Frieden trotz Spaltung? – der Augsburger Religionsfrieden
Die Reformation führte zu Veränderungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, spaltete die Kirche und etablierte neue Machstrukturen. Kaiser Karl V. kämpfte gegen die Reformation, was letztendlich zum Schmalkaldischen Krieg führte. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 beendete den Konflikt zwischen katholischen und evangelischen Landesfürsten. Interessiert? Das und mehr erfahrt ihr hier im Text!
- Der Augsburger Religionsfrieden – Frieden trotz Spaltung?
- Konflikte nach der Reformation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
- Weitere Reformatoren – Veränderungen in Europa durch die Reformation
- Schmalkaldischer Bund
- Schmalkaldischer Krieg
- Der Augsburger Religionsfrieden
- Folgen und Ausblick
- Der Augsburger Religionsfrieden – Zusammenfassung
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Lerntext zum Thema Frieden trotz Spaltung? – der Augsburger Religionsfrieden
Der Augsburger Religionsfrieden – Frieden trotz Spaltung?
Martin Luther hatte 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen und damit einen Sturm ausgelöst. Durch seine Kritik an der katholischen Kirche initiierte er die Reformation und damit die Spaltung der Kirche. Immer mehr evangelische Gemeinden gründeten sich in deutschen Regionen, immer mehr Fürsten waren angetan von Luthers Lehre und wechselten ihre Konfession, auch außerhalb des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. In einer Zeit, in der die katholische Kirche eigentlich untrennbar mit den Herrschern verknüpft war und gleichzeitig große Macht besaß, waren somit Konflikte vorprogrammiert, denn die alte Ordnung innerhalb Europas war aus den Fugen geraten. Dieser Text erklärt dir, welche Konflikte entstanden und wie die Fürsten versuchten, den Frieden wiederherzustellen.
Konfessionen:
katholisch: Bezeichnung für die vom Papst in Rom geführte Kirche. Der Begriff geht auf das altgriechische Wort für allumfassend zurück, was sowohl auf die Machtausweitung als auch auf den Herrschaftsanspruch des Papsts zu beziehen ist. Die katholische Kirche betrachtete sich als einzig wahre Lehre Gottes.
evangelisch: Bezeichnung für die durch die Reformation abgespaltenen Kirchen. Der Begriff bezieht sich auf das Evangelium, also die Lebensgeschichte von Jesus. Evangelium bedeutet frohe Botschaft. In all ihrer Verschiedenheit sehen sich die evangelischen Kirchen gegenseitig als gleichwertig an.
Konflikte nach der Reformation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
Infolge der Reformation bildeten sich immer mehr evangelische Gemeinden im deutschen Gebiet. Traditionen und Regeln der katholischen Kirche wurden abgeschafft, die Gemeinden verwalteten sich selbst und waren nicht mehr von Rom abhängig. Die Pfarrer durften heiraten und Familien gründen. Luthers Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache ermöglichte es, die Gottesdienste fortan nicht mehr in lateinischer, sondern in deutscher Sprache durchzuführen. Luther regte zudem an, dass die jeweiligen Landesfürsten, die sich zur Reformation bekannt hatten, die ehemaligen Aufgaben der Vertreter der katholischen Kirche übernehmen sollten. Sie sollten als Kirchenherren fungieren.
So entwickelten sich völlig neue Machtstrukturen, da die Fürsten durch ihre neuen kirchlichen Aufgaben nun auch Einfluss auf das alltägliche Leben ihrer Untertanen hatten. Dem katholischen Kaiser Karl V. war diese Entwicklung natürlich ein Dorn im Auge, da die Ausbreitung der Ideen Luthers mit einem Machtverlust seiner Person einherging. Es kam zu Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen, der Papst startete die sogenannte Gegenreformation. In dieser bekämpfte er die evangelischen, auf Luthers Veränderungen basierenden Gemeinden, gleichzeitig fand auch ein Wandel in der katholischen Kirche statt. Viele Missstände, die Luther zu seinen 95 Thesen veranlasst hatten, wurden abgeschafft. Alle Versuche, eine Verständigung zwischen den katholischen und den evangelischen Herrschern herzustellen, scheiterten.
