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Der Merkantilismus

Merkantilismus beschreibt ein Wirtschaftssystem mit starken staatlichen Eingriffen, das im Absolutismus seine Blütezeit hatte. Erfahre mehr über die Förderung des Außenhandels und die Unterstützung der heimischen Produktion. Interessiert? Du wirst dies und vieles mehr im folgenden Text entdecken!

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Lerntext zum Thema Der Merkantilismus

Wirtschaftspolitik im Absolutismus – der Merkantilismus

Merkantilismus ist die Bezeichnung für ein Wirtschaftssystem, das seine Blütezeit im Zeitalter des Absolutismus hatte, also in etwa vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Der Begriff kommt vom lateinischen Wort mercator (Kaufmann) bzw. mercari (Handel treiben) und wurde erst im Nachhinein durch den Wirtschaftstheoretiker Adam Smith geprägt. Er steht für eine Wirtschaftspolitik mit starken staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft.

Andere Begriffe, die man in diesem Zusammenhang oft hört, sind:

  • Dirigismus (lat. dirigere = lenken): staatliche Lenkung der Wirtschaft
  • Interventionismus (lat. intervenire = eingreifen): staatliches Eingreifen in die Wirtschaft
  • Protektionismus (lat. protegere = beschützen): Schutz der einheimischen Wirtschaft, zum Beispiel durch Zölle oder Monopole

Ziel der staatlichen Wirtschaftspolitik im Merkantilismus

Die absolutistisch regierten Territorialstaaten dieser Zeit hatten sehr hohe Staatsausgaben zur Finanzierung ihres Hofstaats, ihrer Beamtenschaft und ihres stehenden Heers, die durch Steuererhöhungen und Anleihen kaum noch zu decken waren. Darum suchten Ökonomen und Finanzpolitiker wie Thomas Mun in England und Jean Baptiste Colbert in Frankreich nach Möglichkeiten, die Staatseinnahmen zu vergrößern. Ein starker Handel und der daraus resultierende wachsende Wohlstand des Bürgertums sollten zu höheren Steuereinnahmen führen und so die Staatskasse auffüllen.

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Jean-Baptiste Colbert, der Finanzminister Ludwigs XIV. von Frankreich
Wusstest du schon?

Merkantilismus – Merkmale

Die Wirtschaftspolitik im Merkantilismus war gekennzeichnet von folgenden Grundsätzen:

  • Förderung des Außenhandels
  • Unterstützung der heimischen Produktion
  • Beseitigung von Handelshemmnissen im Inland

Die Umsetzung dieser Prinzipien wird dir nun im Einzelnen vorgestellt.

Förderung des Außenhandels

Wichtigster Grundsatz war das Anstreben einer positiven Handelsbilanz oder in anderen Worten eines Ausfuhrüberschusses. Zu diesem Zweck wurden billige Rohstoffe aus den Kolonien importiert und teure Fertigwaren an die Kolonien und andere Länder exportiert. Es gibt also auch enge Zusammenhänge zwischen Merkantilismus und Kolonialismus. Um diese Art des Handels zu ermöglichen, mussten Häfen sowie Handels- und Kriegsflotten ausgebaut und Handelsstützpunkte auf der ganzen Welt errichtet werden. Viele Staaten gründeten und förderten auch sogenannte Handelsgesellschaften, wie die britische East India Company. Durch hohe Einfuhrzölle oder sogar Importverbote für Fertigwaren aus dem Ausland und Ausfuhrzölle auf heimische Rohstoffe wurde die positive Handelsbilanz staatlich gefördert – ein typisches Beispiel für den anfangs erwähnten Protektionismus.

Unterstützung der heimischen Produktion

Um die Produktion von Fertigwaren, bevorzugt von teuren Luxusgütern, im Inland zu fördern, wurden staatliche Manufakturen gegründet und durch Steuererleichterungen und Monopole unterstützt.

Eine Manufaktur ist gewissermaßen ein Vorläufer einer modernen Fabrik. Sie ist gekennzeichnet durch die arbeitsteilige Ausführung der einzelnen Arbeitsschritte durch spezialisierte Fachkräfte. Im Unterschied zur Fabrik werden die einzelnen Arbeiten aber noch in Handarbeit (lat. manus = Hand) ausgeführt.

Qualifizierte Fachkräfte wurden aus dem Ausland angeworben oder in neu gegründeten Schulen ausgebildet. Die Qualität der so produzierten Luxusgüter – in Frankreich waren das zum Beispiel Wandteppiche, die berühmten Gobelins – wurde staatlich überwacht und durch Gütesiegel gewährleistet.

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Eine Gobelin-Manufaktur in Frankreich

Gleichzeitig versuchte man, die Produktionskosten möglichst gering zu halten. Dafür wurde das Bevölkerungswachstum gefördert, aber auch die Arbeitszeiten per staatlicher Abschaffung von Feiertagen verlängert und die Löhne möglichst niedrig gehalten, indem etwa Gewerkschaften verboten wurden.

