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Naturgedichte

Naturlyrik beschäftigt sich hauptsächlich mit der Natur und dem Erleben von Natur. Bekannte Gedichte stammen aus der Romantik und der Sturm und Drang Epoche. Merkmale sind eine bildhafte Sprache, Personifikation und Themen wie Sehnsucht und Romantik. Moderne Werke behandeln Umweltschutzthemen. Interessiert? Mehr dazu im Text!

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Anne-Christin Z.
Naturgedichte
lernst du in der Unterstufe 4. Klasse - Oberstufe 5. Klasse

Grundlagen zum Thema Naturgedichte

Was ist ein Naturgedicht?

Laut Definition ist in Gedichten der Naturlyrik die Natur der zentrale Gegenstand. Einfach erklärt geht es in der Naturlyrik also um Naturerscheinungen und das Naturerleben. Die Naturgedichte handeln von der Natur an sich oder vom Menschen und dessen Verhältnis zur Natur.

Vor allem Ende des 18. und Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Naturlyrik besonders beliebt. Daher stammen viele bekannte Naturgedichte aus der Epoche der Romantik (ca. 1795–1848) und des Sturm und Drang (ca. 1765–1786).

Naturlyrik – Merkmale

Was macht ein Naturgedicht aus? Naturgedichte zeichnen sich durch eine bildhafte Sprache aus, bei der die Inhalte möglichst anschaulich abgebildet werden. Einzelheiten der Natur wie beispielsweise eine Blüte, ein See oder der Mond, aber auch Stimmungen und Empfindungen werden wie Bilder beschrieben und dabei oftmals als ein Ergebnis individueller Wahrnehmung dargestellt. Gelegentlich werden Elemente der Natur auch mit menschlichen Eigenschaften beschrieben. Dies nennt man Personifikation.

In klassischen Naturgedichten sind vor allem die Themen Sehnsucht, Romantik, Idylle und Natur als Rückzugsort wichtig. Dichterinnen und Dichter der Naturlyrik suchten dabei oftmals ihre eigene Wirklichkeit in der Natur. Die gegenwärtige Welt empfanden sie als fremd. Sie wurde als mangelhaft und unvollkommen angesehen, wohingegen die Natur als perfekt und erstrebenswert betrachtet wurde. Folgende Begriffe und Motive sind typisch für die Naturlyrik:

  • Jahreszeiten und Tageszeiten (z. B. Winternacht, Vorfrühling, Septembermorgen)
  • Pflanzen und Tiere (z. B. Baumkronen, blaue Veilchen, singende Vögel, summende Käfer)
  • Orte in der Natur (z. B. Felder, Berge)
  • Aber auch: Bauwerke von Menschen (z. B. Städte, Brücken)

Im Laufe der Epochen haben sich die Themen der Naturgedichte verändert und an aktuelle Ereignisse angepasst. So geht es thematisch in der modernen Naturlyrik beispielsweise häufig um die Zerstörung der Natur, die Angst vor Naturkatastrophen, den Schutz des Klimas und der Umwelt sowie die Risiken von Atomkraft und die Gefahren für den Menschen, die sich daraus ergeben.

Naturgedichte Themen

Naturgedichte – Beispiele und Interpretation

Vergleicht und interpretiert man verschiedene Gedichte der Naturlyrik, fällt auf, dass bei vielen klassischen Naturgedichten eine Person allein durch die Natur wandelt und dabei die gesammelten Eindrücke beschreibt. So auch zum Beispiel am Anfang des Naturgedichts Mondnacht (1837) von Joseph von Eichendorff:

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.

[...]

Beim Lesen der ersten Strophe dieses Gedichts kann man sich eine sternenklare Nacht mit Vollmond vorstellen und die Grenze zwischen Himmel und Erde scheint zu verschwimmen. Dabei werden auch hier die Naturerscheinungen (Himmel, Erde) personifiziert: So küsst der Himmel die Erde und die Erde träumt wiederum vom Himmel. Es scheint, als hätten beide – die Erde sowie der Himmel – Sehnsucht nacheinander. Dies sowie das Wort Blütenschimmer schaffen eine idyllische und romantische Atmosphäre. Als Leserin oder Leser fühlt man sich in diese spezielle Situation hineinversetzt.

