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Erster Weltkrieg – Strategien und Waffen im industrialisierten Krieg

Die Waffen des Ersten Weltkriegs, von Panzern über Maschinengewehre bis hin zu Giftgas, veränderten die Kriegsführung grundlegend. Welche Erfindungen der Zweiten Industriellen Revolution beeinflussten diese Entwicklungen? Finde es im folgenden Text heraus!

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Lerntext zum Thema Erster Weltkrieg – Strategien und Waffen im industrialisierten Krieg

Der Erste Weltkrieg als industrialisierter Krieg

Der Erste Weltkrieg gilt als erster moderner Krieg der Geschichte. Diese Bezeichnung basiert vor allem darauf, dass viele Waffen und Kriegstechniken dort das erste Mal zum Einsatz kamen. Der Kampf Mann gegen Mann wurde nun endgültig von dem Ziel nach Effizienz und Vernichtung abgelöst. Die durch die Zweite Industrielle Revolution entwickelten Waffen, Transportmittel und Kommunikationsarten ermöglichten eine grundlegende Veränderung der Kriegsführung auf beiden Seiten der Front. Leidtragende waren vor allem die Soldaten, die nun eher als Material und weniger als Menschen betrachtet wurden. Circa 14 Millionen Menschen starben an der Front, eine Zahl, die in vorherigen Kriegen unvorstellbar war.

Industrialisierung und moderner Krieg

Ein wichtiger Antrieb für die Modernisierung des Kriegs waren die Erfindungen der Zweiten Industriellen Revolution gewesen. So hatten nicht nur technische Neuerungen, wie moderne Kommunikationsmittel, direkten Einfluss auf die Geschehnisse an der Front. Die Rüstungsindustrie konnte auf stärkere Motoren, bessere Materialien und auch chemische Entdeckungen zurückgreifen. Gleichzeitig war man maschinell inzwischen so gut aufgestellt, dass man schnell auf Anforderungen, die die Front stellte, reagieren konnte. Im Vergleich zu allen vorherigen Kriegen war der Materialeinsatz im Ersten Weltkrieg beispiellos groß. Das konnte nur dadurch gewährleistet werden, dass schnell und effizient nachproduziert werden konnte. Die Entwicklung von Panzern, modernen Geschossen und Giftgas geht auf staatlich stark geförderte Forschung und Entwicklung zurück.

Strategien und Bewaffnung

Feuerwalzen, Trommelfeuer, Giftgaseinsatz, Flammenwerfer und Stellungskrieg – das alles sind Begriffe, die mit dem Ersten Weltkrieg und dessen militärischen Manövern in Verbindung stehen.

Stellungskrieg

Die Strategie der Obersten Heeresleitung des Deutschen Kaiserreichs sah zunächst vor, auf Basis des Schlieffen-Plans eine Doppelfront zu vermeiden. Man plante, möglichst schnell an der Westfront siegreich zu sein und sich dann voll auf den Kampf an der Ostfront konzentrieren zu können. Nach einem schnellen Vormarsch im Westen endeten die militärischen Siege der deutschen Verbände jedoch an der Marne und auch in Belgien, es kam zum Stellungskrieg in den Schützengräben, der nun für nahezu vier Jahre andauerte. Das bedeutete, dass die Heere auf beiden Seiten in einem fast endlos wirkenden Netz aus Schützengräben und dem mit Stacheldraht gesicherten Frontverlauf ausharrten. Das Verharren war geprägt von Schlamm und Morast, einer starken Beengung, Schlafmangel und katastrophalen hygienischen Bedingungen.

Moderne Technik – Trommelfeuer, Feuerwalze und Giftgas

Das Leben in diesen Schützengräben war nicht nur aufgrund der hygienischen Bedingungen traumatisch. Das Trommelfeuer, also dauerhafter Beschuss mit Granaten aller Kalibergrößen, und der darauffolgende Angriff der Infanterie waren alltägliche Kriegshandlungen, denen Millionen Soldaten zum Opfer fielen. Landgewinne wurden dadurch eigentlich nur selten verzeichnet, einem Angriff der einen folgte ein Angriff der anderen Seite. Beide waren abhängig von der Produktion neuer Granaten und dem nicht endenden Nachschub an neuen Soldaten. Auch Maschinengewehrstellungen bekamen im Ersten Weltkrieg erstmalig eine besondere Bedeutung. Sie leiteten Angriffe ebenfalls oft ein beziehungsweise unterbrachen sie, weil die vorrückende Offensive unter dem Beschuss im Niemandsland zusammenbrach.

