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Seneca übersetzen: Epistulae morales

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Enno Friedrich
Seneca übersetzen: Epistulae morales
lernst du im 4. Lernjahr - 5. Lernjahr

Grundlagen zum Thema Seneca übersetzen: Epistulae morales

Musstest du schon mal einen Seneca-Text übersetzen? Brütest du auch über den "Epistulae morales ad Lucilium", Senecas Briefen an Lucilius? Dann ist dieses Video genau das richtige für dich. Gemeinsam lesen wir den allerersten Abschnitt aus dem ersten Brief. Darin geht es um die Frage, wie man seine Zeit richtig nützt - ein ziemlich aktuelles Thema! Wir übersetzen langsam den Text aus den "Epistulae morales" und besprechen ihn ausführlich. Dabei geht es sowohl um den Inhalt - die stoische Philosophie-, als auch um die sprachlichen Besonderheiten Senecas. Du kannst also wichtige Dinge über Seneca lernen, die dir auch bei anderen Texten helfen. Schau rein und mach dich schlau!

Transkript Seneca übersetzen: Epistulae morales

Salvete discipuli! Hier ist euer Lateintutor Enno. Habt ihr euch schon einmal aufgeregt, weil ihr viele Stunden vertrödelt habt? Die Zeit vergeht wie im Fluge. Der Philosoph Seneca jedenfalls nahm Zeit sehr wichtig und begann sein wichtigstes Werk, die epistulae morales, mit einem Brief über die Zeit. Ich möchte heute mit euch das Übersetzen von Senecas epistulae morales trainieren. Dazu übersetzen wir gemeinsam die ersten Sätze des Werkes. Nämlich: Buch 1, Brief, 1, Absatz 1. Dabei gehe ich auf die Besonderheiten des Textes ein. Am Ende gibt es dazu eine kurze Zusammenfassung. Damit ihr dem Video gut folgen könnt, solltet ihr bereits wissen, wer Seneca ist und worum es in den epistulae morales geht. Wir beginnen also mit unserer Übersetzung. Seneca richtet sich an seinen Freund Lucilius. Er sagt: Ita fac, mi Lucili: vindica te tibi et tempus, quod adhuc aut auferebatur aut subripiebatur aut excidebat collige et serva. Wenn wir uns den Satz anschauen, sticht ein Wort besonders ins Auge. Tempus. Das ist die Zeit. Untersuchen wir die Verben genauer. Auferre, subripere, excidere. Das bedeutet wegnehmen, entreißen, entschlüpfen. Es geht also um den Verlust von Zeit. Doch der Satz geht noch weiter. Hier stehen die Verben colligere und servare. Sammeln und bewahren. Quod leitet einen Relativsatz ein, der sich an tempus anschließt. Aut, aut, aut gliedert diesen Relativsatz. Im ersten Teilsatz findest du zwei Imperative als Prädikate: fac und vindica, von facere und vindicare. Sibi vindicare heißt sich befreien. Das Subjekt ist mi Lucili. Es ist ein Vokativ. Lucilius wird direkt angesprochen. Auch die Prädikate collige und serva sind Imperative. Das Wort tempus steht hier im Akkusativ. Im Relativsatz nach tempus ist quod das Subjekt, die Prädikate auferebatur, subripiebatur und excidebat. Wir übersetzen: Handle so, mein Lucilius: Befreie dich für dich selbst und sammle und bewahre die Zeit, die dir bisher entweder geraubt oder heimlich entwendet wurde oder entschlüpfte. Seneca rät Lucilius also, seine Zeit nicht zu vergeuden, sondern