Ein weiteres bekanntes Naturgedicht ist Er ist’s (1832) des Lyrikers Eduard Mörike:

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!

Auch bei diesem Naturgedicht kann sich die oder der Lesende eine Person vorstellen, die durch die Natur streift. Diese Person beschreibt dabei das Wiedererwachen der Natur nach einem langen Winter und schildert ihre Eindrücke sowie Gefühle, wie zum Beispiel die bekannten Düfte des Frühlings, die nun wiederkehren. Die Stimmung, die dabei entsteht, ist sehr hoffnungs- und erwartungsvoll.

Ein modernes Naturgedicht ist hingegen zum Beispiel Die Luft riecht schon nach Schnee (1977) von Sarah Kirsch:

Die Luft riecht schon nach Schnee, mein Geliebter
Trägt langes Haar, ach der Winter, der Winter der uns
Eng zusammenwirft steht vor der Tür, kommt
Mit dem Windhundgespann. Eisblumen
Streut er ans Fenster, die Kohlen glühen im Herd, und
Du Schönster Schneeweißer legst mir deinen Kopf in den Schoß
Ich sage das ist
Der Schlitten der nicht mehr hält, Schnee fällt uns
Mitten ins Herz, er glüht
Auf den Aschekübeln im Hof Darling flüstert die Amsel.

In diesem Werk wandelt keine Person durch die Natur, vielmehr wird die Liebesbeziehung zwischen zwei Personen beschrieben. Dabei wird das Motiv des kalten Winters (Schnee, Eisblumen, Schlitten) in Kontrast zur Hitze der Liebe (Kohlen glühen im Herd) und der einhergehenden Geborgenheit (legst mir deinen Kopf in den Schoß) gesetzt, um die Liebesbeziehung zu poetisieren und näher zu beschreiben. Der Winter wird als Geliebter mit lange[m] Haar dargestellt und damit personifiziert. Daneben wird speziell mit der Metapher Schnee fällt uns / Mitten ins Herz, er glüht die Stimmung vermittelt, dass nicht nur die wärmeren Jahreszeiten langsam vergehen, sondern auch die Liebe vor dem Ende steht. Ebenso symbolisiert Der Schlitten der nicht mehr hält das unaufhaltsame Liebesende.

Das moderne Natur-Gedicht (1974) des Lyrikers Jürgen Becker stellt hingegen den schlechten Umgang des Menschen mit der Natur und dessen fatale Folgen für die Umwelt in den Mittelpunkt:

In der Nähe des Hauses,
der Kahlschlag, Kieshügel, Krater
erinnern mich daran –
nichts Neues; kaputte Natur,
aber ich vergesse das gern,
solange ein Strauch steht

Dieses Werk beschreibt die Zerstörung der Natur durch den Menschen und zugleich, wie schnell diese Bedenken wieder vergessen werden. Dabei wird das Besondere und Schöne der Natur gesehen und betont, denn obwohl nur noch ein kleiner Rest der Natur vorhanden ist (solange ein Strauch steht), lässt dieser Anblick alles Negative und Zerstörte vergessen (aber ich vergesse das gern).

