„Kabale und Liebe“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Schiller)
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Grundlagen zum Thema „Kabale und Liebe“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Schiller)
Du fragst dich, warum „Kabale und Liebe“ immer noch aufgeführt wird? Gab es seit seiner Entstehung Zeiten, in denen es nicht gespielt wurde? Oder war es sogar zu irgendeiner Zeit besonders beliebt? In diesem Video erfährst du, wie sich die Interpretation zu Schillers „Kabale und Liebe“ im Laufe der Zeit verändert hat. Dabei beginnen wir bei Schillers Zeitgenossen und enden heute. Du wirst auch erfahren, inwieweit die Interpretation von der Stimmung in der jeweiligen Gesellschaft abhängt. Am Ende hast du damit eine gute Grundlage, um das Stück selbst interpretieren zu können. Viel Spaß beim Dazulernen!
Transkript „Kabale und Liebe“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Schiller)
„Kabale und Liebe“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Schiller)
Stell dir vor, Schiller hätte beim Schreiben von „Kabale und Liebe“ 200 Jahre in die Zukunft blicken können. Er wäre sicher verwundert gewesen, dass sein Stück sogar Schulstoff geworden ist! Nur zu Lebzeiten konnte Schiller sehen, wie die Leute reagiert haben. Trotz einigem Aufsehen waren die Reaktionen nicht nur positiv. Wie kommt es dann, dass „Kabale und Liebe“ in Deutschland seit damals immer wieder aufgeführt wurde?
Aber zurück zum Anfang, zu den ersten Aufführungen im April 1784 in Mannheim. Schiller war selbst anwesend und aufgrund des großen Erfolgs wurde das Stück gleich 7 Mal gespielt. In ganz Deutschland folgten Aufführungen von „Kabale und Liebe“.
Aber nicht überall wollte man ein so gesellschaftskritisches Stück sehen. In Schillers Heimat Stuttgart ließ das Staatsoberhaupt das Stück 1792 nach nur einer Aufführung wieder absetzen. Auch in Wien wurde das Stück verboten, sogar bis ins Jahr 1808.
Mit „Kabale und Liebe“ konnte Schiller nicht an den Erfolg anderer Stücke, wie beispielsweise „Die Räuber“ anknüpfen. Das Publikum aus kleinbürgerlichem Milieu wollte lieber unpolitische und sentimentale Stücke sehen. Bei den intellektuellen Kritikern blieb das Stück bist ins 19. Jahrhundert hinein stark umstritten. Als das „elendste Machwerk, dass je ein Mann […] zusammengeflickt“ habe, bezeichnete es Franz Grillparzer 1810. Friedrich Hebbel schrieb 1947 in seinem Tagebuch, dass er „von der grenzenlosen Nichtigkeit dieses Stückes“ überrascht sei.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Strömungen des poetischen Realismus und des Naturalismus auf. Das führte dazu, dass sich die allgemeine Einschätzung des Stückes wandelte. Zu dieser Zeit wurde Schillers „Kabale und Liebe“ das am häufigsten gespielte Stück.
Was war aber so gesellschaftskritisch an dem Stück? Unter dieser Fragestellung kann man das Stück lesen und versuchen zu deuten. Die Kritik an den herrschenden Verhältnissen des absoluten Herrschers wurde bei den Inszenierungen betont. Das entsprach der Stimmung sehr vieler Zuschauer und machte das Stück dadurch erfolgreich.
Theodor Fontane äußerte sich 1879 innerhalb einer Rezension für die Vossische Zeitung. Er sagte: »Es gibt weniges, was von der Bühne her mächtiger wirkte. Ich hab’ es nun wohl zwanzigmal gesehn, aber immer aufs neue bin ich wie hingerissen davon.“
Auch die linksorientierten Kritiker schrieben positiv über „Kabale und Liebe“. Einmal wurde es sogar als das „ revolutionärste Drama unserer klassischen Literatur“ bezeichnet. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde „Kabale und Liebe“ immer wieder mit sozialkritischer Deutung auf die Bühne gebracht.
Ab den 70ger Jahren setzte sich dann eine neue Interpretation des Stückes durch. Die Regisseure konzentrierten sich jetzt auf die privaten Konflikte, besonders natürlich die Liebesbeziehung zwischen Ferdinand und Luise. Das hat sich seitdem auch nicht mehr stark verändert. Die deutsche Gesellschaft ist inzwischen so vielfältig, dass die Probleme Einzelner für das Publikum leichter zugänglich und ansprechend sind.
