Welche Zeitrechnungen gibt es? Erfahre mehr über die vielfältigen Methoden der Zeitmessung, von religiösen Kalendern bis zu historischen Epochen. Möchtest du wissen, wie diese Einteilungen uns helfen, Geschichte besser zu verstehen? Lies weiter und entdecke die faszinierenden Hintergründe!
Viele Menschen denken beim Wort „Geschichte“ zuerst ans Lernen von Daten und Jahreszahlen: 1789 – Französische Revolution, 1914 – Ausbruch des Ersten Weltkriegs und so weiter. Auch im Alltag begegnen uns immer wieder Ausdrücke, die unseren Fokus auf Zahlen, Daten und Epochen widerspiegeln. Wir sprechen vom „Jahrtausendhochwasser“, vom „Jahrhundert der Aufklärung“ oder „den goldenen 20er-Jahren“, wir lesen die „Sagen des Altertums“, besuchen einen „mittelalterlichen Markt“ oder machen eine Liste der „Weltwunder der Neuzeit“.
Was ist der Sinn und Zweck all dieser Zählungen und Einteilungen? Letzten Endes sind sie alle ein Versuch, das riesige und unübersichtliche Thema „Geschichte“ für uns zu strukturieren und fassbar zu machen, damit wir Zusammenhänge und Hintergründe besser verstehen können. Es ist wichtig, zu wissen, wann ein Gedanke zuerst aufkam oder welche Ereignisse in etwa zur gleichen Zeit stattfanden, damit wir nachvollziehen können, wie sie sich gegenseitig beeinflussten. Eine Einteilung in Epochen kann helfen, größere Entwicklungslinien zu ziehen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten oder Veränderungen im Denken greifbar zu machen.
Zeitrechnung und Kalender
Um Zahlen und Daten einordnen und vergleichen zu können, muss man sich zunächst auf eine einheitliche Zeitrechnung einigen. Die international am weitesten verbreitete Zeitrechnung nimmt das (angenommene) Jahr der Geburt von Jesus Christus als Startpunkt und Jahr 1. Jahreszahlen werden mit dem Zusatz „vor Christus“ (v. Chr.) oder „nach Christus“ (n. Chr.) angegeben.
In jüngerer Zeit gibt es Versuche, die weltanschaulich neutralen Begriffe „vor unserer Zeitrechnung“ (v. u. Z.) und „nach unserer Zeitrechnung“ (n. u. Z.) stattdessen zu benutzen. Diese Abkürzungen nutzen wir auch auf unserer Website.
Wichtig: Wenn man vom 18. Jahrhundert n. u. Z. spricht, meint man damit die Jahre von 1701 bis 1800. Das vierte Jahrhundert v. u. Z. bezieht sich auf die Jahre von 400 bis 301. Ein Jahr null gibt es in dieser Zählung nicht, da im Mittelalter die Zahl Null in Europa nicht bekannt war.
Diese Zählung geht zurück auf mittelalterliche Mönche und Chronisten wie Dionysius Exiguus und Beda Venerabilis. Der Kalender, den wir heute nutzen, ist der sogenannte gregorianische Kalender, der 1582 von Papst Gregor XIII. eingeführt wurde.
Es gibt und gab jedoch auch andere Modelle der Zeitrechnung. Jede Weltreligion hat ihren eigenen Kalender, der sich meist an wichtigen religiösen Ereignissen orientiert. Oft bezog man sich auch auf die Regierungszeiten von Herrschern oder führenden Beamten, so wie wir auch heute noch teilweise von der „Elisabethanischen Ära“ sprechen.
Die islamische Zeitrechnung basiert auf einem Mondkalender und zählt die Jahre beginnend mit der Hidschra, als der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina zog. Das entspricht in der christlichen Zeitrechnung dem Jahr 622 n. Chr.
Der jüdische Kalender zählt ab dem aus der Bibel berechneten Jahr der Erschaffung der Welt 3761 v. u. Z. (v. Chr.). Auch dieser Kalender basiert auf Mondphasen, bezieht aber auch Schaltjahre mit ein.
