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Geschlossenes und offenes Drama

Das geschlossene Drama folgt einer festen Struktur: Ort, Zeit, Handlung und Figuren sind eng miteinander verbunden. Der Aufbau ist in fünf Akte unterteilt, von der Exposition bis zur Katastrophe. Zudem wird eine gehobene Sprache in Versform verwendet. Interessiert? Dies und mehr findest du hier im Text!

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Was ist ein geschlossenes Drama?

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Lerntext zum Thema Geschlossenes und offenes Drama

Das geschlossene und das offene Drama einfach erklärt

Beim geschlossenen und offenen Drama handelt es sich jeweils um Dramenformen, die bestimmte, typische Merkmale aufweisen. Hier erfährst du, was ein geschlossenes und offenes Drama ist, wie sich die jeweiligen Dramenformen definieren lassen und wie man den Unterschied zwischen einem geschlossenen und einem offenen Drama erkennt. Am Schluss zeigen wir dir Beispiele für geschlossene und offene Dramen.

Was ist ein geschlossenes Drama?

Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass der griechische Philosoph Aristoteles als Erster eine Theorie zum Drama entwickelte. Diese basierte auf seinen Analysen von dramatischen Texten und ihren Darstellungen. Aristoteles erkannte, dass bestimmte Merkmale immer wieder auftraten und hielt diese in seinem Werk Poetik, welches 335 v. Chr. entstand, fest. Das aristotelische Drama wird häufig auch klassisches Drama oder Drama der geschlossenen Form genannt.

Wie ist ein geschlossenes Drama aufgebaut?

1863 veröffentlichte Gustav Freytag seine an Aristoteles angelehnte Theorie zum Aufbau eines geschlossenen Dramas. Er beschrieb den Aufbau des Dramas in einer Pyramide.

Nach der Definition ist die Handlung im geschlossenen Drama unterteilt in fünf Akte, die auf eine bestimmte Art und Weise aufeinander aufbauen und einen Spannungsbogen erzeugen:

$~$1. Akt
Die Exposition, die Einleitung: Die Zuschauenden werden in die zeitlichen und örtlichen Verhältnisse eingeführt, die wichtigsten Figuren werden vorgestellt und die ersten Figurenkonstellationen beschrieben.

$~$2. Akt
Die steigende Handlung beziehungsweise das erregende Moment: Die Handlung nimmt rund um eine Krise oder eine Intrige ihren Lauf und verschärft sich.

$~$3. Akt
Der Höhepunkt der Spannung: Die Heldin oder der Held findet sich nun in einem dermaßen zugespitzten Konflikt, dass sie oder er eine bedeutende Entscheidung treffen muss, die über den weiteren Verlauf der Handlung entscheidet. Als Peripetie bezeichnet man den dramatischen Umschlag, den Wendepunkt, der entweder in einem Sieg oder in einer Niederlage endet.

$~$4. Akt
Die fallende Handlung mit dem retardierenden Moment, also dem Moment der letzten Spannung: Hier steht die Frage, ob das Schicksal der Heldin beziehungsweise des Helden noch gerettet werden kann.

$~$5. Akt
Die Katastrophe: Hier wird der Konflikt entweder gelöst oder es kommt zum Untergang der Heldin beziehungsweise des Helden. Bei einem Untergang spricht man von einer Tragödie.

Der Aufbau eines Dramas nach Gustav Freytag

Was macht ein geschlossenes Drama außerdem aus?

Neben dem charakteristischen Aufbau sind weitere Merkmale wesentlich für die Konzeption eines geschlossenen Dramas.

  • Die Einheit von Ort, Zeit und Handlung ist ein besonders wichtiger Aspekt im geschlossenen Drama. Danach hat also jede Szene des Dramas einen begrenzten Zeitrahmen und findet an einem Ort statt, an den die Handlung gebunden ist. Man spricht hier auch von den drei aristotelischen Einheiten.

  • Die Bedingung einer geschlossenen Handlung meint, dass es einen klaren Anfang und ein klares Ende für die Handlung gibt. Außerdem soll die Handlung des Dramas nach Aristoteles vollständig sein. Kein Teil der erzählten Geschichte darf ausgelassen werden.

  • Die Handelnden der Tragödie sollen gute und schöne Menschen sein. Somit wurden im klassischen Drama nur die Geschichten von großen Königen, Herrschern und Göttern dargestellt, da sie Figuren mit einer Fallhöhe sind. Geschichten des bürgerlichen Volkes sollten in Komödien dargestellt werden. Dieses Prinzip nennt man Ständeklausel.