bewusst zu nutzen. Ist dir im lateinischen Text etwas aufgefallen? Das Akkusativobjekt tempus wurde an den Anfang des Teilsatzes gezogen. Seneca tut das zur Betonung. Zeit ist das wichtigste Wort des Satzes. Bei aut, aut, aut gibt es eine Häufung von Verbindungswörtern. Man nennt das Polysyndeton. Lesen wir weiter im Brief: Persuade tibi hoc sic esse, ut scribo: quaedam tempora eripiuntur nobis, quaedam subducuntur, quaedam effluunt. Gleich am Anfang steht der Imperativ persuade. Hier soll einer überzeugt werden. Wenn wir den Text weiter anschauen, finden wir tempora. Es geht also wieder um Zeit. Genauer um Zeiträume. Doch was passiert mit ihnen? Das verrät uns ein Blick auf die Prädikate: eripiuntur, subducuntur, effluunt. Sie werden geraubt, heimlich fortgeschafft und entschlüpfen. Persuade ist auch ein Prädikat und steht mit Dativ: Überzeuge dich. Darauf folgt ein ACI: hoc sic esse. Dass dieses so ist, wie ich schreibe. Nach dem Doppelpunkt folgt ein eigenständiger Satz. Quaedam tempora und quaedam sind Subjekte. Wir übersetzen: Überzeuge dich, dass dieses so ist, wie ich schreibe: Manche Zeiträume werden uns geraubt, manche heimlich weggeschafft, manche entschlüpfen uns. Seneca wiederholt hier mit Nachdruck, was er schon im ersten Satz über die Zeit gesagt hat. Um es zu verdeutlichen, wiederholt er drei Mal das Wort quaedam. Das ist eine Anapher. Die Sätze mit quaedam stehen unverbunden nacheinander. Man nennt dieses Stilmittel Asyndeton. Senecas Botschaft ist klar: Zeit ist kostbar. Sie wird geraubt, geht verloren oder fließt einfach davon. Unser letzter Satz lautet: Turpissima tamen est iactura, quae per neglegentiam fit. Turpissima steht ganz am Anfang und ist ein Superlativ. Von turpis. Im Satz stechen zwei Wörter hervor: Iactura, der Verlust, und neglegentia, die Nachlässigkeit. Ahnst du schon, worum es geht? Wir übersetzen: Am schändlichsten ist doch der Verlust, der durch Nachlässigkeit entsteht. Seneca findet also, dass die schlimmste Art der Zeitverschwendung ist, wenn man durch Trödelei Zeit verliert. Er warnt Lucilius indirekt und sagt: Gib Acht auf deine Zeit! Zum Schluss eine kurze Zusammenfassung: Ihr habt sicher gemerkt, Seneca verwendet häufig Imperative, weil er mit seinem Brief jemanden anspricht und überzeugen will. Seine Sätze sind außerdem in kurze, einprägsame Teilsätze gegliedert. Und er verwendet Stilmittel wie das Polysyndeton, Asyndeton oder die Anapher. Ihr habt gelernt, dass Seneca seine epistulae morales, einen universalen Lebensratgeber, mit Ratschlägen über die richtige Nutzung der Zeit beginnt. Das Thema ist ihm besonders wichtig. Denn: Nur wer seine Zeit richtig nutzt, hat Zeit, um an sich selbst zu arbeiten. Das dachten übrigens nicht nur die alten Römer. Auch moderne Ratgeberbücher versprechen häufig, uns den richtigen Umgang mit der Zeit zu lehren. So. Jetzt habe ich aber genug eurer Zeit beansprucht. Ihr habt jetzt einen guten ersten Eindruck von der Übersetzung der epistulae morales erhalten und könnt jetzt eigenständig weiter übersetzen. Habt eine gute Zeit! Valete! Euer Lateintutor Enno.