Im hinduistischen Nationalkalender beginnt die aktuelle Ära mit dem Jahr 78 n. u. Z., dem Amtsantritt von König Shalewahin.
Die buddhistische Zeitrechnung zählt ab dem Jahr 543 v. u. Z., das als Todesjahr von Buddha Siddhartha Gautama gilt.
Bereits im Jahr 2636 v. u. Z. beginnt die chinesische Zeitrechnung, die einem zyklischen Muster folgt.
In der römischen Republik verwendete man anstelle von Jahreszahlen die Namen der amtierenden Konsuln. Erst im Kaiserreich tauchte die Zählung „ab urbe condita“, also seit Gründung der Stadt Rom (der Sage nach im Jahr 753 v. u. Z.), auf.
Zeitleisten als Hilfsmittel der Darstellung
Um die zeitliche Abfolge historischer Ereignisse grafisch zu veranschaulichen, wird oft eine Zeitleiste oder ein Zeitstrahl genutzt. Bei dieser Form der Darstellung werden wichtige Daten und Ereignisse horizontal oder vertikal angeordnet und unter Umständen noch durch weitere Informationen, Bilder oder Verweise ergänzt.
Man teilt die europäische Geschichte üblicherweise in drei große Zeitabschnitte oder Epochen ein: Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Zum ersten Mal findet man diese Einteilung in der Historia Universalis, einem populären und weitverbreiteten Geschichtswerk von Christoph Cellarius aus dem Jahr 1702 in drei Bänden. Cellarius’ Modell setzte sich schnell durch, es gab und gibt aber immer wieder Diskussionen über die genauen Epochengrenzen, also die Ereignisse, die den Beginn einer neuen Epoche markieren.
Epoche als Arbeitsbegriff
Eine Epoche ist ein großer geschichtlicher Zeitabschnitt, der durch bestimmte Persönlichkeiten, Ereignisse oder eine Idee geprägt war. Verwendet man Epocheneinteilungen, um über Geschichte zu sprechen, darf nicht vergessen werden, dass wir damit Konstrukte von heute auf die Vergangenheit übertragen.
Merke dir: Kein Zeitgenosse Karls des Großen hat von sich aus behauptet, dass er im Mittelalter lebte.
Ur- und Frühgeschichte
Geschichte im engeren Sinn beginnt erst mit der Erfindung der Schrift und damit mit dem Vorhandensein von schriftlichen Quellen. Vorher spricht man von Ur- und Frühgeschichte, die in erster Linie aus archäologischen Funden erschlossen werden muss. Dementsprechend unterteilt man diese Zeit auch nach den gefundenen Werkzeugen und Materialien in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. In dieser Epoche wurde die Menschheit nach und nach sesshaft, begann, Werkzeuge zu nutzen, und entwickelte Ackerbau und Viehzucht.
Das Altertum (ca. 3500 v. u. Z. bis ca. 500 n. u. Z.)
Das Altertum beginnt mit den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten und der Erfindung erster Schriftsysteme wie der Keilschrift und den Hieroglyphen.
Im engeren Sinn spricht man auch von der Antike und meint damit meistens die griechische und römische Kultur im Mittelmeerraum, etwa ab 800 oder 700 v. u. Z. Kennzeichnend für die Antike sind die Entwicklung von Demokratie und Stadtstaaten in Griechenland sowie der Aufstieg Roms. Das Altertum endet mit dem Fall des (west-)römischen Reichs im Jahr 476 n. u. Z.