Es geht um zwei Individuen, die sich mit sich selbst und ihrer Umwelt auseinandersetzen. Diese Probleme kennt jeder. So betrachtet ist „Kabale und Liebe“ natürlich immer aktuell, egal zu welcher Zeit.
Das Stück “Kabale und Liebe” wurde vielfach unter verschiedenen Deutungansätzen aufgeführt und interpretiert. Das macht ein Stück über Jahrhunderte erfolgreich.
Wie würdest du das Stück auf der Bühne darstellen? Welche Eigenschaften von Personen und Umstände würdest du dabei hervorheben? Besuche doch mal Homepages von Theatern in Deutschland. „Kabale und Liebe“ wird immer noch regelmäßig aufgeführt. Vielleicht kannst du selbst eine Vorstellung besuchen und herausfinden, wie das Stück dort interpretiert wurde.
„Kabale und Liebe“ – Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte (Schiller) Übung
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Beschreibe, was „Kabale und Liebe“ zu einem gesellschaftskritischen Stück macht.
TippsWelches politische System war das vorherrschende zu Schillers Lebzeiten?
Lösung- Das Stück „Kabale und Liebe“ übte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen Friedrich Schiller lebte.
- Es kritisiert vor allem die Entscheidungsbefugnisse der absolutistischen Herrscher, deren Machteinfluss über alle Angelegenheiten des Volkes.
- Schiller selbst erlebte einst die Willkürherrschaft des Fürsten von Württemberg, Herzog Carl Eugen. Dieser wollte Schiller unter Arrest stellen lassen und ihm seine schriftstellerische Tätigkeit untersagen wegen dessen unerlaubter Ausreise zur Uraufführung des Stückes „Die Räuber“.
- Das Drama „Kabale und Liebe“ wurde von einem Literaturkritiker einmal als das revolutionärste der klassischen Literatur bezeichnet.
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Gib die Rezeptionsgeschichte von „Kabale und Liebe“ wieder.
TippsDas Stück wurde je nach politischen und kulturellen Verhältnissen zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich bewertet. Vor allem die Kritik an den Machtverhältnissen führte zu der wechselhaften Bewertung.
Lösung- „Kabale und Liebe“ wurde 1784 in Frankfurt am Main uraufgeführt. Unmittelbar im Anschluss wurde das Stück ganze sieben Mal gespielt.
- Das Stück wurde in Schillers Heimat Stuttgart abgesetzt. Das geschah im Jahr 1792 nach nur einer Aufführung, da die gesellschaftskritische Intention dort nicht gern vom Staatsoberhaupt gesehen wurde.
- Auch in Österreich, genauer gesagt in Wien, gab es von 1792 bis 1808 ein Aufführungsverbot.
- Im 19. Jahrhundert blieb „Kabale und Liebe“ ein stark umstrittenes Stück. Das heißt, dass es sowohl Zustimmung als auch harsche Kritik bekam.
- Während der literarischen Strömungen des poetischen Realismus und Naturalismus ( Ende des 19. Jahrhunderts) wurde das Stück am häufigsten gespielt.
- Das Stück hat unterschiedliche Phasen der Beliebtheit durchlebt, wird aber weiterhin auf deutschen Bühnen gespielt.
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Erschließe Zusammenhänge zwischen der Biographie Schillers und Handlungselementen des Stücks.
TippsDie beiden Namen Friedrich und Ferdinand besitzen eine gewisse Ähnlichkeit.
LösungEs gibt einige Ähnlichkeiten zwischen Ereignissen im Leben Schillers und Ereignissen in dem Drama „Kabale und Liebe”:
- Schiller selbst erfuhr die strikte Trennung von Bürgertum und Adel in einer enttäuschten Liebesbeziehung. Das verarbeitete er in der Liebesgeschichte von Ferdinand und Luise.
- Carl Eugen, Herzog von Württemberg, in dessen Armee Schiller als Regimentsarzt tätig war, verkaufte Untertanen ans Ausland, vor allem für den Kolonialkrieg in Amerika. Dieser Soldatenhandel ist auch im Stück eingearbeitet und wird angeprangert.
- Herzog Carl Eugen hatte neben seiner Ehe verschiedene Mätressen. Eine seiner Geliebten, Franziska von Hohenheim, wurde später die Ehefrau des Herzogs und beeinflusste sein politisches Handeln positiv. Genauso nutzt Lady Milford ihre Position und beeinflusst Präsident von Walter.
- Schiller wurde von Herzog Carl Eugen unter Arrest gestellt und mit einem Schreibverbot bestraft. Genauso übt der Präsident im Stück willkürlich Macht aus.
