Das Frankenreich und die Christianisierung
Das Frankenreich und die Christianisierung: Entdecke, wie die Taufe von König Chlodwig I. das Frankenreich prägte und die Basis für die Christianisierung Europas legte. Neugierig? Erfahre mehr im folgenden Text!
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Lerntext zum Thema Das Frankenreich und die Christianisierung
Das Frankenreich und die Christianisierung
Kirchen sind allgegenwärtig in Deutschland, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie es dazu kam, dass der christliche Glaube sich bei uns durchgesetzt hat? Vor 1 500 Jahren nämlich haben viele Leute in West- und Mitteleuropa noch an heidnische Götter geglaubt. Dann kam König Chlodwig I. und ließ sich taufen. Die Taufe ist eine feierliche Zeremonie, in der eine Person den christlichen Glauben annimmt. Die Taufe Chlodwigs hatte eine große symbolische Wirkung und war der Auftakt für eine Welle des Übertritts zum Christentum und der Grundstein für das christliche Europa, in dem wir heute leben.
Entstehung des Frankenreichs durch Kämpfe gegen das Römische Reich
Selbst die stärkste Macht hält nicht ewig. So ging es auch dem Römischen Reich. Sein Ende wurde im Jahr 395 n. u. Z. mit seiner Teilung eingeläutet. Der westliche Teil überlebte nur 81 Jahre, dann wurde der letzte weströmische Kaiser, Romulus Augustus, abgesetzt. Damit war das Imperium Romanum und die gesamte Antike Geschichte.
Wusstest du schon?
Das Oströmische Reich, regiert von Konstantinopel aus und auch Byzantinisches Reich genannt, hatte noch 1 000 Jahre Erfolgsgeschichte vor sich. Es fand sein Ende erst 1453 mit der Eroberung durch die Osmanen.
Die Teile des heutigen Europas, die zuvor Teil des Römischen Reichs waren, zerfielen in viele kleinere Königreiche. Jedes von ihnen wollte die Machtposition seines Volksstamms stärken und ein Stück vom großen Kuchen abhaben. Denn es ging um die wichtige Frage, wer jetzt anstelle der Römer die Oberhoheit über die Gebiete gewinnen würde. Besonders hervortun konnte sich das Frankenreich, das in dieser Zeit des Umbruchs zu einem der mächtigsten Königreiche aufstieg.
Bereits im vierten Jahrhundert n. u. Z. hatten sich Franken in Nordgallien angesiedelt, das damals noch Teil des Imperium Romanum war. Diese germanische Gruppe spielte eine entscheidende Rolle in der Verteidigung der Rheingrenze gegen die Angriffe anderer germanischer Stämme während der Spätphase des Römischen Reichs.
Durch erfolgreiche Feldzüge und Besitznahme von Ländereien entwickelte sich das Frankenreich zu einem bedeutenden Akteur in der sich formierenden poströmischen Ordnung.
Chlodwig I. und die Merowinger
In dieser Periode ragte einer der fränkischen Heerführer besonders heraus: Chlodwig. Mit etwa 16 Jahren übernahm er um 482 die Königswürde. Er stammte aus dem Geschlecht der Merowinger, die mit ihm zur Königsdynastie aufstiegen. Ähnlich wie andere germanische Stämme bemühten sich die Merowinger, ihr Herrschaftsgebiet zu erweitern. Der Machtbereich Chlodwigs umfasste schon um das Jahr 486 die heutigen Gebiete der südlichen Niederlande, Belgien und Nordwestfrankreich.
Chlodwig war erst der zweite Anführer aus dem jungen Geschlecht der Merowinger. Die Erfolgsgeschichte der Familie begann mit seinem Vater Childerich I., der anfangs noch für die Römer gekämpft hatte, später gegen sie. Nach seinen kostbaren Grabbeigaben zu urteilen war er bis zu seinem Tod zu einem wichtigen Anführer aufgestiegen. Sein Sohn Chlodwig I. trat seine Nachfolge an. Er unterwarf andere fränkische Kleinkönige, besiegte den letzten römischen Machthaber in Gallien und gilt als der Begründer des Frankenreichs.
Die Taufe Chlodwigs
Ein wichtiges Datum für das weitere Schicksal von Europa wurde Weihnachten 498. Chlodwig hatte nämlich beschlossen, sich taufen zu lassen, und trat zum katholischen Glauben über. Für ihn als König war das keine Privatangelegenheit. Dieser Schritt hatte wichtige Gründe und bedeutsame Auswirkungen.
