Metrik – Hexameter
Erfahre, wie der Hexameter als wichtigstes Versmaß in lateinischer Lyrik funktioniert. Entdecke Beispiele aus Werken wie der „Aeneis“ und lerne, wie man Hexameter skandiert. Interessiert? Mehr über den Hexameter und die Kunst des Versbaus im Lateinischen erfährst du im Text!
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Grundlagen zum Thema Metrik – Hexameter
Der Hexameter in der lateinischen Lyrik
Wenn du im Lateinunterricht lyrische Texte der Dichtung liest, begegnet dir ganz sicher der Hexameter als das bekannteste lateinische Versmaß. In diesem Video wird ganz einfach erklärt, nach welchen Regeln Verse im Hexameter aufgebaut sind.
Was ist ein Hexameter?
Der Hexameter ist das häufigste lateinische Versmaß (= Metrum). Durch das Versmaß wird festgelegt, welche Silben lang oder kurz gesprochen werden und welche Silben betont werden. Der Hexameter gibt also ein Schema dafür vor, in welchem Rhythmus und mit welcher Betonung ein Vers gelesen wird. Die Lehre von den Regeln des Versbaus und der Versmaße nennt man Metrik.
In welchen Werken wird der Hexameter benutzt?
Im Hexameter stehen lyrische Texte der lateinischen Dichtung, insbesondere Epen. Beispiele für Texte, die im Hexameter verfasst wurden, sind Vergils „Aeneis", die „Metamorphosen" von Ovid, die satirischen „Sermones" von Horaz und das Lehrgedicht „De rerum natura" von Lukrez. Andere häufige Versmaße sind der Pentameter oder die Kombination von Hexameter und Pentameter im elegischen Distichon.
Wie ist der Hexameter aufgebaut?
Der Hexameter (griech.: ἑξάμετρον, hexámetron = Sechs-Maß) besteht aus sechs Versfüßen. Versfüße sind kleinere Einheiten aus zwei oder drei Silben. Im Hexameter können zwei verschiedene Formen von Versfüßen auftreten: der Daktylus (drei Silben, lang–kurz–kurz) und der Spondeus (zwei Silben, lang–lang). Die erste Silbe jedes Versfußes wird betont.
Durch die Verteilung von Längen und Kürzen erkennst du, wo sich Daktylen und Spondeen befinden. Folgende Längen und Kürzen stehen fest, das heißt, sie treten in (fast) jedem Hexameter auf:
- Die erste Silbe des Verses ist lang und betont.
- Der fünfte Versfuß ist ein Daktylus.
- Der letzte Versfuß hat zwei Silben (lang–kurz oder lang–lang). Die letzte Silbe kann kurz oder lang sein, sie ist unbestimmt (x). Eine solche Silbe nennt man syllaba anceps (lat.: anceps = zweideutig, unentschieden).
Alle anderen Versfüße von Hexameterversen können Daktylen oder Spondeen sein.
So skandierst du einen Hexameter
Möchtest du einen Vers skandieren – das heißt herausfinden, wo sich Längen, Kürzen und Betonungen befinden –, gehst du so vor:
- Kennzeichne Elisionen und Aphäresen (s. Video „Hexameter skandieren“).
- Kennzeichne feststehende Längen und Kürzen (s. oben).
- Kennzeichne Naturlängen und Positionslängen.
- Die übrigen Silben musst du durch logisches Kombinieren in das Versmaß einpassen.
- Zäsuren bestimmen (s. unten).
Zäsuren
Zäsuren sind Einschnitte innerhalb eines Verses, die der Redner als Sprech- und Atempause nutzt. Sie werden dort gesetzt, wo der Vers inhaltlich einen gedanklichen Einschnitt zulässt. Im Vers erkennst du eine Zäsur an diesen Eigenschaften:
- Innerhalb eines Versfußes hört ein Wort auf und ein anderes beginnt.
- Die letzte Silbe des Worts, das innerhalb des Versfußes endet, ist eine betonte Länge.
Liegen diese Eigenschaften in einem Versfuß vor, markierst du die Zäsur zwischen den beiden Wörtern mit einem senkrechten Strich (|) und machst beim Lesen des Hexameters hier eine kleine Pause. Am häufigsten finden wir im Hexameter eine Zäsur im dritten Versfuß (Penthemimeres), es kommen aber auch Zäsuren im zweiten Versfuß (Trithemimeres) oder im vierten Versfuß (Hephthemimeres) vor.
Übungen und Arbeitsblätter mit Lösungen zur Metrik des lateinischen Hexameters mit Beispielen findest du rechts.
