Filmanalyse – filmische Gestaltungsmittel
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Grundlagen zum Thema Filmanalyse – filmische Gestaltungsmittel
Der Film benutzt eine ganz eigene Sprache und eigene Gestaltungsmittel. Diese Mittel können wir, wenn wir einen Film verstehen wollen, untersuchen. Dabei achten wir auf Kameraführung, Inhalt, Schnitt und Musik und bekommen damit Einblick in eine komplizierte Kunst. Du wirst sehen: Es ist gar nicht schwer, die Filmsprache zu verstehen, wenn man nur eine Handvoll von Kriterien berücksichtigt, die dir in diesem Video ausführlich vorgestellt werden. Gute Unterhaltung!
Transkript Filmanalyse – filmische Gestaltungsmittel
Hey Leute, ich bins, Tim! Wir schauen uns hier mal an, wie Filmanalyse im Detail aussieht, denn nur mit genauem Hinschauen sehen wir, wie die einzelnen filmischen Gestaltungsmittel zusammenwirken. Gute Unterhaltung! Filme haben eine eigene Sprache, die mit eigenen Werkzeugen untersucht werden kann. Diese Werkzeuge sind bei Filmen sehr umfassend, da hier Bild, Sprache, Ton und Zeit ineinanderfließen wie bei sonst keinem Medium. Um eine Detailanalyse zu machen, die man in die Makroanalyse einfließen lässt, suchen wir uns einzelne Schlüsselsequenzen aus, die wir auf ihre filmsprachliche Struktur untersuchen.
Wenn wir eine besonders wichtige Szene gefunden haben, sehen wir uns die Einstellungsgröße der Szene an. Das ist die Größe des fokussierten Objekts innerhalb des Bildes. Ist die Kamera nah an einem Objekt, entdeckt man als Zuschauer Details, Feinheiten, Emotionen, während wir bei größerer Distanz den Überblick und Gelassenheit behalten.
Beim Film unterscheidet man dabei 7-8 verschiedene Einstellungen, die von Distanz zu Nähe verschiedene Stufen und Funktionen abdecken: - mit der Einstellung “Weit” werden ganze Landschaften gezeigt - die Totale gibt räumliche Orientierung, häufig auch von oben, um uns einen Überblick zu geben - die Halb-Totale zeigt ganze Körper in deren Umgebung. Damit wird die Aufmerksamkeit auf Handlungen und Körpersprache gelenkt. - die Einstellung “Halb-Nah” zeigt Personen von den Knien aufwärts und dient für die Darstellung von Gesprächen und auch um Gestik und Mimik verfolgen zu können - die amerikanische Einstellung, die der halbnahen ähnelt, aber die Personen von der Hüfte aufwärts zeigt, kommt aus den Western-Filmen. Könnt ihr euch denken, für was sie verwendet wird? - die Einstellung “Nah” zeigt Personen von der Brust nach oben und fokussiert damit Gestik und vor allem Mimik - mit der Einstellung “Groß” sieht man die Großaufnahme von z.B. Gesichtern, womit man Intimität herstellt, denn wir können die Gefühle der Person im Gesicht ablesen. - und zuletzt die Detaileinstellung. Durch sie ist der Zuschauer sehr nah an den Objekten dran, was eine starke emotionale Beteiligung, Interesse und dadurch Spannung bewirkt.
Weiterhin kann man fragen: Aus welchem Winkel schaut der Beobachter auf das Geschehen? Wir unterscheiden dabei drei Kameraperspektiven, die eigene Wirkungen entfalten: 1. die Normalsicht, die Objektivität und Realität darstellt 2. die Froschperspektive, die als Untersicht den Zuschauer kleiner macht und dadurch das Objekt bedrohlich und mächtig erscheinen lässt und 3. die Vogelperspektive, bei der der Zuschauer die Übersicht bewahrt und sich überlegen fühlt, im Gegensatz zum Objekt im Bild, das als klein wahrgenommen wird.