  • Eine gehobene und gebundene Sprache in Versform ist ein weiteres Merkmal des geschlossenen Dramas.

Beispiele für das geschlossene Drama

Zu den bekanntesten geschlossenen Dramen zählen:

  • Emilia Galotti (1772) von Gotthold Ephraim Lessing
  • Maria Stuart (1800) von Friedrich Schiller
  • Iphigenie auf Tauris (1786) von Johann Wolfgang von Goethe

Was ist ein offenes Drama?

Jahrhundertelang hielt man sich an die von Aristoteles aufgestellten und von weiteren Theoretikern ausgefeilten Regeln eines geschlossenen Dramas. Doch wie wir feststellen konnten, waren diese Regeln sehr streng und so gab es immer wieder Ausbrüche. Grund für die Auflösung der strengen Regeln waren politische und gesellschaftliche Veränderungen im 18. Jahrhundert.

Das offene Drama widersetzt sich der aristotelischen Dramentheorie eines geschlossenen Dramas. Da diese Dramenform nicht an feste Regeln gebunden ist, ist es schwierig, eine allgemeingültige Aussage über seine Merkmale zu treffen. Die Definition des geschlossenen Dramas lässt jedoch bereits Rückschlüsse bzw. Vermutungen auf das offene Drama zu.

Wie ist ein offenes Drama aufgebaut?

Anders als im geschlossenen Drama ist das Geschehen im offenen Drama nicht einsträngig, sondern setzt sich aus verschiedenen Handlungssträngen zusammen. Dadurch entsteht eine lockere, episodische Struktur. Neben der Haupthandlung gibt es Nebenhandlungen und die Akte sind nicht zwingend miteinander verknüpft.

Was sind die Merkmale eines offenen Dramas?

Für die Konzeption des offenen Dramas sind außerdem die folgenden Merkmale charakteristisch:

  • Die Handlung erstreckt sich im offenen Drama über einen großen Zeitraum, oft sogar über mehrere Jahre.

  • Das Geschehen ist nicht an einen einzelnen Ort gebunden, sondern findet an unterschiedlichen Schauplätzen statt. Daher kommt es häufig zu Ortswechseln.

  • Es gibt eine große Anzahl an Figuren, von denen viele nur zu bestimmten Zeitpunkten auftreten. Das Figurenensemble ist also nicht gerade überschaubar.

  • Die Zusammensetzung der Figuren erfolgt nach keinem Schema. Die Figuren stammen also aus unterschiedlichen sozialen Ständen und Standesgrenzen werden nicht berücksichtigt. Das bedeutet, dass Gespräche zwischen Höhergestellten und Angehörigen niederer Stände durchaus üblich sind.

  • Die Sprache ist im offenen Drama sehr variabel. Der Sprachstil kann von Figur zu Figur wechseln und sich nicht an einem einheitlichen sprachlichen Standard orientieren. Soziale und individuelle Merkmale der Figuren zeigen sich also auch in ihrer unterschiedlichen Redeweise.

Beispiele für das offene Drama

Bekannte Beispiele für das offene Drama sind:

  • Woyzeck (1836–1837) von Georg Büchner
  • Götz von Berlichingen (1773) von Johann Wolfgang von Goethe
  • Dantons Tod (1835) von Georg Büchner

Ist Goethes Faust ein offenes oder geschlossenes Drama?

Manchmal ist es nicht ganz einfach, eine Zuordnung vorzunehmen, da es Argumente für oder gegen eine bestimmte Dramenform gibt. Bei Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil (1808) finden sich auch Merkmale des offenen Dramas wieder, obwohl Goethe selbst die geschlossene Dramenform bevorzugte.

Grundsätzlich könnte man also argumentieren, dass es sich bei Faust I aus den folgenden Gründen auch um ein offenes Drama handelt:

  • Es gibt verschiedene Schauplätze: In der Einleitung ist es der Himmel, dann Fausts Arbeitszimmer, Auerbachs Keller, Gretchens Stube, die Hexenküche und so weiter.
  • Das Geschehen erstreckt sich über einen längeren Zeitraum, der unübersichtlich ist.
  • Fortsetzbarkeit: Das Drama kann nicht als abgeschlossen betrachtet werden – immerhin gibt es einen zweiten Teil.
  • Die Ständeklausel wird nicht respektiert.
  • Es gibt zwei parallele Handlungsstränge: die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie. Das Drama stellt zudem ein Ensemble von Einzelsequenzen dar.