Wusstest du schon?
Offiziell galt das Christentum seit dem Jahr 380 n. u. Z. als römische Staatsreligion und war im ganzen Reich weitverbreitet. Doch es gab Verzweigungen im christlichen Glauben, die von der Kirche verboten wurden und als ketzerisch galten. Viele Germanenstämme hingen einem solchen Glauben an. Andere Volksstämme waren noch fest im heidnischen Glauben mit seinen vielen Göttern verwurzelt. Eine einheitliche Religion gab es nicht.
Ursachen für die Taufe Chlodwigs I.
So ganz genau weiß heute niemand, warum Chlodwig I. zum römisch-katholischen Glauben übergetreten ist. Aber es gibt Spekulationen über verschiedene mögliche Motive.
Mögliche Motive für die Taufe Chlodwig I.
Motiv | Hintergrund |
---|---|
privat | Chlodwigs Frau Chrodechild, eine burgundische Prinzessin, war gläubige Christin und hat ihn angeblich überzeugt. |
Kriegsstrategie | Chlodwig I. stand mitten in einer wichtigen Schlacht gegen die heidnischen Alemannen und angesichts der drohenden Niederlage rief er den Christengott um Beistand an. Er ließ sich womöglich taufen, um mit einem stärkeren Gott gegen den Feind zu siegen. |
Machtstrategie | Mit dem römisch-katholischen Glauben bekam Chlodwig I. Macht über die christliche Kirche. Angeblich hat er mit dem Bischof von Rom als Gegenleistung für die Taufe vereinbart, dass er als König über die Besetzung geistlicher Ämter bestimmen konnte und dass die Geistlichen ihm Steuern zahlen mussten. |
Regierungsstrategie | Mit seiner neuen Religion konnte es gelingen, die Spannungen in seinem ausgedehnten Reich zwischen der christlichen und der bis dahin heidnischen fränkischen Bevölkerung zu verringern. |
Auswirkungen der Taufe
Wie damals üblich ließ sich König Chlodwig I. nicht als Einzelperson taufen, sondern gleich im Stammesverband. Zusammen mit ihm traten rund 3 000 Franken zum katholischen Glauben über. Mit seiner Taufe legte Chlodwig den Grundstein zur Bekehrung aller Franken und zur religiösen Ausrichtung der Reiche, die später aus dem Frankenreich hervorgingen – Frankreich und Deutschland.
Chlodwig I. sicherte sich und seinen Nachfolgern eine enge Verbindung zur einflussreichen römisch-katholischen Kirche und damit eine starke Machtposition in Europa. Diese gegenseitige Abhängigkeit zwischen Königtum und Kirche erwies sich als prägend für das gesamte Mittelalter. Sie war der Grund für die immer wieder aufbrechende Rivalität zwischen Päpsten und Kaisern und machte die Kreuzzüge möglich, zu denen die Kirche die Herrscher Europas aufrief.
Die Missionsbewegung im Frankenreich
Trotz der starken Präsenz des Christentums im Frankenreich gab es eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die nach wie vor an die germanischen Götter glaubten. Die Könige des Frankenreichs drängten auf die Verbreitung des Christentums und unterstützten die Arbeit von Missionaren. Missionare sollten Andersgläubige bekehren. Sie durchstreiften das Reich und verbreiteten die christliche Lehre.
Aus dieser Bewegung folgend entstanden viele neue Bistümer, Kirchen und Klöster. Die großen Gebäude demonstrierten nach außen hin die wachsende Bedeutung des Christentums. Das Wirken der Missionare trug dazu bei, dass immer mehr Menschen den christlichen Glauben annahmen. Unter den vielen Missionaren ist ein Name besonders in Erinnerung geblieben. Der Mönch Bonifatius setzte sich mit Leidenschaft für die Verbreitung des Christentums ein und trug maßgeblich zur Gründung neuer Bistümer bei. Sein Name wurde zu einem Symbol für die Christianisierung des Frankenreichs.