Dazu kommt die Bewegung: Im Film können sich sowohl die handelnden Personen als auch die Kamera bewegen. Was sich vor der Kamera bewegt, also Objekte oder Personen, nennt man Handlungsachse, während die Bewegung der Kamera die Kameraachse heißt. Dabei müssen wir uns immer vor Augen halten, dass wir als Zuschauer durch die Kamera blicken und uns deshalb mit ihr identifizieren: Ihr Blick ist unser Blick. Wenn sie schwenkt, drehen wir unseren Kopf, wenn sie fährt, laufen wir mit, beim Zoom sehen wir genauer hin. Habe einen Blick darauf, wie sich Kamera und gefilmtes Objekt zueinander bewegen und welche Wirkung damit erreicht werden will! Ein sehr wichtiger Begriff ist die Mise-en-Scene oder das In-Szene-Setzen. Das ist die Bildkomposition, die wie ein Foto aufgebaut ist: Hier spielen z.B. Perspektive, aber auch Ästhetik eine Rolle: räumliche Anordnung, Lichtverhältnisse, Farben, Formen, Flächen, Tiefe, Schärfe etc.
Hat der Regisseur die Bilder einmal in Szene gesetzt, kann er sie zusammensetzen. Das nennt man die Montage oder Schnittfolge der Bilder, wodurch ein ablaufender Film entsteht. Die Montage ist daher wesentliches Merkmal des Films, da er ihn von der Fotografie abhebt. Stell dir drei Fotos mit einer Pistole, einem lachenden und einem weinenden Gesicht vor. Je nachdem, wie du sie anordnest, können sie verschiedene Geschichten ergeben und andere Wirkungen ausüben! Die Montage bewirkt, dass verschiedene Assoziationen entstehen und der Film sich frei in Zeit und Ort bewegen kann.
Zu guter Letzt untersucht man noch die Bild-Ton-Beziehung. Hierbei spielt die Filmmusik eine tragende Rolle, denn Musik beeinflusst unsere Emotionen im höchsten Maße und kann dadurch Szenen so richtig zur Geltung bringen. Außerdem kann sie als Leitmotiv verschiedenen Personen oder Szenen zugeordnet sein und so zur Wiedererkennung beitragen.
Die wichtigsten Begriffe, die du zur Detailanalyse eines Filmes brauchst, sind also: - die 7-8 unterschiedlichen Einstellungen der Kamera - die Perspektive der Kamera - die Bewegungen der Objekte und der Kamera - das Mise-en-scene oder das In-Szene-Setzen - die Montage - und die Beziehung von Bild und Ton, also zur Musik So einfach ist das! Ich sag: C ya!
Filmanalyse – filmische Gestaltungsmittel Übung
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Gib die verschiedenen Einstellungsgrößen wieder.
TippsSuche dir zu jeder Einstellung ein Beispiel. Sieht man etwas von der Umgebung, wie bei der Halbtotalen? Oder sieht man nur ein Gesicht, wie z. B. bei der Großaufnahme?
Einige Einstellungen überschneiden oder ähneln sich: Weit und Totale, Halbnah und Amerikanisch sowie Nah und Groß.
LösungDie Einstellungen beim Film geben einen wichtigen Schlüssel zur Interpretation von Szenen, denn an ihnen kann man ablesen, worauf der Fokus gerichtet ist, was also im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen soll. Von weiten Landschaften bis zu Detaileinstellungen kann man dabei verschiedene Emotionen vermitteln, denn der/die Zuschauer/-in blickt durch das Auge der Kamera und ist daher weit weg vom Geschehen, ist distanziert und in Sicherheit, oder erkennt grausige oder liebliche Details. Die Reihenfolge der Einstellungen, von nah zu weit, ist dabei:
- Detail: z. B. Teile von Gesichtern (Auge etc.)
- Groß: Gesichter
- Nah: von Brust aufwärts
- Amerikanisch: von Hüfte aufwärts
- Halbnah: von Knien aufwärts
- Halbtotale: ganze Körper in Umgebung
- Totale: Umgebung; Überblick
- Weit: ganze Landschaften.
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Definiere die Mise en scène.
TippsSieh dir die obige Filmszene an. Welche Variablen kannst du anwenden? Welche Variablen spielen eine größere, welche eine kleinere Rolle?
