Irrealis der Vergangenheit
Erfahre, wie der Irrealis der Vergangenheit im Lateinischen gebildet wird und wie du ihn übersetzen kannst. Interessiert? Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!
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Grundlagen zum Thema Irrealis der Vergangenheit
Was ist der Irrealis im Lateinischen?
Grundsätzliche Erläuterungen zum Irrealis im Lateinischen findest du im Zusatztext zum Video über den Irrealis der Gegenwart. An dieser Stelle möchten wir uns auf den Irrealis der Vergangenheit konzentrieren. Wie wird er im Lateinischen gebildet?
Die Bildung des Irrealis der Vergangenheit im Lateinischen
Der Irrealis der Vergangenheit wird im Lateinischen durch den Konjunktiv Plusquamperfekt ausgedrückt. Falls du die Formenbildung noch einmal wiederholen möchtest, findest du hier ein Video zum Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv und zum Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv. An dieser Stelle verschaffen wir uns mithilfe einer Tabelle einen raschen Überblick über die Formen:
Person | Aktiv | Passiv |
---|---|---|
1. Sg. | rogav-issem | rogatus/-a essem |
2. Sg. | audiv-isses | auditus/-a esses |
3. Sg. | cep-isset | captus/-a/-um esset |
1. Pl. | monu-issemus | moniti/-ae essemus |
2. Pl. | laudav-issetis | laudati/-ae essetis |
3. Pl. | dux-issent | ducti/-ae essent |
Für die Übersetzung des Irrealis können wir folgende Merkregel aufstellen:
- Im Aktiv übersetzen wir entweder mit wäre oder mit hätte im Konjunktiv II, im Passiv immer mit wäre.
Irrealis der Vergangenheit – Beispiele
Si Ovidius Romam remissus esset, non Tomis mortuus esset.
Wenn Ovid nach Rom zurückgelassen worden wäre, wäre er nicht in Tomi gestorben.Nisi Aeneas ex Troia ardenti fugisset, Roma numquam condita esset.
Wenn Aeneas nicht aus dem brennenden Troia geflohen wäre, wäre Rom niemals gegründet worden.
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Si Paris malum aureum non Veneri, sed Iunoni dedisset, certe numquam bellum inter Graecos et Troianos ortum esset.
Wenn Paris den goldenen Apfel nicht Venus, sondern Iuno gegeben hätte, wäre sicherlich niemals ein Krieg zwischen den Griechen und Trojanern ausgebrochen.
Geschafft! Jetzt kannst du den Irrealis der Vergangenheit im Lateinischen erkennen und übersetzen. Wenn du deine Kenntnisse zum Irrealis noch etwas vertiefen möchtest, findest du weitere Übungen bei sofatutor.
Transkript Irrealis der Vergangenheit
Ein herzliches Salvete von eurem Lateintutor Martin. Heute geht es um den Irrealis der Vergangenheit. An Vorwissen benötigt ihr bei der Konjugation von Verben den Konjunktiv Plusquamperfekt. Betrachten wir zunächst die Kategorien, in denen der Konjunktiv seine Modus-Funktionen hat. Mit dem Konjunktiv können Wünsche, Vorstellungen und Aufforderungen zum Ausdruck gebracht werden. Der Irrealis gehört in die Kategorie der Vorstellungen. Um uns diese Art der Vorstellungen zu verdeutlichen, betrachten wir folgende zwei Verbformen: "videbam - ich sah" und "vidissem - ich hätte gesehen". "Videbam" ist Indikativ Imperfekt und beschreibt eine Realität. "Vidissem" ist Konjunktiv Plusquamperfekt und beschreibt lediglich eine Vorstellung, denn "ich hätte gesehen" bedeutet: "ich habe nicht gesehen". "Videbam" ist demzufolge ein Realis, weil ich ja tatsächlich sah, während "vidissem" ein Irrealis ist, denn wenn ich sage "ich hätte gesehen", dann ist diese Situation irreal. Sehen wir uns einige Beispiele für den Irrealis der Vergangenheit an. "Laudavissetis" heißt "ihr hättet gelobt", "vocavissemus" heißt "wir hätten gerufen" und "mansisset" - "er wäre geblieben". All diese Formen stehen im Konjunktiv Plusquamperfekt. Die Übersetzung erfolgt mithilfe einer Form von hätte oder wäre. Diese Entscheidung bei der Übersetzung trifft man entweder aus dem Bauch heraus, denn "er hätte geblieben" klingt schon sehr falsch, oder man entscheidet nach folgender Regel: "wäre" nimmt bei Verben des Zustands, wie zum Beispiel "esse". "Fuissem" heißt dann "ich wäre gewesen". "Wäre" nimmt man aber auch bei Verben der Bewegung, wie zum Beispiel "currere". "Cucurrissem" heißt "ich wäre gelaufen". "Hätte" nimmt man bei allen anderen Verben, wie zum Beispiel bei "risissem" - "ich hätte gelacht". Werfen wir einen kurzen Blick auf die Formen des Passivs. "Laudatus essem" heißt "ich wäre gelobt worden". "Vocati essent" heißt "sie wären gerufen worden". Auch diese Formen stehen, wie gehabt, im Konjunktiv Plusquamperfekt, nur eben im Passiv. Die Übersetzung erfolgt beim Passiv immer mithilfe von "wäre". Genau wie beim Irrealis der Gegenwart steht auch beim Irrealis der Vergangenheit immer eine unerfüllte Bedingung. Ein Beispiel: "si tacuisses, philosophus mansisses" - "wenn du geschwiegen hättest, wärst du Philosoph geblieben". Die Bedingung - "wenn du geschwiegen hättest" - ist nicht eingetreten, also bist du auch kein Philosoph geblieben. Hier handelt es sich bei beiden Verbformen um einen Irrealis der Vergangenheit. Fassen wir zusammen: Der Irrealis der Vergangenheit steht immer im Konjunktiv Plusquamperfekt. Die Übersetzung gelingt mit "hätte" oder "wäre", im Passiv aber nur mit "wäre". Und beim Irrealis steht eine unerfüllte Bedingung. Ich hoffe, das Video hat geholfen, und verabschiede mich mit einem herzlichen Valete. Euer Lateintutor Martin
Irrealis der Vergangenheit Übung
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Bestimme, welche Verbformen ein Irrealis der Vergangenheit sind.