Transkript Metrik – Hexameter
Hallo! Und auf Latein: Salvete discipuli discipulaeque. Hier ist wieder eure Pia. In diesem Video möchte ich euch den Hexameter erklären. Dazu solltest du bereits die Regeln des Skandierens kennen. Der Hexameter ist einer der am meisten verwendeten Rhythmen in der lateinischen Dichtung. Weitere sind z.B. der Pentameter und der Hendekasyllabus. Die Rhythmen legen fest, welche Silben du in einem Vers lang oder kurz und betont oder unbetont vorlesen musst.Hexameter ist also ein Name für ein lateinisches Versmaß. Jeder Vers in einem lyrischen Text ist dann ein eigener Hexameter. Der Versfuß bzw. das Metrum im Hexameter ist der Daktylus. Ein Versfuß oder ein Metrum im Lateinischen ist nichts anderes als ein Jambus, Daktylus, Anapest oder Trochäus in der deutschen Lyrik. Der Daktylus besteht immer aus drei Silben, einer langen und zwei kurzen Silben. Die Bezeichnung Daktylus kommt von "Finger", weil auch der Finger aus einem langen Glied und 2 kurzen Gliedern besteht. Der Hexameter besteht - wie hex / 6 - schon ankündigt, aus 6 Daktylen. Das sieht dann so aus: Die erste Silbe im Versfuß ist immer lang und betont. Die Betonung kennzeichnet man durch einen Schrägstrich. Der letzte Daktylus sieht etwas anders als die übrigen aus; er besteht nur aus 2 Silben. Man bezeichnet ihn als katalektischen Daktylus. Die letzte Silbe im Vers kann kurz oder lang sein; man bezeichnet diese Silbe als syllaba anceps und zeichnet dafür zur Kennzeichnung ein x über die letzte Silbe. Nun gibt es, wie immer im Lateinischen, eine besondere Regelung: Zwei Kürzen können immer durch eine Länge ersetzt werden.Tritt dieser Fall ein, nennt man den Versfuß nicht mehr Daktylus sondern Spondeus. Also könnte ein Hexameter zum Beispiel auch so aussehen. Er könnte aber auch zum Beispiel so aussehen. Allerdings gibt es auch hier wieder eine Ausnahme, die aber eigentlich hilfreich ist. Der 5. Versfuß ist zu fast 100 % immer ein Daktylus. Nun weißt du, wie ein Hexameter in kurze und lange und betonte und unbetonte Silben untergliedert ist. Hinzu kommen sogenannte Zäsuren. Das sind gedankliche Einschnitte, die den Vers durch Atempausen gliedern sollen. Diese Zäsuren liegen immer dann vor, wenn ein Wortende nicht mit einem Versfußende übereinstimmt, also dann, wenn in einem Versfuß ein Wort aufhört, und ein anderes beginnt. Die Zäsur steht dann hinter dem Wortende. Dazu muss noch eine Sache erfüllt sein: Die letzte Silbe des Wortes, welches endet, muss betont sein. Eine Zäsur kennzeichnet man durch einen senkrechten Strich. Nehmen wir ein Beispiel aus Ovids Metamorphosen: Poena metusque aberant nec verba minantia fixo. Im 3. Versfuß endet das Wort aberant, und das Wort nec beginnt. Zusätzlich ist die letzte Silbe des Wortes, welches endet, nämlich aberant, betont. Das heißt zwischen aberant und nec, also hinter aberant, kommt eine Zäsur. Hier nun eine mögliche Vorgehensweise, um einen Hexameter zu erschließen. Nehmen wir ein Beispiel aus Ovids Metamorphosen von Apoll und Daphne: Multi illam petiere illa aversata petentes. Der 1. Schritt heißt: Elisionen und Aphäresen kennzeichnen, so wie es im Video Metrik-Skandieren erklärt wurde. Jetzt kennzeichnet man alle Längen und Kürzen, die zu fast 100 % für den Hexameter feststehen. Hierzu zeichne ich noch einmal das Versmaß auf. Daraus wird ersichtlich: 1. Die erste Silbe ist lang und betont. 2. Die letzte Silbe ist eine sillaba anceps. 3. Die vorletzte Silbe ist lang und betont und 4. Der fünfte Versfuß ist fast immer ein Daktylus, besteht folglich aus einer Länge und zwei Kürzen. Der 3. Schritt heißt nun: Kennzeichne alle Naturlängen und Positionslängen - Ausnahme muta cum liquida und Diphthonge - so, wie du es gelernt hast, mit einem Längungsstrich. Nun musst du dir alle restlichen Längen, Kürzen und Betonungen durch logisches Denken, teilweise auch durch Knobeln, erschließen. Denke dabei immer daran, dass du am Ende 6 Versfüße erhalten musst. Der letzte Schritt heißt: Zäsuren setzen. Die Zäsur ist hier zwischen illam und petiere, weil illam im 2. Versfuß endet, und petiere im 2. Versfuß beginnt, und zusätzlich die letzte Silbe des endenden Wortes, also illam, betont ist. Beim nächsten Mal erkläre ich euch den Pentameter. Vielen Dank fürs Zuschauen, bis zum nächsten Mal. Valete discipuli discipulaeque! Eure Pia.