LösungDie Mise en Scène ist häufig das, was ein wahres Kunstwerk auszeichnet. Denn hier können konzentriert und in einem Moment all die vorangegangenen Einstellungen zu einem Höhepunkt zusammenlaufen. Das In-Szene-Setzen, wie es auch genannt wird, baut dabei auf der Kunst der Fotografie auf, denn an und für sich ist der Film nichts anderes als das In-Szene-Setzen von einzelnen, hinter einander montierten Fotos.
Um ein Schlüsselbild zu untersuchen, können wir daher auf die fotografischen Gestaltungsmittel zurückgreifen: Wie sind die Bilder von den jeweiligen Fotograf/-innen, dem Kameramann, der Kamerafrau oder dem/der Regisseur/-in komponiert? Die Komposition besteht aus mehreren Elementen:
- Räumliche Anordnung
- Perspektive
- Ästhetik, also Licht und Schatten, Farbe, Formen, Lichtverhältnisse, Tiefe, Schärfe etc.
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Analysiere Handlungsverlauf und Montage der folgenden Geschichte.
TippsStelle dir vor, wie die einzelnen Bilder im Film dargestellt und verbunden würden. Achte auf die Gesichtsausdrücke und Verhaltensweisen der einzelnen Personen sowie auf die erscheinenden Objekte.
LösungDie Montage ist das Verfahren, das die Erzählung formt und den Film stark von der Fotografie unterscheidet. Denn durch das freie Aneinanderreihen und das Ändern von Reihenfolgen von Szenen kann man unterschiedliche Geschichten erzählen. Der Film bekommt so seinen Spannungsbogen. Setzt man Schlüsselszenen, die eine wichtige Information enthalten, z. B. im Rückblick in den hinteren Teil des Films, wird dem/der Zuschauer/-in so im Nachhinein erst verraten, was er/sie bis dahin selbst erraten musste. Der Umgang mit Informationen, wieviel also Erzähler/-in, handelnde Personen und Zuschauer/-innen je wissen, ist das, was einen Film so richtig spannend machen kann: Enthält man den Zuschauer/-innen Informationen vor, deutet aber gleichzeitig an, dass man sie besitzt (z. B. als Erzähler/-in), dann warten die Zuschauer/-innen gespannt darauf, sie zu erfahren und denken sich ihren eigenen Teil. Dieses Vorenthalten von Informationen wird beispielsweise durch die richtige Montage von Szenen erreicht.
Quelle: Charlie Chaplin (1921): The Kid.
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Bestimme die Einstellungen der Szenen.
TippsDie Einstellungen sind meist auf Personen fokussiert und werden dabei von ihrer weitesten Einstellung, bei der die Füße enthalten sind, zu ihrer engsten, wo nur das Gesicht bzw. ein Teil des Gesichtes zu sehen ist.
Manche Einstellungen sind nicht ganz eindeutig festzulegen: Sie überschneiden sich.
LösungDie Einstellungen der Kamera, also der Bildausschnitt, der Zoom und der Fokus, ist eines der wichtigsten gestalterischen Mittel beim Film. Denn mit der Einstellung erschafft man Nähe oder Distanz, Überblick oder Detailsicht, Spannung oder Gelassenheit. Jede Einstellungsgröße dient daher verschiedenen Zielen. Manchmal überschneiden sich bestimmte Einstellungsgrößen:
- Nah: Von der Brust aufwärts, für Gestik und Mimik.
- Amerikanisch oder Halbnah: aus dem Western-Genre; von Hüfte oder Knien aufwärts; Körpersprache, Gestik, Mimik.
- Detail: sehr nah am Objekt; emotionale Beteiligung, Spannung.
- Weit oder Totale: ganze oder halbe Landschaften; räumliche Orientierung und Überblick.
- Groß: Großaufnahme (z. B. von Gesichtern); erzeugt Intimität.
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Nenne die vier Elemente, die außer der Mise en scène und Einstellung bei der Detailanalyse von Bedeutung sind.
TippsWie ein/-e Bauarbeiter/-in montieren, wie ein Orchester ertönen, sich wie ein/-e Sportler/-in bewegen, und wie ein/-e Detektiv/-in eine Perspektive einnehmen - all das muss eine Person können, die Filme macht.
