Germanen und Römer
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Lerntext zum Thema Germanen und Römer
Die Germanen – friedliche Nachbarn der Römer?
Im Jahr 9 n. u. Z. erlitt der römische Heerführer Varus, vermutlich in der Gegend des heutigen Orts Kalkriese bei Osnabrück, eine der größten Niederlagen, die den römischen Truppen jemals zugefügt wurden. Germanische Krieger, die von ihrem Heerführer Arminius angeführt wurden, besiegten drei römische Legionen. Daraufhin wurde im ersten und zweiten Jahrhundert n. u. Z. ein befestigter Grenzzaun, der sogenannte Limes, errichtet, der die Grenze zwischen dem Römischen Reich und den Gebieten germanischer Stämme markierte. Doch gab es durch diesen Limes wirklich eine ganz klare Trennung der beiden unterschiedlichen Welten oder standen sie auch weiterhin in Kontakt zueinander?
Wer war Arminius?
Arminius stammte ursprünglich aus einer adligen, germanischen Familie. Seine Familie war romfreundlich und vornehm. Er hat eine Militärausbildung bei den Römern absolviert und für seine Verdienste das römische Bürgerrecht erhalten. Das Wissen über die römische Kriegsstrategie, das er hatte, half den Germanen, die Legionen des Varus vernichtend zu schlagen.
Die Germanen in den Augen der Römer
Die Germanen siedelten nördlich der Donau, am Rhein und östlich bis zur Weichsel im heutigen Polen. Sie selbst haben keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen, sodass wir unser Wissen über sie nur über andere Wege, wie z. B. durch den römischen Geschichtsschreiber Tacitus sowie durch archäologische Ausgrabungen, haben. Die Germanen lebten in Sumpf- und Moorgebieten und waren in ihren kleinen Dörfern als Ackerbauern oder Viehzüchter in Großfamilien tätig. Die germanischen Stämme lebten von Viehzucht und Getreideanbau. Sie waren Selbstversorger, da sie sich von den Erträgen ihrer Feldwirtschaft ernährten. Wie auch bei den Römern gab es bei den Germanen mehrere Götter, die verschiedene Zuständigkeiten hatten. Der Hauptgott der Germanen war Wodan, bei einigen Stämmen auch Odin genannt. Der germanische Glaube entwickelte sich aus einer Naturreligion heraus, sodass sie ihre Götter auch unter freiem Himmel verehrten.
In diesem Text ist immer wieder die Rede von Germanen und Römern. Häufig hat man dabei Männer im Sinn, die sich (teilweise auch im Krieg) gegenüberstanden. Sicherlich war auch die gegenseitige Sicht aufeinander durch diese Begegnungen stark beeinflusst. Doch auch Frauen hatten einen großen Einfluss auf das alltägliche Leben – sowohl im Römischen Reich als auch in Germanien.
Vorurteile über Germanen
Die Römer betrachteten die Germanen als unzivilisiert und als barbarisch. Demnach hatten die germanischen Stämme in den Augen der Römer eher negative Eigenschaften. Für sie wiesen die Germanen eine große Rückständigkeit auf. Oft blickten die Römer auf diese einfache Lebensweise herab. Jedoch huldigten sie auch den Germanen für ihre kriegerische Stärke. Die Römer sprachen ebenso immer von den Germanen und beachteten somit nicht, dass die Germanen in vielen unterschiedlichen Stämmen lebten.
Merke:
Die Germanen selbst betrachteten sich nicht als ein einheitliches Volk, sondern als eines, das aus vielen Stämmen mit unterschiedlichen Bräuchen und Gewohnheiten bestand. Gemeinsam hatten sie dieselbe Sprache sowie ähnliche Vorstellungen von Religion, Krieg und Ehre.
Die Teileroberung von Gebieten in Germanien
Seit dem ersten Jahrhundert v. u. Z. gab es immer wieder blutige Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Römern. Viele Germanen wollten frei und unabhängig von den Römern sein. Konkrete Gründe waren z. B., dass mankeine Steuern an die Römer zahlen und sich nicht dem römischen Gesetz unterwerfen wollte. Kaiser Augustus, der von 31 v. u. Z. bis 14 n. u. Z. regierte, wollte die Grenze des Römischen Reichs bis an die Elbe ausdehnen und somit weite Teile Germaniens unterwerfen. Doch nach der vernichtenden Niederlage in der Varusschlacht wurde dieses Vorhaben aufgegeben. Dennoch schlossen die Römer während der Kaiserzeit des Augustus einige Bündnisse mit den Germanen, sodass sie sich auf römischem Gebiet ansiedelten, eine römische Militärausbildung absolvierten und sich nach und nach der römischen Lebensweise fügten.
Römische Provinzen
Die eroberten Gebiete der Germanen wurden als Provinzen verwaltet. Die Verwaltung übernahm ein Mitglied des römischen Senats. Die germanischen Völker in den eroberten Gebieten passten sich der Lebensweise der Römer an und übernahmen nach und nach Teile ihrer Kultur und einige Wörter aus der Sprache der Römer, dem Lateinischen. Diese sogenannten Lehnwörter findet man heute noch in Teilen wieder. Diese Entwicklung bezeichnet die Wissenschaft als Romanisierung. Es kam in diesen Provinzen also zu einem kulturellen Austausch.