Findest du noch weitere Argumente, die für die Zuordnung zum offenen Drama sprechen?

Zusammenfassung

Das geschlossene Drama unterliegt also einer festen Ordnung, die Schauplatz, Handlung, Figuren, Sprache, Aufbau und Zeit fest miteinander verknüpft und den Zuschauenden das Gefühl vermittelt, dass die Welt, die in diesem Ausschnitt präsentiert wird, strukturiert und geordnet ist.

Beim offenen Drama werden diese strengen Vorgaben aufgelöst. Es gibt weder eine Einheit der Zeit, noch eine des Ortes. Die Handlung wird durch Zeitsprünge und Parallelhandlungen unterbrochen. Die Figuren sprechen Alltagssprache und das Figurenensemble besteht aus vielen Figuren, die meist alle gesellschaftlichen Stände repräsentieren.

Die folgende Tabelle dient noch einmal als Vergleich zwischen den einzelnen Elementen des offenen und geschlossenen Dramas:

Vergleich von geschlossenem und offenem Drama

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Geschlossenes und offenes Drama Übung

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  • Beschreibe die Entstehung des offenen Dramas.

    Tipps

    Das geschlossene Drama folgt strengen Regeln. Was passiert mit diesen im offenen Drama?

    Lange Zeit war traditionell das geschlossene Drama die vorherrschende Dramenform.

    Lösung

    Das 18. Jahrhundert wurde von der Epoche der Aufklärung und dem damit stärker werdenden Bürgertum geprägt. Damit einhergehend kam die Forderung nach der Repräsentation des Bürgertums in der Literatur und im Theater.

    So wie die feste Gesellschaftsordnung verlor auch das Drama seine strengen Regeln. Als offenes Drama wird zunächst alles eingeordnet, was nicht der festen Ordnung des geschlossenen Dramas folgt. Nach dessen langer Dominanz wurde das offene Drama zeitlich später populär. Es bildete sich vor allem das bürgerliche Trauerspiel heraus.

  • Fasse zusammen, was ein geschlossenes Drama ausmacht.

    Tipps

    Überlege noch einmal, was der Ausdruck einsträngige Handlung bedeutet.

    Weißt du noch, was der Blankvers mit dem geschlossenen Drama zu tun hat?

    Lösung

    Das geschlossene Drama ist einfacher zu definieren als das offene, da es nach strengen Regeln geschrieben wird.

    • Ein geschlossenes Drama entspricht der Einheit von Ort, Zeit und Handlung. Das bedeutet, dass dem/der Zuschauer/-in ein geschlossener Ausschnitt der Welt präsentiert wird, da alles begrenzt ist. So auch die Höchstlänge mit einem Sonnenumlauf.
    • Die Handlung sollte einsträngig sein, was bedeutet, dass es keine Nebenhandlungen zusätzlich zur Haupthandlung gab.
    • Auch der Sprachstil folgt strengen Regeln. Es handelt sich um gehobenen Stil im Blankvers. Die Umgangssprache kam erst in offenen Dramen zum Einsatz.
    • Der Sprachstil korreliert mit der Ständeklausel. Nur Personen des hohen Standes waren Figuren in geschlossenen Dramen. Deshalb mussten diese auch mit gehobener Sprache ausgestattet werden.
  • Prüfe, um welche Form des Dramas es sich bei „Leonce und Lena” handelt.

    Tipps

    Eine Tragödie endet immer mit einer Katastrophe. Hilft dir das weiter?

    Lösung

    Das Lustspiel „Leonce und Lena” von Georg Büchner kann als Komödie mit offener Form bezeichnet werden. Das hat mehrere Gründe.

    • Zwar sind die Hauptfiguren dem Adel zugehörig, jedoch gibt es einige Personen in dem Stück, die Anzahl ist also relativ hoch.
    • Das Stück hat einen zwar grotesken, aber glücklichen Ausgang. Die beiden Hauptfiguren heiraten.
    • Formal gesehen kann man zwar auch Drei-Akter als geschlossen bezeichnen, jedoch ist das bei „Leonce und Lena” nicht der Fall. Außerdem ist das Stück nicht im Blankvers geschrieben.
    • Generell waren Komödien untypisch für geschlossene Dramen.
    • Vor allem übte Büchner mit diesem Stück Kritik am Leben des Adels.
  • Zeige die unterschiedlichen Sprachstile in „Woyzcek” auf.