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Erläutere den Unterschied zwischen älteren und moderneren Inszenierungen von „Kabale und Liebe“.
TippsLiterarische Texte beziehen sich oftmals auf die Verhältnisse der Zeit, in der sie entstanden sind und das Publikum interpretiert die Stücke im Rahmen ihres zeitgenössischen Verständnisses. Was passiert, wenn sich die politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse verändern?
Lösung- Als „Kabale und Liebe“ entstand, war die politische Situation anders als die heutige. Die Erstaufführung fand vor über 200 Jahren in Frankfurt am Main statt.
- In Deutschland leben wir zum jetzigen Zeitpunkt in einer Demokratie, aber damals regierte ein absolutistischer Herrscher. Das heißt er hatte alle Regierungsgewalten (Exekutive, Legislative und Judikative) inne.
- Da Schiller mit den Verhältnissen unzufrieden war, baute er Kritik in sein Stück ein und sorgte auch meist selbst noch für die Umsetzung bei den Aufführungen. Oft war er auch selbst anwesend.
- Die Liebesgeschichte diente also eher als Mittel zur Darstellung seiner politischen Botschaft.
- Heutzutage wird die Liebesgeschichte stärker in den Vordergrund gerückt, da die Gesellschaftskritik nicht mehr aktuell ist. Wir leben nicht mehr in einer Monarchie.
- Durch die kreative Freiheit, die ein Theaterregisseur hat, kann er eine Inszenierung nach den modernen Themen der Gesellschaft richten. Das kann man an vielen deutschen Bühnen sehen, wenn man sich „Kabale und Liebe“ anschaut.
- Deshalb liegt der Fokus bei aktuelleren Aufführungen auf der Beziehung zwischen Ferdinand und Luise. Die Identifikation mit den Figuren und eine Auseinandersetzung mit deren Konflikten soll hervorgerufen werden.
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Benenne, was das Publikum zu Lebzeiten Schillers sehen wollte.
TippsDenke an die Rezeptionsgeschichte und die Gründe für die wechselhafte Bewertung des Stücks zu unterschiedlichen Zeiten.
Lösung„Kabale und Liebe“ ist ein Bürgerliches Trauerspiel, in dem die Protagonisten aus dem Bürgertum oder dem niederen Adel stammen. Normalerweise durften Bürger nur in Komödien als Hauptfiguren auftreten, da ihnen die Fähigkeit zum tragischen Erleben abgesprochen wurde (Ständeklausel). Tragödien spielten stets in der Welt des Adels und waren hauptsächlich für die Hofgesellschaft bestimmt.
Die Bürgerlichen Trauerspiele waren also eine sehr neue Entwicklung im Rahmen der Emanzipation des Bürgertums. Die Stücke erreichten zumeist aber nur ein kleines, gebildetes Publikum. Der größere Teil der Zuschauer interessierte sich mehr neue Formen der Tragödie oder Tragikomödie. Das Publikum zog es vor, unpolitische und sentimentale Stücke zu sehen.
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Vergleiche die beiden Dramen „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“ miteinander.
TippsSchaue dir noch einmal die Rezeptionsgeschichte von „Kabale und Liebe“ an.
Lösung- „Die Räuber“ ist ein Drama von Friedrich Schiller, genau wie „Kabale und Liebe“. Es ist jedoch früher entstanden.
- Außerdem wurde „Kabale und Liebe“ in Frankfurt uraufgeführt und „Die Räuber“ in Mannheim. Friedrich Schiller selbst war bei der ersten Aufführung von „Kabale und Liebe“ anwesend.
- Das jüngere Stück, also „Die Räuber“, handelt vom zentralen Konflikt zwischen Herz und Verstand, wohingegen das spätere stark gesellschaftskritisch ist. Schiller übt Kritik an der Ständegesellschaft und dem absolutistischen Herrschaftssystem.
- Außerdem ist die Haupthandlung im späteren Stück eine Liebesgeschichte zwischen Ferdinand und Luise und im jüngeren eine Rivalität zwischen Brüdern.
- Die Beziehung zu den Vätern spielt in beiden Stücken eine große Rolle. In „Die Räuber“ stehen sich der vom Vater geliebte Karl Moor und sein unter Liebesentzug leidender Bruder Franz gegenüber, während in „Kabale und Liebe“ die beiden Figuren Ferdinand und Luise verbunden sind, wobei er seinen Vater kritisiert und sie ihren Vater unendlich liebt.
- Beide Stücke sind der literarischen Strömung des Sturm und Drang zuzuordnen. Die Epoche, die diese Zeit dominierte, war die Aufklärung.
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