„Der Vorleser“ – Inhaltsangabe (Schlink)
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Grundlagen zum Thema „Der Vorleser“ – Inhaltsangabe (Schlink)
Jurastudent Michael trifft seine frühere Geliebte im Gerichtssaal wieder – sie ist angeklagt, weil sie als Aufseherin in einem KZ gearbeitet und dadurch indirekt an der Massenermordung teilgenommen hat. Das ist schon mal eine gute Story, aber in Bernhard Schlinks berühmtem Roman „Der Vorleser“ geht es noch um viel mehr: Schuld, Analphabetismus, Abhängigkeit und Sex sind nur einige der Themen. Neugierig geworden? Dann lass Dir den Inhalt dieses spannenden Romans einmal anschaulich erzählen!
Transkript „Der Vorleser“ – Inhaltsangabe (Schlink)
Bernhard Schlink. Der Vorleser. Inhaltsangabe. Michael, der Protagonist des Romans ist an Gelbsucht erkrankt und muss sich mitten auf der Straße übergeben. Das Malheur ist ihm sehr unangenehm, aber eine fürsorgliche Frau hilft ihm und bringt Michael nach Hause. Das ist seine erste Begegnung mit Hanna. Die 21 Jahre ältere Frau soll ihn fortan sein Leben lang nicht mehr loslassen. Davon erzählt er in "Der Vorleser" aus der Ich-Perspektive. Diese erste Begegnung findet im Jahr 1959 statt. Michael Berg ist 15 Jahre alt und Schüler der 10. Klasse. Nachdem er seine Krankheit auskuriert hat, bringt er der 36-jährigen Straßenbahnschaffnerin Hanna Schmitz als Dank einen Blumenstrauß. Zu seiner Verwirrung erregen ihn Hannas Aussehen und ihre Bewegungen. Michael flüchtet aus Ihrer Wohnung, kehrt aber nach einer Woche wieder zurück. Es kommt zum ersten Sex. Michael fühlt sich erwachsen. Jeden Tag nach der Schule besucht er jetzt heimlich seine Geliebte. Die Straßenbahnschaffnerin Hanna ist von peinlicher Sauberkeit und fordert das gemeinsame Duschen, bevor beide sich lieben. Hanna beginnt, sich dafür zu interessieren, was Michael im Deutschunterricht liest. Bald entwickelt sich ein Ritual. Bei jedem Treffen liest Michael Hanna vor. Dann lieben sich die beiden. In den Ferien kommt es zum ersten Streit, als Michael in Hannas Straßenbahn steigt, um sie zu treffen. Ihre völlige Ignoranz kränkt ihn, dennoch ist er versöhnlich und merkt, wie viel Macht Hanna offensichtlich über ihn hat. Auf einer mehrtägigen Fahrradtour der beiden bricht wieder ein Streit aus. Als Michael vor Hannas Aufwachen das Hotelzimmer zum Rosen kaufen verlassen hat, bekommt sie Panik. Dabei hatte er ihr einen erklärenden Zettel hinterlassen. Es wird immer offensichtlicher, dass Hanna wohl nicht lesen kann. In der Beziehung ist Michael zwar immer hörig, aber er verleugnet die launische Hanna auch. Als er mal wieder einen Nachmittag mit seinen Klassenkameraden im Schwimmbad verbringt, findet sich auch Hanna dort ein. Michael zögert, zu ihr zu gehen. Schließlich entschließt er sich doch dazu, aber Hanna ist weg. Als Michael sie am nächsten Tag in ihrer Wohnung aufsucht, ist sie ausgezogen. Ihr plötzliches Verschwinden nach Hamburg empfindet Michael als Strafe dafür, dass er sich nicht öffentlich zu der viel älteren Geliebten bekannt hat. Nach Hannas Weggang macht Michael Abitur und studiert und Rechtswissenschaften. Permanent spürt er aber noch immer seine Abhängigkeit von Hanna. Er möchte sich nicht binden und verhält sich anderen gegenüber überlegen. Schließlich muss er im Rahmen seines Studiums im Jahr 1965 einen Prozess zum Nationalsozialismus verfolgen. Er und seine Kommilitonen bezeichnen sich selbstgerecht als "Avantgarde der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit". Zu Michaels Überraschung und Entsetzen sitzt Hanna im Gerichtssaal als einer der fünf angeklagten Frauen, die als Aufseherinnen in einem kleinen Lager bei Krakau tätig waren. Sie mussten regelmäßig Zwangsarbeiterinnen aussortieren und nach Auschwitz zurückschicken, was deren sicherer Tod bedeutete. Außerdem wird ihnen