TippsDer Irrealis der Vergangenheit wird mit dem Konjunktiv im Plusquamperfekt gebildet.
Man nimmt ihn, wenn man sagen will, dass etwas möglicherweise passiert wäre, aber nicht passiert ist.
Drei Formen sind richtig, drei falsch.
LösungDu bildest den Irrealis der Vergangenheit immer mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt. Man übersetzt ihn mit hätte oder wäre. Er drückt aus, dass etwas in der Vergangenheit hätte passieren können, aber nicht wirklich passiert ist.
Die richtigen Formen sind somit:
- laudavissemus - 1. Person Plural Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv von laudare (loben)
- mansissent - 3. Person Plural Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv von manere, maneo, mansi (bleiben)
- auditi essemus - 1. Person Plural Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv von audire, audio, audivi, auditum (hören).
- moneam ist die 1. Person Singular Konjunktiv Präsens Aktiv von monere (ermahnen). „Ich möge loben“ drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit aus. Die Handlung ist noch möglich, also ist es kein Irrealis.
- captus est ist die 3. Person Singular Indikativ Perfekt Passiv von capere, capio, cepi, captum (fangen). Die Form beschreibt eine ganz normale Handlung, die tatsächlich stattgefunden hat.
- monitus sim ist die 1. Person Singular Konjunktiv Perfekt Passiv von monere, moneo, monui, monitus (ermahnen). Sie drückt eine Möglichkeit aus, die durchaus wahrscheinlich ist: es kann sein, dass derjenige gelobt worden ist, der das sagt. Es ist also kein Irrealis. Daher darfst du diese Form nicht ankreuzen.
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Benenne alle Formen im Irrealis der Vergangenheit.
TippsDer Irrealis der Vergangenheit wird mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt gebildet.
Achtung beim Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv:
er setzt sich aus dem PPP und essem, esses... zusammen.
Lasse dich nicht von der esse-Form täuschen!
LösungBei dieser Aufgabe musstest du den Irrealis der Vergangenheit im Text erkennen. Du erkennst ihn daran, dass er im Konjunktiv Plusquamperfekt steht. Man übersetzt ihn mit hätte oder wäre.
Der Irrealis der Vergangenheit drückt eine Vorstellung aus. Er beschreibt etwas, das passiert wäre, wenn ein Ereignis in der Vergangenheit eingetreten wäre. Tatsächlich ist aber nichts davon passiert. Die Bedingung ist also nicht mehr erfüllbar, man stellt sich alles nur vor.
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Übersetze die Formen im Irrealis.
TippsDer Irrealis der Gegenwart steht immer mit Konjunktiv Imperfekt.
Der Irrealis der Vergangenheit steht im Konjunktiv Plusquamperfekt.
Bestimme also zuerst ganz genau die Form, bevor du die Übersetzung aussuchst.
Bei dieser Übung kommt sowohl der Irrealis der Vergangenheit als auch der Irrealis der Gegenwart vor.
LösungBei dieser Übung geht es darum, den Irrealis richtig zu übersetzen. Dabei ist wichtig, dass du den Irrealis der Gegenwart vom Irrealis der Vergangenheit unterscheiden kannst.
Der Irrealis der Gegenwart steht immer mit Konjunktiv Imperfekt. Man nimmt ihn, wenn man eine Handlung beschreibt, die nicht stattfinden kann, die man sich aber ausdenkt. Du übersetzt ihn am besten mit „würde“.
Der Irrealis der Vergangenheit wird mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt gebildet. Er drückt aus, dass etwas in der Vergangenheit nicht stattgefunden hat, man sich aber vorstellt, dass es so gewesen wäre. Man übersetzt ihn mit „hätte“ oder „wäre“.
Merkhilfe:
- Du kannst in jeder Form im Plusquamperfekt Konjunktiv den Infinitiv Perfekt Aktiv finden. Zum Beispiel: fuisse-m ich wäre gewesen. Hierin steckt der Infinitiv Perfekt fuisse (gewesen sein).