LösungZur Detailanalyse einer Filmsequenz brauchen wir bestimmte Analysekategorien. Zwei schon genannte waren die Kameraeinstellungen und die Mise en scène. Außer diesen gibt es aber noch andere wichtige Faktoren, die einen Film stark beeinflussen:
- Bei der Montage setzt man die einzelnen Szenen in eine bestimmte Reihenfolge. Früher schnitt man wirklich mit der Schere noch die Ton- und Bildbänder auseinander und klebte sie in anderer Schnittfolge wieder zusammen. Heute wird das am Computer und digital gemacht.
- Die Kameraperspektive trägt zum emotionalen Geschehen des Films bei und ist ein tief psychologisches Mittel: Filmt man von unten, erscheint das Objekt groß und mächtig, man selbst ist klein wie ein Frosch. Umgekehrt ist es bei der Vogelperspektive.
- Hinsichtlich der Bewegung kann die Kamera entweder still stehen und ein bewegtes Objekt verfolgen; oder sie kann sich selbst bewegen und ein still stehendes Objekt verfolgen; oder beide Elemente stehen still; oder aber sowohl Kamera als auch Objekt bewegen sich. Das erzeugt häufig das Gefühl von Observierung, Verfolgung oder Flucht.
- Die Bild-Ton-Beziehung betrachtet die Verwendung von Geräuschen, Stimmen und Musik und kümmert sich somit um die wichtige lautliche Ebene des Films, wichtig deshalb, weil wir Menschen stark akustisch ausgerichtet sind und der Ton daher unsere Gefühle zu beeinflussen vermag.
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Untersuche das folgende Bild auf die Elemente der Mise en scène.
TippsVergleiche die Aussagen immer wieder mit dem Bild und ziehe andere Bilder zum Vergleich heran. Welche Variablen würden bei anderer Anwendung das Bild komplett verändern? Welche Rolle spielt beispielsweise die Perspektive in diesem Bild?
LösungDas oben beschriebene Bild stellt eine Szene aus Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz dar. Wir wollen das Foto auf das In-Szene-Setzen untersuchen. Dafür haben wir folgende Kategorien, mit denen wir analyiseren können, um danach zu interpretieren:
- Die räumliche Anordnung der Objekte zueinander: Mehrere Personen sind zu erkennen. Sechs von ihnen sind unten auf dem Asphalt zu sehen, beschienen von einer Straßenlaterne, eine beobachtet sie von oben herab durch ein Fenster, das von Backsteinen umgeben ist. Auf diese Elemente ist das Bild reduziert.
- Die Perspektive blickt von hinten oben rechts sowohl auf die beobachtende Person als auch - durch das Fenster - auf die Personen auf der Straße. Durch die etwas seitliche Perspektive sieht man das Profil der Person, die mutmaßlich männlich ist, größtenteils aber den Rücken und den Hinterkopf. Das Bild ist in der Halbnahen aufgenommen. Auch die unten stehenden Personen sind größtenteils von hinten zu sehen.
- Farben: Das Bild ist in dunklen Farben gehalten. Die Straßenlaterne wirft ein schwach-gelbes Licht, alles andere ist schwarz-weiß-grau gehalten.
- Formen: Der Gegensatz zwischen der runden Figur der beobachtenden Person und den strichmännchenartigen Figuren auf der Straße fällt auf. Das Fenster ist durch ein Kreuz in Vierecke unterschiedlicher Größe eingeteilt. Die Laterne wirft ein rundes Licht auf den Asphalt. Somit ist die Formenaufteilung vom Vordergrund zum Hintergrund rund-eckig-strichig-rund.
- Lichtverhältnisse/Kontrast: Das Bild scheint eine Szene bei Nacht wiederzugeben. Das einzige Licht gibt die Straßenlaterne ab, die sowohl die Personen auf der Straße von vorne bescheint, sodass auf dem Bild nur ihre Rückseiten und lange Schatten zu sehen sind, als auch einen Teil des Gesichts der beobachtenden Person. Die Mauer, die das Fenster umgibt, ist daher von der Kameraperspektive aus schwarz.
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Ganz gut
Umfassend erklärt. Gut.
Schade, dass die Kameraeinstellungen nicht am Ende nochmal wiederholt wurden. Diese sind am Wichtigsten für den Unterricht.
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