Was bedeutet Romanisierung?
Romanisierung beschreibt den Umstand, dass in den eroberten Gebieten die römische Sprache, Wirtschafts- und Lebensform von den römischen Erobern geprägt wurde. Die dort lebende Bevölkerung wurde so stark von der römischen Kultur beeinflusst. Besonders in heutigen Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien wird dieses sprachliche und kulturelle Erbe deutlich.
In den Provinzen wurden häufig auch Städte nach dem Vorbild Roms gegründet. Das ursprüngliche Ziel, das gesamte Gebiet Germaniens zu erobern und die Stämme zu unterwerfen, wurde vor allem nach der verheerenden Niederlage in der Varusschlacht verworfen. Bis ins zweite Jahrhundert hinein wurden jedoch Teile Germaniens erobert. Die Flüsse Donau und Rhein bildeten eine „natürliche Grenze“ zwischen den beiden Territorien. Alle Gebiete, die auf der römischen Seite der Flüsse lagen, wurden in das Römische Reich integriert.
Der Limes – Grenzsicherung nach Germanien
Um ihr Reich vor germanischen Angriffen zu schützen, verlagerten die Römer die Legionen an die Grenze zu Germanien. Diese Legionen waren zum Teil in festen Lagern an der Grenze stationiert. Neben den Legionen gab es auch die auxilia. Dies waren sogenannte Hilfstruppen, in denen jeder freie Reichsbewohner, also auch ein Germane, für eine Mindestzeit von 25 Jahren dienen konnte. Auch die Armee sorgte demnach dafür, dass sich die Germanen an die Lebensweise der Römer anpassten.
Die Abschnitte der Reichsgrenze, die nicht durch Rhein oder Donau markiert wurde, wurde durch den 540 Kilometer langen Limes gesichert. Die Landgrenze zwischen der Donau im Süden und dem Rhein im Westen bestand entweder aus einer Steinmauer oder aus Holzpalisaden, die ungefähr drei Meter hoch waren. Ebenfalls gab es dort jeweils in Sichtweite voneinander liegende Wachtürme und rund 120 größere und kleinere Kastelle.
Wusstest du schon?
Unser Begriff „Limit“ kommt von der römischen Bezeichnung des Grenzwalls limes.
Der Limes – trennend und verbindend zugleich?
Durch den Limes gab es eine klare geografische Trennung zwischen dem Römischen Reich und dem germanischen Gebiet. Der Limes trennte demnach das römische Herrschaftsgebiet von dem der germanischen Stämme. Ebenso sicherten die Römer so ihr Grenzgebiet vor germanischen Angriffen. Dennoch ist es keineswegs der Fall gewesen, dass es einen kompletten Ausschluss der Germanen aus dem römischen Reich gab. Der Limes bildete keine unpassierbare Grenze zwischen den Römern und den Germanen, die einen Kontakt zwischen beiden Völkern ausgeschlossen hätte. In Friedenszeiten gab es zwischen den beiden Völkern trotz des Limes sogar einen regen Tauschhandel. Es wurden Waren und Rohstoffe miteinander getauscht, von denen in den jeweiligen anderen Gebieten ein Mangel herrschte. Die Germanen hatten großes Interesse an römischen Luxuswaren wie Schmuck und Silbergeschirr sowie an Öl, Gewürzen und Wein. Die Römer kauften von den Germanen Bernstein, Honig, Wachs und Felle. Somit kam es immer wieder zu einem wirtschaftlichen Austausch über den Limes hinweg.
Des Weiteren herrschte ein kultureller Austausch, da es in den Lagern in der Nähe des Limes und in den Provinzen eine Vermischung der verschiedenen Lebensweisen gab und die Germanen durch die Romanisierung vieles vom Lebensstil der Römer angenommen haben. Ebenso reisten Menschen aus dem germanischen Gebiet in das Römische Reich ein und arbeiteten dort für die Römer. Die Anziehungskraft der römischen Kultur war für die Germanen also enorm groß. Ein Beispiel für eine Anpassung an die römische Kultur zeigt sich am Beispiel der Sprache. Die Germanen hatten für einige Techniken, Dinge und Gegenstände keine Bezeichnung, sodass sie die Begriffe der Römer als Lehnwörter übernahmen. Ein Beispiel ist hierfür das lateinische Wort strata, das übersetzt „gepflasterte Straße“ bedeutet.
Germanen und Römer – Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Beziehung zwischen den Römern und Germanen vor allem durch die folgenden vier Merkmale gekennzeichnet war:
- Kultureller Austausch
- Gemeinsamer Handel
- Mehrere kriegerische Auseinandersetzungen
- Geografische Abgrenzung
Der Limes stellte keine völlig abgeschirmte Grenze dar. Die Germanen waren auf der einen Seite Nachbarn der Römer, mit denen sie Handel betrieben und sich austauschten. Auf der anderen Seite gab es aber genauso kriegerische Auseinandersetzungen, sodass die Beziehung nicht nur friedlicher Natur war.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Germanen und Römer
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