4 Kommentare
  1. Das Video motiviert mich doch Latein zu lernen. - Danke!

    Von Eemilelv, vor etwa 9 Jahren
  2. ich habe die Seite ohne Cache nachgeladen und es funktionert.
    Danke!

    Von Klpublic, vor mehr als 9 Jahren
  3. Hallo Klpublic,
    dieses Problem haben wir schon öfter gehört. Versuche es am besten mal mit einem anderen Browser!
    Liebe Grüße,
    die Redaktion

    Von Matthias V., vor mehr als 9 Jahren
  4. Hi, ab Zeitpunkt 0:25 stimmt der gesprochene Text nicht mehr mit dem gezeigten Video überein. Ab Zeitpunkt 2:02 hört man nichts mehr.

    Von Klpublic, vor mehr als 9 Jahren

Seneca übersetzen: Epistulae morales Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Seneca übersetzen: Epistulae morales kannst du es wiederholen und üben.
  • Benenne die stilistischen Besonderheiten im Satz.

    Tipps

    Halte nach Wörtern mit ähnlicher Bedeutung Ausschau. Findest du Wiederholungen im Satz?

    Zur Erinnerung: Eine Klimax ist eine Steigerung vom weniger Bedeutenden zum Wichtigeren.

    Die Epipher ist das Gegenteil von einer Anapher.

    Lösung

    Um seinen Aussagen Kraft zu verleihen, benutzt Seneca viele Stilmittel. Im Laufe der „Epistulae morales“ wirst du also auf einige treffen. Aber viele der Stilmittel wiederholen sich auch.

    Unser Übungssatz schließt an den letzten Satz im Video an. Seneca behandelt also immer noch die Zeit. In diesem Satz bezieht er sich auf die Lebenszeit des Menschen. Das erkennst du an der Wiederholung von vita.

    Zwei Stilmittel sind besonders auffällig:

    1. Klimax von magna, maxima, tota vita. Klimax bedeutet Steigerung. Seneca beschreibt das Entgleiten der Lebenszeit in drei Stufen: ein großer Teil des Lebens, der größte Teil des Lebens und das gesamte Leben. Durch diesen Aufbau wird die Gesamtaussage des ersten Briefes verstärkt: Zeit ist kostbar!
    2. Epipher ist die Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Ende eines Satzes. Am Ende der Teilsätze findest du drei Mal das Wort agentibus. Epipher ist das Gegenstück zur Anapher, bei der die Wiederholung am Satzanfang steht.
    Versuche, bei einer Übersetzung ins Deutsche solche Stilmittel zu übernehmen, um den Charakter des Textes zu bewahren:
    • Und wenn du Folgendes bedenken magst, ein großer Teil des Lebens entgleitet denen, die Schlechtes tun, der größte Teil denen, die gar nichts tun, und das gesamte Leben denen, die nur irgendetwas anderes tun.

  • Gib die grammatikalische Struktur des Textes wieder.

    Tipps

    Lies dir zunächst den lateinischen Textabschnitt gut durch und vergleiche ihn mit der Übersetzung.

    Als kleine Hilfestellung siehst du hier noch einmal die Stammformen der Verben des ersten Satzes:

    • ponere, pono, posui, positum
    • aestimare, aestimo, aestimavi, aestimatum
    • intellegere, intellego, intellexi, intellectum

    Das Bezugswort eines Relativsatzes muss stets in dem gleichen Genus und Numerus stehen. Aber es muss auch inhaltlich sinnvoll sein.

    Zwei Aussagen sind richtig.

    Lösung

    Wie du bereits gelernt hast, benutzt Seneca in seinen „Epistulae morales“ ausdrucksstarke Stilmittel. Auch in diesem Textabschnitt finden wir zum Beispiel die Anapher (qui ... qui ... qui ...) wieder. Durch die bewusste Wiederholung eines Gedankens auf verschiedene Weise werden die Sätze manchmal ganz schön lang.

    Daher ist es wichtig, dass du vor deiner Übersetzung den Satz gliederst. Am besten übersetzt du Satzteil für Satzteil einzeln. So vermeidest du den Fehler, Wörter den falschen Satzteilen zuzuordnen. Und du kannst ihre Funktion im gesamten Satz besser bestimmen.

    Folgende Aussagen über den Textabschnitt sind richtig:

    • Die Prädikate der drei Relativsätze stehen im Konjunktiv. – ponat, aestimet und intellegat sind Verbformen im Präsens Konjunktiv. Die Prädikate stehen deshalb im Konjunktiv, weil die rhetorische Frage einen konsekutiven Nebensinn aufweist: Wen kannst du mir nennen, der von der Art ist, dass ... ? Seneca bezweifelt, dass viele Menschen so denken.
    • Das Substantiv aetatis ist das Genitiv-Attribut zu quidquid. Du kannst es übersetzen mit: was auch immer an Lebenszeit.
    Falsch hingegen sind die folgenden Aussagen:
    • Das Relativpronomen qui, das dreimal wiederholt wird, bezieht sich auf Lucilius. – qui ist, genau wie Lucilius, männlich und steht im Singular. Allerdings bezieht es sich nicht auf Lucilius, sondern auf quem. Das erkennst du daran, dass die Prädikate der Relativsätze in der dritten Person stehen. Wäre Lucilius das Bezugswort, würden die Verbformen – so wie dabis – in der zweiten Person stehen.
    • Im Textabschnitt sind drei Formen von mors zu finden: Nominativ Singular mors, Dativ Singular mori und Akkusativ Singular mortem. – Das Substantiv mors gehört zur konsonantischen Deklination und verändert beim Deklinieren den Stamm zu mort-. Das Wort mori mit der Endung -i sieht zwar zunächst aus wie ein Substantiv im Dativ Singular, ist aber ein Infinitiv Präsens Passiv vom Deponens mori (sterben). Der richtige Dativ Singular von mors heißt morti.