Metrik – Hexameter Übung
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Bestimme die richtige Reihenfolge der Versfüße.
TippsHör dir den Vers an. Lies gleichzeitig mit.
Wo sind die Betonungen?
Wenn du dir unsicher bist, ob eine Silbe lang oder kurz ist, dann untersuche, ob sie eine Positionslänge hat.
Positionslänge gibt es immer, wenn ein Vokal vor zwei Konsonanten steht.
Zum Beispiel: arma – das erste a ist lang wegen r und m.
LösungBeim Skandieren kannst du schnell durcheinanderkommen. Deswegen versuche, dir ein Schema anzueignen, nach dem du jeden Vers gründlich und korrekt analysieren kannst.
Die im Video genannte Reihenfolge ist dabei sehr hilfreich:
- Elisionen und Aphäresen kennzeichnen. Hier reicht meist ein kurzer Blick über den Vers, ob irgendwo Vokale aufeinandertreffen oder est auf eine Endung -um oder -am trifft. In unserem Beispielvers findest du nichts davon.
- Bestimme alle Längen und Kürzen. Das ist ein wichtiger Schritt, um dir den Vers anzueignen. Die erste Silbe des ersten Versfußes ist immer lang. Weiterhin ist das fünfte Metrum fast immer ein Daktylus – also $-\cup\cup$. Auch der letzte Versfuß steht fest. Hier findest du immer eine Länge und eine unbestimmte Silbe.
- Naturlängen und Positionslängen kennzeichnen. Nun erschließt du den Rest des Verses anhand von Positionslängen. Wo mindestens zwei Konsonanten auf einen Vokal folgen, ist der Vokal lang. Naturlängen sind meistens Doppellaute oder zum Beispiel der Ablativ auf -a wie aqu-a.
- Versuche die restlichen Lücken durch Überlegen und Nachrechnen zu füllen. Schau dir die Anzahl der Silben zwischen zwei festen Längen an. Anhand der Anzahl kannst du bestimmen, wie viele Längen oder Kürzen du noch benötigst.
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Nenne alle Buchstaben, die beim Vorlesen wegfallen.
TippsUntersuche den Vers auf Stellen, an denen zwei Vokale am Ende und Anfang eines Wortes aufeinandertreffen.
Bei der Elision fällt der letzte Vokal des ersten Wortes weg.
Bei der Aphärese fällt der erst Vokal des zweiten Wortes weg.
Die Aphärese kommt fast nur dann vor, wenn ein Vokal im ersten Wort auf ein e- von esse trifft.LösungWenn du mit der Analyse eines Verses beginnst, solltest du zunächst nach Elisionen oder Aphäresen Ausschau halten. Sonst geht am Ende dein Vers nicht auf!
Elisionen und Aphäresen gibt es immer, wenn zwei Wörter aufeinandertreffen, wobei das erste Wort mit einem Vokal endet und das zweite Wort mit einem Vokal anfängt.
Von einer Elision spricht man, wenn die letzte Silbe eines Wortes weggenommen wird. Wie zum Beispiel monstr- (um) horrendum. Gesprochen wird das monstrorrendum.
Bei einer Aphärese ist es umgekehrt. Dort fällt der erste Buchstabe des zweiten Wortes weg. Das passiert nur, wenn es oder est das zweite Wort ist. Ein Beispiel: mota (e) st wird zu motast.
Wenden wir dies auf unsere Übungssätze an, fallen folgende Buchstaben weg:
- namque erit ille mihi semper deus illius aram
- sistite opus praesens nodosaque tollite lina
- at cantu commotae Erebi de sedibus imis
- succubuisse oculos adopertaque lumina somno.
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Arbeite die Positionslängen im Vers heraus.
TippsWas muss auf einen Vokal folgen, damit dieser als positionslang bezeichnet werden kann?
Hör dir auch den vorgelesenen Text an. Vielleicht erkennst du einige Längen, die du vorher nicht wahrgenommen hättest.