Die nachfolgende Tabelle zeigt weitere bekannte Werke der Naturlyrik im Überblick:

Autorin/Autor Bekannte Werke der Naturlyrik
Friedrich Gottlieb Klopstock Der Zürchersee (1750),
Die Sommernacht (1766)
Johann Wolfgang von Goethe An den Mond (1777)
Auf dem See (1789)
Friedrich Hölderlin An die Natur (1795),
Sonnenuntergang (1798/1799)
Joseph von Eichendorff Mondnacht (1835/1837)
Eduard Mörike Im Frühling (1828),
Er ist’s (1832)
Annette von Droste-Hülshoff Die tote Lerche (1844)
Friedrich Hebbel Winterlandschaft (1813–1863)
Theodor Storm Herbst (1848)
Georg Trakl Im Winter (1910)
Stefan George Komm in den totgesagten Park und schau (1897)
Sarah Kirsch Bilder (1969),
Unsere Bäume (1980)
Quellenangaben zum Thema Naturgedichte
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Vorschaubild einer Übung

Transkript Naturgedichte

Hallo, heute erzähle ich dir etwas über Naturgedichte. Schau dir einmal dieses Gedicht „Er ist‘s“ von Eduard Mörike an: „Er ist’s. Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist’s! Dich hab‘ ich vernommen!“ Du kannst dir beim Lesen dieses Gedichtes sehr gut eine Person vorstellen, die durch die Natur streift. Diese Person beschreibt das Wiedererwachen der Natur nach einem langen Winter. Dabei schildert sie ihre Eindrücke und Gefühle, wie die bekannten Düfte des Frühlings, die nun wiederkehren. Die Stimmung, die dabei entsteht, ist sehr hoffnungs- und erwartungsvoll. In diesem Video lernst du, was genau Naturgedichte sind und durch welche Merkmale sie sich auszeichnen. Außerdem lernst du, wie sich die Inhalte von Naturgedichten im Laufe der Zeit gewandelt haben. Ich werde dir einige Auszüge aus Naturgedichten zeigen und dir dabei ein paar bekannte Naturdichter vorstellen. Eduard Mörike hast du ja nun bereits kennen gelernt. Sicher hast du schon einige Gedichte gelesen und kennst dich ein bisschen damit aus. Mehr Vorkenntnisse brauchst du eigentlich nicht. Naturgedichte zeichnen sich durch bildhafte Sprache aus. Das heißt, in ihnen werden Inhalte anschaulich dargestellt. Weitere Gedichtformen mit bildhafter Sprache sind Erlebnisgedichte, Liebesgedichte, Alltagsgedichte und politische Gedichte. Das wichtigste, was du dir zu Naturgedichten merken kannst, steckt eigentlich schon im Namen. In Naturgedichten ist die Natur der zentrale Gegenstand der Dichter. Es geht entweder um die Natur selbst, oder um den Menschen in seinem Verhältnis zur Natur. Ende des 18. und Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Naturgedichte besonders beliebt. Diese Zeit nennt man „Sturm und Drang“ von etwa 1765 bis 1790 und „Romantik“ von etwa 1798 bis 1835. Diese beiden Begriffe solltest du dir einprägen als wichtige literarische Epochen für Naturgedichte. Aus dieser Zeit stammen also viele typische Naturgedichte, in denen Naturerscheinungen und Naturerleben, bzw. Naturerfahrung als Lebenserfahrung thematisiert wurden. Oft wandelt dabei eine Person allein durch die Natur und beschreibt ihre Eindrücke. Ich gebe dir zwei Beispiele. Beispiel Eins: „Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.