Der NcI
Der NcI besteht aus einem Nominativ und einem Infinitiv, der von einem übergeordneten Verb im Passiv abhängig ist.
Inhaltsverzeichnis zum Thema
- Was ist ein NcI und wie wird er übersetzt?
- Von welchen Verben hängt der NcI ab?
- Zeitverhältnisse im NcI
Was ist ein NcI und wie wird er übersetzt?
Bestimmt erinnerst du dich daran, was ein AcI ist. Während die Abkürzung AcI für Accusativus cum Infinitivo (Akkusativ mit Infinitiv) steht, bedeutet das "N" beim NcI kurz Nominativus. Ein NcI ist also eine Konstruktion, die aus einem Nominativ und einem Infinitiv besteht. Der NcI ist von einem Prädikat abhängig, das immer im Passiv steht.
z.B.: Amicus (N) saepe ridere (I) dicitur. (Es wird gesagt, dass der Freund oft lacht.)
Du siehst, dass eine wörtliche Übersetzung hier nicht möglich ist; die hieße nämlich: "Der Freund wird oft zu lachen gesagt".
Genau wie beim AcI solltest du daher den NcI mit einem Nebensatz übersetzen, der mit "dass" eingeleitet wird. Manchmal kannst du auch einen Infinitiv mit "zu" benutzen:
z.B.: Ego venire iubeor. (wörtlich: "Ich werde befohlen zu kommen." → richtig: Mir wird befohlen, dass ich komme. Oder: Mir wird befohlen zu kommen.)
Auch die Passiv-Formen lassen sich meist nicht wörtlich ins Deutsche übersetzen. Du musst sie oft unpersönlich, z.B. mit "man", wiedergeben (z.B. dicitur/dicuntur → man sagt, dass…).
Von welchen Verben hängt der NcI ab?
Der NcI steht vor allem beim Passiv...
- der Verben des Befehlens und Verbietens, z.B. iubere (befehlen), vetare (verbieten),
- der Verben des Sagens, z.B. dicere (sagen),
- der Verben des Glaubens, z.B. putare (glauben, meinen), credere (glauben)
- sowie videri (scheinen; Passiv von videre).
z.B.:
- Domum ire vetamur. (Es ist uns verboten, nach Hause zu gehen.)
- Boni esse creduntur. (Man glaubt, dass sie tüchtig sind.)
- Hoc mihi rectum esse videtur. (Dies scheint mir korrekt zu sein.)
Zeitverhältnisse im NcI
Für das Zeitverhältnis der Handlung im NcI zum übergeordneten Satz gelten die gleichen Regeln wie im AcI. Das heißt:
- Vorzeitigkeit wird ausgedrückt mit dem Infinitiv Perfekt. Den gibt es im Aktiv: laudavisse (gelobt haben), und im Passiv: laudatus esse (gelobt worden sein).
- Gleichzeitigkeit wird ausgedrückt mit dem Infinitiv Präsens. Den gibt es im Aktiv: laudare (loben), und im Passiv: laudari (gelobt werden).
- Nachzeitigkeit wird ausgedrückt mit dem Infinitiv Futur. Den gibt es im Aktiv: laudaturus esse (loben werden), und im Passiv: laudatum iri (gelobt werden werden). Der Infinitiv Futur Passiv ist unglaublich selten. Diese Form wirst du kaum benötigen.
Infinitive im Lateinischen drücken immer eine Zeitstufe, aus. D.h., um zu bestimmen, ob die Handlung des Infinitivs vor der Handlung des übergeordneten Verbs stattfindet (vorzeitig), oder danach (nachzeitig), oder zur gleichen Zeit (gleichzeitig), musst du nur auf den Infinitiv im NcI zu achten. Das Tempus des übergeordneten Verbs ist hierbei nicht wichtig.
- Amicus saepe ridere dicitur. (Es wird gesagt, dass der Freund oft lacht.)
- Amicus saepe ridere dictus est. (Es wurde gesagt, dass der Freund oft gelacht hat.)
In beiden Beispielen steht ridere im Infinitiv Präsens. Er drückt aus, dass diese Handlung gleichzeitig zum übergeordneten Verb (dicitur bzw. dictus est) stattfindet.
Im ersten Satz steht dicitur im Präsens. Du musst also auch den Infinitiv ridere im Präsens übersetzen. Im zweiten Satz steht dictus est, also Perfekt. Auch hier musst du den Infinitiv Präsens gleichzeitig zur Haupthandlung, aber diesmal in einem Vergangenheitstempus (Perfekt oder Präteritum) übersetzen.
Besteht der Infinitiv des NcI aus dem Hilfsverb esse und einem adjektivischen Prädikatsnomen, steht das Prädikatsnomen in KNG Kongruenz zum Nominativ des NcI:
- Puellae laudatae esse creduntur. (Man glaubt, dass die Mädchen gelobt worden sind.)
- Pueri laudati esse creduntur. (Man glaubt, dass die Jungen gelobt worden sind.)
Nun hast du sehr viel über die Konstruktion des NcI gelernt. Viel Spaß beim Üben und vale!
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