- die Formen im Konjunktiv Imperfekt enthalten immer den Infinitiv Präsens. Zum Beispiel: esse-m ich wäre.
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Übersetze den Irrealis der Vergangenheit.
TippsAlle Sätze enthalten einen Irrealis der Vergangenheit. Er steht im Konjunktiv Plusquamperfekt.
Du übersetzt ihn mit hätte oder wäre.
Vokabelhilfen:
- in matrimonium ducere - heiraten, in die Ehe führen
- invitare, invito, invitavi - einladen
- bibere, bibo, bibi - trinken
- necare, neco, necavi - töten.
LösungMan übersetzt den Irrealis der Vergangenheit immer mit hätte oder wäre.
Bei dieser Übung ging es darum, den Irrealis richtig zu übersetzen. Dabei solltest du auf die Form und den Kontext achten.
Schauen wir uns die Sätze einmal genauer an:
- Si Caesar Cleopatram in matrimonium duxisset, in Aegypto mansisset.
mansisset ist die 3. Person Singular Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv - er wäre geblieben.Also: Wenn Cäsar Cleopatra geheiratet hätte, wäre er in Ägypten geblieben.
- Totam noctem bibissemus, si te invitavissem.
invitavissem ist die 1. Person Singular Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv - ich hätte eingeladen.Also: Wir hätten die ganze Nacht getrunken, wenn ich dich eingeladen hätte.
- Aliquando necatus esses, si miles fuisses.
fuisses ist die 2. Person Singular Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv - du wärst gewesen.Also: Irgendwann wärst getötet worden, wenn du Soldat gewesen wärst.
Wichtig ist, dass die ganzen Sätze nur Vorstellungen sind. Nichts davon ist in Wirklichkeit passiert, daher steht der Irrealis der Vergangenheit.
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Gib an, welche Übersetzungen des lateinischen Satzes möglich sind.
TippsEs ist genau eine Lösung richtig.
LösungDer Irrealis der Vergangenheit beschreibt eine Vorstellung: Was wäre passiert, wenn ein Ereignis in der Vergangenheit stattgefunden hätte? Er steht immer im Konjunktiv Plusquamperfekt. Wenn noch eine Bedingung hinzukommt, unter der man sich die Vorstellung ausdenkt, steht das in einem si-Satz, ebenfalls mit Konjunktiv Plusquamperfekt.
Um das im Deutschen richtig wiederzugeben, formulierst du die Übersetzung mit hätte oder wäre.
In der Übung können wir uns vorstellen, dass Ikarus nicht vom Himmel gefallen wäre, wäre er nicht so nah an die Sonne geflogen. Wie du wahrscheinlich weißt, ist das aber passiert - deshalb ist Ikarus ja so bekannt.
Tatsache ist also, dass das Ereignis auf diese Weise nie stattgefunden hat. Aus diesem Grund steht der Irrealis der Vergangenheit im Satz.
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Bilde die richtigen Formen des Irrealis der Vergangenheit.
TippsAchtung bei der letzten Form: sie ist passiv!
Du brauchst immer den Konjunktiv Plusquamperfekt. Wie wird er nochmal gebildet?
LösungMan bildet den Irrealis der Vergangenheit mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt. Er drückt aus, dass etwas in der Vergangenheit hätte passieren können, aber nicht passiert ist.
Der Konjunktiv Plusquamperfekt sieht immer aus wie der Infinitiv Perfekt mit einer Endung. Zum Beispiel: vocavisse-mus (wir hätten gerufen).
Mache es einfach so: hänge an die Infinitivform die richtige Endung an. Auf diese Weise kannst du die Verbform leichter bilden. Diese Regelung gilt allerdings nur für das Aktiv.
Für das Passiv musst du zuerst das PPP bilden (Partizip Perfekt Passiv). Dann schreibst du dahinter die Form im Konjunktiv Imperfekt von esse.
Das Ganze sieht dann so aus: moniti essent
Wenn du den Irrealis auf diese Weise bildest, ist es gar nicht mehr so schwierig!
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Hallo Katja,
du kannst bei Bedarf das Tempo des Videos gern erhöhen über die Leiste unten im Videoplayer.
Liebe Grüße aus der Redaktion
Sehr langsam gesprochen :(
Liebe Annika, hier findest du zwei Videos zum Potentialis:
http://www.sofatutor.com/latein/videos/potentiale-hauptsaetze
http://www.sofatutor.com/latein/videos/potentiale-hauptsaetze-uebungsvideo
Liebe Grüße aus der Latein-Redaktion
Gutes Video! Das war ja jetzt der Irrealis als Konditionalsatz, aber wie ist das mit dem Potentialis als Konditionalsatz? Ich finde dazu nämlich kein Video. :(
Hallo F. Irrina,
vielleicht hilft dir dieses Video weiter:
http://www.sofatutor.com/latein/videos/wie-uebersetze-ich-einen-si-satz?topic=2305&back_button=1
Dort bekommst du alle Arten von si-Sätzen nochmal erklärt, auch den Irrealis.
Liebe Grüße
Die Redaktion