Beseitigung von Handelshemmnissen im Inland

Während der Außenhandel streng reguliert wurde, sollte der Binnenhandel im eigenen Land möglichst reibungslos ablaufen. Das erreichte man durch den Abbau von Binnenzöllen und den Ausbau der Infrastruktur, vor allem den Bau von Transportwegen wie Straßen und Kanälen. Außerdem wurden innerhalb der Staaten Münzen, Maße und Gewichte vereinheitlicht und ihr Wert wurde zentral festgelegt. Damit wurden Hindernisse aus dem Weg geräumt, die den Handel zuvor beeinträchtigt hatten.

Der Merkantilismus in beispielhaften Staaten

Der Merkantilismus sah nicht überall und zu jeder Zeit gleich aus und in manchen Staaten blieb er von eher untergeordneter Bedeutung. Die folgende Übersicht zeigt beispielhaft die Lage in einigen wichtigen europäischen Mächten.

Frankreich England Deutsches Reich
unter Ludwig XIV. (Finanzminister Colbert) unter Elisabeth I. und Oliver Cromwell Österreich unter Joseph II., Preußen unter Friedrich II.
Schwerpunkt auf der Gründung staatlicher Manufakturen und dem Ausbau des Binnenhandels, Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, Ernennung von Intendanten zur Steuererhebung Schwerpunkt auf dem Außenhandel durch Navigationsakte und die Gründung von Handelskompanien, Export- und Importverbote und Zölle kein einheitlicher Wirtschaftsraum, darum nur in Einzelstaaten als Sonderform des Kameralismus: Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg durch „Peuplierung“ und Förderung der Landwirtschaft
Expertenwissen

Auch die Niederlande waren in dieser Zeit eine bedeutende Handelsmacht mit einer starken Handelsflotte. Dort gab es jedoch vergleichsweise wenig staatliche Reglementierungen und die niederländischen Handelsgesellschaften arbeiteten relativ unabhängig vom Staat.

Negative Folgen und positive Auswirkungen des Merkantilismus

Die Nachteile des merkantilistischen Wirtschaftssystems traten erst im Lauf der Zeit deutlicher zutage. Kritiker wie Adam Smith zeigten auf, dass durch das starke staatliche Eingreifen die Bereitschaft einzelner Unternehmen zur Innovation und zum Eingehen finanzieller Risiken stark gehemmt wurde. Durch die niedrigen Löhne blieb außerdem die Nachfrage nach Gütern im eigenen Land gering, was wiederum die wirtschaftliche Entwicklung bremste. Zudem bestand eine ständige Gefahr, dass Handelskonflikte mit anderen Staaten zu bewaffneten Auseinandersetzungen eskalierten.

Aus diesen Gründen wandten sich letztlich mehr und mehr Staaten von einer streng merkantilistischen Wirtschaftspolitik ab und dem wirtschaftlichen Liberalismus Adam Smiths zu, der die Grundlage für den Kapitalismus bilden sollte. Errungenschaften wie der Ausbau der Infrastruktur, der Abbau von Binnenzöllen und die Vereinheitlichung des Münzwesens hatten jedoch eine bleibende positive Wirkung.

Der Merkantilismus – Zusammenfassung

  • Der Begriff Merkantilismus beschreibt eine Wirtschaftspolitik, die von starken staatlichen Interventionen in die Wirtschaft geprägt ist. Sie war typisch für absolutistisch regierte Territorialstaaten im 16. bis 18. Jahrhundert.
  • Merkantilistische Wirtschaftspolitiker wie Jean-Baptiste Colbert verfolgten vor allem das Ziel, die Einnahmen des Staats zu vergrößern, um die wachsenden Kosten des absolutistisch regierten Staats zu decken.
  • Eines der Hauptziele der merkantilistischen Politik war die Schaffung einer positiven Handelsbilanz durch billige Importe und teure Exporte. Zu diesem Zweck wurde der Außenhandel durch verschiedene protektionistische Maßnahmen und den Ausbau des Handelsnetzes gefördert.
  • Parallel dazu wurde die Produktion von Fertigwaren im Inland durch Maßnahmen wie die Gründung von Manufakturen unterstützt. Durch eine gezielte Bevölkerungspolitik versuchte man, Löhne und damit Produktionskosten zu senken.
  • Vorhandene Hindernisse für den Binnenhandel wurden systematisch abgebaut.
  • Die Ausprägung des Merkantilismus im Einzelnen war von Land zu Land verschieden.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Merkantilismus

Wann und wo findet man Beispiele für den Merkantilismus?
Was waren die wesentlichen Merkmale des Merkantilismus?
Was bedeutet eine positive Handelsbilanz?
Wie hängen Merkantilismus und Kolonialismus zusammen?
Welche negativen Auswirkungen hatte der Merkantilismus?
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Der Merkantilismus Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Lerntext Der Merkantilismus kannst du es wiederholen und üben.
  • Was bezeichnet der Begriff Merkantilismus?

