Sie heißen Moritz, Melchior und Wendla. Sie sind so alt wie du. Vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Sie entdecken mit gemischten Gefühlen ihre Sexualität. Doch das konservative Umfeld – Schule und Familie – will ihre erwachende Sexualität nicht wahrhaben. Das wird ihnen zum Verhängnis. Am Ende des Stückes sind zwei der drei Schüler tot.
Wendlas Wirkung auf Männer
Es beginnt scheinbar harmlos: Wendlas Mutter möchte, dass Wendla sich anders kleidet. Sie hat ihr ein längeres Kleid genäht. Dass sie sich vor Wendlas erotischer Wirkung auf Männer fürchtet, können wir Leser nur ahnen. Schließlich lässt die Mutter Wendla das kurze Kleid doch noch einen Sommer lang anziehen.
Moritz und Melchiors intime Gespräche
Derweil interessieren sich die beiden Gymnasiasten Moritz und Melchior brennend für ihren eigenen Körper anstatt an Hausaufgaben zu denken. In vertraulichen Jungsgesprächen gestehen sie sich gegenseitig, wann sie ihren ersten Samenerguss erlebten. Der unaufgeklärte Moritz würde gerne wissen, was es mit dem Geschlechtsverkehr auf sich hat. Melchior verspricht ihm eine schriftliche Abhandlung, in der er ihm alles erklären wird.
In der Schule wird es immer enger für Moritz. Der schlechte Schüler dringt ins Konferenzzimmer ein und erfährt, dass er probeweise versetzt worden ist. Moritz schwört, von nun an noch mehr zu lernen. Doch auch im neuen Schuljahr ändert sich nicht viel. Obwohl Moritz lernt und Melchior ihm hilft, bleiben seine Noten ungenügend.
Gewaltszene im Wald
In der Zwischenzeit begegnet Melchior Wendla im Wald. Was als harmloses Gespräch über Nächstenliebe beginnt, endet in einer gewalttätigen Szene: Wendla bittet Melchior, sie zu schlagen. Melchior wehrt zunächst ab, schlägt sie dann aber doch, verliert die Kontrolle und drischt mit den Händen auf sie ein. Danach flieht er weinend in den Wald.
Das Bedürfnis nach Aufklärung
Auch Wendla möchte aufgeklärt werden. Als ihre erwachsene Schwester das dritte Kind bekommt, erzählt ihr die Mutter noch immer vom Storch. Wendla fleht die Mutter an, ihr endlich alles zu erklären. Doch die Mutter sagt ihr lediglich, man müsse einen Mann, mit dem man verheiratet sei, sehr lieben.
Wendlas erstes Mal
Als Wendla Melchior auf dem Heuboden begegnet, küsst er sie. Wendla ahnt, dass küssen mit lieben zu tun hat und wehrt ihn ab. Doch Melchior schläft mit ihr, während sie ihn weiterhin abzuwehren versucht. Dass Wendla ihr erstes Mal auch genossen hat, sehen wir am nächsten Morgen, als sie glückselig lächelnd durch den Garten spaziert.
Moritz hat sich in der Zwischenzeit in einem Brief an Melchiors Mutter gewandt. Da er den schulischen Leistungsdruck nicht mehr aushält und ihm die Nicht-Versetzung droht, will er nach Amerika auswandern. Er bittet sie um Geld und droht, sich umzubringen, falls sie ihm nicht hilft. Melchiors Mutter antwortet ihm verständnisvoll, weist ihn aber zurecht.
Moritz Selbstmord
Das Geld leiht sie ihm nicht. Moritz sieht keinen andern Ausweg mehr, als sich zu erschießen. Allerdings reut es ihn zu sterben, ohne jemals mit einer Frau geschlafen zu haben. In der Nähe des Flusses begegnet ihm Ilse. Sie ist längst von der Schule abgegangen und tingelt als Modell durch Künstlerkreise. Trotz der Gelegenheit, mit ihr „das Menschlichste“ doch noch kennenzulernen, zieht Moritz sich vor ihr zurück. Er hält an seinem Plan fest und erschießt sich.
Melchior als Sündenbock
Am Gymnasium brauchen die Lehrer und der Rektor nun einen Sündenbock für den Selbstmord ihres Schülers. Sie bangen um den Ruf der Schule. Melchiors Abhandlung über den Sexualakt, die MoritzVater gefunden hat, kommt da wie gerufen. Die **Lehrerschaft** beschuldigt Melchior, für Moritz
Selbstmord mitverantwortlich zu sein, und verweist ihn von der Schule.
Wendlas Tod
Melchior wird in eine Erziehungsanstalt geschickt. Doch er fühlt sich Wendla gegenüber schuldig und nennt sich einen Vergewaltiger. Um ihr beizustehen, flieht Melchior. Mitten in der Nacht landet er auf dem Friedhof. Dort entdeckt er Wendlas Grabstein: Sie ist an den Folgen der Abtreibung gestorben.
Der tote Moritz tritt Melchior kopflos entgegen und wirbt für das Totenreich. Melchior soll ihm die Hand geben und ebenfalls sterben. Da taucht ein vermummter Herr auf. Er setzt sich dafür ein, dass Melchior sich für das Leben entscheidet und nimmt ihn mit sich.
Resümee aus Wedekinds Kindertragödie
In der in drei Akte gegliederten Kindertragödie geht es eben nicht um Kinder. Vielmehr sind es Jugendliche, die über den Sinn des Lebens grübeln und ihren eigenen Körper und ihre Sexualität entdecken. Sie stehen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Werden ihnen wichtige Informationen vorenthalten und ihre sexuellen Gefühle tabuisiert, so endet der erwachende Frühling in einer Tragödie.
Hallo Nasifa,
vielen Dank für deine Frage. Bei konkreten Fragen zu einem Thema kannst du auch immer gern unseren Hausaufgaben-Chat besuchen. Dort beantworten dir unsere Lehrerinnen und Lehrer immer montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr deine Fragen.
Viele Grüße aus der Redaktion
wie könnte man eine Szenenanalyse zu den ersten zwei Akten anfertigen?
Hallo,
dem Inhalt nach will Wendla die Erfahrung des Geschlagen-Werdens aus Neugier machen, weil diese Erfahrung ihr unbekannt ist. In größerem Zusammenhang mit dem gesamten Text könnte man auch davon ausgehen, dass sie aus Lustbegehren geschlagen werden möchte. Dies gehört aber schon in den Bereich der Interpretation. Dazu findest du unter dem folgenden Link ein Video:
http://www.sofatutor.com/deutsch/videos/frank-wedekind-fruehlings-erwachen-interpretationsansatz-und-rezeptionsgeschichte
Beste Grüße
Deine Deutschredaktion
wieso will wendla geschlagen werden?