“ Beim Lesen dieser ersten Strophe aus dem Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff kannst du dir eine sternenklare Nacht mit Vollmond vorstellen. Die Grenze zwischen Himmel und Erde scheint zu verschwimmen. Um diese Naturerscheinung zu verbildlichen, werden Dinge in der Natur zu Personen. Das nennt man Personifizierung. Der Himmel küsste die Erde. Die Erde träumt vom Himmel. Es scheint, als hätte die Erde Sehnsucht nach dem Himmel. Dies und das Wort Blütenschimmer schaffen eine idyllische und romantische Atmosphäre. Als Leser fühlt man sich in diese Situation hineinversetzt. Beispiel 2: „Am Waldsaum lieg ich im Stillen, rings tiefe Mittagsruh, nur Lerchen hör ich und Grillen und summende Käfer dazu.“ In dieser Strophe aus dem Gedicht „Mittagsstille“ von Martin Greif befindet sich eine Person allein in der Natur. Sie beschreibt ihre Eindrücke, nämlich die Geräusche der Tiere im Wald, die man hört, wenn man sich ganz ruhig verhält. Man kann sich einen Sommertag zur Mittagszeit vorstellen. Die Person hat sich in den Wald zurückgezogen, um die Idylle der Natur zu genießen. Aus den beiden Beispielen geht deutlich hervor, dass in den klassischen Naturgedichten die Themen Sehnsucht, Romantik, Idylle und Natur als Rückzugsort wichtig sind. Naturdichter suchten ihre Wirklichkeit in der Natur. Die gegenwärtige Welt war ihnen fremd. Sie wurde als mangelhaft und unvollkommen empfunden. Die Natur hingegen als perfekt und erstrebenswert. Ein weiteres, sehr offensichtliches Merkmal, an dem du Naturgedichte erkennst, ist die Verwendung zahlreicher Begriffe, die im engeren oder weiteren Sinne mit Natur zu tun haben. Dazu gehören Jahreszeiten und Tageszeiten. Zum Beispiel Winternacht, Vorfrühling, Septembermorgen. Pflanzen und Tiere, z.B. Baumkronen, blaue Veilchen, singende Vögel, summende Käfer. Orte, zum Beispiel Felder und Berge. Aber auch von Menschen erbautes, zum Beispiel Städte und Brücken. Interessant ist, dass sich vor allem in jüngerer Zeit die Themen der Naturgedichte geändert haben. In modernen Naturgedichten geht es zum Beispiel um die Zerstörung der Natur, Angst vor Naturkatastrophen, Klima- und Umweltschutz oder Atomkraft und die Gefahren für den Menschen, die sich dadurch ergeben. Wiederholen wir noch einmal die wichtigsten Punkte, die du in diesem Video zu Naturgedichten gelernt hast: Naturgedichte sind durch bildhafte Sprache gekennzeichnet. In Naturgedichten wird die Natur selbst, oder der Mensch in seinem Verhältnis zur Natur behandelt. In den klassischen Naturgedichten sind die wichtigsten Themen: Romantik und Sehnsucht nach der Natur, Natur als Idylle und Rückzugsort, Erleben der Natur. Ein wichtiges Merkmal von Naturgedichten, ist das häufige Auftreten von Begriffen aus der Natur, wie zum Beispiel Jahreszeiten, Pflanzen und Tiere, aber auch von Menschen erbautes. Moderne Naturgedichte haben neue Themen, wie die Zerstörung der Natur, Angst vor Naturkatastrophen, Klima- und Umweltschutz oder Atomkraft. Naturdichter, die du in diesem Video kennen gelernt hast, sind Eduard Mörike, Joseph von Eichendorff und Martin Greif. Natürlich gibt es noch eine Vielzahl anderer Naturdichter. Mit den Dingen, die du in diesem Video gelernt hast, bist du nun gut ausgerüstet, um die Vielfalt der Naturgedichte zu entdecken. Vielleicht hast du ja sogar selbst Lust bekommen, deine Eindrücke zum Frühling, zur Vollmondnacht, oder zum Sonnenaufgang in Worte zu fassen. Versuch es doch einmal. Viel Spaß dabei und bis zum nächsten Mal