Weitere Reformatoren – Veränderungen in Europa durch die Reformation
Neben Martin Luther gab es noch weitere Reformatoren, die die katholische Kirche anzweifelten und in ihrer Heimat neue religiöse Lehren einführten. Ulrich Zwingli und Johannes Calvin strebten von Genf und Zürich aus eine Reformation an, in der die Gemeinden besonders streng nach biblischem Vorbild geordnet sein mussten. Calvin errichtete in Genf ab 1534 eine Art Gottesstaat, in dem sich die Herrschenden streng an die biblischen Vorgaben halten mussten, Vergnügen wie Tanz oder Theater als Sünde eingestuft wurden und Arbeit als christliche Pflicht galt. Auch unter Zwingli war der wöchentliche Gottesdienstbesuch streng verpflichtend, ebenso verbot er in seinen Glaubenssätzen Spiele, die er als Ursache für viel Übel ansah. Ab 1549 vereinigten sich die Anhänger Zwinglis und Calvins, sie nannten sich im Folgenden Reformierte. Martin Luther lehnte die Vorstellungen der Zwinglianer und Calvinisten, später der Reformierten, ab, wodurch weitere Konflikte vorprogrammiert waren.
Wusstest du schon?
Der Begriff Calvinismus ist geläufig, wird aber oft falsch oder doppelt benutzt: einmal in Bezug auf die Reformbewegungen durch Zwingli und Calvin und einmal in Bezug auf die Vorschriften Calvins bezüglich der religiösen Praktiken. Wenn wir aber von der Reformbewegung sprechen, dann müssen wir Reformierte Bewegung nutzen, da Calvin nur einer der beiden Urheber dieser Reformation war.
Luthers Reformation verbreitete sich nicht nur im Heiligen Römischen Reich, sondern fand auch in anderen europäischen Ländern begeisterten Anklang. Dänen, Schweden, Norweger, Finnen und Balten wurden lutherisch-evangelisch, während sich die Lehre Zwinglis und Calvins vor allem in der Schweiz, in den Niederlanden, in Brandenburg und in Frankreich durchsetzen konnte. In Frankreich nannte man die Reformierten Hugenotten. In England entstand unter dem Einfluss der Reformierten die Anglikanische Kirche.
Schmalkaldischer Bund
Da Kaiser Karl V. mit seiner Gegenreformation immer mehr Druck auf die lutherisch-reformierten Landesfürsten ausübte, inzwischen auch militärisch, schlossen sich diese 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Der Bund versprach Unterstützung im Fall eines Angriffs durch die kaiserlichen Truppen. Das war ein gefährliches Unterfangen, da nach geltendem Recht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bei Auflehnung gegen den Kaiser die Reichsexekution drohte, was mit dem Machtverlust und der Absetzung der jeweiligen Fürsten gleichzusetzen war. Von Vorteil für den Schmalkaldischen Bund war, dass Kaiser Karl V. es neben der Bekämpfung der Folgen der Reformation noch mit dem Vorrücken des Osmanischen Reichs in Richtung Wien zu tun hatte und auf Hilfe angewiesen war. Er machte den evangelischen Reichsfürsten dementsprechend Zugeständnisse und schloss mit ihnen den Nürnberger Religionsfrieden von 1532. Damit sicherte er ihnen freie Religionsausübung zu und erkaufte sich so ihre Loyalität im Kampf gegen die Türken. Die Reformation setzte sich jedoch weiter durch, die Gegenreformation schwächte sich kurzzeitig also ab.
Wusstest du schon? Der Habsburger Karl V. war nicht nur Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, sondern gleichzeitig auch König Karl I. von Spanien! Er regierte also nicht nur in Europa, sondern auch im spanischen Kolonialreich in Lateinamerika. Daher sagt man auch, dass im Reich Karls V. die Sonne niemals unterging.
Schmalkaldischer Krieg
Der scheinbare Frieden zwischen den evangelischen Fürsten und dem Kaiser und seinen Anhängern währte allerdings nur kurz. Nachdem Karl V. 1545 Frieden mit den Türken geschlossen hatte, benötigte er die Allianz mit dem Schmalkaldischen Bund nicht mehr. Dieser war durch interne Streitereien sowieso schon geschwächt, was Kaiser Karl V. ausnutzte und einen weiteren Keil zwischen die Herrschenden trieb. Im Schmalkaldischen Krieg nahm er zunächst alle süddeutschen Gebiete ein, die sich der Reformation angeschlossen hatten. Anschließend schlug er in der Schlacht bei Mühlberg die restlichen schmalkaldischen Truppen. Am 19. Mai 1547 unterschrieb der Kurfürst von Sachsen die Wittenberger Kapitulation, der Krieg war für die evangelischen Reichsteile verloren.
