7. April 1919 – die Ausrufung der Münchner Räterepublik
Erfahrt, was eine Räterepublik ist, wer sie ausgerufen hat und wie sich die politische Situation 1919 in Deutschland entwickelte. Entdeckt die Unterschiede zur Parlamentsdemokratie und wie die Münchner Räterepublik endete. Interessiert? Das und mehr im vollständigen Text!
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Lerntext zum Thema 7. April 1919 – die Ausrufung der Münchner Räterepublik
Räterepublik in München
Im Geschichtsunterricht ist dir vielleicht schon einmal der Begriff der Räterepublik begegnet. Doch was ist eine Räterepublik? Wer rief die Räterepublik aus und was waren Räte überhaupt? In diesem Video und Lerntext bekommst du den Begriff der Räterepublik in der Weimarer Republik einfach erklärt. Eine solche Räterepublik wurde in München 1919 verkündet. Das bedeutet aber nicht, dass es nur die Münchner Räterepublik oder nur eine Bayerische Räterepublik gab.
Räterepublik: historische Einordnung
Um zu verstehen, was eine Räterepublik ist, muss zunächst der Begriff der Räte geklärt werden. Außerdem ist es wichtig, einige Hintergrundinformationen zu der politischen Situation 1919 in Deutschland zu erhalten. Räte sind ein politisches Entscheidungsgremium, das nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland in Erscheinung trat.
Deutschland verlor 1918 den Ersten Weltkrieg und dieser militärische Zusammenbruch war die Voraussetzung für eine neue politische Führung. Der Kaiser musste abdanken. Das Ende des Kaiserreichs bedeutete, dass Deutschland keine Monarchie mehr war, sondern sich parlamentarisierte. Das bedeutet, dass ein Parlament nun die politischen Entscheidungenim Land vornehmen sollte. Die Parteien, die es zu dieser Zeit gab, waren allerdings überhaupt nicht auf die neue Situation vorbereitet. Es gab keine Kandidaten für das Amt des Kanzlers. Der erste Kanzler des neuen Reichs wurde am 3. Oktober 1918 einfach nur als Übergangslösung ernannt. Das Problem dabei war, dass die Menschen in Deutschland überhaupt nicht mitbekamen, dass Deutschland eine Demokratie wurde. Sie waren an diesem ersten Schritt wieder einmal nicht beteiligt, wie auch schon bei den demokratischen Versuchen 1848 und 1871. Allerdings hatten sie auch in der schwierigen Situation unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg andere Sorgen als die politische Lage des Landes.
In dieser Zeit kam es nun immer wieder zu neuen Ideen, wie sich Deutschland nach dem Ende der Monarchie neu aufstellen sollte. Diese Ideen wurden von allen politischen Lagern zur Diskussion gestellt. Diese nun kommenden Entwicklungen nennt man die Novemberrevolution. Die Rechten wollten am liebsten an der Monarchie festhalten, die Linken wollten etwas radikal Neues. Das Neue war ein Rätemodell in einer Räterepublik. Die Idee stammte ursprünglich aus Frankreich aus dem Jahr 1871.
Um sich mit allen Lagern politisch zu beraten, rief man daher am 10. November 1918 einen Rat der Volksbeauftragten ein. Dieser bestand aus sechs Männern, drei von der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und drei von der USPD. Die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) war radikaler in ihren Ansichten als die SPD und verfolgte das Ziel einer Revolution, also einer totalen Umwälzung, eines Umsturzes, der politischen Situation in Deutschland. Dagegen wollten die SPD-Abgeordneten zunächst Ruhe und Ordnung in die gesellschaftliche und politische Situation bringen und das Land auf Wahlen und eine parlamentarische Demokratie vorbereiten.