4 Kommentare
  1. Danke dass war sehr gut

    Von Cindy Bliss, vor fast 5 Jahren
  2. Lieber Marian, man könnte das Gedicht sicherlich noch anders vortragen. Prinzipiell überlassen wir es aber den Tutorinnen, wie sie Gedichte und andere Texte vortragen wollen.

    Beste Grüße
    Deine Redaktion

    Von René P., vor mehr als 8 Jahren
  3. verbesserung:nicht

    Von Margisy, vor mehr als 8 Jahren
  4. Warum betont sie das Gedicht nicht richtig?
    (nict böse gemeint)

    Margisy

    Von Margisy, vor mehr als 8 Jahren

Naturgedichte Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Naturgedichte kannst du es wiederholen und üben.
  • Bestimme die Merkmale von Naturgedichten.

    Tipps

    Die Dichter/-innen der Romantik wollten sich von der Rationalität der Aufklärung abgrenzen. Sie verarbeiteten in ihren lyrischen Werken u. a. Wanderungen und Reisen.

    Auch von Menschen Erbautes kann Teil von Naturgedichten sein. Gerade wenn Gegensätze zwischen Stadt und Land, Natur und Zivilisation beschrieben werden.

    Lösung

    Der thematische Schwerpunkt von Naturgedichten ist ihrer Bezeichnung nach die Natur. Durch sie gelangt der Mensch zu vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten, die du in Gedichten wiederfindest. Wenn die Natur selbst beschrieben wird, solltest du darauf achten, wie sie beschrieben wird. Dein Eindruck kann dir bei der Interpretation des Gedichtes helfen. Wird der Mensch in seinem Verhältnis zur Natur, zum Beispiel jemand in der Natur beschrieben, kann es dir helfen, dich zu fragen, welches Gefühl damit verstärkt wird:

    Joseph von Eichendorff
    Sehnsucht (1834)

    Es schienen so golden die Sterne,
    Am Fenster ich einsam stand
    Und hörte aus weiter Ferne
    Ein Posthorn im stillen Land.
    Das Herz mir im Leib entbrennte,
    Da hab´ ich mir heimlich gedacht:
    Ach, wer da mitreisen könnte
    In der prächtigen Sommernacht!
    [...]

    Die goldenen Sterne am fernen Nachthimmel und auch das in der Ferne ertönende Posthorn symbolisieren die Sehnsucht des Ichs in diesem Gedicht nach etwas, das weit in der Ferne liegt. Die Natur, die hier in einem Bild beschrieben wird, ist die Sommernacht mit dem Sternenhimmel. Da eine Nacht dunkel ist und dort Sterne leuchten, kann hiermit eine ganz andere Stimmung bei dir erzeugt werden. Die Welt ist nun ruhiger als am Tag, man sieht nicht alles im Dunkeln und so könnte es aufregender sein. Die Sterne stehen am Himmel, das sieht für die meisten schön aus.

    Von Menschen Erbautes fügt sich seit jeher in die Natur ein. Wichtig ist, dass die Natur im Großen und Ganzen den Menschen im Gedicht umgibt, um das Gedicht zu den Naturgedichten zählen zu können und nicht zu Großstadtlyrik zum Beispiel. Besonders im Sturm und Drang und in der Romantik waren Naturgedichte ein beliebtes Genre. Die Dichter/-innen wollten sich abgrenzen von der reinen Verstandestätigkeit, der kühlen Rationalität und der durch den menschlichen Geist entstandenen Städte und Bauten. Für sie war die Natur ein Rückzugsort und ein Symbol für die ursprüngliche Verbindung von Mensch und Welt. Sie dichteten von Gefühlen und Schöpfungsdrang in der Lyrik des Sturm und Drang, von Sehnsucht in der Romantik.

  • Bestimme die typischen Themen moderner Naturgedichte.

    Tipps

    Bedenke, dass sich die Natur, ihre Bedrohungen und ihre Darstellung mit der Zeit stark gewandelt haben.

    Beachte, dass in Naturgedichten nicht einfach die Natur dargestellt wird, sondern die Sicht der Menschen auf die Natur, wie zum Beispiel ihre Ängste in Bezug auf Natur.

    Lösung

    Themen der modernen Naturlyrik drehen sich vor allem um die Bedrohung der Natur und die Bedrohung durch die Natur:

    • Die Zerstörung der Natur
    • Angst vor Naturkatastrophen
    • Klima- und Umweltschutz
    • und Atomkraft.
    Ein expressionistisches Beispiel zeigt dir, wie sich die Wahrnehmung von Natur als Bedrohung steigert:

    Jakob von Hoddis
    Weltende (1911)

    Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
    In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
    Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
    Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

    Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
    An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
    Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
    Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

    Weitere angeführte Themen moderner Gedichte können sein:

    • Großstadt
    • politische Themen und Gesellschaftskritik
    • Elemente aus der Musik, z. B. aus Liedtexten oder Rap
    • Liebe und Tod als zeitlose Themen, die immer wieder vorkommen.