    Tipps

    Im Absolutismus kostete die Hofhaltung und der Staatsapparat sehr viel Geld.

    Der Staat lenkte die Wirtschaft nach seinen Vorstellungen.

    Lösung

    Merkantilismus ist die Bezeichnung für ein Wirtschaftssystem, das seine Blütezeit in der Zeit des Absolutismus hatte. Der Begriff steht für eine Wirtschaftspolitik mit starken wirtschaftlichen Eingriffen in die Wirtschaft. Der Wirtschaftstheoretiker Adam Smith hat den Begriff im Nachhinein geprägt und definiert. Diese Wirtschaftsform diente dazu, die hohen Staatsaufgaben der absolutistischen Staaten zu decken.

  • Welche Aussagen über den Merkantilismus stimmen, welche nicht?

    Tipps

    Man versuchte, viel ins Ausland zu verkaufen, aber so wenig wie möglich zu kaufen.

    Lösung

    Die Förderung des Außenhandels, insbesondere des Exports von Waren, war für den Merkantilismus besonders wichtig. Gleichzeitig unterstützte man die heimische Produktion, um so wenig wie möglich aus dem Ausland einführen zu müssen. Der Handel im Inland wurde durch den Abbau von Binnenzöllen und den Bau von Transportwegen erleichtert. Währungen, Maße und Gewichtseinheiten wurden vereinheitlicht, um den Handel zu erleichtern.

  • Welche Rolle spielten staatliche Manufakturen im Merkantilismus?

    Tipps

    Eine Manufaktur ist durchaus als Vorläufer von großen Fabriken zu betrachten.

    Das Prinzip der Arbeitsteilung war wichtig.

    Lösung

    Um den Export von vor allem teuren Fertigwaren sicherstellen zu können, gründete man in Frankreich zahlreiche staatliche Manufakturen. Sie können als Vorläufer moderner Fabriken gesehen werden. Der Staat unterstützte sie durch Monopolstellungen und Steuererleichterungen. In den Manufakturen wurden einzelne Arbeitsschritte, zum Beispiel an wertvollen Wandteppichen, von gut ausgebildeten Facharbeitern ausgeführt. Man bemühte sich, die Produktionskosten möglichst gering zu halten.

  • Wie wurde der Außenhandel im Merkantilismus gefördert?

    Tipps

    Der Außenhandel war im Merkantilismus ein zentrales Element.

    Kolonialismus und Merkantilismus bedingen einander.

    Lösung

    Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Merkantilismus und dem Kolonialismus. Es wurden billige Rohstoffe aus den Kolonien importiert. Anschließend wurden fertige Waren wieder in die Kolonien und in andere Länder exportiert. Man benötigte dafür Handelsstützpunkte auf der ganzen Welt. Viele Länder gründeten zum Zweck des Außenhandels auch so genannte Handelsgesellschaften.

  • Wie wurde der Merkantilismus in verschiedenen Ländern umgesetzt?

    Tipps

    Frankreich und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation unterschieden sich in ihren Staatsformen sehr stark - der Merkantilismus war grundlegend verschieden.

    Frankreich und Colbert führten den Merkantilismus mustergültig durch.

    Lösung

    Im Frankreich unter Ludwig XIV. und Wirtschaftsminister Colbert lag der Fokus auf der Gründung von staatlichen Manufakturen und dem Ausbau des Binnenhandels. Maße und Gewichte wurden vereinheitlicht. Im Deutschen Reich, das vom Dualismus zwischen Preußen unter Friedrich II. und Österreich unter Joseph II. geprägt war, entstand kein einheitlicher Wirtschaftsraum. Der Fokus lag auf der Förderung der Landwirtschaft, gleichzeitig spielte Peuplierung ein wichtige Rolle.

  • Merkantilismus – Fluch oder Segen?

    Tipps

    Der Merkantilismus brachte Vorteile wie gleiche Währungen und Gewichtseinheiten, aber auch einige Nachteile.

    Lösung

    Das starke Eingreifen des Staates in die Wirtschaft hemmte Innovationen und finanzielle Risiken, was als negativ zu bezeichnen ist. Durch die niedrigen Löhne der Manufakturarbeiterinnen und -arbeiter war die Kaufkraft im eigenen Land gering, was die Wirtschaft schwächte. Gleichzeitig verbesserte der Merkantilismus die Infrastruktur und vereinheitlichte Währungen und Maße. Durch die starke Abhängigkeit der ausländischen Handelswege drohte jeder Zeit ein Handelskrieg mit anderen Staaten, was durchaus negative Folgen für die Wirtschaft betrachtet werden kann.

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