Trommelfeuer in der Dritten Flandernschlacht

Auch die Feuerwalze gehörte zu den Schrecken an der Frontlinie, sie war ebenfalls von Taktik und Technik geprägt. Für diese Art der Kriegsführung wurde der Artilleriebeschuss für genau geplante Zeitabschnitte räumlich vorverlegt, also näher an die Gräben des Feinds. Der so konzentrierte Beschuss wirkte wie eine Wand aus Feuer, wobei auch Flammenwerfer zum Einsatz kamen. Direkt hinter der Feuerwalze wartete dann die Infanterie, um die feindlichen Schützengräben nach dem Beschuss einzunehmen.

Expertenwissen: militärische Truppengattungen

Auch der Einsatz von Giftgas wurde im Ersten Weltkrieg ein probates Mittel, das zwar hohe Verluste und vor allem zahllose Verletzungen und lebenslange Beeinträchtigungen bei seinen Opfern bedingte, aber auch nicht zu einem Sieg oder größerem Landgewinn führte. Die Armee des Deutschen Kaiserreichs hatte am 22. April 1915 das erste Mal von Berliner Forschern entwickeltes Chlorgas eingesetzt. Der Schrecken dieser neuen Form der Kriegsführung war riesig. Im Folgenden wurden Gasmasken an allen Frontabschnitten im Westen wichtige Begleiter der Soldaten, ohne dass diese wirklich einen effektiven Schutz gegen die unsichtbare Bedrohung boten. Im Verlauf des Kriegs veränderte man die Zusammensetzung des Giftgases weiter, um dessen Einsatz noch effektiver, also tödlicher, zu machen, zum Beispiel durch Phosgen. Der Einsatz von Gas erfolgte in den Kriegsjahren schließlich von beiden Seiten aus und wurde zu einer der grausamen Realitäten des Kriegsalltags.

Soldaten mit Gasmasken im Schützengraben
Soldaten mit Gasmasken im Schützengraben

Panzer und Luftwaffe

Durch die Industrialisierung und ihre Erfindungen waren auch Weiterentwicklungen im Bereich der Luftwaffe und der Landstreitkräfte möglich geworden. So kamen im Ersten Weltkrieg erstmals für den gezielten Beschuss ausgerichtete Flugzeuge zum Einsatz. Die sogenannten Jagdflieger waren relativ schnell und wendig, die waghalsigen Manöver ihrer Piloten gefürchtet und bewundert.

Der „rote Baron“

Auf beiden Seiten des Kriegs suchte man nach geeigneten Wegen, im Stellungskrieg durch technische Innovationen entscheidende Durchbrüche zu erzielen. Die ersten Panzer wurden auf englischer Seite als Weiterentwicklung von Traktoren hervorgebracht, sie waren allerdings noch nicht besonders zuverlässig, fielen oft aus und versanken im Schlamm der Westfront. Sie waren noch wenig effektiv. Über die größten motorisierten Verbände verfügten schließlich auch die Entente-Mächte, die nahezu alle Tanks (engl. für Panzer) herstellten. Die deutsche Seite produzierte nur etwa 20 Panzer während der Kriegsjahre. Auch wenn der Einsatz dieser neuen Waffengattung im Ersten Weltkrieg noch wenig effektiv und nicht kriegsentscheidend war, sollte sie sich für den Rest des 20. Jahrhunderts als die entscheidende Neuentwicklung im Sinne der Kriegsführung herausstellen.

Britischer Panzer des Ersten Weltkriegs
Britischer Panzer des Ersten Weltkriegs

Die Rolle der Rüstungsindustrie

Um den Nachschub an Rüstungsgütern zu erhöhen, schuf man im Deutschen Kaiserreich für die Rüstungsindustrie günstige Bedingungen. Alle wichtigen Rohstoffe und Materialien wurden für die Rüstungsindustrie aufgekauft oder beschlagnahmt. Die Produktion der Rüstungsindustrie wurde staatlich gesteuert, subventioniert und priorisiert, gleichzeitig aber durch private Unternehmer umgesetzt. Diese profitieren somit enorm davon, dass der Krieg so unglaublich viele Materialien verbrauchte, und hatten kein echtes Interesse daran, dass der Krieg schnell beendet wurde. Sie wurden sehr wohlhabend und gewannen im Deutschen Reich auch politisch sehr stark an Einfluss – auch über das Ende des Ersten Weltkriegs hinaus.

