Sprachlenkung im Nationalsozialismus
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Grundlagen zum Thema Sprachlenkung im Nationalsozialismus
In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 konnte man das Phänomen beobachten, dass die Sprache zu ideologischen Zwecken eingesetzt und verändert wurde. Bestimmte Begriffe wurden von den Nazis geprägt, mit einer neuen Bedeutung überschrieben und schließlich verwendet, um die Bevölkerung in ihrem Sinne zu lenken. Wir untersuchen in diesem Video einige wichtige Begriffe und ordnen sie verschiedenen Kategorien von Begriffsveränderung zu.
Transkript Sprachlenkung im Nationalsozialismus
Hi, ich bin’s, Tim! Wir sehen uns in diesem Video an, wie im Nationalsozialismus Sprache und dadurch Menschen gelenkt wurden. Wir werfen dabei einen Blick auf verschiedene Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie und betrachten einige rhetorische Mittel der nationalsozialistischen Sprache. Werfen wir einen genaueren Blick drauf. Die Machtergreifung durch Hitlers Nationalsozialisten im Jahre 1933 zog nicht nur einen anderen Regierungsstil nach sich. Ihre rassistische Ideologie durchtränkte alle gesellschaftlichen Bereiche und damit auch die Sprache. Es gibt zwar keine eigens nationalsozialistische Sprache, aber viele Begriffe bekamen eine andere oder weitere Bedeutung, auch um sie für nationalsozialistische Interessen zu missbrauchen.
Die Nationalsozialisten setzten gezielt rhetorische Mittel ein, um die Bevölkerung von ihrer Ideologie zu überzeugen. Wir können dabei verschiedene Aspekte ihrer Ideologie beobachten, die Eingang in den jeweiligen Sprachbereich gefunden haben. Dazu gehört
eine bestimmte Rassenideologie. Die Nationalsozialisten hingen der Meinung an, dass Juden ein inferiores - also minderwertiges - Volk seien, gewissermaßen eine Antirasse. Dieser offen zur Schau gestellte Antisemitismus ist ein Grundstein ihres Imperialismus und stellt sozusagen eine Legitimierung für ihren Angriffskrieg dar. Um Juden systematisch identifizieren, ausschließen und verfolgen zu können, wurden bestimmte Wörter eingeführt. Dazu gehören z.B. die germanischen, vor allem blonden und blauäugigen Arier, denen sich die Nicht-Arier wie z.B. die Juden unterwerfen müssen. Da diese Rassentheorie über Vererbung begründet wurde, gab es graduelle Unterschiede von sogenannter Blutreinheit: Je mehr “Blutschande” Arier betrieben, also je weniger arisches Blut durch sie floss, desto unreiner wurden sie. Damit war der Weg frei zur “Judenausrottung”.
Gehört dazu eine Ideologie von Kampf und Gewalt. Gewaltwörter wurden in diesem Zuge stark aufgewertet, man begegnete ihnen auch außerhalb des Schlachtfeldes, z.B. im “Reichsberufswettkampf” oder beim “Ausradieren” des Feindes. Auch der letztendlich fehlgeschlagene “Blitzkrieg” und das ständige “einsatzbereit” sein gehören dazu.
spielt die Führerideologie eine gewichtige Rolle, wobei Werte wie Unterordnung, Dienstbereitschaft und Gläubigkeit wichtiger wurden. Wer “Gefolgschaft” und sogar seinen “Fahnenschwur” ableisten durfte, hatte die richtige Seite gewählt und durfte von dort an folgen und dienen. Die starke Hierarchie zielte auf Hitler als obersten Führer und Verkörperung aller Werte ab.
wird dadurch eine gewisse Gemeinschaftsideologie wichtig. Denn das Volk sollte sich unterordnen, um gemeinsam und nebeneinander, im Sprachgebrauch der Nazis “gleichgeschaltet”, für die größeren Ziele zu kämpfen. So groß waren die Ziele, dass ein Einzelner wenig zählte und sich gerne opfern sollte, also nach dem “Motto”: “Du bist nichts, dein Volk ist alles.” Komisch nur: Wer weiter oben war in der Hierarchie, war dann doch wieder was. Daraus leiten sich die sprachlich-rhetorischen Mittel der nationalsozialistischen Sprachlenkung ab. So können wir beobachten, wie die Häufung von synonymen Ausdrücken rhetorisch verstärken sollte: “Deutschtum und Deutschheit” und Floskeln wie “eigenstes und totales Erlebnis” bläuen die Ideologie förmlich ein.
Daran hängen sich die inflationär gebrauchten Übertreibungen an - aus unserer Perspektive auch ein Ausdruck des damaligen Größenwahns. Dieser Superlativismen setzten sich fest in Begriffen wie “totaler Krieg”, “Großdeutschland” und “Tausendjähriges Reich”. Ein sehr wichtiges Mittel zum Verbergen der realen Sachverhalte ist die Euphemisierung, d.h. Beschönigung eines Begriffes, der eigentlich eine negative Sache darstellt. So nannte man z.B. den Massenmord an Juden beschönigend und herabspielend die “Endlösung der Judenfrage”, genauso wie eine “Sonderbehandlung” die systematisch geplante Tötung von Menschen darstellte, die “rassisch” als “minderwertig” galten.
Für die nationalsozialistischen Sprache ist dabei kennzeichnend, dass sie ein Übermaß an allen rhetorischen Stilmitteln und der oben genannten Kategorien enthält. Während einige Wörter aber neu erfunden wurden, also Neologismen darstellen, erhalten andere eine gänzlich andere Bedeutung oder Bewertung. So ist eine “Blutvergiftung” nicht das, was wir im heutigen Sinne damit meinen, sondern eine Verfallserscheinung in Völkern und Rassen, die ihr Blut durch irgendwelche nicht-Nazi konforme Prozesse verunreinigen. Andere Bedeutungsebenen findet man zum Beispiel auch im Wort “rücksichtslos”, das bei uns heute durchgehend negativ konnotiert ist, unter der Herrschaft Hitlers aber einen positiven Sinn erhielt. Wer “rücksichtslos” war, war unter anderem “zielstrebig” und ”energisch”. Das galt aber nur für Arier und Verbündete.
Fassen wir zusammen: -> Die nationalsozialistische Ideologie erstreckte sich bis hin zur Sprache und veränderte Bedeutungen, um gezielt das Volk zu lenken -> Verschiedene Aspekte der Nazi-Ideologie, die Eingang in die Sprache gefunden haben, sind dabei Rassenideologie Kampf- und Gewaltideologie Führerideologie Gemeinschaftsideologie -> Die rhetorischen Mittel, die sie dabei häufig benutzten, sind die Häufung von synonymen Ausdrücken Superlativismus pathetische und schwülstige Sprache Euphemismen ein Übermaß an rhetorischen Stilmitteln -> Weiterhin bekamen viele Wörter eine doppeltbewertete Bedeutung, je nachdem, auf wen sie sich bezogen – Freund oder Feind.
Das wars soweit, bis zum nächsten Mal und ciao!
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