  • Erschließe das zentrale Natur-Motiv aus den Versen.

    Tipps

    Schaue genau in die Texte, was den Naturwortschatz ausmacht. So gelangst du zu den Motiven.

    In manchen Beispielen stößt du genau auf die wörtliche Entsprechung des Motivs.

    Lösung

    Die Natur in Naturgedichten ist immer auf eine bestimmte Weise dargestellt. Sie kann ein Bild, ein Symbol oder ein Ergebnis individueller Wahrnehmung sein. Das Motiv ist immer nur ein Element des Gedichts. Du kannst dich hier fragen: Welche Naturelemente prägen das Gedicht? Das Thema eines Gedichts ist allgemeiner zu bestimmen. Zum Beispiel mit der Frage: Worum geht es in diesem Gedicht?

    Sarah Kirsch
    Die Luft riecht schon nach Schnee (1977)

    Du schönster Schneeweißer legst mir den Kopf in den Schoß
    Ich sage das ist
    Der Schlitten der nicht mehr hält, Schnee fällt uns
    Mitten ins Herz, er glüht
    Auf den Aschekübeln im Hof Darling flüstert die Amsel.
    [...]

    Thema: In diesem Gedicht geht es um die Liebe. Ein Paar befindet sich zur Winterzeit in seinem Haus, während draußen der Schnee fällt und mit dem Gefühl der Liebenden korrespondiert.
    Motiv: Durch das Wintermotiv wird die Liebesbeziehung poetisiert und näher beschrieben.
    Symbol: Der Schlitten, der nicht mehr hält, kann als Symbol für die Liebesbeziehung genauer untersucht werden.
    Metapher: Der Schnee fällt den Liebenden zwar schon ins Herz, aber glüht dort noch.

  • Bestimme die jeweilige Gedichtform der folgenden Verse.

    Tipps

    Überlege, aus welcher Begriffskategorie die meisten Wörter stammen könnten. So gelangst du zu den Gedichtformen.

    Lösung
    1. Karl Brögers „Die singende Stadt“ (1914) ist ein Beispiel aus dem literarischen Naturalismus und fängt das leidvolle Großstadtleben seinerzeit ein: „Häuser schwarz und stumm“.
    2. Sarah Kirschs „Bilder“ ist aus ihrem Gedichtband „Landaufenthalt“ von 1969 und lässt sich als moderne Naturdichtung einordnen, die zum Beispiel auch typisch für die hier erwähnte Nachkriegszeit ist. Sie schöpft in diesem Textbeispiel den Bildbereich des Gartens aus.
    3. Goethes bekanntes Liebesgedicht des Sturm und Drang „Mir schlug das Herz“ (1775) arbeitet hier mit den wichtigen Schlagworten: „Herz“, „deiner“, „dich“, „liebliches Gesicht“.
    4. Friedrich Hölderlins „Hälfte des Lebens“ (1799) schildert die Erfahrung einer Lebenskrise und überträgt sie in die Symbolik der Naturerscheinungen: „wenn / Es Winter ist“ = wenn mein Leben zu Ende geht.
    5. Zuletzt ist Hugo von Hofmannthals Beispiel „Siehst du die Stadt?“ (1890) ein impressionistisches Großstadgedicht, in dem in dieser ersten Strophe die Stadt im Mittelpunkt steht und mit Naturelementen wie dem Mond in die Nacht getaucht wird.
  • Gib an, welche Themen in klassischen Naturgedichten aufgegriffen werden.

    Tipps

    Mit den Themen sind allgemeine Grundgedanken der Gedichte gemeint, weniger ihre konkreten Inhalte.