Die Technisierung des Kriegs basierte auch auf einer starken Kreativität der Rüstungsmechaniker. Staatliche Forschungseinrichtungen entwickelten immer neue Strategien und Kampfstoffe, wie das oben bereits beschriebene Giftgas. Auch hier ergänzten sich der Geschäftssinn von Wirtschaft und Forschung gut mit den unmenschlichen Bedingungen an der Front.

Die Auswirkungen der neuen Kriegsführung auf Mensch und Natur

Die unmenschlichen Bedingungen vor allem an der Westfront setzten sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und hatten unterschiedliche Folgen. Zunächst einmal waren die Soldaten katastrophalen hygienischen Bedingungen in den Schützengräben ausgesetzt. Diese führten zu teilweise lebensbedrohlichen Infektionserkrankungen, vor allem kräftezehrende Durchfallerkrankungen waren an der Tagesordnung. Ratten lebten zuhauf in den Schützengräben, nahezu alle Soldaten litten unter starkem Läusebefall. Da die Schützengräben selten trocken und meist von Schlamm oder Schmutzwasser überflutet waren, war man eigentlich nie trocken. Auch das zog Krankheiten und Todesfälle nach sich.

Als wesentlich gravierender in den Augen der Überlebenden jedoch wurden die Folgen der Kampfführung beschrieben. Viele Soldaten kamen zum Beispiel als sogenannte Zitterer nach Hause, waren also durch das ständige Trommelfeuer und die anderen Gräuel an der Front psychisch erkrankt. Hinzu kamen die zahllosen verwundeten Soldaten, die durch Granatsplitter, Geschosstreffer, teilweise auch durch Nahkampf oder als Opfer von Giftgas für ihr gesamtes restliches Leben entstellt, verstümmelt oder zumindest deutlich gekennzeichnet waren. Sie schafften es hinterher nur selten, sich wieder in die Gesellschaft der Nachkriegszeit zu integrieren. Gleichzeitig brachte diese den Überlebenden wenig Verständnis für ihre psychischen und physischen Leiden entgegen. „Kriegszitterer“ wurden häufig als Schwächlinge belacht, andere Kriegsversehrungen in der Nachkriegszeit wenig berücksichtigt. Die Selbstmordrate von Überlebendes des Weltkriegs war hoch.

Vimy, Frankreich
Kriegsschauplatz Vimy in Frankreich

Das Bild zeigt eine Landschaft in Frankreich, die bis zum November 1918 ein Teil der Verteidigungsanlagen und Schützengräben war. Man sieht deutlich die Krater, die sich durch den Beschuss mit schwerer Artillerie gebildet haben. Auf weiten Strecken der damaligen Westfront kann man, wie auf dem Bild, noch heute anhand der Landschaft beobachten, wie die Schützengräben und das sogenannte Niemandsland zwischen den beiden Frontseiten die Landschaft beeinträchtigt haben.

Zusammenfassung – der Erste Weltkrieg als industrialisierter Krieg

  • Der Erste Weltkrieg gilt als erster moderner Krieg der Geschichte. Die Modernisierung ging vor allem auf die Industrialisierung zurück.
  • Der sogenannte Stellungskrieg bedingte Materialschlachten und benötigte immer neuen Nachschub an Material und Soldaten.
  • Trommelfeuer, Feuerwalze und Giftgas bestimmten die Kampfhandlungen an der Westfront und sind Symbole für die Grausamkeit des modernen Kriegs.
  • Die moderne Kriegsführung war begünstigt von der Industrie, die am Fortbestand der Front sehr gut verdiente. Gleichzeitig entwickelte sie immer neue, effektive Kampfmittel.
  • Die Folgen der modernen Kriegsführung für die Soldaten waren enorm: Viele kamen psychisch schwer erkrankt nach Hause, zahllose schwer körperlich gezeichnet.
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