Räterepublik: Definition
Die Merkmale sowie die Vor- und Nachteile einer Räterepublik sind schnell erklärt: In der Vorstellung der USDP sollte die Macht durch Arbeiter- und Soldatenräte ausgeübt werden und nicht durch ein Parlament. Diese Räte sollten über ein Stufensystem gewählt werden und sind direkt an die Weisungen der Wählerinnen und Wähler gebunden. Man nennt dies imperatives Mandat, weil die gewählten Personen nicht ihrem freien Gewissen unterliegen, sondern sich an die Anweisungen der Wählerinnen und Wähler zu halten haben. Das kann sowohl als Vorteil als auch als Nachteil gewertet werden, denn die gewählten Personen sind zwar gewählt, dürfen aber nicht selbst entscheiden. Auch dann nicht, wenn sie anderer Meinung als das Wahlvolk sind.
Die Räte konnten jederzeit abberufen oder abgewählt werden. Die Wählerinnen und Wähler waren dabei in Basiseinheiten organisiert. Deshalb gibt es die Bezeichnung Arbeiter- und Soldatenräte, denn es sind z. B. die Menschen in einem Betrieb oder in einer Kaserne zu einer jeweiligen Einheit zusammengefasst. Die entsendeten Räte sind Funktionsträger auf allen Ebenen. Das bedeutet, dass sie sowohl die Gesetzgeber als auch die Regierung und die Gerichte bilden. Es gibt also keine Gewaltenteilung. Eine Räterepublik ist somit nach unserer heutigen Definition keine Demokratie. Dies ist der zentrale Nachteil einer Räterepublik und einer der Hauptunterschiede zu einer parlamentarischen Demokratie, wie wir sie heute in Deutschland haben.
7. April 1919 in München
Eine solche Räterepublik wie oben beschrieben wurde auch in München ausgerufen. Die linken Revolutionäre nutzten das Machtvakuum, das durch die Ermordung von Regierungschef Kurt Eisner, von der USDP, einsetzte. Am 7. April 1919 rief der Zentralrat die Räterepublik in München aus und stellte auch gleich eine nach russischem Vorbild benannte rote Armee zur Durchsetzung ihrer Ziele auf.
Die bayerische Regierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann (1867–1930) wich nach Bamberg aus. Alle Versuche, die Räterepublik gewaltsam zu stürzen, scheiterten zunächst. In München kam es zeitgleich zu einer katastrophalen Ernährungslage der Bevölkerung. Als am 27. April eine neue Führung der USPD in München bestimmt wurde, wollte der neue Führer der Partei, Ernst Toller, mit Hoffmann verhandeln. Hoffmann lehnte jedoch jeden Kompromiss ab und ließ am 1. Mai 1919 Freiwillige versammeln, die in die Stadt gewaltsam einrückten. Dem Einmarsch fielen 335 Zivilisten zum Opfer. Insgesamt forderten die Kampfhandlungen bis zur Niederschlagung der Räterepublik am 3. Mai 1919 über 600 Tote. Die Zeit nennt man auch die Novemberrevolution.
Chronologischer Ablauf der sogenannten Novemberrevolution und ihrer Folgen:
Datum | Ereignis |
---|---|
09.11.1918 | kaiserliche Abdankung; Ausrufung der Republik in Deutschland |
10.11.1918 | Einsetzung des Rats der Volksbeauftragten |
11.11.1918 | Waffenstillstandsabkommen von Compiegne und Beendigung der Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs |
06.02.1919 | Zusammentritt der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar |
31. 07. 1919 | Annahme der Verfassung; Deutschland ist eine parlamentarische Demokratie. |
1918 - Es lebe die Republik!
Die Verfassung von Weimar
Die Verfassung der Weimarer Republik
Die politische Landschaft zu Beginn der Weimarer Republik
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Das Krisenjahr 1923
1923–Hitlerputsch
9. November 1918 – die Ausrufung der Republik in Berlin
5. Januar 1919 – der Spartakusaufstand in Berlin
11. Februar 1919 – Friedrich Ebert wird Reichspräsident
19. Januar 1919 – die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland
7. April 1919 – die Ausrufung der Münchner Räterepublik
11. August 1919 – die Verkündung der Weimarer Verfassung
Der Kapp-Putsch 1920
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23. November 1923 – das reichsweite Verbot der NSDAP
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