vorgeworfen, in einer brennenden Kirche gefangene Zwangsarbeiterinnen nicht befreit zu haben, sodass alle bis auf eine Mutter mit Tochter starben. Im Verlauf des Prozesses zeigt sich, dass Hanna die Anklageschrift nicht kennt. Aus Angst davor, als Analphabetin entlarvt zu werden, verstrickt sie sich in Schuldeingeständnisse. So gibt sie fälschlicherweise zu, einen belastenden Bericht geschrieben zu haben, um einer Schriftprobe zu entgehen. Der beim Prozess anwesende Michael könnte den Richter von Hannas Analphabetismus unterrichten. Er entscheidet sich schließlich dagegen und fragt sich, ob er so an der Schuldigen schuldig geworden ist. Schließlich fällt das Urteil gegen Hanna Schmitz. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Michael ist betäubt von den Erlebnissen, stürzt sich in sein Studium, lebt einsam, wird krank. Die hilfsbereite Kommilitonin Gertrud kümmert sich um ihn. Michaels aufklärerischer Eifer ist gewichen, er lehnt die Selbstgerechtigkeit der 68er-Generation ab, ist gegen die Zuweisung der Kollektivschuld für die NS-Verbrechen an alle Deutschen. Während seiner Zeit als Gerichtsreferendar heiratet Michael Gertrud. Trotz Tochter wird die Ehe nach fünf Jahren geschieden. Das liegt nicht zuletzt an Michaels Prägung durch Hanna. Andere Frauen fühlen sich für ihn falsch an. Als Rechtshistoriker forscht er im Gebiet "Recht im Dritten Reich", doch die Geschichte des Rechts kommt ihm wie eine Irrfahrt vor. Er liest Homers "Odyssee" laut, nimmt es auf Kassette auf, genauso wie weitere literarische Werke. Dann schickt er Hanna einen Kassettenrekorder und regelmäßig Kassetten, ganz ohne persönlichen Kommentar, vom achten bis zum 18. Jahr ihrer Haft. Schließlich erhält er einen Brief von Hanna. Michael nimmt freudig wahr, dass sie sich lesen und schreiben beigebracht hat. Michael schreibt Hanna nie etwas persönliches, doch er ist ihr einziger Kontakt außerhalb des Gefängnisses. Deshalb bittet ihn die Gefängnisleiterin, ob er sich nach Hannas anstehender Entlassung um eine Wohnung und eine Arbeit für sie kümmern könnte. Michael organisiert alles für Hannas Entlassung. Als er sie jedoch eine Woche davor besucht, empfindet er sie als dickliche, ungepflegte alte Frau. Sie erzählt ihm von ihren Visionen, die sie von den Toten im KZ hatte. Michael ist unsicher, geschäftig, will Hanna eigentlich auf Distanz halten, holt sich aber schließlich am Tag ihrer Entlassung ab. Doch Hanna hat sich erhängt. Die Leiterin gewährt ihm Einblicke in Hannas Zelle, zeigt ihm die Literatur, mit der sie die Geschehnisse der NS-Zeit aufgearbeitet hat. Ihre Ersparnisse, 7000 DM, soll Michael der Tochter geben, die mit der Mutter den Brand in der Kirche überlebt hat. Diese möchte das Geld erst nicht annehmen, da sie Hanna für eine brutale Frau hält, die auch Michaels Leben zerstört habe. Schließlich wird das Geld für eine jüdische Gesellschaft zur Bekämpfung des Analphabetismus verwendet. Hannas Grab besucht Michael nur ein einziges Mal. Während sie die Geschehnisse im Gefängnis verarbeitet hat, bedrückt Michael die Vergangenheit nach wie vor. Zehn Jahre später entschließt er sich, alles aufzuschreiben. Die Befreiung von der Vergangenheit sei ihm aber nicht gelungen, erklärt er.
„Der Vorleser“ – Inhaltsangabe (Schlink) Übung
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Gib an, welche Aussagen auf den Roman Der Vorleser zutreffen.
TippsÜberlege dir, welche Rolle der Analphabetismus in dem Roman spielt und inwiefern sich Hanna verändert als sie schließlich lesen kann.
Frage dich, warum Hanna Michael sein Leben lang nicht mehr loslässt. Bedenke dabei, dass es nicht nur um ihre Liebesgeschichte geht.
LösungIn Schlinks Roman geht es um die Schuldfrage zur NS-Zeit. Dazu bedient sich der Autor der fiktiven Liebesgeschichte zwischen Hanna Schmitz und Michael Berg.