  • Analysiere die Verben des Textabschnittes.

    Tipps

    Lies dir zunächst den gesamten Textabschnitt einmal durch. Nimm anschließend die Verbformen genauer unter die Lupe.

    Anweisungen stehen meist in der zweiten Person oder im Imperativ.

    Ein Signalwort dafür kann der Vokativ Lucili sein.

    Welche Ratschläge wiederholt Seneca immer wieder zum Thema Zeit?

    Du findest genau vier an Lucilius gerichtete Handlungsanweisungen
    und vier Aussagen über die Zeit im Allgemeinen.

    Lösung

    In seinen Briefen vermischt Seneca meist allgemeine Aussagen mit konkreten Handlungsanweisungen. Du wirst immer wieder bestimmte allgemeine Lehrsätze finden. Und direkt im Anschluss ist meistens Lucilius aufgefordert, diesen nachzugehen.

    Dabei wiederholt der Philosoph seine Hauptgedanken auf verschiedene Arten:

    • Bei allgemeinen Lehrsätzen wirst du das Prädikat in der dritten Person Indikativ oder Konjunktiv finden. Entweder beschreibt Seneca die Sache selbst oder wie die Menschen damit umgehen sollen.
    • Eine Handlungsanweisung ist an Lucilius selbst gerichtet. Deswegen wirst du dort den Imperativ oder die Person Singular Indikativ oder Konjunktiv finden. Außerdem steht dann oft der Vokativ Lucili.
    Achte beim Analysieren der Briefe auf diese Unterscheidungen. So kannst du den Text gut gliedern. Meistens gehören zusammenhängende Sätze entweder zum Allgemeinen oder zur Aufforderung. Gut lässt sich das an den markierten Prädikaten erkennen.

    An Lucilius gerichtete Handlungsanweisungen sind demnach:

    • Fac
    • complectere
    • pendeas
    • inieceris
    Allgemeine Aussagen über die Zeit stecken in den folgenden Prädikaten:
    • differtur
    • transcurrit
    • (aliena) sunt
    • (tempus tantum nostrum) est

  • Vervollständige die Übersetzung des Textabschnittes.

    Tipps

    Alle Wörter, die in den lateinischen Sätzen fett hervorgehoben sind, fehlen in der Übersetzung.

    Unterteile dir Sätze in kleinere Wortgruppen und Sinnabschnitte, um sie besser übersetzen zu können. Die Kommata helfen dir dabei.

    Kläre, welche Satzteile es gibt. Stelle die Bezüge zwischen den Wörtern her, zum Beispiel bei Relativpronomen und Bezugswort oder den Wörtern eines AcI.

    Hier noch ein paar Vokabelhilfen:

    • debere, debeo, debui, debitum – schulden, müssen
    • reddere, reddo, reddidi, reditum – zurückgeben, erstatten
    • reparabilis, -e – ersetzbar
    • stultitia, -ae f. – Dummheit

    Lösung

    Im ersten Teil des ersten Briefes macht Seneca seinem Freund Lucilius deutlich, worin die Gefahren des Zeitverlustes bestehen und an welchen Stellen im Leben wir unsere Zeit vergeuden.

    In diesem Textabschnitt wird Seneca deutlicher. Auch seine Sprache ist drastischer. Er spricht von der Dummheit der Menschen. Dumm sind die, die viel Leid in Kauf nehmen, um Dinge zu erreichen, die in den Augen des Philosophen wertlos sind. Denn, wie er zuvor gesagt hat, gehört uns Menschen nichts außer unserer eigenen Zeit.

    Hier nun eine mögliche Übersetzung des Abschnittes:

    1. Und die Dummheit der Sterblichen ist so groß, dass sie sich die Dinge, die sehr gering und sehr wertlos sind, gewiss ersetzbar sind, in Rechnung stellen lassen, immer wenn sie sie erlangt haben,
    2. dass aber niemand, der die Zeit empfangen hat, urteilt, dass er jemandem irgendetwas schulde, während dies inzwischen das einzige ist, das nicht einmal der Dankbare erstatten kann.
  • Fasse den Textabschnitt zusammen.