Aber auch wenn sich Kaiser Karl V. damit auf dem absoluten Höhepunkt seiner Herrschaft befand, war ihm bewusst, dass er nicht alle Folgen der Reformation einfach rückgängig machen konnte. Er diktierte auf dem Augsburger Reichstag von 1548 das sogenannte Augsburger Interim, eine Zwischenlösung, die den evangelischen Landesteilen geringfügige Zugeständnisse machte. Das Interim blieb allerdings nicht lange gültig, da sowohl katholische als auch evangelische Reichsstände sich sehr unzufrieden damit zeigten. Immer wieder kam es zu Aufständen verschiedener Fürsten beider Konfessionen. Ein konfessioneller Frieden war nicht gewährleistet.
Der Augsburger Religionsfrieden
Um einen länger anhaltenden Frieden zu erreichen, waren schließlich viele Verhandlungen und Kompromisse nötig. Am 24. September 1555 wurde schließlich der lange verhandelte Augsburger Religionsfrieden auf dem Reichstag in Augsburg unterzeichnet. Dieser umfasste die Augsburger Konfession, die bis heute das Glaubensbekenntnis der lutherisch geprägten evangelischen Kirche darstellt. Man einigte sich auf die Gewährung freier Religionsausübung der Lutheraner. Gleichzeitig regelte der Friedensschluss, dass die Fürsten in ihrem Herrschaftsgebiet die jeweilige Konfession bestimmen konnten. Der Grundsatz lautete cuius regio, eius religio, also wessen Gebiet, dessen Religion. Die Untertanen der jeweiligen Reichsstände waren dementsprechend an die Religion ihrer Herrscher gebunden, sie mussten auswandern, wenn sie nicht mit der Konfession einverstanden waren. In den freien Reichsstädten allerdings durfte die Konfession frei gewählt werden.
Folgen und Ausblick
Der Augsburger Religionsfrieden sorgte für eine längere Phase des Friedens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Evangelische und katholische Reichsteile lebten friedlich nebeneinander, die Machtverhältnisse waren zwischen den Fürsten und dem Kaiser geklärt. Katholiken und Lutheraner galten auf dem Papier als gleichberechtigt, die lutherischen Reformen wurden in den evangelischen Ländern durchgeführt. Gleichzeitig bestand aber weiterhin, auch aufgrund der Struktur des Heiligen Römischen Reichs, ein Machtgefälle zwischen dem katholischen Papst und den Fürsten. Hinzu kam, das Calvinisten aus der Friedensregelung gänzlich ausgeschlossen waren. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam es vermehrt zu Auseinandersetzungen, die häufig mit Machtbestrebungen der einen oder der anderen Konfession zusammenhingen. 1618 zerbrach der Frieden dann endgültig, als der Dreißigjährige Krieg ausbrach.
Der Augsburger Religionsfrieden – Zusammenfassung
Die Reformation sorgte für starke Veränderungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Sie spaltete nicht nur die Kirche, sondern schuf auch neue Machtstrukturen und damit Konfliktpotenziale.
Der katholische Kaiser Karl V. bekämpfte die Reformation und die evangelischen Landesfürsten, die sich zeitweise im Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossen hatten, mit der Gegenreformation.
Im Schmalkaldischen Krieg stritten die kaiserlichen Truppen und die evangelischen Landesteile um die Vorherrschaft. Der Kaiser und seine Verbündeten konnten sich schließlich durchsetzen.
Nachdem viele Verhandlungen und Kompromisse geschlossen wurden, entstand 1555 der Augsburger Religionsfrieden. Er erwirkte Frieden zwischen den beiden Konfessionen und den jeweiligen Landesteilen und sicherte den Landesfürsten freie Religionsausübung zu. Beide Konfessionen wurden als gleichberechtigt anerkannt.
Martin Luther und die Reformation
Frieden trotz Spaltung? – der Augsburger Religionsfrieden
Der Dreißigjährige Krieg
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