    Tipps

    Fachsprache ist besonders durch den Gebrauch von Fachausdrücken, also besonderen Ausdrücken gekennzeichnet.

    Lösung

    Wie du bei der Analyse festgestellt hast, verwenden die Figuren unterschiedliche Sprachstile.

    • Fachsprache ist besonders durch den Gebrauch von Fachausdrücken, also besonderen Ausdrücken, gekennzeichnet. Das nennt man auch Terminologie. In dem analysierten Abschnitt verwendet der Doktor größtenteils Standardsprache, aber auch Fachsprache. Ein Terminus ist zum Beispiel Aberratio. Er spricht von Woyzeck fast wie von einem Experiment. Er spricht allerdings nicht ausschließlich in Fachsprache, sondern auch in Standardsprache.
    • Standardsprache wird allgemein als „korrekte” Verwendung einer Sprache angesehen. Sie wird allerdings im Alltag nicht immer verwendet.
    • Umgangssprache wird von den meisten Menschen heutzutage im Alltag verwendet. Woyzeck selbst verwendet viel Umgangssprache. Im offenen Drama ist das ein gängiges sprachliches Mittel.
    Im geschlossenen Drama wurde ausschließlich der Blankvers und der gehobene Sprachstil verwendet.

    Quelle: Büchner, Georg (1836): Woyzeck. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/woyzeck-419/4 [abgerufen am 09.08.2015].

  • Beschreibe den Aufbau des geschlossenen Dramas.

    Tipps

    Hilft dir dieses Dreieck weiter?

    Exposition kommt aus dem Lateinischen von expositio und bedeutet Darlegung oder Darstellung.

    Lösung

    So wie Gustav Freytag es in seinem Dreieck dargestellt hat, kann man das geschlossene Drama auch beschreiben.

    1. Zunächst gibt es die Expostion, in der die Handlung dargestellt wird. Die Figuren werden präsentiert und eine Einleitung wird geschaffen.
    2. Danach folgt die Steigerung der Handlung, in der auch die Spannung steigt.
    3. Der Höhepunkt löst diese Spannung dann erstmal auf. Damit ist allerdings noch nicht das Ende des Dramas erreicht.
    4. Die Spannung fällt wieder in der fallenden Handlung. Es scheint, als sei das Stück fast vorbei. Jedoch gibt es noch das retardierende Moment, das den Schluss hinauszögert und noch einmal Spannung aufbaut.
    5. Am Ende des geschlossenen Dramas steht die Katastrophe, die in der Regel durch den tragischen Konflikt entstanden ist. Diese ist für die Hauptfigur unausweichlich und meist kaum beeinflussbar.
    Jeder dieser Teile ist einem Akt des Dramas zuzuordnen.

  • Vergleiche Goethes „Götz von Berlichingen” mit „Iphigenie auf Tauris” mit Blick auf die Dramenform.

    Tipps

    Vergleiche das Figurenspektrum. Was fällt auf?

    Euripides war ein Dichter im alten Griechenland. Hilft dir das weiter?

    Lösung

    Johann Wolfgang von Goethes Stücke „Götz von Berlichingen” und „Iphigenie in Tauris” sind zwei nahezu gegensätzliche Stücke.

    • „Götz von Berlichingen” ist ganz klar ein offenes Drama. Es gibt eine Vielzahl von Personen, mehrere Handlungsstränge und der Zeitraum der Handlung beträgt mehrere Tage.
    • „Iphigenie in Tauris” ist ein geschlossenes Drama. Goethe hatte sich vorerst noch gegen diese Form ausgesprochen, aber dann die eigentliche Prosa in einen Blankvers umgeschrieben. Die Anzahl der Personen ist begrenzt, es gibt nur eine einsträngige Handlung an zumeist einem Ort.
    • Goethe orientierte sich an der Vorlage des griechischen Dichters Euripides, der streng der geschlossenen Form des Dramas und der Aristotelischen Poetik folgte.
    • Die zwei Dramen sind ein geeignetes Beispiel, Goethes Abwechslungsreichtum im literarischen Schaffen zu betrachten.
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