LösungVon einer Positionslänge spricht man, wenn auf einen Vokal zwei oder mehr Konsonanten folgen. Dadurch wird der Vokal und damit die gesamte Silbe lang ausgesprochen. Das hilft dir bei der Analyse des Verses.
Neben den feststehenden Längen sind die Positionslängen ebenfalls eindeutig zu bestimmen.
Du musst nur bei einer Ausnahme aufpassen. Ein Vokal, auf dem die so genannten muta cum liquida folgen, kann kurz bleiben. Die muta sind die Konsonanten b, p, t, c, g und die liquida l, m, n, r.
Folgende Silben sind durch ihre Position lang:
arma virumque cano, Troiae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit
litora, multum ille et terris iactatus et alto
vi superum, saevae memorem Iunonis ob iram
multa quoque et bello passus, dum conderet urbem. -
Bestimme die betonten Silben im Vers.
TippsNur Längen können betonte Silben sein.
Erinnere dich an das Schema des Hexameters. Welche Längen stehen von Anfang an fest?
LösungUm die Betonungen richtig setzen zu können, solltest du vorher den Vers analysiert haben. Ein paar der betonten Silben kannst du bereits von Anfang an festlegen. Andere musst du dir erarbeiten. Nur Längen können betonte Silben sein.
Halten wir uns noch einmal das Schema des Hexameters vor Augen:
$-\cup\cup~|-\cup\cup|-\cup\cup|-\cup\cup|-\cup\cup|-\textsf{x}$
Von Anfang an stehen diese Silben fest und sind betont:
- Die erste Silbe im Vers ist immer lang.
- Die vorletzte Silbe im Vers ist immer lang.
- Die erste Silbe des fünften Versfußes ist immer lang.
Für unsere Übungssätze gelten folgende Betonungen:
1. aurea prima sat_est aetas, quae vindice nullo
Hier musst du bei aurea prima aufpassen. Obwohl nach der Endung -a zwei Konsonanten folgen, ist sie kurz. pr- von prima sind muta cum liquida.
2. sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat.
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Bestimme die richtige Aussprache des Hexameters.
TippsAnalysiere die Betonungen des Verses.
In welcher Tonspur sind die Betonungen richtig getroffen?
Versuche den Rhythmus mit dem Finger nachzuklopfen. So bekommst du ein Gefühl dafür.
LösungDer Hexameter ist ein rhythmisches Versmaß. Er kommt besonders in epischen Werken vor, zum Beispiel in Vergils Aeneis oder Ovids Metamorphosen.
Im Hexameter hat jeder Vers immer den gleichen Klang, auch wenn die Wörter von Vers zu Vers unterschiedlich sind. Damit die Verse gleich klingen, muss die Betonung feststehen. Betont wird immer die erste Silbe eines Versfußes. Das ist immer eine lange Silbe.
Für unseren Vers sind es folgende Betonungen:
ante mar(e) et terras et, quod tegit omnia, caelumVersuche einmal den Vers laut aufzusagen und bei Betonungen mit dem Finger zu klopfen. Probierst du das Gleiche auch mit anderen Versen, wirst du merken, dass der Rhythmus immer gleich ist.
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Bestimme die Zäsuren in den Versen.
TippsDie Zäsuren im Hexameter stehen nach der zweiten, dritten und vierten betonten Silbe.
Fällt die Betonung auf ein Wortende, findest du dort eine Zäsur vor.
LösungUm Zäsuren sicher bestimmen zu können, musst du zunächst den Vers skandiert haben. Nur so erkennst du, wo die betonten Silben liegen.
Anhand der Betonungen kannst du nämlich ablesen, wo sich Zäsuren befinden und wo nicht.
Im Hexameter findest du meist nur drei Zäsuren. Diese stehen nach der zweiten, dritten und vierten betonten Silbe.
Verständlicher wird es an den Beispielen.
- Sole satus / Phaeton / quem quondam magna loquentem – Nach quondam steht keine Zäsur, da die betonte Silbe quon- ist und damit nicht auf ein Wortende fällt.
- nec sibi cedentem / Phoeboque parente superbum – Nur die Zäsur nach der zweiten Betonung steht, weil sowohl ced- als auch -bo- als betonte Silben innerhalb von Wörtern stehen.
- non tulit Inachides / matrique ait omnia demens – Auch hier findest du nur die Zäsur nach der zweiten betonten Silbe. In- und -i- stehen wieder im Wortinneren.
- credis et es / tumidus / genitoris imagine falsi. – Hier siehst du die Zäsur nach der zweiten und dritten Betonung. Die vierte -tor- steht nicht am Wortende.
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