Das Mittelalter (ca. 500 n. u. Z. bis ca. 1500)
Der Begriff „Mittelalter“ (nach den Gelehrten der Zeit auf lateinisch medium aevum) implizierte ursprünglich eine gewisse Geringschätzung: die Zeit zwischen der antiken Kultur und ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance. Aus dieser Zeit stammt dieser Begriff auch. Durch ihn sollte die eigene erlebte Zeit von der Vergangenheit abgegrenzt werden. Die mittelalterliche Epoche umfasst etwa 1 000 Jahre und wird deshalb oft auch weiter eingeteilt in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter. Wichtige Merkmale dieser Epoche sind zum Beispiel der Feudalismus, die Ständeordnung und das Rittertum, aber auch der Aufstieg der Städte und die Kreuzzüge. Das mitteleuropäische Mittelalter kann wegen der hohen Stellung der Herrschergeschlechter auch anhand von Dynastien eingeteilt werden.
Die Neuzeit (ca. 1500 bis heute)
Der genaue Beginn der Neuzeit ist vermutlich die am intensivsten diskutierte Epochengrenze. Traditionell wird oft die „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 als einschneidendes Ereignis genannt. Andere Historiker verweisen auf den Fall von Byzanz und das Ende des oströmischen Reichs im Jahr 1453, die Erfindung des Buchdrucks oder die Reformation. Einigkeit besteht aber darüber, dass etwa mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts eine neue Epoche eingeleitet wird. Diese ist geprägt vom Kolonialismus, der Entwicklung moderner Staatlichkeit, dem Zeitalter der Revolutionen und der Industrialisierung.
Auch die Neuzeit wird oft noch weiter aufgeteilt in die Frühe Neuzeit bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648, dann die Jüngere Neuzeit bis 1789 und schließlich die Neueste Zeit bis hin zur Gegenwart. Die Zeit ab dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wird oft als Zeitgeschichte bezeichnet.
Unsere Lerninhalte für das Fach Geschichte sind – ähnlich wie die Epochen – eingeteilt in Antike, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte (20. Jahrhundert).
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Aus dem oben Gesagten wird bereits deutlich, dass das Epochenmodell in seiner jetzigen Form sehr stark eurozentrisch ist. Das heißt, es orientiert sich fast ausschließlich an bedeutenden Ereignissen der europäischen Geschichte. Für unsere eigene Perspektive mag das zunächst logisch klingen und für eine grobe Orientierung sogar hilfreich sein. Für die Geschichte Asiens, Afrikas oder Südamerikas gelten allerdings ganz andere Bezugspunkte und zeitliche Abläufe. So gliedert man zum Beispiel die chinesische Geschichte traditionell nach Kaiserdynastien oder die Geschichte Afrikas nach verschiedenen Großreichen. Eine Kombination dieser Perspektiven erweitert das Bewusstsein für die globale Vernetzung der unterschiedlichen historischen Kulturräume.
Ebenfalls zeigt sich, dass die Epochengrenzen fließend sind und oft nicht an einem bestimmten Ereignis festgemacht werden können. Historische Entwicklungen sind oft zu komplex, um auf ein einfaches Datum reduziert werden zu können. Außerdem vollziehen sie sich oft regional unterschiedlich schnell. Man sollte sich auch immer bewusst machen, dass die Einteilung erst nachträglich im Rückblick auf die Ereignisse geschieht.
Die Epocheneinteilung kann hilfreich sein, um große Entwicklungslinien aufzuzeigen und wichtige Veränderungen im Denken und Handeln zu zeigen. Es ist aber wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass historische Epochen keine objektiv existierenden Kategorien sind, sondern lediglich Deutungsmuster und Denkhilfen.
Zeitrechnung und Epochen — Zusammenfassung
Unsere moderne Zeitrechnung bezieht sich auf die Geburt Christi als Bezugsdatum. Sie ist nur eines von vielen Zeitrechnungsmodellen weltweit.
Die europäische Geschichte wird traditionell in die EpochenAltertum, Mittelalter und Neuzeit aufgeteilt. Die Zeit vorher wird als Ur- und Frühgeschichte bezeichnet.
Eindeutige Epochengrenzen lassen sich nicht immer festlegen. Dennoch ist es möglich, verschiedenen Epochen typische Merkmale und Entwicklungen zuzuordnen.
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