    Tipps

    Erinnere dich, was Seneca zuvor über den Umgang mit der Zeit gelehrt hat. Vergleiche das mit den Aussagen dieses Textabschnittes.

    Fünf Karten bleiben übrig!

    Lösung

    Schon von Beginn des Briefes an lehrt Seneca seinem Freund Lucilius den richtigen Umgang mit der Zeit. Dabei tritt er als eine Art Lehrer auf, der über all diese Dinge Bescheid weiß. Aber jeder weiß, dass Philosophen auch nur Menschen sind. Deswegen mildert Seneca seine Aussagen im Blick auf sich selbst etwas ab.

    Es ist für die Menschen nützlich, etwas an Besitz zu haben, zum Beispiel um zu überleben oder für gewisse Annehmlichkeiten. Jedoch sollte niemand vergessen, dass diese Dinge nicht ewig sind. Sie können jederzeit verloren gehen. Deswegen sollten die Menschen sich nicht so sehr darauf konzentrieren, Besitz anzuhäufen.

    Am Ende noch die Lösung unseres kleinen Lückentextes:

    Zum Ende des Briefes wendet Seneca den Blick auf sich. Kann er denn selbst ein gutes Vorbild für Lucilius sein? Der Philosoph muss gestehen, dass er durchaus wohlhabend ist. Er hat Besitz und Reichtum, den er zuvor als wertlos beschrieben hat. Und Seneca weiß genau, dass er diese Dinge verlieren kann. Deshalb rät er Lucilius, auch etwas an Besitz zu bewahren. Er soll sich gegen schlechte Zeiten absichern.
    Seneca schränkt auf diese Weise seine strenge Ansicht ein, dass dem Menschen nur die eigene Zeit gehört. Er muss zugeben, dass kein Mensch ohne Hilfe oder Besitz leben kann.

  • Analysiere den Textabschnitt.

    Tipps

    Erinnere dich, welche Aussagen Seneca zuvor über den Umgang mit der Zeit gemacht hat. Vergleiche diese mit dem Textabschnitt.

    Seneca war der Ansicht, dass der Mensch nichts besitze außer der Zeit. Wie passt das mit seinem Wohlstand zusammen?

    Drei Aussagen sind korrekt.

    Lösung

    Schon von Beginn des Briefes an lehrt Seneca seinem Freund Lucilius den richtigen Umgang mit der Zeit. Dabei tritt er als eine Art Lehrer auf, der über all diese Dinge Bescheid weiß. Aber jeder weiß, dass Philosophen auch nur Menschen sind. Deswegen mildert Seneca seine Aussagen im Blick auf sich selbst etwas ab.

    Es ist für die Menschen nützlich, etwas an Besitz zu haben, zum Beispiel um zu überleben oder für gewisse Annehmlichkeiten. Jedoch sollte niemand vergessen, dass diese Dinge nicht ewig und deswegen auch unwichtig sind. Sie können jederzeit verloren gehen. Deswegen sollten die Menschen sich nicht so sehr darauf konzentrieren, Besitz anzuhäufen.

    Daneben zeigt Seneca kurz seine aktuelle Situation in Rom auf. Am Ende seines Lebens, wo die „Epistulae morales“ entstanden sind, war das Verhältnis zu Kaiser Nero sehr schlecht. Auf diesen Umstand bezieht er sich, wenn er von „unverschuldeter Not“ spricht. Wie es zur Form des Briefes passt, findest du auch in Kunstbriefen immer wieder Anspielungen auf die aktuelle Situation des Schreibers. Ob diese allerdings real oder nur Ausschmückung sind, lässt sich nur schwer sagen.

    Fassen wir also die richtigen Antworten des Textabschnittes noch einmal zusammen:

    • Im Textabschnitt sind einige Futurformen zu finden, weil Seneca bereits mögliche Einwände des Lucilius vorausnehmen möchte.
    • Die „Epistulae morales“ sind das letzte Werk des Philosophen. Der Bezug auf „unverschuldete Not“ bezieht sich auf die Beziehung zu Kaiser Nero, der am Ende auch für den Tod Senecas verantwortlich war.
    • Auch wenn dem Menschen außer der Zeit nichts gehört, kann es nützlich sein, einen gewissen Besitz zu haben.

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