis mit dem Gericht interagiert und so sein eigenes Urteil über sich ausspricht.
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Ordne die Personen aus Der Prozess den einzelnen Personengruppen zu.
TippsÜberlege, welcher Arbeit die einzelnen Personen im Roman nachgehen und welche Rolle sie in Bezug auf die vier Personengruppen spielen.
LösungIn Kafkas „Prozess“ steht der Protagonist Josef K. mit vielen Personen in Verbindung, die ihm allesamt jedoch feindlich oder wenig hilfreich gegenüberstehen. Grob können wir dabei vier verschiedene Personengruppen unterscheiden:
- Gerichtsumfeld: Wächter, Untersuchungsrichter, Titorelli, Gefängniskaplan und Vollstrecker
- Arbeitsumfeld: Kollege Rabensteiner, Kaminer, Kullych, Fabrikant, Direktor der Bank
- Frauenfiguren: Leni, Nachbarin Fräulein Bürstner
- Familienumfeld: Onkel Karl oder Albert, Anwalt Huld
- ... alle Frauen entweder in Kontakt mit dem Gericht stehen oder mit diesem in Kontakt treten.
- ... auch Arbeitswelt und Familienumfeld im Verlauf nur noch hinsichtlich des Gerichts eine Rolle spielen.
- ... somit alle Personengruppen in Abhängigkeit des Prozesses erscheinen, dabei aber keine Hilfe für Josef K. darstellen; K. bleibt alleine und hilflos.
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Bestimme den Namen der Person aus Der Prozess, zu der die Beschreibung passt.
TippsBestimme, zu welcher Personengruppe die jeweilige Beschreibung der Person passt. Beachte auch, dass nicht alle zur Auswahl stehenden Personen hier beschrieben werden!
LösungDie Personenkonstellation in Kafkas „Prozess“ ist sehr wichtig, denn die Personen stammen aus anfänglich vier getrennten Bereichen, deren Grenzen sich mit der Zeit auflösen und die alle in den Bereich des Gerichts übergehen.
Die Personen werden dabei weniger emotional und in ihrer emotionalen Bindung zu K. beschrieben, sondern übernehmen eine Rolle in der Geschichte; die Figuren sind rein zweckgebunden. Durch den Direktor lernt K. den unbekannten Kunden am Dom kennen, durch den Fabrikanten den Gerichtsmaler Titorelli; das Familienumfeld bestehend aus dem Onkel und dessen Freund Huld, der kurzzeitig zum Anwalt Josefs wird, ist genauso wie Leni, die ihn verführt, eine Stütze in seiner schwierigen Zeit. Die Repräsentanten des Gerichts führen K. und dem Leser die Inkompetenz dieser Institution vor Augen.
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Bestimme anhand der Einführung der Figuren den Verlauf der Handlung in Kafkas Werk Der Prozess.
TippsNach und nach versucht sich K. Hilfe in seinem Umkreis zu holen: Zuerst bei der Familie, dann über die Arbeit, schließlich in der Kirche. Doch alle auftretenden Personen versagen.
Beachte die Funktion der Figuren: An welcher Stelle müssen sie auftreten, um ihrem Beruf/ihrem Zweck in der Geschichte gerecht zu werden?
LösungDas Auftreten von bestimmten Personengruppen geschieht im Roman „Der Prozess“ an bestimmten Stellen und häufig zu Beginn neuer Kapitel. Anhand des Auftretens der Personen können wir gut den Verlauf der Handlung beobachten:
- So erscheinen am Anfang Josef K. und die Wächter, die ihn eines Morgens abholen. Am Abend kehrt er zurück nach Hause, wo er auf Fräulein Bürstner trifft.
- Tags darauf wird er dem Untersuchungsrichter und dem Gericht vorgeführt und trifft hier außerdem auf die Frau des Gerichtsdieners.
- Sodann beginnt die Spirale, in deren Verlauf sich Josefs Ohnmächtigkeit und Einsamkeit zeigen: Seine Familie und sein privater Umkreis, repräsentiert durch seinen Onkel, Leni und den Anwalt Huld, können ihm nicht helfen.
- Sodann trifft er auf den Fabrikanten, eine Figur aus seinem Arbeitsumfeld, der ihn an den Gerichtsmaler Titorelli verweist; auch dieser kann ihm jedoch nicht helfen.
- Schließlich - und kurz vor dem Ende - trifft K. unvorhergesehenerweise auf den Gefängniskaplan und Priester, der ihm die Torhüterparabel erzählt. Auch der religiöse Repräsentant kann ihm nicht helfen.
- Letztlich holen K. die zwei Vollstrecker ab, die ihn mit einem Messer erstechen.
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Beschreibe die Rolle der Personen in Bezug auf Josef K.
TippsBegegnet K. während der Geschichte irgendeiner Person, die ihm einen Ausweg zeigen und ihm konstruktiv weiterhelfen kann?
Wie ist die emotionale Bindung zwischen dem menschenscheuen K. und den blass beschriebenen Gestalten des Buches?
LösungDie Figuren im „Prozess“ sind bezeichnend für die Hilflosigkeit des Einzelnen vor der Übermacht der überbordenden Bürokratie. Denn sie stehen dem menschenscheuen und auf sich allein gestellten Prokuristen Josef K. kalt gegenüber.
- So sind die Frauen in der Geschichte nicht imstande, K. wirkliche Liebe und Wärme zu schenken. Sie verführen ihn oder werden als erotisch empfunden, können ihm jedoch nicht helfen.
- Auch die anderen Personen können keine emotionale Bindung zu K. aufbauen. Der Onkel will ihm zwar helfen, leitet ihn aber nur an seinen unfähigen und kranken Anwaltsfreund Huld weiter.
- Auch der Fabrikant und der Gerichtsmaler Titorelli können ihm nicht helfen.
- Die auftretenden Nebenpersonen wie die Gerichtsvollzieher, die Wächter oder auch die Kollegen von K. werden nur als Handlanger des Systems dargestellt.
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Erkläre, inwiefern einige der auftretenden Personen nach gewisser Zeit dem Bereich des Gerichts zugeordnet werden können.
TippsAm Anfang existieren die Personen noch ohne Bindung zum Gericht; der Prozess umschließt aber schließlich alle Lebensbereiche Josefs. Wie zeigt sich das bei den auftretenden Personen?
LösungWährend der Prozess gegen Anfang des Buches noch wenig Macht über K. hat, er sogar seinem Privatleben und Beruf uneingeschränkt nachgehen kann, entwickelt die geheimnisvoll-kafkaeske Macht der Bürokratie im Laufe der Geschichte so viel Anziehungskraft, dass schließlich alle Bereiche von Josefs Leben in ihren Bann geraten.
Das zeigt sich am besten anhand bestimmter Personen: Auch wenn manche anfangs noch unabhängig vom Gericht erscheinen, treten sie hernach immer mehr in Kontakt mit diesem. Personen der Arbeitswelt (der Fabrikant verweist K. an den Gerichtsmaler, drei Kollegen sind bei Josefs Verhaftung anwesend), der Familie (der Onkel Karl überredet K. sich intensiv mit dem Prozess zu beschäftigen und erzeugt Sorge in ihm) und der „Frauenwelt“ (Fräulein Bürstner eröffnet K., dass sie anfangen wird, in einer Kanzlei zu arbeiten) tauchen gegen Ende immer mehr in die Welt des Gerichts ein und hören - genau wie K. selbst - auf, unabhängig davon zu existieren.
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