Der Roman kann in drei Teile aufgeteilt werden. Im ersten Teil geht es um die Liebesgeschichte zwischen Hanna und Michael. Im zweiten Teil steht Hannas Prozess im Vordergrund und der dritte Teil handelt von der Aufarbeitung der Schuldfrage.
Der Analphabetismus steht dabei als repräsentatives Instrument der Unmündigkeit Hannas im Vordergrund. So hat sie während der NS-Zeit Befehle ohne Widerspruch ausgeführt, sozusagen gehorcht. Als sie während ihrer Haft lesen lernt, setzt sie sich hingegen aktiv mit ihrer Schuld auseinander und bringt sich schließlich um. Michael weiß um den Analphabetismus Hannas und beschließt, den Richter davon nicht in Kenntnis zu setzen. Dennoch fragt er sich, ob er sich dadurch an Hanna schuldig gemacht hat.
Hannah, wohl aber vor allem die Schuldfrage Hannas, lässt Michael sein Leben lang nicht mehr los. Er beschließt die Geschichte zehn Jahre später aufzuschreiben.
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Bestimme den chronologischen Ablauf des Romans Der Vorleser.
TippsDie mehrtägige Fahrradtour ereignet sich vor der Episode im Schwimmbad.
LösungDer Roman lässt sich in drei Teile unterteilen:
- Im ersten Teil geht es um die Liebesgeschichte zwischen Hanna und Michael. Die erste Begegnung findet im Jahre 1959 statt, als Michael an Gelbsucht erkrankt ist und sich auf der Straße übergibt. Hanna hilft Michael und bringt ihn nach Hause. Nach seiner Genesung kehrt er zu Hannas Haus zurück, um sich bei ihr zu bedanken. Zwischen ihnen kommt es zum ersten Geschlechtsverkehr und Michael trifft Hanna nun regelmäßig nach der Schule. Bald entsteht ein Ritual: Erst liest Michael Hanna etwas vor und dann schlafen sie miteinander. Da Hanna Analphabetin ist und wegen ihrer guten Arbeit als Straßenbahnschaffnerin befördert werden soll, beschließt sie, aus Angst entlarvt zu werden, die Stadt zu verlassen.
- Der zweite Teil beginnt im Jahre 1965. Michael ist Student der Rechtswissenschaft und soll im Rahmen seines Studiums einen Prozess zum Nationalsozialismus verfolgen. Hanna ist als eine von fünf Frauen als ehemalige Aufseherin angeklagt. Michael wird sich bewusst, dass Hanna Analphabetin ist, setzt den Richter darüber allerdings nicht in Kenntnis. Schließlich wird sie zu lebenslanger Haft verurteilt.
- Der dritte Teil schildert die Ereignisse nach dem Prozess: Michael heiratet seine Kommilitonin Gertrud und lässt sich nach nur fünf Jahren Ehe wieder von ihr scheiden. Als Rechtshistoriker forscht er im Gebiet des Rechts im Dritten Reich und beginnt literarische Werke auf Kassetten aufzunehmen, die er Hanna ins Gefängnis schickt. Er erfährt, dass Hanna lesen und schreiben gelernt hat. Anlässlich ihrer Entlassung wird Michael von der Gefängnisleitung darum gebeten, Hanna bei der Suche nach einer Arbeit und einer Wohnung behilflich zu sein. Doch noch vor ihrer Entlassung erhängt sie sich in ihrer Zelle. Michael entschließt sich, alles aufzuschreiben.
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Bestimme, wodurch sich die Charaktere Hanna und Michael auszeichnen.
TippsHanna neigt penibel zur Reinlichkeit. So fordert sie zum Beispiel das gemeinsame Duschen, bevor sie sich lieben. So läuft das Treffen an sich immer nach einem bestimmten Ritual ab.
Michael verleugnet Hanna vor seinen Freunden zwar im Schwimmbad, merkt aber bei ihrem ersten Streit auch, dass sie viel Macht über ihn hat.