Der Mönch Bonifatius erhielt 719 n. u. Z. vom Papst den Missionsauftrag für Germanien. Er taufte zahlreiche Heiden, aber war unzufrieden damit, dass sie ihre alten Götter weiter verehrten. Um ein Zeichen zu setzen, fällte er im Sommer 723 die dem Gott Donar geweihte Eiche bei Geismar in Hessen. Trotz Beschimpfungen der Heiden geschah nichts. Ihr Gott strafte Bonifatius nicht. So erkannten sie an, dass der christliche Gott anscheinend stärker war, woraufhin sie sich taufen ließen.
Wusstest du schon?
Donar war ein mächtiger Gott bei den germanischen Völkern im heutigen Mitteleuropa. Im Norden Europas nannten sie ihn Thor. Wie sein Name schon vermuten lässt, war er für das Wetter zuständig und galt als Gewittergott, der Donner und Blitz befehligte. Unser Wochentag Donnerstag ist nach diesem Gott benannt.
Der Aufstieg der Karolinger
Nachdem Chlodwig das erste Großreich in Europa etabliert hatte, regierte er über sein Herrschaftsgebiet von Paris aus, das er 508 zur Hauptstadt gemacht hatte. Nach 30 Jahren an der Spitze seines Volks starb Chlodwig am 27. November 511.
Das Ende des Merowingerreichs kam mit Karl Martell, dessen Beiname „der Hammer“ bedeutete. Er hatte sich als rechte Hand des Königs großen Einfluss verschafft. Seine Stellung am Hof nannte sich Hausmeier und war die Position eines Hausverwalters, der für die Ländereien zuständig war. Aber faktisch übernahm er irgendwann die Regierungsgeschäfte. Er ließ König Childerich III. in ein Kloster sperren und griff nach der Macht. Childerich III. war der letzte Merowingerkönig – er wurde von den Karolingern 751 entthront und öffentlich geschoren.
Wusstest du schon?
Die langen Haare waren ein Statussymbol der Merowinger. Wurden ihnen die Haare geschoren, verloren sie nicht nur ihre Frisur, sondern auch die Ehre und damit ihre Königswürde.
Der Sohn von Karl Martell, Pippin der Jüngere, stieg mit seiner Krönung 751 als Erster aus dem Geschlecht der Karolinger vom fränkischen Hausmeier zum König der Franken auf. Das markierte den Beginn des Karolingischen Reichs, das mit Karl dem Großen den berühmtesten König des europäischen Mittelalters hervorbrachte.
Karl der I., auch bekannt als Karl der Große, wurde zum mächtigsten Herrscher des Frankenreichs. Im Jahr 800 markierte er einen geschichtlichen Höhepunkt, denn er wurde als erster westeuropäischer Herrscher seit der Antike zum römischen Kaiser ernannt. Die Krönung vollzog der Papst in Rom. Mit dieser Handlung bedankte Papst Leo III. sich bei Karl I., der ihm ein Jahr zuvor beigestanden hatte, als römische Adlige ihn attackiert hatten.
Mit dieser Kaiserkrone wuchsen Einfluss und Macht des Herrschers, der sich nun gleichsetzte mit dem oströmischen Kaiser in Konstantinopel. Die Verbindung zwischen der Kirche und den Herrschern des weströmischen Einflussgebiets wurde damit zementiert.
Das Frankenreich und die Christianisierung – Zusammenfassung
- Nach der Teilung des Römischen Reichs im Jahr 395 n. u. Z. bestand das westliche Reich nur 81 Jahre, bevor es endgültig zusammenbrach.
- Die ehemaligen römischen Besitzungen in Europa zerfielen in zahlreiche kleine Königreiche, wobei das Frankenreich eines der mächtigsten wurde.
- In dieser Periode ragte einer der fränkischen Heerführer besonders heraus: Chlodwig. Er stammte aus dem Geschlecht der Merowinger und wurde um 482 fränkischer König.
- Chlodwig I. ließ sich 498 taufen und trat damit zum römisch-katholischen Glauben über.
- Mit diesem Schritt legte er den Grundstein für die Christianisierung des Frankenreichs.
- Missionare im Frankenreich trugen zur Verbreitung des Christentums bei, insbesondere der Mönch Bonifatius machte sich im Auftrag des Papsts um den Übertritt der germanischen Heiden zum Christentum verdient.
- Es entstanden neue Bistümer, Kirchen und Klöster.
- Als König Karl I., genannt Karl der Große, im Jahr 800 in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde, festigte er damit die enge Verbindung zwischen Kirche und Krone.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Das Frankenreich und die Christianisierung
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