    In den klassischen Naturgedichten ist die Natur frei von schädlichen Einflüssen, sie ist ursprünglich und rein.

    Lösung

    Die Tradition der Naturgedichte geht bis in die Aufklärung und Romantik zurück. Wenn wir heute zurückblicken, können wir die klassischen Themen grob festlegen:

    • Sehnsucht als Gefühl kann in verschieden Motiven zum Ausdruck kommen.
    • Liebe ist ein zeitloses Thema, welches sich u. a. auch in Naturgedichten wiederfindet; Suchen, Schwärmen, sprachliche Bilder, die kitschig wirken, wie die Schönheit des Waldes oder der Mondschein über der Burgruine machen die romantischen Darstellungen aus.
    • Idylle, das heißt beschönigende Naturdarstellungen, die eine Harmonie der Natur ausdrücken sollen.
    • Natur als Rückzugsort, an dem man Kraft und Ideen bekommt.
    Nicht zu den klassischen Themen gehören:
    • Die Tiere. Diese wurden zwar vereinzelt in Naturgedichten beschrieben, sie sind aber kein Thema, sondern ein konkreter Bestandteil der Naturbeschreibungen und können als Motive genauer untersucht werden.
    • Das Thema Umweltverschmutzung taucht erst in neueren Naturgedichten auf.

  • Analysiere das vorliegende Gedicht.

    Tipps

    Lies dir das Gedicht genau durch und überprüfe bei jedem Punkt, ob du Hinweise dafür findest.

    Personifizierung meint, dass Teile der Natur hier selbst handeln und aktiv sind wie Personen. Zum Beispiel: der Himmel küsst die Erde.

    Der Kreuzreim ist ein Reimschema in der Folge abab, zum Beispiel: -ei, -au, -ei, -au.

    Lösung

    „Die Stadt“ ist das bekannteste Gedicht des Autors Theodor Storm.

    • Besonders an diesem Gedicht ist der antithetische Aufbau: in der letzten Strophe wird die Stimmung umgekehrt (Wendepunkt) und die Person, die in dem Gedicht spricht, hat plötzlich einen liebevollen Blick auf die Stadt, da sie dort ihre Kindheit verbrachte.
    • Die sprachlichen Mittel unterstützen den Eindruck der Eintönigkeit, die die Stadt ausstrahlt:
    • Am grauen Strand, am grauen Meer (V.1) zeigt gleich im ersten Vers die Tristesse an, die die Umgebung der Stadt kennzeichnet und in ein diffuses Grau taucht.
    • Der Nebel drückt die Dächer schwer (V. 3) beinhaltet eine Personifizierung des Nebels, der so stärker wirkt.
    • Das Gedicht hat das Reimschema abaab, das heißt: es gibt hier eine Verbindung aus Paarreim (aabb) und Kreuzreim (abab). Dennoch kann man in diesem Rhythmus einen Wellenrhythmus erkennen. Insbesondere in den Versen 13 und 14: Der Jugend Zauber für und für/ Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir lässt das Auslaufen der Wellen am Ufer erahnen.
    • Das Meer ist demnach ein wesentliches Motiv in diesem Gedicht
    • Die Stadt selbst ist nicht so groß. Sie wird als ruhige Küstenstadt beschrieben. Da Storm selbst aus Husum an der Nordsee kommt, vermutet man, dass es sich um diese Stadt handelt.
    • Das Gedicht stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und Storm selbst wird der Epoche des Realismus zugeordnet, sodass es sich um kein klassisches Naturgedicht handelt. Nicht zuletzt auch wegen der fehlenden Merkmale Sehnsucht, Romantik und Natur als Idylle.
    • Dennoch handelt es sich um ein Naturgedicht, weil viele Naturbegriffe als Motive zu finden sind: es ist Tag, Pflanzen (Gras), Orte (Meer, Strand), Tiere (Wandergans), von Menschen Erbautes im Kontrast zur Natur (Stadt).
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