LösungHanna Schmitz steht für die NS-Generation, die sich durch ihr Mitwirken schuldig gemacht hat. Dabei ist ihr Charakter durchaus zwiespältig zu sehen: Auf der einen Seite ist da die ordnungsliebende Hanna, die auch mit Michael ein bestimmtes Vorlese-Ritual pflegt. Auf der anderen Seite steht jedoch eine Hanna, die stets befürchten muss, dass man ihren Analphabetismus aufdeckt und demnach in jenen Situationen die Flucht ergreift, in denen man sie entlarven könnte. So verschwindet sie plötzlich, als man ihr auf Grund ihrer guten Arbeit als Straßenbahnkontrolleurin eine Beförderung anbietet. Außerdem ist zwischen der unmündigen Analphabetin Hanna und der mündigen Hanna zu unterscheiden, die später lesen und schreiben kann. Erstere ist sich vor Gericht kaum einer Schuld bewusst, da sie Anordnungen gefolgt ist, während die mündige Hanna bewusst durch die entsprechende Literatur ihre Schuld aufarbeitet. Ihr Selbstmord kann dabei durchaus als Schuldeingeständnis gewertet werden.
Michael Berg vertritt die Nachkriegsgeneration. Als solcher lehnt er zwar eine Kollektivschuldzuweisung radikal ab, bleibt aber durch seine eigenen Schuldgefühle Hanna gegenüber ein Leben lang gelähmt. Dadurch wirkt er im ganzen Roman eher passiv. Er lässt es zu, dass Hanna Macht über ihn hat und ist infolgedessen unfähig, eine Beziehung zu einer anderen Frau einzugehen. Selbst seine anfängliche Entscheidung, Hanna im Freibad vor seinen Freunden zu verleugnen, hält er nicht bis zum Schluss durch. Durch ihr Verschwinden bürdet er sich hingegen wiederum eine Mitschuld auf. Erst nach Hannas Tod scheint Michael aktiv zu werden und beschließt sein Erlebtes aufzuschreiben. Frei von Hanna ist er dennoch nicht.
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Schildere, wie sich der Analphabetismus auf Hannas Leben auswirkt.
TippsÜberlege dir, wie Hanna sich verhält, um zu verhindern, dass jemand sie als Analphabetin enttarnt.
LösungHannas Analphabetismus wird in dem Roman ein großer Stellenwert eingeräumt, da er nicht nur dazu dient, Hannas merkwürdiges Verhalten zu rechtfertigen, sondern auch repräsentativ für ihre Unmündigkeit steht. Sie ist in diesem Sinne nicht nur stark von Michael abhängig, sondern auch von ihrem Umfeld. So ist es auch zu erklären, dass Hanna zu einer perfekten Mitläuferin im Nationalsozialismus wurde und Befehle gehorsam ausführte. Erst nachdem sie lesen und schreiben gelernt hat, ist sie in der Lage ihr Verhalten zu reflektieren und bringt sich schließlich um.
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Stelle einen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung einzelner Handlungsstränge in Der Vorleser her.
TippsBedenke, inwiefern der Analphabetismus Hannas Verhalten bestimmt.
LösungObwohl Hanna eigentlich als Analphabetin auf ihr Umfeld angewiesen ist, ist es zu Beginn der Geschichte doch wohl eher Michael, der ihr hörig ist. Dies ändert sich auch bis zum Schluss nicht, als Hanna lesen und schreiben kann. Zwar geht er zu diesem Zeitpunkt bereits auf Distanz zu ihr, kommt jedoch auch nach ihrem Tod nicht von ihr los. Hannas Verhalten lässt sich zu Beginn in seiner Ursache und Wirkung durch ihren Analphabetismus erklären. Erst während ihrer Gefängnishaft wird sie durch das Lesen und Schreiben mündig.
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Arbeite die Schuldfrage in Bernhard Schlinks Der Vorleser heraus.
TippsMichael gelingt es nicht, sich von seiner Vergangenheit zu befreien. Überlege dir, welche starken Schuldgefühle bis zum Schluss an ihm nagen.
Als Kollektivschuld wird die moralische Schuld aller Menschen einer Gemeinschaft bezeichnet.
LösungHinsichtlich der Schuldfrage wird offensichtlich, dass es Hanna mit dem Erlernen des Lesens und Schreibens gelingt, ihre Schuld aufzuarbeiten. Sie wird mündig und besorgt sich sogar Literatur, mit der sie die Geschehnisse der NS-Zeit aufarbeitet. Als letzte Geste vermacht sie ihr Erspartes der Tochter, die den Brand in der Kirche überlebt hat.
Michael hingegen versucht zwar seine Schuld durch das Schreiben der Ereignisse aufzuarbeiten, findet aber bis zum Schluss keinen Frieden. Dies ist beeindruckend, zumal Hanna sich durch ihre NS-Verbrechen wahrhaftig schuldig gemacht hat und Michael lediglich meint Schuld zu tragen. Seine Schuld ist sozusagen seine selbst wahrgenommene Schuld.
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